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Brich herein, süßer Schein

Die Dichterin dieses Liedes kann psychisch bedingt manchmal kaum noch sprechen. Trotzdem verzweifelt sie nicht.

  1. Brich herein, süßer Schein selger Ewigkeit!
    Leucht in unser armes Leben,
    unsern Füßen Kraft zu geben,
    unsrer Seele Freud.
  2. Hier ist Müh morgens früh und des Abend spät;
    Angst, davon die Augen sprechen,
    Not, davon die Herzen brechen;
    kalter Wind oft weht.
  3. Jesus Christ, du nur bist unsrer Hoffnung Licht;
    stell uns vor und lass uns schauen
    jene immer grünen Auen,
    die dein Wort verspricht.
  4. Ewigkeit, in die Zeit leuchte hell hinein,
    dass uns werde klein das Kleine
    und das Große groß erscheine,
    selge Ewigkeit.

Marie Schmalenbach


Das richtige Maß

Es war in den Vierzigerjahren, ich war noch ein Kind, da kam meine Mutter aus dem Gottesdienst nach Hause und berichtete, der Pfarrer habe in seiner Predigt einen Vers zitiert, der sie sehr angerührt habe. In diesem Vers sei es darum gegangen, dass wir nicht das richtige Maß verlieren, dass Kleinigkeiten Kleinigkeiten bleiben und wir auf das schauen, was wahrhaft groß ist. Bald danach wurde auf unserem Flur ein in schönster gotischer Schrift geschriebener Vers aufgehängt, genau der, den der Pfarrer zitiert hatte.

Sprachloses Leiden

Damals wusste ich noch nicht, woher der Spruch kam. Erst später erfuhr ich, dass er aus dem vierstrophigen Lied „Brich herein, süßer Schein“ aus dem 19. Jahrhundert stammt und dass dieses Lied von Marie Schmalenbach geschrieben worden ist. Sie war mit dem Superintendenten Theodor Schmalenbach verheiratet, litt zeitweilig sehr an einem psychisch bedingten Leiden, das ihr manchmal sogar das Sprechen fast unmöglich machte.

Ihre geistliche Heimat hatte sie in der Minden-Ravensberger Erweckung. In Mennighüffen, wo sie an der Seite ihres Mannes lebte und wirkte, gibt es vielleicht sogar heute noch einige ganz wenige sehr alte Menschen, die sie noch persönlich gekannt haben.

Das kurze Lied hat eine ungewöhnliche Strophenform, und die sieht so aus (wobei – eine betonte und x eine unbetonte Silbe bezeichnet): – x – / – x – / – x – x – / – x – x – x – x / – x – x – x – x /: – x – x -:/

Fast ein Sprechgesang

Kernwort des kleinen Liedes „Brich herein, süßer Schein“ ist das Wort „Ewigkeit“, das den Anfang und das Ende bestimmt. Für Schmalenbach ist die „selge Ewigkeit“ ein helles Licht, und dieses Licht bewirkt mit seinem Leuchten, dass die Kleinigkeiten nicht zu unermesslicher Größe wachsen und dass das wahrhaft Große groß bleibt.

Die selbstlos einfache Melodie, fast ein Sprechgesang, stammt von Karl Kuhlo, bei dessen Namen Posaunenbläser sofort aufhorchen werden – aber nur halb mit Recht, denn der Komponist war ein Onkel, des berühmten Posaunengenerals Johannes Kuhlo!

Was aber ist aus dem Wandspruch geworden? Heute hängt er in meinem Wohnzimmer, und so redet die fromme Dichterin Marie Schmalenbach heute zu mir.

Text: Dr. Reinhard Deichgräber


Hier findest du gute Gedanken zu weiteren altbekannten Chorälen und christlichen Liedern.

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