Christianity Today

Worship-Musik: Manipulativ oder segensreich?

Lobpreis kann starke Gefühle auslösen, sagt die Musikwissenschaftlerin Kelsey Kramer McGinnis. Dies sei nicht prinzipiell bedenklich – falls die Intention stimmt.

Worship-Musik kann Emotionen manipulieren und sogar den Glauben formen, schreibt McGinnis. In einem Artikel für das US-amerikanische Magazin Christianity Today beschreibt sie aus eigener Erfahrung, wie orchestriert Worship-Zeiten bei großen Konferenzen in den USA ablaufen. Zum Beispiel sei sie dazu aufgefordert worden, ihre Arme höher zu strecken, mehr zu klatschen und mehr zu springen. Das Tempo der Lieder, Harmonie- und Dynamikänderungen sowie abwechslungsreiche Instrumentation sorgten laut McGinnis für das Übrige. Es sei natürlich, dass Musik bei entsprechender Offenheit zu Tränen rühren könne. McGinnis sieht kein prinzipielles Problem in emotionaler Worship-Musik.

Bewegende Momente während des Lobpreises entstünden ihrer Meinung nach so gut wie immer aus einer Kombination von Gottes Wirken und dem Wirken der Musik. Schon Martin Luther habe erkannt: „Neben dem Wort Gottes verdient nur die Musik, als Herrin […] der Gefühle des menschlichen Herzens gepriesen zu werden. Selbst der Heilige Geist ehrt die Musik als ein Werkzeug seines Wirkens.“

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Aber: Musik sei mächtig. Darum müssten Gemeindemitglieder ihren Worship-Leitenden vertrauen können. „Gemeinsamer Lobpreis lädt uns ein, uns für geistliche und emotionale Führung zu öffnen. Diese Offenheit fühlt sich verletzlich an und ist es auch“, schreibt McGinnis. Die Angst sei berechtigt, dass „mächtige Leute“ aus Megachurches „mächtige Musik“ nutzen, um Loyalität und Hingabe zu stärken – „nicht nur gegenüber Gott, sondern auch gegenüber ihrer Marke“.

Aus diesem Grund braucht es laut McGinnis Worship-Leitende, die um die Tücken wissen, die in der (Lobpreis-)Musik lauern. Im Vordergrund sollte stehen, aktive „Worshipper“ anzuleiten, statt Zuschauer zu bespaßen. McGinnis empfiehlt den Worship-Leitenden, die emotionale Kraft der Musik transparent zu machen. Und: Um den Lobpreis einer Gemeinde zu bewerten, solle man sich „die Frucht“ außerhalb des Gottesdienstes anschauen.

Link: „Worship Music Is Emotionally Manipulative. Do You Trust the Leader Plucking the Strings?“ (Christianity Today; Englisch)

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4 Kommentare

  1. Begeisterung und Nüchternheit ausgewogen leben

    Ich glaube, dass mit oder ohne die (durchaus unsere Seele berührende) Musik immer wichtig ist: Nämlich in einer gesunden Ausgewogenheit zu sein zwischen einem begeisternden Glauben einerseits – und sich selbst und die Welt nüchtern zu betrachten. Erinnerlich ist mir eine sehr begeisternde Aufführung von „Maria“ vor vielen Jahrzehnten auf einem Kirchentag. Da wurde (bildlich gesehen) das Madonnenhafte an Maria überwunden und die Geschichte mit viel Musik und Gesang so erzählt wie sie wirklich war, oder heute hätte stattfinden können. Die Halle war selbstverständlich enthusiastisch, man umarmte und küsste sich und war schlicht begeistert. Allerdings durchaus vom wertvollen Inhalt angetan. Einige fanden dies nachvollziehbar doch sehr fragwürdig. Für mich auch nachvollziehbar. Denn unser Gehirn ist multifunktional. Dort wo die Emotionen angesiedelt sind, wo wir also auch begeistert sind über Glaubenserlebnisse, unsere (gute!) charismatische Seite entdecken und in Gott verliebt sind – da werden aber auch Fußballspiele mit Gefühlen versorgt (ansich nichts böses). Oder jene Gefühle leider beflügelt, die Demagogen erzeugen können. Also kann Musik auch negativ manipulieren. Auch in bestimmten Formen von Meditation (obwohl sie gut ist) kann man sich verirren oder abtauchen, es kann sogar zur Sucht werden (obwohl Stille vor Gott und für die eigene Seele guttut). Unsere Aufgaben als Christinnen und Christen ist immer selbstkritisch uns selbst gegenüber zu sein. Da hat der Apostel Paulus recht, alles zu überprüfen und das Gute zu behalten. Kain ist das Sinnbild eines Menschen, der sich hat vom Bösen übermannen zu lassen, also von seinem Hass. Das Gute und das Böse hier aber zu unterscheiden funktioniert nur, wenn man sich öfters mit seinem Schöpfer unterhält. Das ist ganz einfach. Und man kann ihm alles erzählen, weil er uns besser kennt als wir uns selbst. Ich denke es gibt keinen Königsweg dafür, was gute oder schlechte Musik ist auch im Rahmen von christlicher Arbeit und mit Menschen. Aber Texte sollten sinngebend verständlich sein und ein inhaltlicher Tiefgang bisweilen nicht ausschließen.

  2. Lange Zeit gehört, und sogar von Gott fort gezogen worden.
    Nur durch das Wort Gottes bekommt man den rechten Weg gezeigt.

  3. Bekehrt habe ich mich als junger Mann in einer großen angelsächsischen Gemeinde, der harmonische, tiefe Lobpreis hat mein Herz berührt.
    Später hat man die Lieder von Jugend mit einer Mission gesungen, da war Tiefgang vorhanden und reichlich Bibeltexte wurden verarbeitet. Dann folgte eine Zeit wo theologische Steckenpferde durch Musik transportiert wurden, ich denke da die sogenannte „geistliche Kampfführung“, das ist mir heute peinlich ! Lobpreisleiter mutierten zu Animateuren und frommen Vorturnern, man ist auf der anderen Seite vom Pferd gefallen.
    Parallel dazu haben sich Hillsong und andere Superstars entwickelt, keine Frage, da ist schöne Musik entstanden, aber der Hype um die „begnadeten Worshipleader “ erinnert an die Vergötterung von Künstlern in der Welt.
    Lobpreis hat heute nicht mehr den Stellenwert wie früher, theologisch eher einer konservativen Denkrichtung zugehörig, ist mir aber das was dort als Lobpreis angeboten wird doch zu mager und so suche und finde ich immer wieder eine Nische die Geist und Seele erquickt.

  4. Ich liebe Worship-Abende. Natürlich kann man die gute Stimmung missbrauchen, so wie man alles missbrauchen kann.

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