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Essenz des Glaubens: Warum weniger als ein Prozent viel sein kann

Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind

Die zweiwöchentliche Kolumne von Tom Laengner


Tom Laengner versteht vieles nicht, was in der Bibel steht. Zum Glück erklärt Jesus den christlichen Glauben in nur 49 Wörtern.

75 Prozent – das ist enorm viel, wenn es um den Alkoholgehalt eines Getränks geht. Als Wahlbeteiligung dagegen eher wenig, finde ich. Jede und jeder Vierte hat dann seinen Hintern nicht in Richtung Wahllokal hochgebracht. Aus welchem Gründen auch immer.

Ein ganz anderes Beispiel: Würde eins der vier Mitglieder meiner Kleinfamilie sterben, wäre ich verzweifelt und zu Tode betrübt. Nie im Leben würden mich Freunde dann damit trösten wollen, dass dies doch nur ein Verlust von 25 Prozent sei.

Vieles ist unverständlich

Menschen, die unser Land politisch vertreten sollen, erlebe ich da weniger sensibel. Im Fernsehen habe ich viele Wahl-Abende erlebt. Da waren Politiker, deren Sätze wie die Antworten eines Bundesligatrainers nach einer Heimklatsche klangen. Vermisst habe ich immer die Sehnsucht der Politprofis nach den Millionen Nichtwählenden. Sind ihnen diese Menschen weniger wichtig als ihre frisch erworbene Position?

Manchmal frage ich mich, ob Ministerinnen und Minister noch im Blick haben, dass sie auch viele Millionen Menschen vertreten, die sie nicht gewählt haben. Das mag ein Dilemma sein! Da finde ich es beeindruckend, dass es von Gott heißt, er habe die Haare auf meinem Kopf gezählt. Auch wenn er da bei einigen schnell fertig sein mag, ist der Gedanke dahinter doch sehr bedeutend. Sicher ist für mich allerdings auch, dass ich vieles in der Bibel nicht verstehe und manch anderes als verstörend empfinde.

Kain und Abel

So las ich neulich mal wieder den Klassiker von Kain und Abel. Das ist kein Folklore-Duo, sondern dieses Bruderpaar aus den Geburtstagen menschlicher Zivilisation. Und da ermahnt der Schöpfer allen Seins den aufgewühlten Kain, sein Temperament zu zügeln. Er solle darüber die Kontrolle behalten. Das empfinde ich als wertschätzend und anspruchsvoll formuliert, klappte aber nicht.

Also wendet sich Gott wieder an den wilden Mann. Er sagt: „Warum hast du das getan?“ Gott kommt mir dabei zutiefst entsetzt vor. Er tröstet sich nicht damit, dass 50 Prozent der Brüder ja noch leben. Aber, und das verstört mich, er ist dem Mann auch nicht in den Arm gefallen. Dafür könnte ich mir eine Erklärung drechseln. Ob mich das erleichtern würde?

So richtig im Herzen verstehe ich es nicht

Als versöhnlich erlebe ich, dass ich weder mich andauernd richtig verstehe noch meine Frau. Trotzdem werden wir fröhlich miteinander immer älter. Also muss ich mich nicht gleich nass machen, wenn ich den ewigen Gott nicht verstehe.  Meine Zweifel habe ich aber durchaus. So vermisse ich ein Maß an Qualität bei Äußerungen, Länder ruinieren zu wollen oder wenn Waffen dabei helfen sollen, Leben zu retten. Dabei geht es mir wie bei der Geschichte von Kain und Abel. Ich kann sie mir erklären, aber so richtig im Herzen verstehen tue ich das eben nicht. Und ob der Mann aus Nazareth solch markige Politrede zu schätzen wüsste?

Beim Nazarener fällt mir ein: Bauchschmerzen bereiten mir weniger seine Sätze, zu denen ich keinen rechten Zugang finde. Meinen Blutdruck bringen die Sätze hoch, die ich nur zu gut verstehe. Als er einmal mit den religiösen Eliten seiner Zeit debattierte, sagte er: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘ In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“

Das Christentum in 49 Wörtern

Kawong! In leichter Sprache fasst Jesus sozusagen das ganze Christentum zusammen. Dazu genügen ihm 49 Wörter. Wie jeder Mensch weiß (haha), besteht die Bibel aus insgesamt 738.765 Wörtern. Wie jede „Klugscheißerin“ und jeder „Klugscheißer“ weiß, ist das natürlich von Übersetzung zu Übersetzung unterschiedlich.

Vielleicht würde es reichen, sich daran abzuarbeiten? In der hingebungsvollen Liebe zu Gott, sich selber und den anderen sind mir ja keine Grenzen gesetzt. Auch wenn diese Sätze mit ihren wenigen Wörtern weit davon entfernt sind, auch nur ein einziges Prozent des biblischen Gesamtvolumens zu erreichen, erscheinen sie mir doch von hundertprozentiger Qualität zu sein. Und im Zweifeln kann ich mich ja üben, wenn ich mit der Liebe fertig bin.

Alle Kolumnen von Tom Laengner findet ihr hier.


Tom Laengner ist ein Kind des Ruhrgebiets. Nach 20 Jahren im Schuldienst arbeitet er journalistisch freiberuflich und bereist gerne unterschiedliche afrikanische Länder. Darüber hinaus arbeitet er als Sprecher für Lebensfragen und Globales Lernen. In seiner Kolumne „Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind“ schreibt er regelmäßig über Lebensfragen, die ihn bewegen.

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3 Kommentare

  1. Wenn man als Mensch mit naturgemäß begrenztem Wissen nur das glauben kann, was man völlig versteht, dann glaubt man letztlich nichts. Menschen sind von Natur aus SinnSUCHER, nicht Sinnstifter.

    • Menschen sind Sinnsucher und subjektiv Sinnfinder

      „Menschen sind Sinnsucher“, schreibt Local Yokel. Das würde ich auch voll unterschreiben. Wir sind nicht Sinnstifter, zumindest nicht in einem perfektisch verstandenen Sinne. Allerdings würde ich als Christ sagen: Nicht ich habe Gott, sondern er hat mich. Das Christentum versteht sich auch nicht als eine alleserklärende Lehre und perfektionistische Welterklärung. Auch weil wir alle nur ein sehr begrenztes Wissen haben.

      So könnte man beispielsweise Grundsatzfragen stellen, die (perfektionistisch) nicht beantwortbar sind. Etwa: „Warum ist das Sein, und nicht das Nichts“? Vor vielen Jahrzehnten haben wir im Sinne unbedarfter Hobby-Philosophen tiefsinnig diskutiert, ob es ein völliges Nichts, als ein
      möglicher Zustand vor der Schöpfung, es überhaupt gegeben haben kann. Wir haben dabei lediglich postuliert, ein Nichts könne schon deshalb keine eigenständige Wirklichkeit sein, weil es niemand gibt der es beobachtet. Und was der Sinn des Lebens, auch in einem umfassenden Sinne wirklich sein könnte, kann heute auch ein intelligentester Denker kaum ausformulieren. Fromm ausgedrückt: Warum hat Gott die Welt (das Universum) gemacht, zu welchem Zweck also? Als Gläubiger würde ich zudem fragen: Warum durfte ich nicht im Paradies bleiben ? Soll ich hier auf Erden etwas lernen bzw. Erfahrung sammeln ? Mich tröstet: Im Himmel werde ich alles erfahren. Und woher weiß ich um Gott ? Ich weiß es, weil er mir in meiner Seele begegnet ist. Allerdings ist dies nicht objektivierbar. Gott ist als allesumfassende Wirklichkeit absolut kein Ding oder kein Wesen der Physik und daher objektivierbar. Aber er ist für mich der Sinn. Ein Sinn dergestalt, dass der Schöpfer aus sich heraus alle Dinge und damit das gesamte Universum und auch mich erschuf. Katholiken sagen – und ich als Evangelischer auch – „Wir sind Geist aus Gottes Geist“. In einfacher Sprache würde das bedeuten: Wir sind aus Gott gemacht. Selbstverständlich gibt es auch die nihilistische Variante. Diese behauptet, unser Glaube sei in einer Gehirnregion angesiedelt, in Form von bioelektrischer Vorgänge, in der auch die Gefühle bei Fußballspielen entstehen. Sie seien also erklärlich, und damit auch die Gotteserfahrung. Aber dann ist Liebe auch nur ein Vorgang in der Großhirnrinde. Nein, könnte jemand gesagt haben: Wenn wir so die Welt erklären, dann könnte sie einfach auch nur ein riesiger Computer sein, den wir Universum nennen. Aber dann müsste – bevor er wahnsinnig wird – der Denker behaupten, dass irgend jemand diesen universalen Rechner erfunden haben müsste. Da denke ich lieber, in dem ich die unendliche Welt meines Schöpfers als etwas geistiges verstehe – als das Denken Gottes bei dessen schöpferischer Tätigkeit. Wir sind dann Gottes Gedanken. Aber dies ist auch Glaube und gerät damit ins Ungefähre.

  2. Gottes Liebe ist unverdienbar

    „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘ In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ Tom Laengner fasst damit die Zusammenschau unseres Glaubens (genauso wie Jesus ) zusammen. Nur dies sollten wir verstehen.

    Ich verstehe (durchaus schon etwas) warum Gott einem Mensch wie Kain, oder auch einem Putin, nicht in den Arm fällt. Gerechterweise müsste er dies jeder und jedem gegenüber ständig praktizieren. Ethik wird damit so gut wie überflüssig und die Liebe gegenüber Gott wäre damit eine erzwungene – wenn man dies überhaupt so einordnen dürfte. Eine erzwungene Liebe gegenüber Gott ist fragwürdig, daraus würde eher Angst. Und Furcht vor dem Himmlischen Vater haben leider zu viele Menschen. Sehr geholfen hat mir die Aussage zahlreicher Glaubenden, dass Jesus für alle Menschen gestorben ist, also auch für Herrn Putin, die schlimmsten Kriegsverbrecher, denjenigen der neben ihm am Kreuz hing, aber auch für mich. Die Versöhnung und Tilgung unserer Schuld gilt ebenso allen: Auch die nicht glauben können, wollen oder keinerlei Gelegenheit dazu hatten. Denn wenn wir sagen, Gott sei seinem Wesen nach die größte Liebe und Barmherzigkeit, kann sie nicht an unserer Widerborstigkeit scheitern. Selbstverständlich kann man sich mit Gott nicht versöhnen ohne ihn zu lieben. Allerdings hat er sich längst mit jedem seiner Geschöpfe versöhnt. Die Liebe glaubt alles und sie hofft auch alles, so könnte man dies aus dem 1. Korinther 13 ableiten. Auch dass Gott der Vater aus dem Gleichnis vom Verlorenen Sohn ist. Einem liebenden Gott bleiben wir immer seine Kinder, auch wenn wir erwachsen oder schon älter sind. Daher glaube ich an einem Ewiges Gericht, aber nicht an die Verurteilung zur Todesstrafe. Denn die hat Jesus schon an unserer Stelle erlitten. Am Ende werden sich alle Knie vor Gott beugen und auch in der Endzeit hier auf Erden werden die Menschen die Schwerter zur Pflugscharen machen und Jesus als dem Friedefürst folgen. Im Himmel, und dies ist Gottes völlig neue Schöpfung, wird es nur erlöste Menschen geben. Ich denke auch an Saulus, einem Christenverfolger, eigentlich einem potentiellen Mörder zudem und doch begegnet er Gott vor Damaskus und wird zum Völkerapostel. Er hat es nicht verdient, denn Gottes Liebe kann man sich nicht verdienen. Seine Gnade, also wie ein unverdientes Geschenk, gibt es ohne Vorbedingung. Dies ist das phantastische an Gott, dass er nicht denkt und handelt wie ein Mensch.

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