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Russisch-orthodoxe Kirche entfernt liberale Priester

Priester der russisch-orthodoxen Kirche müssen seit September 2022 in allen Gottesdiensten für den Sieg Russlands im Ukraine-Krieg beten. Wer dies nicht tut, dem droht der Rauswurf.

Die Verbindung zwischen dem Kreml und der russisch-orthodoxen Kirche sind eng. Dies zeigt sich nirgendwo deutlicher als beim sogenannten „Siegesgebet“. Seit September 2022 ist es verpflichtender Bestandteil aller Gottesdienste. Wie der Spiegel jetzt berichtet, wurden bereits Dutzende Priester wegen Verstoßes gegen diese Vorschrift bestraft.

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Der jüngste Fall betreffe den prominenten Priester Alexej Uminski, heißt es. Dieser habe dazu aufgerufen, Gottesdienste zu besuchen, in denen nicht für einen Sieg gebetet werde und stattdessen zum Frieden aufgerufen. Dafür sei er jetzt von einem Kirchengericht wegen Verstoßes gegen seinen priesterlichen Eid verurteilt worden. Ihm drohe der Ausschluss aus der russisch-orthodoxen Kirche. Der als liberal bekannte Priester hatte sich außerdem für Oppositionelle in Russland eingesetzt. 2022 hielt er die Totenmesse für Michail Gorbatschow.

Wie die FAZ berichtet, soll der Priester Andrej Tkatschow die Nachfolge von Uminski als Priester der Dreifaltigkeitskirche in Moskau antreten. er gelte als eifriger Unterstützer des Ukrainekriegs.

9 Kommentare

  1. Verantwortung haben wir immer

    Lieber Anderer Jörg: Wie wir heute Kinder unserer Zeit sind, so war Luther eines seiner Zeit. Das entschuldigt nicht alles. Aber ob er wirkich extrem
    obrigkeitsgläubig war, (nach den Maßstäben der damaligen Zeit?) ist mir nicht bekannt. Auch heute müssen wir in Extremfällen Gott (also der Liebe im Sinne von AGAPE) folgen auch gegen Gesetze. Daher gibt es ja auch Gewissensfreiheit und mein armes Gewissen wurde geprüft, ob ich eines gehabt hätte, als ich den Wehrdienst verweigerte (abgesehen davon dass ein Gewissen nicht prüfbar ist). Ich als Laie(n)Theogie-Interessierter deute die betreffende Bibelstelle bei weitem nicht so lasch, denn Widerstandskämpfer im Dritten Reich, oder Menschen die Juden versteckten und ihr Leben riskierten, dürften auch so gelebt haben. Natürlich kann ich nicht Marginales damit begründen, es sei Gottes Wille. Die Grenze dürfte da sein, wo sich Leute auf Straßen festkleben. Das kann man zumindest in biblisch-christlicher Hinsicht nur noch schwerlich begründen, zumal es psychologisch eher Antipathie befördert. Da wo es um Leib und Leben geht, also um die 10 Gebote und hier das Verbot des Tötens, kommt aber der Wille Gottes ins Spiel. Allerdings nur in Verbindung mit Vernunft. Keinesfalls kann ich vom Staat verlangen, dass er seine Feinde liebt, aber für mich als Einzelmensch ist dies eine sehr schwierige Annäherung an ein hohes Ideal. Aber auch ich könnte aus einem Feind dann lediglich in langer Zeit einen Freund generieren – und dies geht nur schrittweise. Im übrigen glaube ich entgegen dem Trendt, daß beispielsweise nicht die AfD unser wirkliches Problem ist, sondern die Wähler die eine Partei wählen die sich deutlich ins Rechtsextreme wandelt. Verantwortung als Menschen und Christen haben wir immer.

    • Mich interessiert nicht die Zeit Luthers. In der leben wir nicht. Mich interessiert die heutige Zeit und die heutige Verehrung Luthers. Und wenn man ihn heute verehrt, muss er auch den heutigen Maßstäben angemessen sein. Siehe auch die Diskussion z.B. im den USA über die Gründungsväter, die Sklavenhalter (damals normal) waren und deren Denkmäler jetzt ebenfalls zu Recht hinterfragt werden. Oder Kriegsdenkmäler in Deutschland, seinerzeit normal, heute durchaus kritisch.

      Es geht ja nicht um die historische Gestalt Luthers. Die war, wie sie war und ist was für Historiker. Es geht um die heutige Verehrung und Verklärung seiner Person.

      Und ja, Luther war extrem obrigkeitshörig. Beschäftige Dich mal mit seinen Schriften (insbesondere zu den Bauern) und Leben (wo er gelebt hat, wer ihn geschützt hat, wen er in seinen Schriften aufgefordert hat, Massenmord zu begehen).

      > Daher gibt es ja auch Gewissensfreiheit und mein armes Gewissen wurde geprüft, ob ich eines gehabt hätte, als ich den Wehrdienst verweigerte

      Das war kein Widerstand sondern Du hast ein Recht, dass sich aus dem Grundgesetz ergab, in Anspruch genommen. Übrigens hast Du nicht den Wehrdienst verweigert. Schau mal, was im entsprechenden Dokument genau steht.

      Und schön, dass dein Gewissen dabei geprüft wurde. Ich kann mich bei meiner Kriegsdienstverweigerung (mit der Waffe) nicht daran erinnern, dass dies jemand getan hat (was ja auch nicht möglich ist).

      > Die Grenze dürfte da sein, wo sich Leute auf Straßen festkleben.

      Warum? Das ist in der Regel nicht strafbar. Und dient einem höheren Ziel.

  2. „ seit September 2022 in allen Gottesdiensten für den Sieg Russlands im Ukraine-Krieg beten“ Eine Komplette Lüge, mehr nicht. Dass die Presse die letzten 2 Jahre nur am Propaganda machen ist, ist nichts neues. Wie die Zeit bis heute zeigte- sind an den vergangenen Geschichten auch nichts dran. Ich bin regelmäßig in der Russ.Orthodoxen Kirche und solche „Sieges Gebete“ existieren nicht- weder erwähnen Priester Politische sachen

    • Das ist falsch. Klingt nach russischer Propaganda. Dass das Moskauer Patriarchat hinter dem Krieg steht, ist keine Erfindung des Westens, sondern wird offen kommuniziert. Auch das Gebet für die „heilige Rus“ ist keine Erfindung westlicher Medien, sondern wurde auch und zuerst in russischen Medien geteilt. Ebenso die Disziplinierung „abtrünniger“ Priester.

    • Hallo 777,
      Du wählst heftige Worte und Anschuldigungen, ein wenig mehr Sachlichkeit würde der Diskussion gut tun: Welche Russ. Orthodoxe Kirche besuchst Du regelmäßig, in welchem Ort, bei welchem Priester? Und was hast Du konkret zu Alexej Uminski recherchiert (z.B. was beinhaltet der priesterliche Eid und wo gegen hat er laut Kirchengericht ganz konkret verstoßen…)? Mich würde darüber hinaus interessieren, mit welchen Argumenten Andrej Tkatschow den Ukraine-Angriffskrieg rechtfertigt (vielleicht hilft es mir ja ein wenig, die russ. Position besser zu verstehen, die deiner Meinung nach ja offensichtlich in den letzten 2 Jahren in ‚unserer Presse-Propaganda‘ ein wenig untergegangen zu sein scheint, wenn ich dich richtig verstehe…).
      LG

  3. Wehret den Anfängen

    „Priester der russisch-orthodoxen Kirche müssen seit September 2022 in allen Gottesdiensten für den Sieg Russlands im Ukraine-Krieg beten. Wer dies nicht tut, dem droht der Rauswurf“! Man darf hinzufügen: Leider wurden schon viele hinausgeworfen worden. Aber dies spricht ja dafür, dass nicht alle gradlinige Systempriester sind. Da darf ich nur dankbar sein für unsere Kirche(n), die mit dem Gewicht von Großkirchen mit katholischen und evangelischen Gesangbüchern, dem Staat und damit dem Gemeinwesen kritisch und solidarisch gegenüberstehen. So falsch ist aber auch Luthers Überzeugung gegenüber allem Weltlichen nun doch nicht, wenn man berücksichtigt, dass er daran glaubte die Obrigkeit sei von Gott eingesetzt. Allerdings nur in jenem Sinne, dass wir alle die Bäcker brauchen für die Brötchen, die Postboten, das Internet und unseren Mund sowie möglichst auch Güte sowie Nächstenliebe für die Kommunikation. Aber man solle Gott mehr gehorchen als den Menschen. Was bedeutet: Ich muss auch die staatlichen Gesetze befolgen, aber ich muss und darf nicht etwas betreiben was gegen die 10 Gebote und die Bergpredigt (sowie gegen die Liebe) verstößt. Gegen den Rüstungswahn der atomaren Abschreckung der 1980er Jahre habe ich als klare Reaktion den Wehrdienst verweigert. Bereits die Absicht die Menschenrechte zu verletzen bedingt zwingend, dass man auch die Debatte möglichst schon vor den EU-Grenzen alle Flüchtlinge abzuweisen, sehr kritisch verfolgen sollte. Wer gar damit liebäugelt, alle Menschen mit Migrationshintergrund mitunter nach Afrika zu verfrachten, sollte mit aller Härte und Gerechtigkeit der staatlichen Justiz verfolgt werden. Das Gewaltmonopol für Notfälle liegt in der weltlicher Zuständigkeit. Die weltliche Gewalt muss aber vor dem Schöpfer alle Dinge Rechenschaft ablegen. Was hat dies mit den russischen Priestern zu tun? Alles. Nämlich nicht zu vergessen, dass auch Hitler mit seiner menschenverachtenden Philosophie einst durch Wahlen an die Macht kam. Wie einst Putin ebenso, der längst mit seinen Seilschaften die Macht über Recht und Unrecht wie ein Alleinherrscher in der Hand hält. Deshalb sollte man, hier nach guter und gründlicher Abwägung, sich für ein gesetzliches Verbot der AfD einsetzen. Sonst sind die Geister die man demokratisch einst berufen hatte, bald die Herrscher:innen wie im Kreml. Auf die Stammtische zu hören ist nicht opportun. Leider neigen dazu, in Krisensituationen nach den starken Männern und Frauen zu rufen, die es für uns richten sollen. Aber die richten es so ein, dass sie ihre Macht verfestigen. Die Kirchen und wir als Christen sollten in diesem Sinne nicht unpolitisch sein. Maßstab sind dann nicht Parteiprogramme, sondern die 10 Gebote und die Bergpredigt. Der Glauben ist zusammengefaßt: Gott, den Nächsten und auch sich selbst zu lieben. Das macht Menschsein aus.

    • > Leider wurden schon viele hinausgeworfen worden. Aber dies spricht ja dafür, dass nicht alle gradlinige Systempriester sind.

      Ich weiß nicht, ob ‚dutzende‘ wirklich viel sind. Wie viele Priester diese Kirche hat, konnte ich nicht herausfinden, aber jährlich kommen ca. 1600 Priester dazu (Quelle Wikipedia). Die russisch-orthodoxe Priesterschaft, von der ein großer Teil genau wie ihr Patriarch mit dem russischen Gemeindienst eng verbunden ist. scheint mir eher fast komplett auf Putin-Linie.

      > So falsch ist aber auch Luthers Überzeugung gegenüber allem Weltlichen nun doch nicht, wenn man berücksichtigt, dass er daran glaubte die Obrigkeit sei von Gott eingesetzt. Allerdings nur in jenem Sinne, dass wir alle die Bäcker brauchen für die Brötchen, die Postboten, das Internet und unseren Mund sowie möglichst auch Güte sowie Nächstenliebe für die Kommunikation.

      Luther war extrem obrigkeitshörig und -abhängig. Wie wenig ihn die Bäcker oder Bauern interessierten, kann man an seiner Reaktion sehen, als die Bauern mehr Rechte forderten. Luther stellte sich klar auf die Seite der Obrigkeit und sprach Hass- und Mordbotschaften gegen diese Bauern aus.

      > Ich muss auch die staatlichen Gesetze befolgen, aber ich muss und darf nicht etwas betreiben was gegen die 10 Gebote und die Bergpredigt (sowie gegen die Liebe) verstößt.

      Eine heute moderne Missdeutung dieser Bibelstelle. Zu Zeiten Jesus war die dortige Obrigkeit die römische Besatzungsmacht, die mit ungeheurer Brutalität herrschte (Pilatus führte sich z.B. mit einem Massenmord ein). Und in dieser Situation sagte Jesus laut Evangelium diesen Satz. Daraus jetzt auf heute zu schlussfolgern, dass man in bestimmten Fällen demokratische Entscheidungen heute nicht befolgen muss, ist geradezu absurd.

      Die russisch-orthodoxe Kirche hat mit Christentum und Jesus allerdings in der Tat wohl kaum noch etwas zu tun. Sie unterscheidet sich darin (und in ihren Aussagen) allerdings nicht groß von der röm.-kath. Kirche oder auch evangelischer Kirchen früherer Zeiten. Insofern bleibt die Hoffnung, dass auch sie sich irgendwann bessert.

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