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Digitale Evangelisation: Darauf kommt es an

Das Institut für missionarische Jugendarbeit hat sechs Thesen zur digitalen Evangelisation veröffentlicht. Dabei geht es um Ziele, Zielgruppen und „Call to Actions“.

Das Institut für missionarische Jugendarbeit an der CVJM-Hochschule Kassel erforscht, entwickelt und reflektiert Methoden und Grundfragen missionarischen Handelns in Jugendarbeit und Gemeinde. An dieser Stelle stellen wir sechs Thesen zur digitalen Evangelisation in Kurzform vor, kommentiert von Carina Daum, Jugendreferentin und wissenschaftlichen Mitarbeiterin am Institut.

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These 1: Ziel digitaler Evangelisation

Nach wie vor ist es der Wunsch, eine attraktive und zeitgemäße Kommunikation des Evangeliums zu finden, die orts-, zeit- und situationsunabhängig Sinn ergibt. Online und digital soll durch einen zum Medium passenden Content ein Mehrwert erzeugt werden, der zugleich partizipativ und anonym konsumierbar funktioniert.

Carina Daum: „Digitale Evangelisation oder auch allgemein christliche digitale Content-Arbeit darf in Deutschland und in Kirche einen noch breiteren Rahmen finden. Es lohnt sich, dass Kirchen und Jugendvereine sich weiter professionalisieren. Die Allianz Mission hat jetzt eine Vollzeitstelle für digitale Evangelisation geschaffen – noch eine Besonderheit.“

These 2: Zielgruppen digitaler Evangelisation

Evangelisation hat immer zum Ziel, Menschen zu erreichen, die wenig oder gar nichts mit dem Glauben zu tun haben. Eingeladen werden sie zumeist über Dritte. Das bedeutet, der Content muss sowohl Dritte ansprechen als auch Menschen ohne christliche Vorbildung. Vorteile der digitalen Evangelisation sind, dass man so auch Personen mit Mobilitätseinschränkungen ansprechen kann, ebenso wie Jugendliche, junge Erwachsene oder Menschen, die durch die klassischen, zeitlich fest terminierten Angebote nicht angesprochen werden können.

Carina Daum: „Die Heterogenität der Zielgruppe ist sicherlich eine große Herausforderung, bietet aber auch viele Chancen und Anknüpfungsmöglichkeiten. Wir können Menschen erreichen, die nicht mobil sind oder Angst haben vor Menschenansammlungen oder sozialen Gefügen. Das schafft man im analogen Kontext nicht. Und wir haben noch mal eine neue Gelegenheit, Menschen für den Glauben zu begeistern, für die er vielleicht nicht neu ist, die aber aufgrund ihrer Lebensumstände gerade an einem anderen Punkt sind. Auch sie können noch mal neu motiviert werden, Leute einzuladen und selbst etwas mitzunehmen. Gerade Jugendliche unterscheiden nicht so sehr wie andere Generationen zwischen der analogen und der digitalen Welt. Sie sehen die Ankündigung für einen Live-Talk, schicken eine Direktnachricht und quatschen auf dem Schulhof noch mal darüber. Das geht Hand in Hand und bietet für die Creator eine große Chance – aber auch Herausforderungen.“

Die Creator haben eine Vorreiterrolle, kennen sich in ihrem Netzwerk oder in ihren Formaten gut aus und wissen, was gefragt ist und was nicht.

These 3: Wahrnehmen der Logiken digitaler Plattformen

Da jede digitale Plattform anderen Logiken und Algorithmen unterliegt, ist es wichtig, bei der Konzeption evangelistischer Formate diese auch zu berücksichtigen.

Carina Daum: „Bisher gibt es wenig Schulungsangebote. Die Content-Creator haben sich das Know-how meistens selbst beigebracht und erarbeitet. Das sollte unbedingt honoriert werden. Sie haben eine Vorreiterrolle, kennen sich in ihrem Netzwerk oder in ihren Formaten gut aus und wissen, was gefragt ist und was nicht. Von ihnen können wir lernen.“

These 4: Pluralität digitaler Evangelisation

„Die Beanspruchung absoluter Wahrheiten im Kontext evangelistischer Inhalte steht im Widerspruch zur Grundausrichtung von Social Media“, heißt es in dem Thesenpapier des Instituts für missionarische Jugendarbeit. Auf größeres Interesse stoßen in den Netzwerken persönliche Zeugnisse des Glaubens oder Alltagsgeschichten mit religiöser Konnotation. Digitale Kommunikation ist immer geprägt von einer Pluralität von Überzeugungen und Inhalten – daran sollte die Vielschichtigkeit des Evangeliums deutlich werden. Sowohl in der Form als auch im Inhalt.

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Carina Daum: „Hierbei ging es uns hauptsächlich darum, zu betonen, wie wichtig es ist, auch andere Meinungen zuzulassen. Nicht zu sagen: Es gibt keine andere Wahrheit. Ich sehe Jesus so – und so wie du ihn siehst, ist es falsch. Man kann Gott auf unterschiedliche Weisen kennenlernen – das sollte vor allem auch in den digitalen Medien durch deren Pluralität Platz haben. Und in welcher analogen Jugendgruppe finden sich so viele unterschiedliche Zugänge zum Glauben wie in den sozialen Medien?“

These 5: Resonanz bezüglich digitaler Evangelisation

Das Evangelium hat seit jeher das Potenzial, lebensdienliche Veränderungen auszulösen – auch in der digitalen Welt. Um solche Veränderungen, also eine Resonanz, auslösen zu können, braucht die digitale Evangelisation deutliche und wiederkehrende Call to Actions – also aktive Reaktionsmöglichkeiten in Evangelisationsprozessen. Klar ist aber auch, dass diese Veränderungen auch digital aufgefangen und begleitet werden sollten. Eigene Reflexion und die Bereitschaft, wertschätzend (gerade bei Meinungsverschiedenheiten) mit anderen zu kommunizieren, sind Grundbedingungen. Eine reine Darstellung von Sachinformationen lässt das Potenzial der Veränderungen ungenutzt.

Carina Daum: „Neben den reinen Sachinformationen spielen die eigenen Erfahrungen und Emotionen eine große Rolle und sprechen die User an. Sie sind es, die eine Resonanz hervorrufen: Interesse, Verärgerung oder Zustimmung. Glauben erfahren und erleben passiert nicht nur bei den Medienschaffenden, sondern auch beim Gegenüber. Und da ist Gott mit drin.“

These 6: Follow-up Angebote

Digitale Evangelisation ist erst der Beginn, der Start eines (lebens)langen geistlichen Reifungsprozesses. Neben digitalen Angeboten und deren Call-to-Actions braucht es eine Einbettung in eine geistliche Gemeinschaft. Diese kann analog oder digital zusammenkommen.

Carina Daum: „Darüber haben wir lange diskutiert. Manche waren dafür Angebote im analogen Kontext als Follow-up-Angebote zu machen, für andere ist es völlig klar, dass diese Gemeinschaft auch im digitalen Raum stattfinden kann. Da sollten wir als Christenheit noch einmal genau gucken, wie wir Netzwerke schaffen und Menschen gut dort abholen können, wo sie stehen, um sie in ein nachhaltiges Glaubensleben mit hinein nehmen zu können.“

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Die ausführliche Version der Thesen findet ihr auf der Homepage des Instituts für missionarische Jugendarbeit.


Dieser Artikel ist im kirchlichen Ideenmagazin 3E erschienen. 3E gehört wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag.

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3 Kommentare

  1. Der Leib Christi besteht aus anwesenden Menschen

    Ich selbst feiere gerne Gottesdienste und ähnliche Sendungen im Netz und im Fernsehen an. Es gibt da sicherlich gute und sehr gute Akteure, zum Beispiel der lifeline-Gottesdienst in Lübeck-Lauenburg, mit einem Team von weit mehr als 30 vorwiegend jungen oder jüngeren Menschen und einigen Pfarrer:innen, auch mit der entsprechenden Technik. Bei Zuschaltung von Bibel TV nehmen daran manchmal über 17.00 Seelen teil. Dieser Mitmachgottesdienst ermöglicht u. a. auch die Beteiligung mit eigenen Gebeten. Eine wirklich wunderbare Sache mit großer Wirkbreite.

    Tiefgreifend war aber meine Erfahrung, dass das Digitale und Virtuelle eine gewisse Einbahnstraße darstellt. Die fleißigen Geschwister aus Lübeck-Lauenburg kannte ich gut, fast so wie die Leute aus meiner Gemeinde. Allerdings hatten die von mir vorher kaum etwas gehört und schon gar nichts gesehen, als ich diese beim Markt der Möglichkeiten auf dem Nürnberger Kirchentag getroffen habe. Ich war ihnen fremd. Wichtig ist aber, dass der Regelgottesdienst, die Regelevangelisation und andere geistliche Formate möglichst eine leibliche Anwesenheit im Leib Christi sehr erforderlich machen (ich schreibe dies so konservativ, weil:) Niemand ein Bild von einem wichtigen und/der geliebten Menschen auf sein häusliches Nachttischchen stellt und es morgens und abends küsst. Abendmahl kann niemand (wirklich) virtuell feiern, das wäre allenfalls nur ein Notbehelf. Denn das Gleichnis aus der Bibel vom Leib und den vielen Gliedern setzt – zumindest so weit wie möglich – auch eine biologische Anwesenheit voraus. Wenn ich meinem Avatar in der virtuellen Kirche einen Platz buche, der dann für mich virtuell das Abendmahl einnimmt, getauft oder die Schuld vergebe wird, dann ist allerdings eine Grenze extrem überschritten. Genauso wenn Beichtautomaten aufgestellt werden und sonntags die KI uns eine wunderschöne Predigt hält, den die Pfarrer/in könnte man ja mit bald fortgeschrittener technischer Entwicklung als dreidimensionale Übertragung, auch als Video, vor den Altar projezieren. Da könnte man die meisten Berufschristen einfach einsparen. Der Leib Christi besteht aus anwesenden Menschen. Natürlich meine ich dies auch als Ironie.

    Das einzige wozu man wirklich die KI benutzen sollte, wäre die Durchführung von Kriegen. Da könnten dann gerne ganz Armeen gegeneinander antreten und sich ihre digitalen Leiber lustvoll zerstückeln. Aber leider ist auf diese Form von Stellvertretung leider noch niemand gekommen. Maschinen umarmen sich nicht, sie hassen niemand und mit einem entsprechenden Programm könnten sie uns klaglos alle Stellvertreterkriege abnehmen. Oder Herr Putin und Herr Trump würden sich alleine im der Boxarena auf ihre Nasen hauen. Da würde es keine Unschuldigen treffen.

    • Kleine Schreibfehlerberichtigung meines Kommentares: Es muss liveline-Gottesdienst in Lübeck-Lauenburg heißen

  2. Ich finde es gut wenn man sich damit beschäftigt. Und als jemand der schon länger als ein paar Monate Online unterwegs ist, fällt mir auf das es solche Konzepte schon des öfteren gegeben hat. Die meisten verschwanden in der Schublade, es fehlte das Geld und das Personal.
    Einige Konzepte wurden umgesetzt und wer einmal auf der MEHR war, im Gebetshaus Augsburg oder im ICF und wer zudem Youtube, TikTok, Instagram und sonstiges in der Art nutzt und kennt, dem fällt auf das es schon längst sehr wohl konkrete Umsetzungen gibt die sehr Erfolgreich sind. Ich vermisse den Hinweis darauf und vielleicht auch eine konstruktive Kritik dieser Angebote.

    Aber sonst: Gut das es Menschen gibt die sich dem Thema annehmen und tätig werden.

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