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Evangelisation: So sage ich es meinem Nachbarn

Vielen fällt es nicht leicht, in Gesprächen über den Glauben gut zu argumentieren. Das ist auch nicht nötig, meint Dirk Ahrendt, Leiter des FeG Praxisinstituts Evangelisation.

Ganz oft begegnet mir die Frage, wie man seinen Glauben am besten unverkrampft weitergeben kann. Nicht selten sagen Leute zu mir: „Was soll ich da sagen? Und wie? Mir fällt es schwer, in einem Gespräch den Ansatzpunkt zu finden und ich will ja auch nicht mit der Tür ins Haus fallen.“

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Oft fragen diejenigen, denen es nicht so leichtfällt, biblisches Wissen zu transportieren oder ihre Argumente im Gespräch zu platzieren. Ich sage dann immer: Sie müssen es auch nicht. Das an sich wirkt schon entlastend.

Persönliche Erfahrungen teilen

Der leichteste und unkomplizierteste Ansatz ist, von dem zu erzählen, was man selbst mit Christus erlebt hat. So tue ich das jedenfalls zu Beginn. Am besten ist es, die eigenen Erfahrungen zu teilen.

Was hat Christus in meinem Leben getan? Was hat er bei mir verändert? Wer war ich vor zehn Jahren, wer bin ich heute? Welche Geschenke habe ich von Gott bekommen? Wie habe ich seine Liebe und Obhut erlebt? Wo ist er mir persönlich begegnet? Welche schwierige Lebenssituation hat er gelöst? Wo ist er mir als Hirte vorgegangen und hat den Weg gezeigt? Wo habe ich Wunder erlebt?

Der Vorteil dieser Art und Weise, von seinem Glauben zu erzählen, ist, dass sie nicht auf der Sachebene liegt, sondern auf der Ebene der Emotionen und eigenen Erfahrungen. Niemand kann meine Erlebnisse negieren oder sagen: „Das stimmt so nicht, das hast du nicht erlebt.“ Gegen Fakten und Beweise kann man argumentieren, gegen Sachargumente eine Gegenposition einnehmen. Gegen persönliche Erlebnisse nicht, keiner wird einem absprechen, dass man etwas erlebt und erfahren hat.

Das Gegenüber kann die Erlebnisse verwunderlich finden oder sagen, es wäre Zufall oder sonst irgendetwas. Aber er kann nicht sagen, dass es nicht stimmt oder nicht passiert wäre. Jedoch wird es nicht bei den Erfahrungen bleiben können.

Zum Einstieg das Eis brechen

Es kommt der Zeitpunkt, da braucht das Gegenüber mehr Wissen, mehr Inhalt, mehr Klarheit. Doch zum Einstieg sind die eigenen Erfahrungen hervorragend geeignet, um das Eis zu brechen. Bei weitergehenden Fragen kann ich mich später informieren oder andere Personen bitten, mich dabei zu unterstützen.

Wenn solche Gespräche stattfinden, wenn wir von dem erzählen, wie wir Gott in unserem Leben real erfahren, dann leben wir das aus, was die Bibel unter „Zeuge sein“ versteht. In Apostelgeschichte 1,8 spricht Christus den Jüngern zu: „Aber ihr werdet mit dem Heiligen Geist erfüllt werden, und dieser Geist wird euch die Kraft geben, überall als meine Zeugen aufzutreten: in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und bis ans äußerste Ende der Erde.“ (GNB)

Zeugen berichten, was sie erlebt haben

Der Heilige Geist ist das wesentliche Moment in unserem Leben, er ist der Kraftgeber. Christus macht das hier deutlich und erweitert die Aussage dann insofern, als er seine Schüler als „Zeugen“ bezeichnet. Zeuginnen und Zeugen berichten von dem, was sie erlebt haben. Zeugen im Gericht sind nicht der Verteidigende und auch nicht der Anklagende und schon gar nicht der Richtende. Zeuginnen und Zeugen sagen, was sie gesehen haben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Von daher will ich Mut machen, von eigenen Erlebnissen zu sprechen, von persönlichen Erfahrungen auf dem Weg mit Jesus. Ich möchte Mut machen, dem Beter aus Psalm 9,2 zu folgen und es genauso zu tun: „Dir, HERR, will ich von ganzem Herzen danken, von all deinen wunderbaren Taten will ich erzählen.“ (Psalm 9,2 / LUT2017)

Der Erfahrung nach hören Nichtchristen an der Stelle besonders gut und aufmerksam hin, weil der Glaube für sie im Leben einer anderen Person plötzlich lebendig wird. Nicht umsonst sind Lebensberichte in Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen oft Türöffner für die Zuhörerinnen und Zuhörer.

Eine Gruppe von Freunden sitzt mit Wein und Essen an einem Tisch.
Foto: courtneyk / E+ / gettyimages

Gott hat uns als Gemeinschaftswesen geschaffen, als Menschen, die miteinander unterwegs sind. In der Pandemie haben viele am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, einsam zu sein. Und es war ein kollektives Aufatmen zu hören, als der Lockdown aufgehoben wurde. Endlich wieder Leute treffen.

In unseren Gemeinden hat die Gemeinschaft miteinander nicht umsonst einen hohen Stellenwert. Und vielen ist Gastfreundschaft in ihrem Alltag eine wichtige Lebenshaltung. Oft sind es die Beziehungen, die Freundschaften, die Menschen motivieren, über den Glauben nachzudenken und Fragen zu stellen.

„Seit Beginn der christlichen Bewegung waren gemeinsame Mahlzeiten ein zentraler christlicher Wert.“

Dem gemeinsamen Essen wird in diesen Freundschaften ein hoher Stellenwert zugemessen: Nichts ist schöner als ein netter Grillabend im Sommer in geselliger Runde unter Freunden oder ein gepflegtes Kaffeetrinken. Hier entstehen oft genau die Gespräche, die nicht oberflächlich und eindimensional sind, sondern es kommen die Themen auf den Tisch, die uns bewegen, zu Freude oder Trauer rühren und Fragen erlauben, die man weder im Gemeindehaus stellt noch zwischen Tür und Angel anzubringen vermag.

Jesus hat ständig mit Leuten gegessen. Essen und Gemeinschaft sind zwei großartige Möglichkeiten, das evangelistische Anliegen auszuleben und über seine eigenen Erfahrungen mit Christus zu erzählen. Michael Frost sagt in seinem Buch „Die Welt überraschen“: „Seit Beginn der christlichen Bewegung waren gemeinsame Mahlzeiten ein zentraler christlicher Wert. Und zwar nicht nur das sakrale Mal der Eucharistie, sondern auch die missionale Form, in der sich die Liebe zu allen ausdrückt.“

Baustein unseres evangelistischen Lebens

Die Schwelle, bei solchen Einladungen über persönliche Erfahrungen (Zeuge bzw. Zeugin sein!) mit Gott zu sprechen, ist sehr niedrig. Deswegen ist Essen, gemeinsam Zeit verbringen, Freundschaften schließen und gemeinsam unterwegs zu sein ein Baustein unseres evangelistischen Lebens. Es ist lange nicht der Einzige, aber ein wesentlicher.

In meinen letzten Gemeinden gehörte das gemeinsame Frühstück zum Gottesdienst dazu. Wir haben es nicht einfach zeitlich davor platziert, sondern ganz bewusst als Teil des Gottesdienstes verstanden und auch so kommuniziert. Besonders Menschen, denen Kirche fremd geworden ist oder die dem Glauben und der Kirche kritisch gegenüberstehen, melden immer wieder zurück, dass das gemeinsame Essen für sie eine tolle Erfahrung ist und sie gar nicht gedacht hätten, dass Gemeinde und Kirche auch so unterwegs sein könnte.

Ermutigen, kritische Haltung zu äußern

Oft sind diese Gespräche Anknüpfungspunkte und nicht selten haben wir dann auch über ihre kritische Haltung sprechen können. Wir haben sie ermutigt, diese zu äußern. Das ist eine großartige Möglichkeit, in guter und respektvoller Weise meine Erfahrungen und Argumente des Glaubens vorzubringen.

Ich kann mich an kein Gespräch erinnern, in dem ich von der anderen Seite Ablehnung erfahren hätte. Im Gegenteil, viele haben sich sehr bedankt für ein offenes Ohr und sind mit einer guten Erfahrung aus dem Gottesdienst gegangen. Was Gott in ihnen durch die Musik und Predigt zusätzlich ausgelöst hat, weiß ich in den meisten Fällen nicht. Aber ich bin sicher, er hat etwas in ihnen berührt und angestoßen. Einen kleinen Schritt ist Gott mit ihnen gegangen – oder einen großen …!

Dirk Ahrendt ist Leiter des FeG Praxisinstituts Evangelisation.


Fragen zum Weiterdenken:

persönlich | in der Gemeindegruppe

1. Tauschen Sie sich darüber aus, wer Ihnen als erstes von Gott/Jesus Christus erzählt hat. In welcher Art und Weise hat die Person das getan?

2. „Der Erfahrung nach hören Nichtchristen an der Stelle besonders gut und aufmerksam hin, weil der Glaube für sie im Leben einer anderen Person plötzlich lebendig wird.“ Wie erleben Sie das in Ihrem Umfeld: Hören die Personen besser hin, wenn man persönlich vom Glauben an Jesus Christus erzählt? Welche positiven oder negativen Erfahrungen haben Sie gemacht?

3. Bilden Sie Zweiergruppen und nehmen sie jeweils die Rolle einer Person ein, die nicht an Jesus Christus glaubt und zu einem Essen eingeladen wird. Erzählen Sie der anderen Person jeweils ihr persönliches Glaubenserlebnis.

4. Lesen Sie Apostelgeschichte 17,16-34. Der Apostel Paulus argumentiert geradezu philosophisch, um die gebildeten Athener auf Jesus Christus hinzuweisen. Tauschen Sie sich darüber hinaus, in welchem Verhältnis persönliche Beziehungen und Sachargumente bei Glaubensgesprächen stehen. Welche Ressourcen und Hilfsmittel haben Ihnen geholfen?

5. Tägliches Gebet: „Jesus, lass mich offen sein für Beziehungen und Gastfreundschaft, damit Menschen durch mich zum Glauben an dich kommen!“


Ausgabe 2/22

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Christsein Heute erschienen. Christsein Heute wird vom SCM Bundes-Verlag herausgegeben, zu dem auch Jesus.de gehört.

9 Kommentare

  1. Hallo Der andere Jörg,
    ich halte die Botschaft der Bibel für die beste Botschaft der Welt und würde dies anderen gerne weitergeben. Oft habe ich schon überlegt, wie ich das Thema ansprechen kann, z.B. im Kollegenkreis. Leider wird in der Gesellschaft ja kaum über den Glauben gesprochen. Dies in Zusammenhang z.B. mit einem gemeinsamen Frühstück in der Kirche für Interessierte zu tun, halte ich für eine gute Idee. Was der andere dann damit macht, ist natürlich seine Sache.
    lg

    • Eine Kirche ist dazu ein guter Platz. Da weiß jeder von vornherein, worum es geht.

      Wenn ich hingegen zum privaten Grillen eingeladen werde, gehe ich nicht von einer Missionierungsattacke aus.

      Ich finde es schön, dass du deinen eigenen Glauben mit Überzeugung gefunden hast. Wie würdest du es aber finden, bei privaten Grillfeiern plötzlich von Atheisten mit deren Überzeugungen bedrängt zu werden? Oder von Moslems? Oder.Mormonen?

      Ich habe nichts gegen Glaubensgespräche. Aber unter 2 Bedingungen:

      Es muss möglichst vorher klar sein und gegenseitiges Einvernehmen bestehen, dass diese statt finden (das ist im Text so nicht gegeben)

      Es muss auf Augenhöhe passieren. Wenn du von mir eine Offenheit deiner Glaubensüberzeugung gegenüber erwartest, dann musst du auch eine Offenheit gegenüber meiner mitbringen. Ich bin ein selbständig denkender Mensch und kein Missionierungsobjekt.

      • Okay, Leute privat zu etwas einzuladen, um sie zu missionieren finde ich jetzt auch sehr extrem. Würde ich persönlich nicht machen. Ein bißchen muss man schon dem Zufall oder der Vorsehung vertrauen bei dieser Sache.

        • Wobei so ein Gespräch ja immer entstehen kann. Ich hatte schon oft spontane Gespräche über Glauben.

          Aber wenn das von vornherein die maßgebliche Zielsetzung ist und die private Einladung nur ein Vorwand, dann darf man sich nicht wundern, wenn man genau das Gegenteil erreicht.

          Wie gesagt, bei einer Grillfeier in einer Gemeinde weiß jeder vorher, was Sache ist.

          • Ja, ich muss Dir irgendwie recht geben. Man sollte schon bei der Wahrheit bleiben. Irgendwie ist es sonst nicht ganz fair.
            lg

  2. Was ja eher eine innerchristliche Angelegenheit ist und in sofern in Ordnung.

    Wenn mich aber ein Nachbar nur deshalb privat zum Grillen einladen sollte, um mich zu missionieren, was auch im Text empfohlen wird, dann wird anschließend der Kontakt zwischen uns ganz sicher auf Null herunter gefahren und der ist für mich erledigt.

  3. Wieso denn diese Furcht vor Gegenargumenten und Sachdiskussionen?
    Ist das Fundament so bröckelig, dass es einer normalen Diskussion nicht stand hält?

    Eigentlich ist es doch ganz einfach: Wie würde man es als Christ angenehm finden, wenn einem z.b. ein Moslem von seinem Glauben überzeugen will. Und so kann man es dann auch machen.

  4. Das hört sich alles ganz hilfreich an. Die Idee, mit anderen gemeinsam im Gottesdienst zu essen, finde ich super. Dies ist bestimmt ein guter Einstieg, um andere für den Glauben zu begeistern. Gut, dass sich jemand über diese Dinge mal Gedanken gemacht hat.

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