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Wo hört die Kunst auf? Theater zeigt Jesus als Vergewaltiger

Weil der kroatische Autor und Regisseur Oliver Frljić einen Jesus-Darsteller eine Vergewaltigung nachspielen ließ, klagte der Prager Kardinal Dominik Duka. Doch das Gericht wies ihn ab. Der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) rät zur Gelassenheit.

Von Nathanael Ullmann

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Der Regisseur Oliver Frljić polarisiert. In seinen Inszenierungen geht er oft an die Grenzen des Darstellbaren, imitiert die Foltermethode Waterboarding oder lässt Schauspielerinnen Geld für die Ermordung von Politikern sammeln. Mit zwei seiner Produktionen, „Der Fluch“ und „Eure Gewalt, unsere Gewalt“, hat er nun den Prager Kardinal Dominik Duka gegen sich aufgebracht. Der stieß sich unter anderem an einer Szene in „Eure Gewalt, unsere Gewalt“, in der ein Jesus-Darsteller eine Muslimin vergewaltigt. Wie die BILD berichtet, hatte diese Szene bereits 2016 in Polen für Aufregung gesorgt.

Künstlerische Freiheit

Duka forderte zwei Theater im tschechischen Brünn auf, sich für die Inszenierungen Frljićs zu entschuldigen. Er fühlte sich in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt. Die Theater weigerten sich jedoch, wie unter anderem die Süddeutsche Zeitung berichtet. Zuletzt versuchte Duka, seine Entschuldigung auf juristischem Wege zu erlangen. Doch ohne Erfolg.

Das tschechische Gericht gab den Theatern recht. Es begründet seine Entscheidung mit der künstlerischen Freiheit. Der künstlerische Ausdruck verwende spezifische Mittel, Symbole und Übertreibungen, zitiert die Süddeutsche die Begründung: „Wenn das das Potenzial hat, zur Debatte über Themen von öffentlichem Interesse beizutragen, ist es rechtlich zulässig; selbst wenn ein Teil der Gläubigen dafür ein gewisses Opfer bringen muss. Derlei muss in einer demokratischen Gesellschaft ertragen werden.“

Verschiedene Arten der Blasphemie

Über die Inszenierungen Frljićs möchte Johann Hinrich Claussen, der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), auf Anfrage von Jesus.de nicht urteilen – schließlich habe er sie nicht gesehen. Wohl aber rät er generell zu einer Unterscheidung von „reizvoller Blasphemie“ und „doofer Blasphemie“. Erstere sei Kunst, die zwar provoziere, uns jedoch helfe, fromme Traditionen infrage zu stellen. Ein Beispiel wäre der Jesusfilm von Pier Paolo Pasolini: „Der hat damals für große Erregung gesorgt. Heute ist es der einzige Jesusfilm, der Bestand hat.“ Auf der anderen Seite gebe es Blasphemie, die aus aller Kraft provozieren wolle. „Da hilft es, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.“

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Wer sich an Kunstwerken stößt, dem rät der Kulturbeauftragte, in die Diskussion zu treten: „Gute Künstler haben Lust auf Austausch“, sagt er. Er rät, sich an Künstler, Intendanten oder Kuratoren zu wenden, um ihnen mitzuteilen, wie gewisse Kunstwerke gewirkt haben. Wichtig sei es nur, nicht polemisch zu werden.

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