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Wie finde ich die passende Gemeinde

Neue Stadt, neue Gemeinde: Oft gibt es mehr als eine Gemeinde, die zur Auswahl steht. Worauf gilt es zu achten und wie kommt man wirklich an?

Von Timna Janas

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Vor einiger Zeit sind mein Mann und ich in eine neue Stadt gezogen. Während er, schon als wir noch Wohnungen besichtigten, begann, euphorisch nach Gemeinden zu recherchieren, fürchtete ich mich davor. In der Gemeinde an unserem alten Wohnort hatten wir gerade ein geistliches Zuhause gefunden, einen tollen tiefgründigen Hauskreis und Menschen, die uns wirklich kannten. Das hatten wir lange gesucht und viel hineininvestiert. Und jetzt sollten wir noch mal von vorne anfangen?

Bei der Internetrecherche waren wir von der Gemeinde-Vielfalt an unserem neuen Wohnort schier erschlagen: Wir mussten uns erst mal darüber klar werden, was wir suchten. Zuvor mussten wir nämlich schon schmerzlich erfahren, dass nicht jede christliche Gemeinschaft auch ein geistliches Zuhause werden kann. Und man in bestehende Gemeinden nicht mit dem Anspruch hineingehen sollte, alles so umkrempeln zu können, dass es für einen selbst passt.

Für uns ist es wichtig, eine Gemeinde in unserer Nähe zu haben – weniger als 15 Minuten mit dem Rad. Wir wollen uns durch Mitarbeit einbringen können und Menschen in der gleichen Lebenssituation um uns haben. Gemeinde soll ein Zuhause sein, wo wir ehrlich und echt sein können. Und wir wünschen uns möglichst eine flexible Gemeindestruktur, ohne große Konflikte. Ein konstruktives Ringen um gute Wege ist das eine, ständige Grabenkämpfe mit anderen Christinnen und Christen um jede noch so kleine Frage etwas anderes.

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Mit unseren Wünschen im Hinterkopf gingen wir dann die Ergebnisse der Suchmaschine durch und haben Homepages studiert – immer mit der Frage: Könnte hier unser Platz sein? Einige Gemeinden kamen dabei schon nicht mehr infrage. Zusätzlich haben wir Ortsansässige nach ihren Empfehlungen gefragt. Menschen, die uns und die Gemeinden kannten.

Final bestand unsere Liste aus vier Gemeinden mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Altersstrukturen: Eine große bekannte Freikirche, eine kleine charismatische Gruppe, eine modernere evangelische Kirche und eine Startup-Hipster-Gemeinde. Wir hatten gleich zu Beginn starke Tendenzen, nahmen uns aber vor, erst mal jede Gemeinde zu besuchen.

Nach dem Gottesdienst: Auf Menschen zugehen

Für mich der herausforderndste Teil: Menschen nach dem Gottesdienst ansprechen. Eher würde ich im Erdboden versinken und eine kleine Hausgemeinde mit mir selbst gründen. Mein Mann ist das genaue Gegenteil – zu meinem Graus, aber auch Glück. Er ging direkt nach dem Gottesdienst auf Leute zu und stellte Fragen wie: Wie viele seid ihr hier? Was ist euer Fokus? Gibt es Angebote für junge Erwachsene? Fühlst du dich hier wohl? Gibt es etwas, was wir wissen sollten? Ich habe xy gelesen – stimmt das?

So bekamen wir ein Gefühl für die Gemeinde, konnten uns besser orientieren und Vor- und Nachteile sammeln. Mein Tipp: Nutze Menschen in Funktionen, wie zum Beispiel dem Welcome-Team, die auf dich zugehen. Erwähne, dass du auf der Suche nach Anschluss bist. Oft ergeben sich dann direkt Gespräche und der erste Schritt ist gemacht. Oder geh nach dem Gottesdienst auf jemanden zu, der auf der Bühne stand, wie die Pastorin oder den Moderator, die dich mit anderen Menschen verbinden können.

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In der ersten Gemeinde, die wir uns angeschaut haben, nützte das leider alles nichts und wir wurden trotz sehr direkter Nachfragen nicht wirklich willkommen geheißen. Natürlich war das nur ein einziger Gottesdienst, aber wir hatten beide das Gefühl, dass wir uns weiter umsehen sollten.

Auf der Suche haben wir Gott gebeten, uns unseren Platz in Marburg zu zeigen und ich glaube, dass er durch unser Bauchgefühl oft zu uns gesprochen hat. Bei der nächsten Gemeinde mussten wir erst mal eine starke Steigung hoch – uns war klar, die 15 Minuten Fahrt schaffen wir so nicht. Wir blieben trotz des ersten kleinen Minuspunktes unbeirrt und erlebten einen spannenden Gottesdienst mit. Danach wurden wir direkt angesprochen und in Kontakt mit anderen jungen Erwachsenen gebracht. Wie wichtig doch eine Vermittlerperson ist: Denn prompt waren wir eingeladen zu einem wöchentlichen Studentengottesdienst und hatten direkt Anschluss.

Pluspunkt Gemeinschaft

Unter der Woche knüpften wir also in dieser Gemeinde Kontakte durch verschiedene Angebote, nutzten jedoch die folgenden Sonntage für die letzten zwei Gemeinden. Final blieben wir aber an der zweiten Gemeinde hängen. Bei den anderen Gemeinden hatte sich immer wieder das Bauchgefühl gemeldet und uns auf Punkte wie einen großen Konflikt oder eine andere geistliche Vision als unsere hingewiesen.

Der große Pluspunkt in der zweiten Gemeinde war für uns die Gemeinschaft, die durch viele unterschiedliche Events gefördert wurde. Gemeindefeste, Sportveranstaltungen, Konzerte oder Freizeiten sind eine super Gelegenheit, die Gemeinde mit ihren Menschen näher kennenzulernen. So wurde unser Wunsch nach Nähe und Vertrautheit in der Gemeinde erfüllt. Wir lernten immer mehr Menschen kennen und waren langsam nicht mehr nur Gäste.

Gestalte mit!

Wir entschieden uns nach einer Gemeindefreizeit fest für diese Gemeinde. Trotz offener Fragen. Doch die Haltung änderte sich dadurch: Es war nicht mehr nur eine Gemeinde, sondern unsere. Aus einer Option wurde ein Weg. Das heißt nicht, dass du ab sofort für immer dabeibleiben musst. Die Entscheidung hilft dir jedoch, dich mehr zu Hause zu fühlen!

Gestalte mit. Sei nicht nur Besucherin oder Besucher. Du hast Gaben – und die sind bunt. Frag nach, ob es irgendwo Bedarf gibt, schließe dich einer Kleingruppe an oder lade zu dir ein. Ich genieße es, einerseits aus meiner Komfortzone herauszutreten und andererseits Dinge beizutragen, die mir leicht fallen. Ich darf zurzeit Gottesdienste koordinieren und gestalten – muss aber nicht moderieren. Abläufe zu optimieren und wilde Ideen zu spinnen, liegt mir. Mich auf die Bühne zu stellen wiederum nicht. Andererseits darf ich mit Musikerinnen und Musikern der Gemeinde Jam-Sessions genießen, Lobpreis neu entdecken und mich herausfordern lassen, neue Perspektiven einzunehmen.

Eine neue Gemeinde zu suchen, ist aufregend und herausfordernd. Aber es ist so schön, wenn man schließlich ein Zuhause gefunden hat.

Timna Janas lebt mit ihrem Mann in Marburg.


Ausgabe 5/23

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift DRAN erschienen. DRAN ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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13 Kommentare

  1. Passende Gemeinde zu finden ist wichtig

    Ich möchte nicht auch vom Thema abkommen und mich mit der Sprache und dem gendern befassen. Was den Bericht von Timna Janas betrifft, ist deren Herangehensweise beim Gemeindesuchen perfekt. Also nicht als religiöser Konsument zu kommen, sondern hier nach Möglichkeit eine Gemeinde zu finden, in der die Kommunikation (fromm ausgedrückt „die Gemeinschaft“) stimmig ist. Es gibt nie eine ideale Gemeinde, aber die Gemeinde muss zu den berechtigten Bedürfnissen des oder der Suchenden passen. Ich will aber auch sagen, wenn wir nicht als Konsumenten kommen, dann möchten wir ja auch daran mitarbeiten, dass die gefundene Gemeinde eigentlich in einem nie endenden Prozess unterwegs ist und der Weg auch ein wenig das Ziel darstellt. Landeskirchlich evangelisch wurde da echt lutherisch formuliert, die Gemeinde sei aber eigentlich sehr angewiesen auf eine fortwährende Reformation. Dies umfasst durchaus die zeitgemäße Ausgestaltung der Gemeinde und Kirche, aber grundsätzlich auch ihr innerer Zustand. Heute quält viele Christinnen und Christen der sogenannte Traditionsabbruch, der aber vielfach (nicht immer) hausgemacht ist. Landeskirchlich (und wahrscheinlich auch katholisch) brechen in größeren Städten oft über viele Jahre regelrecht die Kerngemeinden weg, also immer weniger oder keine gemeindlichen Gruppen, Treffs, Angebote, Chöre usw. Es ist der Schlaf der Sicherheit und das Aufrechterhalten der Routine, die dem Heiligen Geist Knüppel zwischen die Beine wirft. So gut es ist, eine ideale Gemeinde zu finden und in ihr gerne wirken zu wollen, so wäre es fast eine Christenpflicht in einer eher marode Gemeinde Fuß zu fassen und sich dann mit anderen wieder an eine Neuaufbauarbeit zu machen. Aber – ganz ehrlich – ich würde lieber in eine Gemeinde gehen, die funktioniert. Es ist einfach menschlich so zu handeln und zu denken. Ob es immer richtig ist, steht auf einem anderen Blatt. Übrigens, auch die Freien Gemeinden arbeiten sich am erwähnten Traditionsabbruch ab, es kommen weniger Menschen und die Zahl der Mitchristen nimmt ab. Da ein Rezept zu suchen ist legitim. Wobei das Motto immer richtig ist zu beten u n d zu arbeiten.

    • Wobei man doch landeskirchlich einer Gemeinde zugewiesen wird nach dem Wohnortprinzip. Man kann sich zwar umgemeinden lassen, aber erstmal ist die Gemeinde vorgegeben.

      Zu meiner christlichen Zeit war das mal eine Gemeinde, wo es fast nichts an Aktivität gab. Wir haben dann einen Hauskreis (den ersten, den es dort jemals gab) gegründet.

      Ich fand es immer normal, Mich aktiv einzubringen (ausser KV, der hat mich nie interessiert)

      Später an einem anderen Ort gab es bereits einen Hauskreis. Obwohl dieser den Kindergottesdienst organisierte, war es gar nicht so leicht, bei der Verwaltung zu erfahren, dass es ihn gab und an wen man sich wendet.

      letztlich lief es innerhalb der EKD immer darauf hinaus, einen kleinen Kreis von Menschen zu finden, oft nur so ca. 10, mit denen man gut was machen konnte. Zum Rest der Gemeinde gab es selten Kontakt. Viele sind ja glaubensmässig eher desinteressiert. Kann natürlich auch regional bedingt gewesen sein, vielleicht brummt ja woanders der Laden. Ich glaube aber eher nicht.

      Nach meinem Eindruck war Aktivität außerhalb des KV oft nicht von den Offiziellen erwünscht.

  2. Ich finde das nicht gut, wenn man nach dem ersten Besuch etwas Neues sucht. Man wächst auch hinein. In Remscheid haben wir aktuell die Sommerkirche – wir besuchen für eine Zeit lang jede Woche eine andere Kirche in unterschiedlichen Gemeinden in Remscheid. So ergibt sich am Ende eine Große. Finde ich super! 🙂

    • Hallo Peter,

      danke für den Hinweis. Ist ergänzt.

      Liebe Grüße,
      Pascal vom JDE-Team

      • Der generische Maskulinum zieht sich allerdings durch die meisten eurer Artikel.

        Ich bin ja auch kein großer Freund des heutigen modernen Genderns, aber nur die männliche Form ist bei Artikeln eigentlich seit Jahrzehnten überholt. Sollte es zumindest sein.

        • Hallo Jörg,

          eigentlich versuchen wir darauf zu achten, die männliche und die weibliche Form zu nutzen.

          Liebe Grüße,
          Pascal vom JDE-Team

          • Achte mal darauf, wie oft ihr von Christen schreibt. Das ist die männliche Form.

            • Ich dachte immer, ich könnte Deutsch lesen, schreiben, sprechen … und beherrsche die grammatischen Grundzüge der deutschen Sprache. ‚Christen‘ ist männlich? ‚Die Christen‘ sind alle männlich (ist ‚die‘ nicht ein weiblicher Artikel?)
              Ich bin etwas verwundert, dass viele christliche /kirchliche Medien und Einrichtungen meinen, in ‚voraus eilendem Gehorsam‘ „gendern“ zu müssen (reden und schreiben u.a. von/über ‚Christinnen und Christen‘ … schaffen es darüber hinaus aber nicht, ihre Beiträge und Sprache konsequent zu „gendern“ …). Dass viele Journalisten, Autoren … und ‚gender-getriebene‘ Gruppen meinen, immer das Männliche, Weibliche, Diverse u.a. hervorheben zu müssen, um den Eindruck zu erwecken ‚on woke zu sein‘, lasse ich in der Regel ja über mich ergehen (auch wenn es mich sehr befremdet, welcher [ideologischen?] Minderheit damit gedient wird: Hat nicht gerade die GfdS die ‚Gender-Schreibung‘ bis auf weiteres wieder mal verworfen?).
              Aber dass jetzt das JDE-Team quasi schon ‚Abbitte‘ tun muss/will (oder zukünftig stärker drauf achten möchte), weil der Begriff ‚Christen‘ nicht korrekt genug verwendet wird (?? für welche statistische Minderheit bitte??), stört mich schon etwas…
              Ich tendiere im Moment dazu, Medien, in denen das „Gendern“ m.E. überhand nimmt, konsequent abzubestellen…
              LG
              rfsk

            • Danke für die Rückmeldung dazu. Ich weiß nicht, ob man das schon als „Gendern“ bezeichnen kann, wenn wir „Christinnen und Christen“ schreiben.

              Liebe Grüße,
              Pascal vom JDE-Team

            • Es ist eine alte Form des Genderns, nur dass das so damals keiner genannt hat. Es ging dabei um Geschlechtergerechtigkeit zwischen Mann und Frau. Das ist also ein Thema, was stark an den End-60ern aufkam.

              Und zunächst Stilblüten wie z.b. die Hauptmännin schaffte.

              Letztlich setzte sich durch, dass es so etwas wie Frauen in der Gesellschaft gibt und man diese dann auch so nennen sollte.

              Das heutige Gendern betrifft die weiteren Geschlechter, wobei man das sowohl körperlich wie auch sozial versteht. Das kommt dann der Gender-Gap und ähnliches zum Einsatz. Ich selbst finde dem Gedanken dahinter völlig richtig, lehne es aber ab, weil es einem barrierefreien Lesen oft entgegen steht. Das ist für mich wichtiger.

              Wer noch Probleme mit der zusätzlichen weiblichen Form hat, ist in den 50ern stecken geblieben. Gut, dass ihr das nicht seid.

            • letztlich ist die einzig wahre christliche Ausdrucksweise natürlich in Latein.

              Vielleicht wäre das ein Kompromiss für Jesus.de.

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