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Songwriter Jo Falk: „Worship verkommt zur schlageresken Wohlfühlmusik“

Songwriter Johannes Falk war jahrelang einer der Protagonisten der Worship-Szene in Deutschland. Heute kritisiert er deren „theologische und musikalische Einseitigkeit“.

Von Johannes Falk

Kirche und Musik. Das ist ja so eine Sache. In den vergangenen Jahrhunderten sind großartige Werke entstanden. Musik, die bis in die heutige Zeit relevant ist. Die Werke, die zum Beispiel ein Johann Sebastian Bach für die Kirche geschrieben hat, waren damals wie heute große Kunst!

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Auf der anderen Seite haben sich Päpste, Bischöfe und Kirchenväter sämtlicher Epochen darum herumgewunden, was oder wie die Kirchenmusik zu sein hat, was sie darf und was nicht. Da gab es z.B. 1545 ein Konzil in Trient, auf dem darüber gestritten wurde, was eine „anstößige Melodie“ ist und was nicht. Schon damals. Ist das nicht total verrückt?

Kunst musste sich von Kirche emanzipieren

Jahrhunderte lang war die Kirche der zentrale Auftraggeber für Kunst und Musik. Dadurch hat sie unsere Kunst- und Musikgeschichte maßgeblich geprägt. Es brauchte einige hundert Jahre, bis sich die Kunst von der Kirche emanzipierte und Kunstschaffende keine Handwerker im Dienste der Kirche mehr waren, sondern eigenständige Schöpferinnen, Komponisten und Autorinnen.

„Why Should The Devil Have All The Good Music.“

Die Kirche blieb aber dabei, ihre Kunst mit religiöser Intention zu verknüpfen. Und das ist bis heute in sämtlichen Strömungen der Kirche allgegenwärtig. Die Frage, die sich uns stellt, ist, ob das in einer weitestgehend säkularisierten Gesellschaft noch „State of the Art“ ist.

Evangelikales Paralleluniversum zur „weltlichen“ Musikszene

Mit Entstehung der Popmusik entwickelte sich in der evangelikalen Bewegung (überwiegend in den USA und Europa) die sogenannte „christliche Musikszene“. Die Volkskirchen verpennten diese Entwicklung komplett. Während sie weiter vor sich hinorgelten, entstand bei den Evangelikalen ein Paralleluniversum zur „weltlichen“ Musikszene. Zu fast jedem säkularen Act gab es ein christliches Pendant. Das Motto: „Why Should The Devil Have All The Good Music“.

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Was damals einer Revolution glich, wirkt heute im Rückblick irgendwie einfältig. Die Musik wurde von den Christen in zwei Schubladen gepackt. „Christliche“ und „nichtchristliche“ Musik. Die Künstlerinnen haben das zu jener Zeit nicht hinterfragt. War man Christ und begabt, war es völlig klar, dass man „christliche Musik“ machte.

Worship-Blase

Es war eine vielfältige Kultur, aber eben auch nur eine Subkultur. Diese Vielfalt gibt es heute nicht mehr, wohl aber diese Blase, in die vor gut 20 Jahren ein Genre gerückt ist, das derzeit den christlichen Markt und damit die Musik in den Freikirchen und zunehmend auch in den Volkskirchen bestimmt: Worship.

Es gibt schon diverse Bücher, Podcasts etc. von namhaften Künstlern und Autorinnen, die sich kritisch mit „Worship“ auseinandersetzen. Ich selbst war lange Jahre in der „Worshipszene“ als Interpret aktiv und kam an einen Punkt, an dem ich, ob der theologischen und musikalischen Einseitigkeit, aussteigen musste. Inzwischen sehe ich sie auch noch aus anderen Gründen kritisch.

Christliche Musik ist ein Geschäft

Ist es nur die „Macht der Gewohnheit“ oder ist es doch der schnöde Mammon, der so viele Beteiligte daran hindert, sich offen und ehrlich mit der Kritik auseinander zu setzen? Vermutlich liegt die Wahrheit wie so oft in der Mitte. Klar ist, dass Hillsong, Bethel & Co zu wahren Franchise Unternehmen geworden sind, die mit Lizenzen, Tantiemen, CD Verkäufen usw. Millionen umsetzen.

Künstlerinnen und Bands mit Ecken und Kanten finden heute in Kirchen nicht statt.

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Das hat der Endverbraucher aber nicht wirklich auf dem Schirm. Dass aus einer anfänglichen Bewegung mittlerweile ein irrwitziger Kommerz geworden ist, fällt den wenigstens auf. Künstlerinnen und Bands mit Ecken und Kanten finden heute in den Kirchen nicht statt.

Jeder Song klingt gleich

Die christlichen Verlage importieren unaufhörlich Musik aus den USA, England und Australien. Eine wahre Flut an Songs. Eine Überschwemmung an Compilations auf denen gefühlt jeder Song gleich klingt.

Aber es wäre zu leicht nur die Industrie allein dafür verantwortlich zu machen. Die Konsumenten haben auch einen nicht zu geringen Anteil daran. Seit Jahren wird das Gleiche gesungen.

Menschen hören einer Band zu. Eine Person hat ihre Hand erhoben.
Symbolbild: Unsplash.com / John Price

Ist es nicht bezeichnend, wie sehr sich die Christen an eine bestimmte Art von Lyrik gewöhnt haben? Ein „kanaanäischer“ Liederwortschatz, den man in einer zwanzigminütigen Liturgie auswendig lernen kann. Ist es nicht seltsam, dass jenseits von Kirche die „Spoken Word“ Bewegung boomt und Wortkunst gefeiert wird, aber ausgerechnet die Christen aus dem Land der Dichter und Denker geben sich sonntäglich mit flachen Phrasen zufrieden?

Worship als heiliger Gral

Die modernen Freikirchen, die die steife Liturgie und den angestaubten Charakter der Volkskirchen lange Zeit belächelt haben, weil sie glaubten, mit ihrer Art von Musik voll en Vogue zu sein, haben heute selbst formatierte Gottesdienstabläufe, in dessen Mitte der „Worshipteil“ wie der heilige Gral steht. Das Gotteslob verkommt zur schlageresken Wohlfühlmusik.

Der Schlager-Vergleich mag auf den ersten Blick hart klingen, aber er kommt nicht von ungefähr. Aus Musikersicht und im handwerklichen Vergleich findet man da viele Parallelen. Dennoch haben auch Schlager und Worship durchaus ihre Berechtigung – sind auch eine Form von Kunst, wenn auch eher „trivialer“ Art.

Kunst ist zweckfrei

Aber ist das wirklich alles, was die Kirche der heutigen Zeit an „Kunst“ zu bieten hat? Die moderne Kunst und Musik will nicht in Schubladen gepackt werden und schon gar nicht in „christlich“ und „nichtchristlich“. Für Künstler der jüngeren Generation ist Kunst selbstverständlich erstmal zweckfrei. Sie zeigt sich, lässt sich sehen oder fühlen, bevor man fragen kann, was und wem sie nützt. Das ist in meinen Augen der grundsätzliche Unterschied zwischen Kunst von heute und den vergangenen Jahrhunderten.

Wo sind die Musikerinnen, jenseits von Worship? Die meisten spielen ihre Musik nicht mehr in der Kirche. Wo sind die Textschreiber, die mit geschliffenen und poetischen Worten die Hände in unsere gesellschaftlichen Wunden legen, die unsere (Glaubens-)Zweifel, unsere großen Fragezeichen und unsere Euphorie in Worte packen, dass einem das Herz überfließt? Die wenigsten sind in der Kirche.

Kein Platz für Kunst in den Kirchen?

Wo sind die Instrumentalisten, die uns mit ihrem Spiel in andere Spähren beamen? Nicht in der Kirche. Kann es sein, dass für ihre Art von Kunst kein Platz ist? Oder liegt es daran, dass die Kirche, egal ob Volks- oder Freikirche, noch immer meint, die Kunst müsse einen bestimmten Zweck erfüllen?

Viele wollten auf der Worshipwelle mitschwimmen.

Die Kommerzialisierung des Worships hat noch einen weiteren bedauerlichen Nebeneffekt. Viele „christliche“ Songwriter, international sowie national, haben ihre Kunst immer wieder dem Mainstream angepasst, um den Anschluss nicht zu verlieren. Viele wollten auf der Worshipwelle mitschwimmen.

„Kirche braucht keine Popstars“

Vielen Künstlerinnen wurde der Raum genommen, frei zu denken und sich zu entfalten. Immer nach dem Motto: „Hier geht es nur um Gott. Kirche braucht ja keine Popstars.“ Zusammengenommen hat das meiner Meinung nach dazu geführt, dass die Kirche derzeit bei einer ungesunden Einseitigkeit angekommen ist.

Nach gut zwanzig Jahren braucht es ein Umdenken bei allen Beteiligten. Musik und Kunst kann Menschen mit Kirche in Berührung bringen. Und das ohne religiöse Intention. Die Kirche besitzt hier ein Potential, dessen Kraft und Tragweite sie ganz offenbar noch immer nicht erkannt hat. Wenn Sie gesellschaftlich relevant sein will, dann kommt sie nicht drum herum, der individuellen Kunst einen maßgeblichen Anteil einzuräumen. Wenn das passiert, davon bin ich zutiefst überzeugt, wird uns das alle in eine ungeahnten Weite führen.

Johannes Falk ist Musiker und Songwriter.


Dieser Diskussionsbeitrag ist auf centralarts.net erschienen. Central Arts gehört zu Campus für Christus Schweiz. Die Veröffentlichung auf Jesus.de geschieht mit freundlicher Genehmigung von central arts.

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11 Kommentare

  1. Damit uns niemand die „Freude am HERRN, unsere Kraft“, nehmen kann, besonders nicht untereinander, hier eine kleine Erkenntnishilfe zur Rückbesinnung:

    Das neue Lied der 144.000 aus Israel und der Erkauften von der Erde, aus der Menschheit!

    Siehe Offenbarung 7, 4-8/14, 1-5!

    Aus der Vollzahl der hundertvierundvierzigtausend Versiegelten, aus jedem Stamm der Söhne Israels zwölftausend, in der aufgeführten Reihenfolge der Bedeutung ihrer Namen, offenbart uns der HEILIGE GEIST den Schlüsseltext des neuen Liedes im neuen Bund – eine Botschaft durch das WORT über das WORT, den Messias Israels: „IMMANUEL/JESUS“, unseren HERRN, und somit unseren VATER !
    Alle unsere Anbetungs- und Lobpreislieder sollten darauf basieren.

    Hier die Bedeutung der Namen:

    1. Juda: „Gegenstand des Preises“/„Lobpreises“
    2. Ruben: „Sehet! Ein SOHN!“
    3 Gad: „Glück“
    4. Asser: „Glückselig“
    5. Naphtali: „Mein Kampf“
    6. Manasse: „Der vergessen macht“
    7. Simeon: „Erhörung“
    8. Levi: „Anschließung“, „Glaube“/„Vertrauen“/„Anhänglichkeit“
    9. Isaschar: „Er bringt Lohn“
    10. Sebulon: „Wohnung“
    11. Joseph: „Er füge hinzu“
    12. Benjamin: „SOHN der Rechten“/„SOHN des Glücks“

    Der Sinngehalt dieser Botschaft:
    „Der Gegenstand unseres Preises/Lobpreises: Sehet! – Ein SOHN!
    Glück und glückselig mein Kampf (bis zum Tod am Kreuz), der vergessen macht. (Das Alte ist vorüber, Neues ist geworden, durch Auferstehung JESU !)
    Erhörung, Anschließung, Glauben, Vertrauen, Anhänglichkeit (nur in und durch JESUS). Er bringt Lohn und Wohnung (ewiges Leben und ewige Wohnung). Er, unser VATER-GOTT, füge hinzu den SOHN der Rechten, SOHN des Glücks“.
    (Der zur Rechten der Majestät sitzt: JESUS CHRISTUS von Nazareth.) Halleluja! Amen.

    Mögliche Text(e) aus dieser Botschaft:
    Du bist der ewige „Gegenstand unseres ewigen Lobpreises“. „Sehet, ein SOHN“, der Sohn des Menschen!
    Ein Kind ist uns geboren, ein SOHN uns geschenkt!
    „Glück“ und ewige „Glückseligkeit“ für uns durch sein Todesleid. Es ist vollbracht!
    „Mein Kampf“ und Sieg, „der vergessen macht“: Sünde, Schuld, Feindschaft, Hass, Krieg und Tod!
    „Erhörung“ und „Anschließung“ durch „Glauben“ an mein BLUT, „Vertrauen“ an GOTT und mich, in treuer „Anhänglichkeit“ an das Gnadengeschenk meiner Gerechtigkeit, bringen Lohn und „Wohnung“ in Ewigkeit, neues ewiges Leben in GOTTES Herrlichkeit.
    „Unser VATER fügte hinzu den SOHN zu seiner Rechten“, den „SOHN des Glücks“ auf ewigem
    Thron – den GOTTES- und MENSCHENSOHN: Jeschua ha Maschiach Israel. Halleluja! Amen.

    Hinweis:
    Anstelle des Stammes-Namen „Dan“, ist in der Aufzählung Offenbarung 7, 4-8, nun der Name „Manasse“ eingetragen. Warum? –
    Weil „Dan“ nicht mehr sein Volk richten und auch keine Schlange mehr am Wege sein wird, die in die Fersen der Rosse beißt, so dass sein Reiter rücklings zu Boden fällt. – Siehe 1. Mo. 49, 16-17!

    JESUS ist Retter und Richter. Ihn hat GOTT zum HERRN und zum CHRISTUS gemacht.
    An unserer Statt ließ er die Schlange in seine Ferse beißen; keineswegs ist er rücklings zu Boden gefallen, sondern hat ihr dadurch den Kopf zermalmt; und sitzt nun auf einem weißen Pferd, Krieg zu führen in Gerechtigkeit, „siegend und um zu siegen“! Apg. 2, 36/1. Mo. 3, 15/Offb. 6, 2/19, 11-16

    Schriftstellen: KNT 1995/EBF 1982 KaRo

  2. Wir brauchen beides: Alles hat seine Zeit, das Klagen und das Anbeten, das Weinen und das Feiern. Und große Anbetungsabende sind eben meistens (nicht immer) Zeiten zum Anbeten und Feiern. Man darf das nur nicht gegeneinander ausspielen. Ich durchlebe auch meine Tiefen und richte meine Klagen zu Gott, aber die Freude an Ihm – und daifür bete ich Ihn an – lasse ich mir nicht mehr nehmen.

  3. Falk hat in jedem seiner Sätze recht – und verpasst dabei doch das Entscheidende, das er wohl andeuten, aber nicht klar formulieren kann. Er schreibt zwar von theologischer und musikalischer Einseitigkeit, beschreibt sie aber nur künstlerisch, also musikalisch und sprachlich. Die viel schwerwiegendere theologisch-emotionale Einseitigkeit bleibt aber unbenannt: Die geradezu lobhudelnd-worship-süchtige Haltung, die nichts mehr von Notschrei und Klage weiß – oder wissen will.

    Der durch diese Auslassung – oder Verdrängung? – entstehende und entstandene Schade ist aber immens: Von der ganzen Bandbreite biblischen Rufens zu und Redens mit Gott bleibt nur der scheinbar positive Teil von Lob und Dank übrig. Was wir damit in den Seelen junger und alter Menschen anrichten, ist noch kaum wirklich eingesehen: Gemeinsames Beten wird zur Pflege ausgedachter Gefühle, da die echten Gefühle anscheinend nur stören würden, wenn sie unangenehm wären – und das sind sie eben gelegentlich – der Psalter ist voll davon. Wenn aber das Unangenehme verdrängt wird, wird Religion zum Opium – und Lobpreis zur Droge, der leider auch etliche meiner Kollegen erlegen sind. Der Preis ist eine Atmosphäre von Irrealität und Unwirklichkeit in den betreffenden Versammlungen. Wie soll so eine Gemeinde oder Gruppe denn ehrlich mit Konflikten umgehen können? Und wie ihre Mitglieder zum ehrlichen Umgang mit Konflikten anleiten?

  4. Ich denke, es kommt auf die Herzenshaltung eines jeden Einzelnen von uns an, unabhängig davon, ob wir auf oder vor der Bühne stehen. Dass beim Schreiben von Lobpreis- und Anbetungsliedern auch viele gute Lieder entstehen, dass es etliche gibt, die uns seelisch wirklich auferbauen, ist einfach so und stellt für sich genommen nichts Negatives dar.
    Es kommt einfach sehr stark darauf an, wie wir damit umgehen. Geistliche Lehrer und Lehrerinnen verkaufen ja auch ihre Bücher, von daher ist es nichts Negatives, wenn Lobpreisgruppen auch ihre Lieder verkaufen, jeder Arbeiter ist seine Speise wert. Wo dies – das kann ich im Einzelnen nicht beurteilen – den Vorrang einnimmt vor dem Ziel, Gott zu verherrlichen oder mit Ihm in Beziehung zu treten oder die Beziehung zu leben, stimme ich mit Johannes Falk überein, das da etwas falsch läuft. Dabei bin ich jedoch der Meinung, dass dies nicht in allen Freikrichen so läuft, werde mich aber selber anhand des Artikels prüfen, damit Gott und Seihe Ehre an erster Stelle steht

  5. + Der These, dass Worship zur schlageresken Wohlfühlmusik wird, muss ich leider zustimmen. Sie ist immer öfter erstarrte Kultur, erstarrter Kult. Zu oft ist Worship ein Transportmittel für ein bisschen Wohlfühl-Sauce, damit man oder frau sich wegbeamen kann. Wo dies zur alles dominierenden Stimmung wird, tun sich Christen und Gemeinden schwer, in der Welt Zeichen des Glaubens zu setzen. Doch Jesus wurde am Kreuz nicht zu Tode gekuschelt. „O Haupt voll Blut und Wunden“ kann wesentlich Wertvoller sein, als ein Himbeersauce-Kuschelblock in der Mitte des Gottesdienstes. Gerade weil wir uns an Text und Musik stoßen.
    – Mehr Kultur in den Gemeinden? Dazu noch zweckfrei? Daran sind viele Gemeinden der evangelischen Landeskirchen in der Vergangenheit bis hin zur völligen Glaubensferne eingegangen. Unser christlicher Glaube und insbesondere Jesus Christus sprengen jede Kultur. So sind Musik und andere Kulturformen nur ein Mittel zum Zweck, die im geistlichen Zusammenhang keinen Wert an sich haben. Ob eine Orgel ein Kirchenlied, eine Lobpreisband etwas aus „Feiert Jesus“ oder ein Christ in einem Slum ein Lied auf einem Blechfass spielt, ist egal, solange dies der Förderung des Glaubens dienst. Sobald Musik nur noch Event in sich ist, kann sie sogar Gemeinde zerstören, wenn sie zusehr im Mittelpunkt steht. Zumindest im 20. Jh. hat der kulturelle Anspruch der evangelischen Kirche, der ich angehöre, weit mehr geschadet als genutzt.

  6. So wichtig und gut dieser Beitrag auch ist, schafft er leider wieder Gräben, wo keine sein müssten. Ich kenne es sehr gut aus der katholischen Perspektive (neues geistliches Lied, NGL), wo immerzu nach einer Abgrenzung zum evangelikalen Christpop gesucht wird.

    Als christlicher Komponist frage ich mich: Warum lassen wir nicht beidem ihren Platz und ihren Wert?

    Ich gehe sehr gerne in die FeG und lasse mich von wohlbekannten, eingängigen Klängen einstimmen und mitreißen. Genauso drücke ich in meinen Liedern aber auch eine sehr persönliche Seite aus. Zweifeln, Fragen, Suchen, Danken und Beten. Immer wieder komme ich in der Musik mit Gott ins Gespräch. Dass das etwas ganz persönliches und nichts für die breite Masse ist, ist selbsterklärend. Dass das deshalb auch keine megahochgehypte Gelddruckmaschine sein kann, ist ebenso klar.

    Aber auch das persönliche Gebetslied hat seinen Platz und Wert. Zum Einstimmen, in Andachten, Taizé-Gebeten oder während der Kommunion. Christliche Musik ist nicht nur Gemeinschaft feiern. Christliche Musik ist eben auch persönliche Einkehr.

    Wenn Herr Falk der Meinung ist, solche Lieder gäbe es überhaupt nicht mehr, dann sollte er sich vielleicht noch mal etwas genauer umsehen. Ich kenne viele christliche Musiker, die wundervolle, persönliche Lieder mit traumhaft schönen Texten und spannenden Harmonien schreiben. Eines meiner Lieblingslieder ist der Psalm 23, der Herr ist mein Hirte. Und das ist eben ein Gebet, wie es persönlicher und inniger nicht sein kann.

    Lasst unsere Lieder so vielfältig sein wie unsere Beziehung zu Gott. Wir dürfen Loben und Preisen. Wir dürfen Zweifeln, Bitten, Flehen und Danken. Wir dürfen in unseren Liedern zur Ruhe kommen und uns voll und ganz auf Gott einstimmen. Alles hat seinen Platz und Wert.

  7. Verstehe ich das richtig: Damit die Kirche relevant wird, soll sie ihre „religiöse Intention“ aufgeben?
    Dem würde ich klar widersprechen.

  8. Damit Worship nicht „verkommt“, sondern wieder aus der wahren Quelle sprudelt!

    „Deswegen, heilige Geschwister, Mitteilhaber der überhimmlischen Berufung, betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, JESUS, der treu ist dem, der ihn dazu gemacht hat.“ Hebr. 3, 1-2

    Hier das Glaubensbekenntnis und Zeugnis, als Lobpreis des neuen Bundes in JESUS und GOTT, dem VATER; ein Lobpreis-Bekenntnis und Lebensstil der aus GOTT gezeugten Kinder, seiner neuen Schöpfung, wahrhaftiger Jünger JESU, zusammengefasst aus dem Epheserbrief, den Kapiteln 1-3, in „Ich-Form“:

    „Gnade mir und Frieden von GOTT, meinem VATER und dem HERRN JESUS CHRISTUS !
    Ich preise den GOTT und VATER meines HERRN JESUS CHRISTUS. Er hat mich gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Dingen in CHRISTUS, wie er mich in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, dass ich heilig und tadellos vor ihm sei.
    In Liebe hat er mich vorherbestimmt zur Sohnschaft durch JESUS CHRISTUS für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er mich begnadigt hat in dem Geliebten.
    In ihm habe ich die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Übertretungen, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er auf mich hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht. Er hat mir ja das Geheimnis seines Willens kundgetan nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst für die Verwaltung bei der Erfüllung der Zeiten: alles zusammenzufassen in dem CHRISTUS, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist – in ihm.
    Und in ihm habe ich auch ein Losteil erlangt, der (die) ich vorbestimmt war nach dem Vorsatz dessen, der alles nach dem Rat seines Willens wirkt, damit ich zum Preise seiner Herrlichkeit sei, der (die) ich zuvor auf den CHRISTUS gehofft habe.
    In ihm bin auch ich, nachdem ich das Wort der Wahrheit, das Evangelium meines Heils, gehört habe und gläubig geworden bin, versiegelt worden mit dem HEILIGEN GEIST der Verheißung. Der ist das Angeld auf mein Losteil, auf die Erlösung seines Eigentums zum Preise Seiner Herrlichkeit.
    Der GOTT meines HERRN JESUS CHRISTUS, der VATER der Herrlichkeit, gebe mir den Geist der Weisheit und Offenbarung zur Erkenntnis seiner selbst. Er erleuchte die Augen meines Herzens, damit ich weiß, was die Hoffnung seiner Berufung, was der Reichtum der Herrlichkeit seines Losteils in mir Heiligen und was die überschwängliche Größe seiner Kraft an mir, dem (der) Glaubenden, ist, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke.
    Die hat er in CHRISTUS wirksam werden lassen, indem er ihn aus den Toten auferweckt und zu seiner Rechten in den himmlischen Dingen gesetzt hat, hoch über jede Macht und Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der nicht nur in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen genannt werden wird.
    Und alles hat er seinen Füßen unterworfen; und ihn gibt er als Haupt über alles der herausgerufenen Gemeinde, die seine Körperschaft ist, der ich angehöre, die Vervollständigung dessen, der das All in allem vervollständigt. Auch mich hat er auferweckt, der (die) ich tot war in meinen Übertretungen und Sünden, in denen ich einst gewandelt bin gemäß dem Zeitlauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt.
    Unter diesen hatte auch ich einst allen meinen Verkehr in den Begierden meines Fleisches, indem ich alles Wollen meines Fleisches und meiner Gedanken tat und von Natur ein Kind des Zorns war wie auch die anderen.
    GOTT aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner vielen Liebe willen, womit er mich geliebt hat, auch mich, der (die) ich in meinen Übertretungen tot war, mit dem CHRISTUS lebendig gemacht – durch Gnade bin ich errettet!
    Er hat mich mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Welten in CHRISTUS JESUS, damit er in den kommenden Zeitaltern den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade in Güte an mir erweise in CHRISTUS JESUS.
    Denn aus Gnade bin ich errettet durch Glauben, und das nicht aus mir, GOTTES Gabe ist es; nicht aus Werken, damit ich mich nicht rühme. Denn ich bin Teil seines Gebildes, in CHRISTUS JESUS geschaffen zu guten Werken, die GOTT zuvor bereitet hat, damit ich in ihnen wandeln soll.
    Deshalb will ich immer daran denken, dass ich einst ohne Hoffnung, ohne CHRISTUS, ohne GOTT, als ein Atheist in dieser Welt war.
    Jetzt aber, in CHRISTUS JESUS, bin ich, der (die) ich einst fern war, durch das Blut des CHRISTUS nahe geworden. Denn er ist mein Friede !
    Durch ihn habe ich durch einen G E I S T den Zugang zum VATER, bin Mitbürger(in) der Heiligen und GOTTES Hausgenosse(in). Ich bin aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei CHRISTUS JESUS selbst Eckstein ist.
    In ihm zusammengefügt, wächst der ganze Bau zu einem heiligen Tempel im HERRN, und in ihm werde auch ich mitaufgebaut zu einer Behausung GOTTES im GEIST.
    In ihm habe ich Freimütigkeit und Zugang in Zuversicht durch den Glauben an ihn und werde nicht mutlos, sondern beuge meine Knie vor dem VATER unseres HERRN JESUS CHRISTUS, nach dem jede Familie in den Himmeln und auf der Erde genannt wird.
    Er gebe mir, nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit entsprechend, durch seinen GEIST, in Kraft standhaft zu werden am inneren Menschen; damit CHRISTUS durch den Glauben völlig in meinem Herzen wohne und ich in Liebe gewurzelt und gegründet erstarken möge, um mit allen Heiligen zu erfassen, was die Breite und Länge und Tiefe und Höhe ist, um auch die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des CHRISTUS zu erkennen, damit ich erfüllt werde zur ganzen Fülle GOTTES.
    Dem aber, der über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr, als ich erbitten oder erdenken kann, gemäß der Kraft, die in mir wirkt, ihm sei die Herrlichkeit in mir und seiner Körperschaft und in CHRISTUS JESUS auf alle Geschlechter hin in alle Ewigkeit! Amen!“

    Schriftstellen: EBF 1992 und KNT 1995
    KaRo

    • Diese Kritik, die Musik sei in den Freikirchen einseitig geworden, teile ich nur sehr bedfingt. Eine solche Betrachtungsweise selbst erscheint mir recht einseitig, denn bei dem, was ich selber beobachte, sind „die Freikirchen“ keine so homogene Masse, wie es im Artikel durchkommt, sondern es gibt gerade darin, was die Gewohnheiten zu Lobpreis betrifft, doch deutliche Unterschiede.
      In meiner eigenen Gemeinde ist gerade der Bereich von Lobpreis und Anbetung recht dynamisch, es kommen immer wieder neue Lieder dazu, darunter auch Eigenkompositionen. Wir hatten in den letzten beiden Jahren jeweils eine 24-Stunden-Anbetungs-Zeit („Worship“ als Begriff würde hier als Musikstil-Bezeichnung gar nicht passen), immer war die Betonung darauf, Gott allein die Ehre zu geben. Von Einseitigkeit war dabei rein gar nichts zu spüren, sondern wer nachts um 3 dazukam, kam wirklich nicht, um zu konsumieren. Je nachdem, wer die 2- bzw. 3-Stunden-Blöcke leitete, waren die Stilerichtungen sehr vielfältig.
      Vor genau vier Jahren bin ich selbst als Lobpreisleiter für die Hauptgottesdienste eingestiegen, ich war musikalisch dafür mit einer vieljährigen Ausbildung, u.a. Klavier und Gesang, während der Schulzeit sehr gut ausgestattet, und das wurde auch zum Segen. Nichtsdestoweniger betone ich bei jeder Probe, bei jeder Vorbereitung und in den Gottesdiensten, dass die Ausrichtung auf Gott und die Sehnsucht nach seiner Gegenwart immer das Wichtigere ist gegenüber der auch nicht unwichtigen musikalischen Qualität. Innerhalb der Band waren wir uns dahingehend sowieso einig. Bis heute würde ich an dieser Ausrichtung nichts ändern wollen. Andere Gruppen (bei uns sind es um die 8) handhaben das genauso, wobei sich ihre jeweiligen Stilrichtungen unterscheiden.
      Vor 20 Jahren haben wir hauptsächlich diese Chorusse gesungen, da sind wir heute weniger einseitig. Sie kommen noch vor, aber in Abwechslung mit neueren Liedern.
      Die mit uns befreundete evangelische Kirche bemüht sich auch um mehr Vielfalt, wobei der Schwerpunkt sehr viel klassischer ist und klar von der Orgel dominiert wird. Aber auch dort habe ich erlebt, dass beim Singen (mit der Orgel oder dem Posaunenchor) der Raum von Gottes Gegenwart erfüllt wird.
      Was ich wirklich gelernt habe, ist, dass Gott zu loben auch Freude, ja auch Spaß machen darf, dass die Emotionen auch mitgehen dürfen. Ich bin zutiefst überzeugt, dass uns Jesus zur Freude führen wollte und will. Die Grundlage davon ist, dass wir Ihn ehren, in Ehrfurcht (was eigentlich ein Gegenteil von Furcht ist), in Liebe und mit dankbaren Herzen.
      Wo ich mit Johannes Falk absolut übereinstimme, das ist die Grundlage, dass es nicht um uns bzw. um Stars auf der Bühne gehen darf, sondern allein um unseren Gott. Das Wohlfühlen sollte niemals das Ziel unserer Anbetung sein (da übe ich auch noch), sondern ein durchaus willkommenes Nebenprodukt davon, dass wir uns auf unseren Herrn ausrichten und Ihn suchen. Wenn wir „Worship“ nur konsumieren ohne diese Ausrichtung, dann leben wir am Wichtigsten vorbei.
      Was ich für mich aus dem Artikel mitnehme, ist die Notwendigkeit, sich immer wieder neu zu hinterfragen, die Ausrichtung auf Gott immer wieder zu erneuern und Ihn an erste Stelle setzen, im „Worship“ und auch sonst im Leben, egal ob wir auf oder vor der Bühne stehen. Dankbar bin ich da für unsere Gemeinde, die den Lobpreisleitern (und -leiterinnen) sehr viel Freiraum gibt, sie fördert und gleichzeitig in die Richtung führt, dass Gottes Ehre an erster Stelle steht.

    • Ein Text wird immer besser, wenn er lakonischer daherkommt, ruhiger, nicht so inbrünstig, nicht so zugebombt von Superlativen, nicht so heldisch. Und wenn er mit weniger Wörtern auskommt. Wenn er „keuscher“ wird, an Adjektiven spart, den Leser mit Detailhuberei verschont, wenn bisweilen „Ich weiß es nicht“ dasteht.

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