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Weißt du wieviel Sternlein stehen?

Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind

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Die zweiwöchentliche Kolumne von Tom Laengner


Gott ist für Bildung, meint Tom Laengner. Tom schätzt Wissen, das ihn handlungsfähig macht. Das ist jedoch nicht immer der Fall.

Carmen Striepoll wusste es. Sie war damals sechs und hatte gezählt. Es waren 100 Sterne. Mich beeindruckte das als Erstklässler tief. Jetzt wusste ich Bescheid. Leider habe ich mir nie die Mühe gemacht, selbst nachzuzählen. Inzwischen meine ich, dass es mehr sein müssen. Aber es ist mir eigentlich auch nicht so wichtig.

Ich muss nicht alles wissen und ich kann es auch nicht. Gibt es nicht immer mehr Dinge, die ein Mensch nicht weiß, als umgekehrt? Obwohl: Mich hat es schon stark berührt, wenn meine Kinder meinten, dass Papa wirklich alles wisse. Ich bin vor Glück jedes Mal um fünf Zentimeter gewachsen. Dieses Wachstum muss sich allerdings zurückentwickelt haben, sonst würde ich in kein Haus mehr passen.

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All das geschah zu einer Zeit, in der meine Kinder vieles zum ersten Mal erlebten. Das war wundervoll. Beispielsweise werkelte meine Tochter kurz vor ihrer Einschulung mit einer elektrischen Bohrmaschine. Um es vorwegzunehmen: Das Loch war später genau dort, wohin es sollte. Und wir brauchten auch kein Pflaster! Meine Tochter platzte vor Glück. Sie hatte es geschafft. Zwar konnte sie noch keine Gebrauchsanweisung lesen. Aber sich auf Papa verlassen und seine Anweisungen umsetzen, das ging schon. Diese Kombi eröffnete ihr eine bisher nicht gemachte Erfahrung.

Das ist bei mehr Wissen nicht unbedingt der Fall. Ich las eben, dass der “Half-Tucked-Ponytail” von Kim Kardashian der beste Mix aus Pferdeschwanz und Dutt sei. Das hätte ich wissen müssen, als ich noch ganz viele Haare hatte! Und über Elton John fand ich im Magazin „Rolling Stone“ die Aussage, dass er nicht mehr vor Oligarchen spielen wolle. Nun ja, diese Art von Boykott passt auch nur bedingt zu meiner Lebenswirklichkeit. Und dann gibt es natürlich die Infos zu Corona, Klima und Ukraine. Mich macht die Fülle an möglichem Wissen schwindelig. Seit dem Sommer 2020 spricht die Weltgesundheitsorganisation im Hinblick auf die Flut von Corona-Informationen von einer Infodemie.

Wissen kann Ohnmacht sein

Leider bin ich mit meinen „Informations-Achterbahn-Emotionen“ nicht alleine. Damit wird der Satz von Francis Bacon („Wissen ist Macht“) etwas relativiert. Allerdings hat der englische Philosoph das in den letzten Jahren des 16. Jahrhunderts gesagt. Heute würde er vielleicht sagen: „Wissen kann Ohnmacht sein.“ Richtig verstanden, ich habe „kann“ gesagt! Ich persönlich schätze solches Wissen, das mich handlungsfähig macht.

Dass Wissen nicht zwingend kluges Handeln nach sich zieht, kenne ich von mir selber, von Rauchern und aus der Bibel. Dort erwarb eine Schlange Weltruhm, die Adam und Eva eine steile Karriere in Aussicht stellte. Durch den Erwerb von Wissen würden sie wie Gott werden können. Das ging weniger als gut aus, wie jede und jeder Kundige weiß. Ich persönlich denke nicht, dass Gott gegen Bildung ist. Schließlich hat er in der Schöpfung eindrucksvoll gezeigt, wie er Wissenschaft, Ingenieurskunst und Kreativität würdigt. Um Menschen ihrerseits zur Blüte zu bringen, zog der Schöpfer des Universums Vertrauen und Erfahrung dem Wissen vor. Das war lange bevor die Journalistin Johanne Burghardt im Frühling dieses Jahres das Vertrauen als „Kitt, der eine Gesellschaft zusammenhält“ bezeichnete.

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Übrigens: Welches Wissen hätte meiner Tochter bei dem Bohrexperiment geholfen? Das Wissen um die Möglichkeit irreparabler Schäden durch Nichtbeachtung der Sicherheitsregeln sicher nicht. Da fällt mir ein, dass wir damals gemeinsam hätten nachzählen können, ob es immer noch so viele Sternlein gibt wie zu den Zeiten von Carmen Striepol. Jetzt ist es dafür aber wohl zu spät.

Alle Kolumnen von Tom Laengner findet ihr hier.


Tom Laengner ist ein Kind des Ruhrgebiets. Nach 20 Jahren im Schuldienst arbeitet er journalistisch freiberuflich und bereist gerne unterschiedliche afrikanische Länder. Darüber hinaus arbeitet er als Sprecher für Lebensfragen und Globales Lernen. In seiner Kolumne „Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind“ schreibt er regelmäßig über Lebensfragen, die ihn bewegen.

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1 Kommentar

  1. Wissen kann Ohnmacht sein

    Wissen „kann“(!) Ohnmacht sein, meint Tom Laengner in einer seiner immer guten und zumeist etwas hintergründigen Kolumnen. Als ich langsam erwachsen wurde – und dies ist lange her – befasste ich mich besonders tief mit dem Faszinosum unseres fast unendlichen Universums. Und ich versuchte dies zusammen zu denken mit einem Bild von Gott und der Welt. Was unser Weltall betrifft, hatte ich alles lesbar und auch Allgemeinverständliche geradezu verschlungen. So manches muss ich zwei oder drei mal lesen. Bezüglich Einsteins Relativitätstheorie habe ich erst heute eine gewisse Ahnung davon, was er damit wirklich meinte. Mein Problem: Formeln sind mir nicht eingängig. Ich brauche handfestes.

    Dabei muss ich irgendwo gelesen haben, dass unsere menschliche Erkenntnisfähigkeit beschränkt ist. Heute habe ich noch dieses etwas geheimnisvoll anmutende Bild im Gedächtnis: Es sind (geradezu unendlich) viele Türen hintereinander. Habe ich eine dieser Türen geöffnet, kommt eine neue – und dann wieder eine und noch eine. So dachten die alten Griechen (bildhaft wohlgemerkt) über den Weltengrund nach, als die Erde noch als Scheibe vorgestellt wurde: Worauf ruht die Erde – natürlich auf eine Schildkröte. Aber diese Schildkröte ? Steht auf einer weiteren usw. usw. Wenn das Kind Carmen damals zu wissen meinte – wie Tom Laengner schreibt – dass es 100 Sterne gibt, wissen wir heute dass es alleine in unserer Galaxis bis zu 400 Milliarden (Sonnen) sind. Bei einer Billionen Galaxien ist das Universum schon so groß, dass dies unvorstellbar wird. Noch unvorstellbarer ist ein Multiversum. Und warum – habe ich mich schon als Jugendlicher gefragt – soll das Universum oder Multiversum nicht unendlich sein, wenn Gott immer Schöpfer war und selbst in Raum, Zeit, Liebe, Barmherzigkeit und Allgegenwart unendlich ist ? Das Weltbild des 22. Jahrhunderts wird nicht das Letzte sein. Vielleicht wird es in Zukunft auch infrage gestellt und weicht dann auch völlig anderen Vorstellungen.

    Allerdings das größte Wunder ist dass es einen Schöpfer gibt, der uns erlöst (hat), trotz seiner Unendlichkeit ganz nahe ist, mit dem wir jeden Tag und in jeder Nacht reden können und von dem wir mit der völligen Sicherheit unseres Vertrauens auch wissen können, dass er nur aus einer vollkommenen Liebe besteht. Es gibt die vielen Türen, und keine uns eine heute erreichbare Erkenntnis über alles. Aber es existiert eine Erkenntnis die ich und wir alle nur haben können durch unser Vertrauen: Gott ist nahe. Und er besitzt die Eigenschaft, die uns Jesus als Mensch zeigte: Liebe und Barmherzigkeit. Mehr zu wissen ist nicht notwendig. Aber es kann nichts schaden viel zu wissen und daraus auch Schlussfolgerungen zu ziehen. Jedenfalls wird es nicht so sein wie in dem satirischen Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“. Die Computer, der in unendlicher Zeit nur ermitteln konnte was der Sinn des Lebens ist. Heraus kam „44“. Der Sinn des Lebens ist Gott, er ist unsere Herkunft und unser Ziel und diese Welt ist ein Umsteigebahnhof. Maschinen haben keine Seele und mit einer Zahl kann man keine Wahrheit ausdrücken. Es geht dabei um die Wahrheit des Herzens.

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