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Theologe: Sozialgesetze des Alten Testaments haben Vorbildcharakter

Der Umgang mit den Armen und Schwachen im Alten Testament der Bibel taugt nach Ansicht des Marburger Theologen Rainer Kessler auch als Vorbild für unsere Gesellschaft.

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 «Es gibt im Alten Testament eine Fülle von Bestimmungen, die sich mit sozialen Fragen befassen», sagte der Professor für Altes Testament am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Marburg dem epd: «Der Maßstab für eine gute Gesellschaft war die Frage, wie es dem Schwächsten geht.»

 Eines der wichtigsten Gesetze sei das Verbot gewesen, Zinsen zu nehmen, erläuterte Kessler. «Das war eine entscheidende Maßnahme, weil Darlehen sich dadurch leichter zurückzahlen ließen.» Als weiteres Beispiel nannte der Theologe die Beziehung zwischen Sklaven und Herren. Viele Menschen, die ihre Schulden nicht bezahlen konnten, mussten sich Kessler zufolge in Schuld-Sklaverei begeben. Doch nach sieben Jahren sollte die Sklaverei beendet werden. Am siebten Tag sollten alle ruhen, auch die Sklaven und das Vieh.

 Wenn etwas gepfändet wurde, nahmen die Gläubiger dem Schuldner häufig den Mantel weg, weil das ein wichtiges Kleidungsstück war. «Es finden sich aber mehrfach Bestimmungen im Alten Testament, dass man den Mantel abends wieder zurückgeben musste, weil die Menschen sich nachts damit zudeckten», sagte der Theologieprofessor.

 Damit die sozialen Ungleichheiten sich nicht weiter verschärften, habe es die Bestimmung gegeben, alle sieben Jahre die Schulden zu erlassen, erklärte der Wissenschaftler. Die Siebenjahresfrist sei auch in das deutsche Privatinsolvenzrecht eingeflossen. Allerdings habe der Schuldenerlass zu Folgeproblemen geführt, die in der Bibel auch diskutiert würden: «Wenn alle sieben Jahre die Schulden erlassen werden, gewährt niemand mehr einen Kredit», erläuterte Kessler. Auch damals habe es immer Leute gegeben, die versuchten, die Gesetze zu umgehen. Die Menschen seien nicht besser gewesen als heute: «Das alte Israel war kein Himmel auf Erden.»

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 Dennoch sollten diese Gesetze verhindern, «dass die besonders Schwachen aus der Gesellschaft herausfallen». «Das ist das Gegenteil dessen, was heute propagiert wird, nämlich dass die Leistungsträger gefördert werden müssen», sagte Kessler.

 Kessler (65) konzentrierte sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit auf Fragen der Sozialgeschichte Israels. Er tritt im April in den Ruhestand. 

(Quelle: epd)

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