Drei Tage nach Ausbruch der Unruhen zwischen Christen und Muslimen in der zentralnigerianischen Stadt Jos hat die Armee die Lage unter Kontrolle gebracht.
Bewohner berichteten dem epd telefonisch, die Brände in Kirchen, Moscheen und Wohngebäuden seien gelöscht. Es seien keine Schüsse mehr zu hören. Über 200 Menschen sind nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation «Human Rights Watch» bei den Zusammenstößen ums Leben gekommen.
Neue Ausschreitungen wurden aus Randbezirken der Stadt sowie aus weiter entfernt liegenden Städten gemeldet. Die Regierungen der benachbarten Bundesstaaten versetzten die Polizei in höchste Alarmbereitschaft. In Jos durften die Menschen ihre Häuser noch immer nicht verlassen, nachdem die Behörden am Montag eine unbefristete Ausgangssperre rund um die Uhr verhängt hatten.
Die Stadt, die zwischen dem mehrheitlich von Muslimen bewohnten Norden und dem christlichen Süden Nigerias im sogenannten «Middle Belt» liegt, ist bereits häufiger von blutigen Unruhen erschüttert worden. 2008 kamen in Jos mehr als 200 Menschen ums Leben. Bei den bislang schwersten Unruhen 2001 gab es mehr als 1.000 Opfer.
Während manche Kirchenführer von geplanten Anschlägen sprachen, hinter denen Islamisten steckten, wies der katholische Erzbischof von Jos, Ignatius Kaigama, solche Berichte zurück. «Religion wird hier instrumentalisiert, um ethnische und politische Interessen leichter durchzusetzen», sagte er. Kaigama warnte davor, die Lage durch die Verbreitung von unbestätigten Gerüchten weiter anzuheizen.
Shamaki Grad von der Menschenrechtsliga in Jos machte für die Unruhen vor allem soziale Spannungen verantwortlich. «Frühere Ausschreitungen sind nie aufgeklärt worden, niemand wurde verhaftet – deshalb gibt es ein Gefühl der Straflosigkeit», erläuterte er. Vor allem Arme und Hoffnungslose seien aus Frust auf die Straße gegangen.
(Quelle: epd)