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Kirchenhistoriker: „Luther ist nicht ohne seine Religion zu verstehen“

Die Kulturwissenschaft hat sich Martin Luthers bemächtigt und blendet bei der Darstellung der Reformation die Religion aus, stellt der Kirchengeschichtler Volker Leppin fest. Luther sei jedoch nur mit Theologie zu verstehen.

Im gegenwärtigen „Luther-Boom“ wird die Reformation weitgehend aus kulturwissenschaftlicher Sicht beleuchtet, dadurch kommt die theologische Sicht auf die Ereignisse zu kurz. Diese Ansicht vertritt der Kirchengeschichtler Volker Leppin von der Universität Tübingen in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom Donnerstag. Seit den Anschlägen auf das WorldTradeCenter in den USA am 11. September 2001 sei das Thema Religion in den Kulturwissenschaften nicht mehr wegzudenken, schreibt er. Nun würden im Reformationsjubiläum auch Luther und die Reformation aus kultureller Perspektive vereinnahmt und der Büchermarkt mit einer „nicht mehr überschaubaren Menge Lutherliteratur“ überschwemmt, die nur noch teilweise von Theologen stamme.

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„Religion hat Sinn der Menschen bestimmt“

„Vieles, was heute mühsam von Theologiestudierenden gelernt werden muss, war lange Zeit selbstverständlicher Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses“, schreibt Leppin und konstatiert: „Je ferner die Gegenwart der Religion gerückt ist, desto dringlicher bedarf sie der Erinnerung an diese Zusammenhänge.“ Für das Verständnis Luthers und der Reformation ist nach Ansicht Leppins eine theologische Einordnung unumgänglich.

Religion sei zu Luthers Zeit kein zufälliges Kulturprodukt gewesen. Vielmehr habe die Haltung zu Gott den Sinn der Menschen bestimmt. „Wer bei Luthers Lehre von der Rechtfertigung das Jüngste Gericht nicht mitdenken kann, kann sein innerstes Anliegen nicht verstehen und damit nicht die Impulse der reformatorischen Bewegung“, erklärt Leppin. Erst wenn man die Bedeutung der Religion umfassend wahrnehme, könne Luther verstanden werden – gerade weil bei der Reformation in einer „selten zu beobachtenden Intensität“ die Religion Einfluss auf Politik und Kultur genommen habe. Leppin wünscht deshalb bei der Bewertung Luthers eine „theologische Kontextualisierung seines Denkens“ um der „historischen Realität“ näher zu kommen. Dass Luther gerne als „Rebell“ gesehen werde, sei ein Ergebnis der Deutungs- und Wirkungsgeschichte.

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