Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind
Die Kolumne von Tom Laengner

Was ist der schönste Tag in einem Leben?

Gibt es den „einen“ schönsten Tag? Oder doch mehr? Tom Laengner erzählt von Kinderstühlen, dem Duft des Blauregens und tiefsinnigen Gesprächen am Lagerfeuer.

Bei Pasta Buonissima in der Olpe in Dortmund gibt es neben überaus köstlichen Nudelgerichten auch einen Kinderstuhl aus Plastik. So können wir zum Mittagessen auch unsere Enkelin Noa mitnehmen. Auf einem normalen Stuhl wären ihre Augen auf Höhe der Tischkante. Ein Narr, wer das für einen Spaß hält! Unsere Enkel sind begeistert. Denn anschließend geht es noch ins Mondo Mio, das Kindermuseum im Westfalenpark. Und nicht zu vergessen: ein Matratzenlager bei Oma und Opa. Das würde der schönste Tag in ihrem Leben werden! So kommentierten sie mit glänzenden Augen. Dabei waren sie eben aus einem Urlaub in Montpellier zurückgekommen. Aber das Schönste kann es durchaus immer wieder geben. Nicht nur in einem Kinderleben.

Bei mir war es vor ein paar Wochen so weit. Es war der schönste Tag in meinem Leben. Das war im Sommer, der in Deutschland bekanntlich die schönste Woche im Jahr sein soll. Der Himmel hatte ein Blau, das in einer Berliner Tageszeitung irgendwann einmal als „Kaiserwetter“ definiert worden war. Etwa in Duftweite über mir hatte ein Bienenschwarm seine sonntägliche Arbeit aufgenommen. Die Blüten des Blauregens erfüllten die Luft mit aromatischer Fülle. Und wie es scheint, muss deren Nektar überaus köstlich sein. Für Insekten, versteht sich! Eine ganze Weile schon hatten die Vögel Platz genommen für ihre Symphonie auf das Leben. Sie hatten sich von Gottes strahlender Sonne anregen lassen und nahmen kein Eintrittsgeld. Und ich? Ja, ich durfte dabei sein. Wie gesagt, es war der schönste Tag in meinem Leben. Selbst ich weiß, dass das mathematisch welker Quark ist. Aber hier ist das Leben und da hat Mathe einmal Pause.

Zurück zur Pasta. Giovanni hat inzwischen seine achteinhalb Gerichte aufgezählt. Alles frisch und alles handgemacht. Mich fragt er bei der Bestellung nur: ‚Wieder Spaghetti mit Salcicca?‘ Die Antwort wartet er nicht ab. Muss er auch nicht.

Ich war ohnehin noch ganz und gar auf Zeitreise.

Blauregen (Foto: Pixabay)

Bibeltalk am Lagerfeuer

Kurz vor dem Blauregentag hatte ich schon einmal eine eine grandiose Zeit erlebt. Wir hatten an der Ems gesessen, dem Gesang des Flusses und des Kuckucks gelauscht. Mal kam sein Gesang vom einen Ufer der Ems, mal vom anderen. Und dann hatte ich Musik gemacht. Mit zwei Frauen, die mir sagten, sie seien vom selben Ufer. Ich habe nicht gefragt, wie das denn gemeint war. Denn eigentlich waren wir drei auf derselben Flussseite. Sonst hätte es mit der Musik schließlich nicht funktionieren können. Lea spielte Akkordeon, Jenny Flöte und Mandoline. Und ich machte Krach auf Leas Lagerfeuergitarre. Mein lieber Herr Gesangsverein, war das eine Freude! Und als meine Fingerkuppen um Pause baten, bat ich sie um Nachsicht. Wir haben einfach weitergespielt.

Als der Fluss zwei Stücke später so aufmunternd gurgelte, habe ich Lea von Hagar erzählt. Die wäre sicherlich auch eine feine Bluesmusikerin geworden. So verzweifelt wie sie war! Doch dann traf sie Gott. Oder besser; er traf sie. Ja, grau ist alle Theorie, gerade auch meine christlich-kirchliche. Das hier war das Licht des Lebens. Anders, überraschend und bisher unerahnt. Hagar fand inmitten der Situation ihre Worte: ‚Du bist ein Gott, der mich sieht‘. Das hatte für sie alles verändert. Für mich, ein paar tausend Jahre später, ist es immer noch so. Ich brauche nicht auf und ab zu hüpfen und zu winken, damit ich die Aufmerksamkeit erhalte, die mir Leben spendet. Ich habe sie bereits. Das bedeutet jetzt nicht, dass meine Frau mich nicht mehr küssen soll. Lea hatte meiner Erzählung bis dahin aufmerksam zugehört. In ihren Augen sah ich warmherzige Zustimmung.

Wir kleckern inzwischen schon Giovannis Öl auf den Tisch und genießen sein Ciabatta-Brot. Ravioli und Spaghetti brauchen ein wenig Zeit. Sie sind handgemacht und müssen ihre Zurückhaltung überwinden, bevor Mama Rosa sie aus der Küche entlässt. Stressen muss ich mich auch nicht, denn Kinder sind hier als Kinder willkommen. Dann sind die Nudeln bereit. Während zwei Mitarbeiter einer Sparkasse den Raum betreten, fassen wir uns an den Händen und beten.

Dann schiebe ich mir das erste Stück dieser herzhaften Fenchelwurst  in den Mund – und fühle mich zuhause.

Out of the box - weil wir wunderbar gemacht sind

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Tom Laengner

Tom Laengner ist ein Kind des Ruhrgebiets. Nach 20 Jahren im Schuldienst arbeitet er journalistisch freiberuflich und bereist gerne afrikanische Länder. Darüber hinaus arbeitet er als Sprecher für Lebensfragen und Globales Lernen.

In seiner Kolumne „Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind" schreibt er alle 14 Tage über Lebensfragen, die ihn bewegen.

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3 Kommentare

  1. ….der schönste Tag….
    Bernd ich gebe dir Recht, es gibt Hoffnung für uns Alle.
    Ich könnte nicht sagen, welcher der schönste Tag in meinem Leben ist.
    Ich denke auch ,jeder hat da eine andere Wahrnehmung von schönen Tagen oder sogar den schönsten Tag in meinem Leben….
    Das ist genau das Selbe, wie die Frage nach dem Glück.
    Was bedeutet Glück.
    Es gibt schöne Tage in meinem Leben und ich bin dankbar dafür.
    Aber ob es genau diesen Einen „schönsten“ Tag gibt, weiß ich nicht und kann ich nicht sagen.
    Ich glaube auch, dass es von unserer ganz persönlichen Verfassung abhängt, in der wir uns befinden.
    Für manche ist es die Hochzeit…für manche die Geburt eines Kindes, für manche ist es Heilung….für manche ist es…Licht am Horizont sehen…eben die Hoffnung für Alle, für manche ist es die bestandene Prüfung…und da gibt es sicher noch viel viel mehr „Definitionen“ von dem schönsten Tag im Leben!
    Sich selbst zu reflektieren und dankbar zu sein, für jeden Tag, den Gott uns schenkt…das ist doch schon etwas….
    die Geburten meiner Kinder, das waren mit die schönsten Tage meines Lebens.
    Bis heute….meine Taufe war einer der schönsten Tage meines Lebens….meine Kinder aufwachsen zu sehen…die schönsten Tage meines Lebens….
    daran kann man sich festhalten und jeden Tag immer wieder NEU, als einen der schönsten Tage des Lebens erleben….(selbst wenn er es nicht ist) …ist es eine Entscheidung, sich auch an den kleinen Dingen zu freuen und sie als schön zu empfinden.
    Es gibt wirklich Hoffnung für uns Alle

    ganz liebe Grüße
    Meike

    • Liebe Meike:
      Der schönste Tag in meinem Leben war, als plötzlich nachts Gott durch meine Seele ging und mich irgendwie mit seiner Liebe umarmte. Dann wurde ich Christ, ich wollte und konnte nicht anders. Das war dann also auch nicht meine Leistung. Aber sich nur zu erinnern daran ist zu wenig, sondern immer wieder zur Quelle zurück zu schwimmen. Gott sie mit dir, Meike.

  2. Es gibt Hoffnung für uns alle

    Tom Laengner schreibt in einer guten blumig-gefühlvollen Weise, „vom schönsten Tag in seinem Leben“. Oder: Ob es seinen solchen Tag gibt. Nun ist eines klar: Wenn die Sonne vom himmelblauen Himmel scheint, die Vögel am Tagesbeginn ihren Konzertauftritt beginnen, wenn man sehr gut geschlafen hat und keine Probleme herumträgt: Dann ist fast jeder Mensch morgens leichtfüßig, frohen Mutes, mit Zuversicht und könnte sich so durchaus liebesfähig fühlen: Der Blick durch eine positive Brille, wenn mein Inneres und das Äußere meiner Umwelt momentan übereinstimmen, machen die Welt gut. Aber durch die Brille der Probleme, des Leides, der Zweifel sowie Ängste könnte das Erleben der Wirklichkeit fast zu einem Horrorszenarium werden.. Ich und wir alle sind und fühlen unterschiedlich. In persönlichen Glücksmomenten könnte der Himmel voller Geigen hängen. Da glauben wir gerne an Gott und seine Liebe. In dunklen Zeiten und Krisensituationen sprechen wir oft von Gott als dem Richter, oder glauben das Ende der Welt komme. Dann haben Weltuntergangspropheten und Drehbuchschreiber ist inspirierende Zeit für gedankliche Werke.

    Auch in einer Situation wie Hagar fühlen wir uns möglicherweise wie in einer Wüste, alleingelassen, vielleicht unverstanden, müde und traurig. Bekanntlich wurde Hagar vor 3000 Jahren als Zweitfrau aus der Lagerstatt hinausgeworfen. Also in die Wüste verbannt, die den Tod bedeuten konnte. (Die Bibel ist nicht nur ein Liebesroman von Gottes, sondern schildert auch die Grausamkeit selbst von großen biblischen Gestalten). Hagar fand inmitten der Situation ihre Worte: ‚Du bist ein Gott, der mich sieht‘. Da wurde sie von Gott (gewissermaßen) aufgelesen, bemerkt und gerettet. Mitten aus der Hoffnungslosigkeit. Das hatte für sie alles verändert. Laenger schreibt zurecht: „Für mich, ein paar tausend Jahre später, ist es immer noch so. Ich brauche nicht auf und ab zu hüpfen und zu winken, damit ich die Aufmerksamkeit erhalte, die mir Leben spendet. Ich habe sie bereits“!

    Dies ist nämlich die Große Botschaft: „Du bist ein Gott, der mich sieht“. Der überall auf Erden und in der Unendlichkeit des Universums ist. Hier auf unserem kleinen Planeten können wir ihm nicht entfliehen, aber auch nicht abhanden kommen. Man kann Gott nicht entkommen und so kann er uns auch retten. Beten ist jeden Tag und in jeder Situation erlaubt. Wir können ihm (oder ihr) alles erzählen = Gott weiß es bereits. Meine Gedanken vor ihm zu verstecken ist sinnlos. Aber er ist nicht unter Oberstaatsanwalt und er ist auch nicht jemand der uns unfrei macht, oder wie Marionetten benutzt und unter strenge Aufsicht stellt: Er ist vielmehr unser Freund, unsere Freundin, ein Vater, eine Mutter und die allesumfassende Liebe. Da könnte auch ein trüber Tag Freude machen, auch wenn die Vögel schweigen und die Politiker angeblich unfähig ist: Es gibt Hoffnung für uns alle.

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