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Wohin gelange ich, wenn ich in mich gehe?

Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind

Die zweiwöchentliche Kolumne von Tom Laengner


Tom Laengner zieht den Rechen dem Laubbläser vor. So kann er besser nachdenken. Auf diesem Weg erkennt er, welch ein Schatz in den unscheinbaren Dingen steckt.

Nein, ein Laubbläser ist kein klassisch ausgebildeter Musiker. Laut Wikipedia ist er „ein elektrisches oder mit Verbrennungsmotor betriebenes Gartengerät zum Fortblasen von Laub“. Kommt das Gerät im Garten zum Einsatz, dann kannst du Blätter aller Art das Fürchten lehren. Auch mich persönlich laden des Motorbläsers einsilbige Weisen nicht dazu ein, zu mir selbst zu kommen. Das soll aber wichtig sein, um zum Beispiel nachhaltige Entscheidungen zu treffen.

Gegen meine Erwartungen fand ich das in einer Geschichte, die mir seit Kindertagen bekannt ist. In der geht es um Gott. Mir wurde deutlich, dass der Weg zu ihm über mich führt. Mich, als real existierenden Menschen. So verstehe ich jedenfalls Lukas, den Autoren der Geschichte.

Dieser Mediziner berichtet von Jesus, der wiederum seine ausgedachte Geschichte vom verlorenen Sohn erzählt. Bevor der berühmt-berüchtigte junge Mann seinen Abschied vom Schweinetrog nahm, „ging er in sich“. Als Folge wurde er nicht etwa religiös. Nein, er kehrte um und schlug einen völlig neuen Weg ein.

Zu sich selber zu kommen, scheint demnach wohl zur Menschwerdung zu gehören. In mich zu gehen, führt zum Ziel. Mich hingegen zu zerstreuen, zerlegt oder vernebelt auf lange Sicht, was noch von mir übrig ist. So ist jedenfalls meine Erfahrung.

„Beim Nachsinnen kann ich zur Ruhe kommen“

Was meinen Garten angeht, stehe ich mehr auf den guten alten Rechen. Das Laub wirkt weniger panisch und ich kann mehr meinen Gedanken nachgehen. Ach, ist es nicht schön zu spüren, wenn etwas in mir lebt. Für meinen Geschmack kommen mir zwar manche Ideen zu schnell. Manchmal führen sie mich in die Irre. Aber immer wieder sind sie recht großartig.

Beim Nachsinnen kann ich zur Ruhe kommen. Abschalten will ich jedoch vermeiden. Da höre ich sofort den Oberlehrer in mir fragen: „Sagen die Wörter nicht das Gleiche aus?“ Abschalten mag ich für mich nicht. Das ist nicht meiner Karriere als Erbsenzähler geschuldet. Ich schalte Geräte und Maschinen ab. Beides bin ich nicht und habe auch nicht vor, es zu werden.

Gleichförmige Bewegungen

Ich habe sie lieben gelernt, die gleichförmigen und ruhigen Bewegungen, mit denen die Zinken den Rasen durchkämmen. Ich mag den immer modriger werdenden Duft der Blätter und deren Feuchtigkeit an meinen Händen, wenn ich sie aufhebe. Ich liebe das Juchzen meiner Enkelkinder, wenn wir das Laub durch die Luft werfen. Es taumelt dann segelnd durch die Luft. Oder segelt es taumelnd?

Für dieses Erleben brauche ich dann keinen Laubbläser und auch keinen Mähroboter. Diese Teile sollen mir laut Prospekt auf dem Weg zum smarten Garten helfen. Das klingt nach mehr Bildung für die Grashalme. Ist es aber nicht. Und ich werde den Gedanken nicht los, dass mir das Leben abgenommen werden soll. Genauso sieht es beim Lieferservice aus.

Was ist das Wesentliche?

Da sagen sie mir, er schaffe mir mehr Zeit für das Wesentliche. Was das wohl sein soll? Ich weiß es nicht. Zugegeben: Ich schneide mich nicht ganz so gerne in den Finger. Aber Knoblauch und Fenchel schneide ich gerne. Und ich sauge den Duft von gerösteten Walnusskernen ein, wenn sie mit Honig karamellisiert werden. Darauf soll ich verzichten, weil mir der Lieferservice sagt: „Hier kannst du alles haben, was du willst, wann immer du willst“?

Mal abgesehen davon, dass ich das als gelogen empfinde: Also, das will ich gar nicht. Ich will mich nicht mit Mythen von einem Schlaraffenland füttern. Auch in meinen Leben mit Gott möchte ich den Allmächtigen nicht zu einem Weihnachtsmann zu erniedrigen.

„Ich will mein Leben doch nicht vermeiden“

Die Überraschungen des Lebens sind ja viel besser. All diese vermeintlich unscheinbaren Dinge als Schatz wahrzunehmen, hat für mich damit zu tun, in mich zu gehen oder zur Besinnung zu kommen. Es sind Teilstücke eines neuen Weges. Ich will mein Leben doch nicht vermeiden. Erleben will ich es.

So habe ich neulich beim Radeln Pilze entdeckt. In der Wildnis am Dortmund Ems Kanal hatten sie sich versteckt, wie ich es mit Ostereiern tue. Sie wollen gerne gefunden werden … Ein besonders beeindruckendes Exemplar habe ich dann unter meiner Windjacke verstaut. Das gestaltete sich als recht sperrig. Ich wurde noch langsamer. Aber als ich die Pilze dann über dem offenen Feuer gebraten habe und die Flammen Walzer tanzten, da habe ich mich gefreut wie Bolle.

Nachher hatte ich massive Blähungen. Das fand meine Frau nicht ganz so toll. Aber wir waren uns einig, dass Gott nicht alle diese Herrlichkeiten geschaffen hat, damit wir sie mit Nichtachtung strafen. Und dann hörten wir die Kraniche. Unsere Augen suchten den Himmel ab. Da flogen sie heran. Es müssen Hunderte gewesen sein. Und ich dachte an den Satz von meinem Freund Martin: „Schönheit hat etwas Heilsames.“ Ja, das ist wahr.

Alle Kolumnen von Tom Laengner findet ihr hier.



Tom Laengner ist ein Kind des Ruhrgebiets. Nach 20 Jahren im Schuldienst arbeitet er journalistisch freiberuflich und bereist gerne unterschiedliche afrikanische Länder. Darüber hinaus arbeitet er als Sprecher für Lebensfragen und Globales Lernen. In seiner Kolumne „Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind“ schreibt er regelmäßig über Lebensfragen, die ihn bewegen.

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1 Kommentar

  1. Von großen Wundern umgeben

    „Schönheit hat etwas Heilsames.. Zu sich selbst kommen führt zu Gott“! Tom Laengner vermittelt in seiner unterhaltsamen Weise des Schreibens auch die Einsicht: „Ich will mein Leben doch nicht vermeiden“! Die Zugvögel am Himmel zu bewundern gehört dazu, das Schöne um uns herum, und die herrliche Schöpfung Gottes gewissermaßen als Balsam für die Seele anzusehen. Wir sind von einer unübersehbaren Menge an Wundern umgeben und doch geht es uns – mir jedenfalls – durchaus nicht selten so, dies völlig auszublenden. Das nicht das Nichts ist, gehört ebenfalls zum wundern dazu. Der Philosoph Heidegger hat dann in aller Breite, für mich als philosophischer Laie sprachlich teilweise angesiedelt zwischen sehr schwierig bis unverständlich, vor allem ausgeführt (hier auf einem Kurzsatz zusammengefasst): „Das Sein ist sinnvoller als das Nichts“! Dies ist selbsterklärend – aber dann doch wieder nicht. Wie kann aus nichts alles werden ? Oder gibt es keinen Anfang, weil Gott immer existierte ?

    Manche Schüler haben unseren Lehrer in den Zeiten meiner lange zurückliegenden Jugend damit geärgert, und doch auch animiert ein sehr langweiliges Lehrthema zu wechseln. Allerdings wegen der schwierigen, nicht ganz ernst gemeinten Frage: „Wer war zuerst da – das Huhn oder das Ei“? Bei einem doch vertieften Nachdenken kommt man durchaus so zu den großen kosmischen Rätseln. Etwas: Was war vor dem Urknall – ein Nichts“!? Ja, dann selbstverständlich eine unendliche Leere, es war ja nichts vorhanden. Und eigentlich gibt es ein Nichts auch nicht, denn es kann ja niemand sehen, vermessen, in ihm gibt es kein Gestern, Heute oder Morgen und keine Veränderung. Aber warum und wie kann aus Nichts aber alles werden?: Ein riesiges Universum, und irgendwo in den Unendlichkeiten nach Milliarden Jahren unser doch so wunderschöner blauer Planet Erde. Mit jenen in der Schöpfungsgeschichte (einem antikes Glaubensbekenntnis) aufgeführten Fische, unseren Vögeln, den Landtiere und danach, gewissermaßen als globaler Endpunkt, wir als der Mensch. In Adam und Eva betreten alle Menschen die Bühne des Schöpfung. Ein Wunder, dass wir hier sind. Aber das eigentliche Wunder ist, dass wir unmittelbar aus Gottes Wesen entstanden sind. Denn alles Existierende sind nämlich die Gedanken Gottes: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Dieses Wunder lässt uns wundern, wie herrlich die Werke des Schöpfers sind, dass die Vögel wissen im Winter in den Süden zu fliegen, die Affen ihrem Nachwuchs beibringen wie jeder im Wald überleben kann, und wir unsere Kinder lieben und auch das Leben, welches so wunderbar gemacht ist. Vor allem auch, weil in Gottes großem Baukasten nichts verloren geht. Dies kann großes Urvertrauen schaffen: Nichts ist sinnlos.

    Eine Zeit lang habe ich die schöne Schöpfungsmelodie unserer Natur überhört. Die Vögel des Morgens nicht mehr singen gehört, und sie einfach ausgeblendet. Aber jetzt singen sie wieder. Auch der Kuckuck verkündet, dass er sich am Leben erfreut, auch wenn er dies nicht wie ein Mensch gedanklich formulieren kann. Frage: Wer war zuerst da, das Huhn oder das Ei ? Antwort: Zuerst war Gott da und er ist von Ewigkeit zu Ewigkeit. Aus diesem Grunde sind wir als seine Geschöpfe schon immer in seinem Herzen, weil er gut mit uns meint. Mensch geworden hat er sich mit uns versöhnt. Liebe und unsere Dankbarkeit ist sein Regierungsprogramm. Gott von Herzen zu lieben bedeutet, seine irdische Schöpfung bewahren.

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