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Sollte ich mir als Pornoweltmeister einen Polenschlüssel leihen?

Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind

Die zweiwöchentliche Kolumne von Tom Laengner

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Sprache kann trennen und verletzen. Aber: Was geht denn nun? Und was nicht? Tom Laengner findet, dass eine einfache Regel dabei helfen kann – und verweist auf eine Aussage Jesu.

Was es alles so gibt! Erst im letzten Sommer informierte mich Focus Online, dass ich „Pornoweltmeister“ bin. Also, nicht ich allein, sondern statistisch: als Deutscher. Da sprechen die Fakten für sich. Die Techniker Krankenkasse weiß von täglich über 8 Millionen Aufrufen von deutschen Rechnern.

Und jetzt auch das noch! Bei einem ‚Qualitätshersteller von professioneller Öffnungstechnik‘ habe ich ein Video entdeckt. „Es müsste schon mit dem Teufel zugehen“, freut sich der Hersteller, „wenn Sie nach dieser visuellen Anleitung nicht in der Lage wären, problemlos Bahnenschlösser der Marken VW, Audi, Seat, Skoda, Porsche-Boxter, Ford-Galaxy etc. zu öffnen“. Für alle, die das gerne und problemlos wollen, ist Hilfe nahe. Unter derselben Adresse bekomme ich das angemessene Werkzeug: den „Polenschlüssel“. Er heißt dort wirklich so und wird für 105,91 Euro angeboten. So kann der gepflegte Gentleman Autos öffnen, zu denen er keinen Schlüssel besitzt.

Nun kenne ich eine Reihe von Polen, deren Familien im Krieg von Deutschen ermordet wurden. Und solche, die mit Kunst und Büchern handelten. Mit wieder anderen habe ich gegrillt und stundenlang gequatscht. Und fast vergessen: die ganzen freundlichen Bauarbeiter, mit denen ich so viel gelacht habe. Nur Nutzern der Schlüsselfraktion bin ich nie über den Weg gelaufen.

Herz und Hirn sind doch dazu da, dass ich mir etwas ausdenke, anstatt die beleidigte Leberwurst zu geben.

Da vermute ich stark, dass östlich der Oder kein Mensch schulterklopfend auf diesen Schlüssel angesprochen werden möchte. Genauso wenig, wie ich als Pornokönig bezeichnet werden will. Auch nicht zum Spaß. Ich fände das nicht witzig, sondern beschämend. Zutiefst froh bin ich, dass meine polnischen Freunde mich nicht anschmollen: ‚Das wird man doch wohl noch sagen dürfen‘. Sie gehören auch nicht zu den Menschen, die anschließend scheinbar ratlos darüber mutmaßen, was man jetzt überhaupt noch sagen dürfe.

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Rein sprachtechnisch finde ich gegenwärtig unsere Ratlosigkeit im Umgang mit Schaumküssen und Schnitzeln unverständlich. Der Duden schätzt, dass „der Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache zwischen 300.000 und 500.000 Wörter“ beinhaltet. Genutzt werden von Muttersprachlern bis zu 16.000 davon. Da sollten sich Alternativen zu einschlägigen problematischen Redewendungen und Wörtern finden lassen. Herz und Hirn sind doch dazu da, dass ich mir etwas ausdenke, anstatt die beleidigte Leberwurst zu geben.

Da muss ich nicht technokratisch um Wörter feilschen. Ich kann liebevoll und großzügig handeln.

Was also tun? Jesus hatte da mal eine Idee. Er sagte: „Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt.“ Das könnte als Faustregel klappen.

Die Kernfrage besteht doch darin, was ich dazu beitragen kann, dass sich andere Menschen in meiner Umgebung angenommen und wertgeschätzt fühlen. Davon will ich mich leiten lassen. Da muss ich nicht technokratisch um Wörter feilschen. Ich kann liebevoll und großzügig handeln. Und nebenbei: zu lieben müssen wir lernen und das ist uns nicht in die Wiege gelegt.

Und was diesen Schlüssel aus dem Netz angeht? Auch unter dem seriösen Namen ‚Bahnenschlüssel‘ wird es ethisch nicht wertvoller, fremde Autos aufzumachen.

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Out of the Box – Teil 1: Was gibt mir Energie?
Out of the Box – Teil 2: Was müsste dein Bruder tun, damit du glaubst, dass er der Sohn Gottes ist?
Out of the Box – Teil 3: Was macht mein Herz frei und warm?
Out of the Box – Teil 4: Wie erkläre ich meinen Glauben im Zoom-Meeting?
Out of the Box – Teil 5: Von Pornoweltmeistern und Polenschlüsseln
Out of the Box – Teil 6: Darf ein Christ eigentlich Mikado spielen?
Out of the Box – Teil 7: Was macht die Barmherzigkeit barmherzig?
Out of the Box – Teil 8: Wann wird das Nein zum Geld ein Ja zum Glück?
Out of the Box – Teil 9: Wie viel Gewicht gebe ich meinem Gewicht?
Out of the Box – Teil 10: Betest du auch manchmal für einen Parkplatz?


Tom Laengner ist ein Kind des Ruhrgebiets. Nach 20 Jahren im Schuldienst arbeitet er journalistisch freiberuflich und bereist gerne unterschiedliche afrikanische Länder. Darüber hinaus arbeitet er als Sprecher für Lebensfragen und Globales Lernen. In seiner Kolumne „Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind“ schreibt er regelmäßig über Lebensfragen, die ihn bewegen.

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