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Warum wir im Folgen Freiheit finden können

„Nachfolgen“ klingt unfrei. Als ob man selbst keine Entscheidungen treffen könnte. Das muss aber nicht sein, hat Stephanie erkannt, denn im Nachfolgen liegt großes Potenzial.

Von Stephanie Mittelbach

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Höre ich das Wort „Nachfolge“, fallen mir sofort Vergleiche ein wie: „in Jesu Fußstapfen treten“ (1. Petrus 2,21), „Gott nachahmen“ (Epheser 5,1) oder „auf Gottes Stimme hören“ (5. Mose 13,5). Unweigerlich werde ich dann an die Poster in meinem Elternhaus erinnert, auf denen Spuren im Sand zu sehen sind und es heißt: „[…] wenn nur eine Spur zu sehen war, dann hast du mich getragen.“ Dieses kitschige Motiv wirkt auf mich immer, als wären diese gemeinsamen Wege mit Jesus geradlinig. Blicke ich jedoch auf die letzten Jahre zurück, dann fühlt sich dieses „Christ sein“ und das damit verbundene „Nachfolgen“ überhaupt nicht so an. Ich sehe vielmehr ein großes Chaos an Spuren hinter mir, die eher so aussehen, als hätten da ein paar Kinder im Sand Fangen gespielt. Wenn ich vor diesem Hintergrund von Nachfolge schreibe, geht es um scheinbares Chaos, ums Versuchen, um Lernen und Scheitern, um Gnade und Liebe statt um Perfektion.
Bezeichne ich mich als „Nachfolgerin Jesu“, als „Jüngerin“ oder auch nur als „Christin“, dann reagieren Leute häufig etwas befremdet. Sie scheinen dann in mir jemanden zu sehen, der einen Guru hat. Und mir geht es selbst so – ich empfinde Leute die Nachfolger, Nachahmer, Nachmacher sind, eher als unselbstständig. Mag sein, dass wir als Christen „gegen den Strom der Gesellschaft schwimmen“, und doch bleiben wir in den Augen anderer manchmal die, „die machen, was Gott ihnen vorschreibt“.
Zwar lässt es sich nicht leugnen, dass die Bibel sehr klar Nachfolge mit Gehorsam verbindet. Doch diese Begriffe bedeuten für mich inzwischen, mit jedem Tag ein wenig freier zu werden.

Denn ich habe gelernt … Gott ist gut?!

Ich bin aufgewachsen mit Geschichten von Diakonissen, die Gott ganz fügsam in ein anderes Land gefolgt sind, dort sehr unglücklich gelebt haben, aber stolz darauf waren, dass sie das im Gehorsam Gott gegenüber taten. Ich erinnere mich, wie ich mit ungefähr 13 Jahren ein Gebet gesprochen habe, nach dem Motto: „Jesus, wenn du willst, dann heirate ich auch einen hässlichen Mann mit einer Warze auf der Nase.“

Aber gleichzeitig traute ich ihm zu, er könnte von mir wollen, dass ich aus Liebe zu ihm unglücklich bin.

Denn so ein Ehemann war eine meiner frühen Teenagerängste. Die Warze stand vermutlich für unattraktiv, langweilig und ungebildet. Aber ich war bereit. Als gute Christin würde ich auch einen hässlichen Mann heiraten. Ich würde in meiner Ehe leiden und ich würde es um Jesu Willen tun.
Während der letzten Jahre habe ich mich mehr und mehr über diese Vorstellung gewundert. Ich habe immer allen erzählt, wie gut Gott ist, das hatte ich ja in der Kinderstunde so gelernt. Aber gleichzeitig traute ich ihm zu, er könnte von mir wollen, dass ich aus Liebe zu ihm unglücklich bin.

… Gott kennt mein Herz

So auch, als ich mich Semester um Semester für Sozialpädagogik bewarb, aber einfach keinen Platz an der Uni ergattern konnte. Irgendwann hielt ich den Flyer für ein Theologiestudium in der Hand und ich erinnere mich, wie ich mich von Gott aufgefordert fühlte, genau das zu tun, obwohl ich das eigentlich nicht wollte. Ich empfand Theologie als langweilig, verstaubt und praxisfern. Deshalb habe ich mir auch wirklich Zeit gelassen, mit ihm zu diskutieren und mich zu verweigern. Doch ich wollte mich in biografischen Entscheidungen von Gott leiten lassen – so kannte ich das. Außerdem wollte ich ja gehorsam sein. So schrieb ich mich schließlich noch etwas widerwillig aber folgsam ein. Nach den ersten Monaten wurde mir Stück für Stück klar, wie perfekt dieses Studium zu mir passte.

Wenn er von mir fordert ihm zu folgen, lässt er mich nicht ins offene Messer laufen.

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Inzwischen – fast zehn Jahre später – blicke ich zurück und ich bin zutiefst dankbar, dass ich mich für diesen Weg entschieden habe. Denn mit sozialer Arbeit hätte ich meine Leidenschaft verfehlt. Inzwischen weiß ich, durch viele weitere solcher Erfahrungen, dass Gott mich, mein Herz, meine Leidenschaften und Sehnsüchte so viel besser kennt als ich mich selbst. Ich weiß bis heute nicht, woher diese Gruselgeschichten der traurigen Diakonissen kamen. Vielleicht habe ich sie auch nur falsch verstanden. Wenn er von mir fordert ihm zu folgen, lässt er mich nicht ins offene Messer laufen. Denn er kennt mich so viel besser und liebt mich so viel mehr, als ich mir je bewusst sein werde.

… Gott zu begehren

Vor einiger Zeit habe ich ein interessantes Wortspiel entdeckt: Begehren und Begierde. Wir verwenden die Worte zwar beinah austauschbar, aber schaut man genauer hin, lässt sich entdecken, dass Begierde das Wort GIER in sich trägt, während Begehren EHREN beinhaltet.
Wenn ich also sage, meine Gottesbeziehung basierte hauptsächlich auf Begierde, dann meine ich, dass ich gierig darauf war, dass Gott mir gibt. Er sollte dafür Sorge tragen, dass mein Leben so läuft, wie ich mir das vorstellte – als eine Art übernatürlicher Erwartungsrealisierer. Aber immer dann, wenn er meinen Erwartungen nicht gerecht geworden ist, bestätigte sich für mich, dass er nicht gut sein konnte. Ich war enttäuscht. Erich Fromm soll gesagt haben:

„Unreife Liebe heißt: Weil ich dich brauche, liebe ich dich. Reife Liebe heißt: Weil ich dich liebe, brauche ich dich.“

Ich habe Gott geliebt, weil ich ihn für meine Zwecke brauchte. Um meine Zukunft ernsthaft mit Jesus zu planen, will ich mehr und mehr lernen, dass meine Freiheit darin liegt, ihn zu EHREN und nicht voller GIER danach zu verlangen, dass er MEINE Vorstellungen umsetzt.

Nachfolgen heißt Vertrauen

Bin ich Gott als Teenager nachgefolgt, obwohl da so viele Dinge in Schieflage waren? Ja – ich hatte mich dafür entschieden. Und auch wenn ich meine Motivation und Glaubenssätze über die Jahre anpassen musste, habe ich erkannt, dass Nachfolge sehr viel mit Vertrauen zu tun hat. Es geht um die Fragen: „Vertraue ich Gott, dass er wirklich gut ist?“ und „Vertraue ich Gott, auch wenn er meine Erwartungen nicht erfüllt?“. Inzwischen habe ich gelernt, dass Gott sehr gut mit meinem Misstrauen umgehen kann. Die Frage, die ich mir selbst immer wieder stellen muss, ist: „Halte ich selbst dieses Misstrauen aus? Und habe ich den Mut, meine Gefühle Gott gegenüber ehrlich einzugestehen, ohne sie mit christlichen Floskeln zu beschönigen?“
Heute blicke ich auf dieses Spurenchaos zurück, und vielleicht bedeutet Leben sogar, mit einem liebevollen, wunderbaren Gott weinend und lachend Fangen zu spielen.

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dran CoverDieser Artikel ist zuerst in der DRAN NEXT erschienen, die wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag gehört.

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