Die Evangelische Kirche hat jetzt die Mitgliedszahlen für 2019 veröffentlicht. Die zeichnen ein düsteres Bild.
Etwa 270.000 Menschen sind im vergangenen Jahr aus den Mitgliedskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland ausgetreten. Das sind 22 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Die Zahl der verstorbenen Mitglieder blieb mit 340.000 ungefähr auf dem Vorjahresniveau. Auch bei den Taufen (etwa 160.000) und Aufnahmen (rund 25.000) tat sich nicht viel. Insgesamt sank die Zahl der Mitglieder so um zwei Prozent. Ende 2019 hatten die Gliedkirchen insgesamt 20.713.213 Mitglieder. Das sind rund 25 Prozent der Deutschen.
„Angesichts dieser Herausforderungen werden wir nicht tatenlos bleiben“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm: „Jeder einzelne Austritt schmerzt, nicht zuletzt, weil alle Mitarbeitenden hochmotiviert arbeiten.“ Er nennt mehrere Zukunftsprozesse, mit denen die Kirche zeigen will, welchen Sinn und welche Bedeutung sie für Einzelne und die Gesellschaft hat. Um Menschen zukünftig für den Glauben und die Kirche zu gewinnen, brauche es neben geistlicher Ausstrahlung und orientierender Kraft auch einen selbstkritischen Blick auf gewachsene Formate und Strukturen.
Menschen brauchen Seelsorge und Trost
„Wir müssen zu unseren Mitgliedern und allen, die Kontakt zur Kirche wünschen, einen noch stärkeren Draht als bisher bekommen. Das wird eine der Hauptaufgaben der Zukunft sein“, sagte auch Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. In der Pressemitteilung heißt es, die Coronakrise habe gezeigt, dass Seelsorge und Trost, Orientierung und Solidarität wichtiger denn je seien. Außerdem habe die Kirche im Zuge der Digitalisierung bereits viele neue Formate entwickelt, die während der Krise gut angenommen worden seien.
Die Gründe für die hohen Austrittszahlen will die evangelische Kirche jetzt in einer eigenen Studie erforschen. Diese soll das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD (SI) durchführen. Langfristige Prognosen des Forschungszentrums Generationenverträge (FZG) der Albert-Ludwig-Universität Freiburg gehen davon aus, dass sich die Mitgliedszahlen der Evangelischen Kirche bis 2060 halbieren werden. (nate)
Erst vor wenigen Tagen hatten wir die Austrittszahlen von 2018 vermeldet. Fälschlicherweise hatten wir angenommen, dass diese erst jetzt veröffentlicht worden wären. Wir bitten, dies zu entschuldigen.