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Tanzverbot am Karfreitag: Kirchen schaden sich selbst

Tanzen verboten! Das gilt per Gesetz deutschlandweit am Karfreitag. Für die Kirchen stehe in dieser Debatte viel auf dem Spiel, meint der Theologe Alexander Maßmann.

Beibehalten oder Abschaffen? Beim Streit um das Tanzverbot geht es weniger um die Praxis, sondern mehr ums Prinzip, schreibt Theologe und Ethiker Alexander Maßmann in einem Artikel für die Nachrichtenplattform evangelisch.de.

Der Sinn des Verbots bestehe traditionell darin, Jesu Tod und Leid zu gedenken, so Maßmann. Angesichts dessen würden ausgelassene Feiern deplatziert wirken. Auch für Nicht-Christinnen und -Christen sei dieser „stille Tag“ durchaus sinnvoll. Wann beschäftige man sich denn sonst mit den dunklen Seiten des Lebens, fragt Maßmann.

Eingriff in Grundrechte

Allerdings sei das Tanzverbot in der deutschen Gesellschaft unverständlich geworden. Seit einem Jahr liegt der Anteil der Deutschen, die Mitglieder der großen Kirchen sind, unter 50 Prozent. Menschen, die den Kirchen distanziert gegenüberstehen, würden sich vom Tanzverbot vereinnahmt oder bevormundet fühlen, meint Maßmann. „Mit dem Hinweis auf die Bedeutung Jesu Christi kann man gesellschaftlich keine Regel begründen, die für Nicht-Christinnen und -Christen einen Eingriff in ihre Grundrechte bedeutet.“ Auch die Tradition sei kein gutes Argument für das Tanzverbot, „denn Traditionen müssen sich ändern können.“

Das Verbot könne außerdem so wirken, als ob Christinnen und Christen den Menschen das Vergnügen nicht gönnen würden. „Sobald dieser Eindruck entsteht, haben die Kirchen verloren“, schreibt Maßmann. Für die christlichen Kirchen stehe deshalb in der Debatte um das Tanzverbot viel auf dem Spiel. Es gehe um das Erscheinungsbild ihrer Botschaft: freudig oder spielverderberisch. Maßmann empfiehlt, nicht vehement darauf zu beharren. Den Karfreitag könnten Christinnen und Christen auch ohne Tanzverbot sinnvoll begehen.

Link: „Tanzverbot am Karfreitag: Ja oder nein?“ (evangelisch.de)

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7 Kommentare

  1. Vielen Dank Herr Hehner. Betrachten wir das Christentum, wie es aufgebaut wurde. Die ersten Christen hielten ihre religiösen Veranstaltungen, ihre Gottesdienste unter ihren Bekannten ab, in ihren eigenen Häusern. Sie baten darum, geistig inspiriert zu werden, um so aus geistiger Kraft den Willen Gottes zu verkünden. Was ist heute aus dieser christlichen Lehre geworden? Sie ist zu einer Macht geworden und die göttliche Welt hat heute wohl wenig zu sagen, dafür die Menschen alles. Menschen behaupten zu wissen, was Gott gefällig wäre. Menschen sind es, die den Willen Gottes verkünden, so wie es ihnen gefällt. Es ist also die Welt, die regiert und die dem Menschen sagt, was zu tun und was zu lassen ist. Diese Fragen müssten den Menschen vertieft weiterführend aufgezeigt werden, um die Wahrheit zu erfahren.

  2. Die Themen sind wohl etwas vermischt, Tanzverbot, Kirchenaustritt. Gehe ich am Karfreitag nicht zum Tanz, heisst dies wohl noch nicht, dass ich diesen Tag in besonderer Weise achte.
    Trete ich aus der Kirche aus oder besuche die Gottesdienste nicht mehr, heisst dies für mich nicht, derjenige will mit Gott nichts mehr zu tun haben.
    Ich kenne viele suchende Menschen, die keinen Gottesdienst mehr besuchen, weil sie keine Antworten auf ihre Fragen finden und deshalb
    enttäuscht fernbleiben. Die religiösen Antworten, die gegeben werden, sind häufig eine Zumutung für einen denkenden Menschen.
    Aber die Theologie, die an der teilweise bewusst oder unbewusst verfälschten Bibel wörtlich festhält, sagt mir einfach: “ Das verstehst du nicht, du hast zu glauben, was wir verkünden! „

    • Da bin ich bei Ihnen Jacques Jordans

      Jacques Jordans: Da bin ich ganz bei Ihnen. Vielfach habe ich auch Predigten gehört, die für denkende Menschen eine Zumutung sind. Von unseren Theologen in den beiden großen Kirchen erwarte ich allerdings, dass sie uns das was sie im Studium an Wissen erwarben, durchaus auch an das gewöhnliche Kirchenvolk weitergeben. Ein älterer Pfarrer sagte einmal zu uns damals noch Jugendlichen: „Die Christin, der Christ, der sich an falsche Sicherheiten klammert (oder klammern muss), besitzt eigentlichen einen schwachen Glauben. Wenn wir also – bildlich gesehen – immer Krückstöcke bzw. Gehhilfen im Glauben benutzen müssen, z. B. dass die biblische Wahrheit auf Punkt und Komma vom Himmel gefallen ist, dann müssen wir am besten diese falschen Sicherheiten wegwerfen“! Ich habe das einmal getan, und heute werfe ich mein ganzes Vertrauen auf Gott selbst und seinen Geist, der in allen Menschen wirken will. Ich schreibe das zu unseren Theologen, also den Pfarrerinnen und Pfarrern die sonntags predigen, weil sie zwar oft gut predigen. Es gibt aber auch Sonntagsansprachen, die ich (gefühlt empfinde), als rede man mit kleinen Kindern und wolle man ihnen nicht auch eine Textauslegung zumuten, die so auch in vielen Kommentaren stehen. Wir Christen sind ja durchaus mündig und ich habe mir allerdings völlig abgewöhnt, mir meinen Gott nach meinem Bedürfnis zurecht zu schnitzen: Damit er meine Vorurteile teilt.

  3. Die Quantität der Kirchenmitglieder ist kein Argument für oder gegen das Tanzverbot an Karfreitag. Dann könnten man gleich den Sonn- und Feiertagsschutz abschaffen. Nein: Wir haben ein von der christlichen Kultur geprägtes Land. Es gibt keinen Grund dies aufzugeben. Meist bestimmen viel kleinere Minderheiten den gesellschaftlichen Diskurs. Wer sich am Tanzverbot stört und deshalb an Christen, der stört sich auch bald am Glockenläuten und an anderer Präsenz christlichen Kulturguts in der Öffentlichkeit.

  4. In Würzburg findet am Karfreitag eine „Heidenspaßparty“ statt.
    Wir haben eine „Mahnwache für Jesus“ angemeldet, aber lest doch selbst!

    Einladung
    Mahnwache für Jesus
    Anlässlich der „Heidenspaßparty“ am Karfreitag im Posthochhaus in Würzburg, laden wir zur Mahnwache für Jesus ein. Wir sind Menschen, die Jesus liebhaben. Wir wissen, dass wir durch das Sterben Jesu, durch sein Blut reingewaschen sind von aller Schuld, und Jesus uns ein neues Leben geschenkt hat. Wir sind dankbar dafür, dass Jesus für unsere Schuld und Sünde, mit seinem Leben bezahlt hat. „Der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden“ (1.Petr. 2,24).
    Jesus hat es vor mehr als 2000 Jahren seinen Jüngern angekündigt, dass er bald den Heiden überantwortet wird. „Denn er wird überantwortet werden den Heiden; und er wird verspottet und geschmäht und verspeit werden,“ (Luk. 18, 32).
    Liebe Geschwister genau das, passiert am Karfreitag wieder in Würzburg. Die Verantwortlichen der Stadt Würzburg und auch die großen Kirchen haben keine besonderen Einwände gegen diese Party. Wie der Main Post zu entnehmen war, sieht das Evangelisch- Lutherische Dekanat Würzburg, die ganze Sache noch etwas lockerer. „Wir mussten ehrlicherweise über den Namen der Veranstaltung etwas schmunzeln.“
    Die religionskritische Giordano-Bruno-Stiftung veranstaltet am Karfreitag im Posthochhaus (Würzburg), die „Heidenspaßparty“, also eine „Mischform aus Demonstration und Veranstaltung. Vor der Party soll Monty Pythons Comedy-Klassiker „Das Leben des Brian“ gezeigt werden. Dieser Film veralbert, verspottet einfach alles, was dem lebendigen Gott heilig ist.
    Diese Stiftung steht dafür, dass es keinen Gott gibt, Menschen „Gottlos“ glücklich werden können und möchte in den nächsten 10 Jahren, das säkulare Jahrzehnt einleiten, mit all den Dingen, die dem lebendigen Gott ein Gräuel sind.
    Wir dürfen als Jünger und Nachfolger Jesu, nicht so machen, als hätten wir nichts damit zu tun! Liebe Geschwister wir dürfen uns nicht einfach „wegducken“ – „wir haben doch nichts damit zu tun“, „nein – so eng wollen wir das nicht sehen“, „lass doch die jungen Leute ein bisschen Spaß haben!“ Uns geht es auch nicht darum, dass Tanzen zu kritisieren, sondern, dass unser Herr und Heiland durch den Film verspottet und durch den Kakao gezogen wird. Wenn wir schweigen machen wir uns schuldig, wir verleugnen unseren Erlöser, der sein Leben für uns gegeben hat, damit wir leben dürfen. Jesus möchte uns ermutigen – fürchtet euch nicht! Jesus sagt: „Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den werde ich bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den werde ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater“ (Matth. 10, 32+33).
    So möchten wir euch ganz herzlich einladen, an dieser Mahnwache teilzunehmen und unserem Herrn die Ehre zu geben. Lasst uns Botschafter an Christi Statt sein! „So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir an Christi Statt: Lasset euch versöhnen mit Gott!“ (2.Kor. 5,20).
    Die Mahnwache steht unter dem Thema: „Lasset euch versöhnen mit Gott“ und findet am:
    Karfreitag, den 07. April 2023
    Weitere Informationen auf meiner Homepage: http://www.cafe-milchladen.de

    • Mahnwache für Jesus

      Eine Mahnwache für Jesus ist immer gut. Wäre ich in Würzburg, wäre ich sofort dabei. Aber etwas selbstkritisch muss ich doch hier leider auch sein: Die allererste Mahnwache gehörte in das Mittelmeer, wo bisher fast 29.000 Menschen ertrunken sind,. Dies ist auch in Jesu Namen so, als wenn Jesus der Flüchtling ist und ertrunken. Jesus stellt sich an ihre Stelle, auch der Hungernden, Notleidenden und diejenigen ohne ein Obdach.

      Der schwachsinnige Film „Das Leben des Brian“ ist ein inhaltsarmes Machwerk. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich damit der Schöpfer aller Dinge, der ein unendliches Universum erschuf, sich wirklich beleidigen lässt. Der Film ist zudem, wenn ich nicht sehr irre, „englischer Humor“, der auch den christlichen Glauben gnadenlos geiselt, und den auch nur die Engländer wirklich verstehen (oder auch nicht, weshalb er dort keinen Sturm der Entrüstung auslöst). Ich finde den Film deshalb geschmacklos, obwohl ich ihn nur 5 Minuten ansehen musste, weil er religiöse Gefühle gnadenlos verletzen will.

      Die wirkliche Beleidigung (und Gotteslästerung) erleben wir im Kreuz von Golgatha. Wir als Menschen sind dabei mit Gott selbst so verfahren wie mit uns Menschen: Wir waren schlicht und einfach brutal, mit Freude an Gewalt, die Hinrichtung war ein öffentliches Ereignis, so wie es im Altertum und noch im Mittelalter öfters stattfand.

      Aber die Kreuzigung von Gottes Sohn war unser Heil. Gott sagt nicht: So ihr mir, so ich euch. Sondern: Sein Kreuz war unsere Freispruch. Unser Hass auf Gott – und damit auch auf den Menschen Jesus – wurde Gottes Liebe und Vergebung für uns. Wahrscheinlich müssen wir daran arbeiten, die Kreuzigung Jesu in eine moderne Form zu bringen, heute gibt es da noch andere Methode und auch noch durchsichtigere Motive, die Liebe Gottes nicht zu leben. Dann könnte man doch lieber die Leute der Giordano-Bruno-Stiftung zu einem Gottesdienst einladen. Hier habe ich das schon einmal erlebt. Es war ein Gottesdienst für Ungläubige. Auch so offen formuliert. Aber es war beeindruckend. Das Ergebnis war zumindest im Erfolg ein Dialog. Also: Möglicherweise ist ein Dialog zielführender als eine Konfrontation. Allerdings hat ein Dialog den Nachteil, dass man offen sein muss für die (manchmal sinnhaften) Gedanken derer, die mit uns im Dialog sind.

  5. Karfreitags-Tanzverbot stört und behindert niemand

    Ich brauche kein Tanzverbot, da ich (zufällig) sehr ungern tanze und hier auch keinerlei Fähigkeiten zeige. Im übrigen haben wir gerade darüber diskutiert, wie wenig eigentlich – in der herkömmlicher Form – noch getanzt wird. Die Fragestellung des Tanzverbotes am Karfreitag hat zudem wirklich nur prinzipielle Bedeutung. Andererseits kann man die Christlichkeit der deutschen Menschen nicht in Zahlen messen. Man könnte man beispielsweise behaupten, dass zu Zeiten des Dritten Reiches der Kirchgang in zahlenmäßig höherem Maße gepflegt worden sei. Allerdings hätten aber auch viele angeblich gute Christen Heil gerufen. Wenn heute gesagt wird, nur 50 % der Bundesbürger gehörten auch noch einer Kirche an, der wird mit dieser Zahl, wie fast zu keiner Zeit, wirklich den Kern treffen. Nach einer alten wissenschaftlichen Studie aus den 1970er Jahren wurden – eigentlich bis heute – immer nur höchstens 3 % der Deutschen jeweils von der Ev. Kirche und der Kath. Kirche erreicht: Was bedeutet, dass diese 3% ihren Glauben wirklich praktizieren. Selbst heute stimmt dies noch die beiden (Noch-)Volkskirchen betreffend, wenn auch zusätzlich viele ihr Heil in einem Kirchenaustritt suchen (will sagen, sie kündigen die Kirchensteuer). Diese 3% Kerngemeinde – könnte man meinen – dies sind die wahren Christen. Aber was ist mit denjenigen der große Gemeinde jener, die nur an Weihnachten+Ostern unter Kreuz und Altar sitzen? Oder zu einer Form von Christen zählen, die per Livestream oder am Pantoffelkino den Sonntags- und Werktagsgottesdiensten folgen? oder der große katholische Theologe Karl Rahner sprach sogar von den „anonymen Christen“, die eigentlich Christen sind und es nicht wirklich realisieren.. Dazu kommen noch die ganz vielen Mitglieder der Freikirchen in jeglicher Form, und unsere Halbgeschwiste,r die Juden. Die Zahlen über Christlichkeit und Religiosität in Deutschland sagen sehr wenig aus. Gesetzliche Tanzverbote, wobei doch kaum getanzt wird, sind sicher aus der Zeit gefallen. Andererseits wird eine Umfrage – oder Vermutungen – wieviel Menschen heute sich stille Tage wie Karfreitag wünschen, sehr unergiebig bleiben. Man darf das Gesetz der Tanzverbote einfach weiter existieren lassen. Sonst würde man dem bösen Staat unterstellen, er sei nichtchristlich (was er ja auch, neutral besehen, sein soll). Was uns Deutsche eint: Die allermeisten Menschen sind unpolitisch. Oder nicht bewusst christlich eingestellt. Allerdings wenig gewillt, die eigenen Einstellungen auch zu überprüfen und sich mal auf was neues einzulassen. Für uns Christ*innen stehen die Türen also halb offen, für etwas ganz Neues zu werben: Nämlich für die allerbeste Botschaft des Universums. Ein in die Jahre gekommenes Gesetz abzuschaffen, kann man sich aller Mühen allerdings ersparen. Auch die Todesstrafe hat man in Rheinland-Pfalz vergessen abzuschaffen. So eine kleine ethische Entscheidung zu fällen, an Karfreitag an alles Leid der Welt zu denken und einen Ruhetag einzulegen, könnte (theoretisch) jede/r selbst treffen.

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