- Werbung -

„Coronaleugner, was macht ihr da?“

Bernd Hehner beschreibt sein traumatisches Erlebnis auf der Intensivstation, die Todesangst vor dem Ersticken, das Ausgeliefertsein. Für Coronaleugner hat er kein Verständnis.

Ein Gastkommentar von Bernd Hehner

- Werbung -

Rückblende. Mitten in der Nacht werde ich auf die Intensivstation eingeliefert: Mit furchtbarer Atemnot, ich habe Todesangst zu ersticken. Die Ärztin schüttet regelrecht alle Asthmamittel in mich hinein. Aber nichts hilft. Immer habe ich dabei den großen Zeiger der Stationsuhr im Blick, der 5 Minuten braucht um gefühlte 12 Stunden zu überbrücken. Ich liege in meinem Bett mit Katheter, Schläuchen und Sauerstoffmaske. Es piepst und klickt. Und solange das zu hören ist, scheine ich ja noch zu leben. Irgendwann ist alle Angst und Panik von den Beruhigungsmitteln ausgelöscht, ich denke nur noch zeitlupenhaft. Dann wird die Narkose eingeleitet, ein schwarzer Schatten kriecht in mein Bewusstein. War es das?

Wie ein neues Leben fühlt es sich an, als ich 48 Stunden später aus dem künstlichen Koma aufgeweckt werde. Ich darf tief Luft holen, verspeise ein Brötchen und trinke dünnen Krankenhauskaffee. Eine freundliche Krankenschwester ruft zuhause an: „Er ist aufgewacht und hat sogar sofort gegessen.“ Die mich behandelnde Ärztin, eine Mitsängerin aus unserer Kantorei, spricht von einem „kleinen Wunder“. Und ich merke, wie sehr ich doch das Leben liebe. Aber es bleibt eine traumatische Erfahrung mit Albträumen vom Ersticken, begleitet vom Gefühl des Ausgeliefertseins. Ende der Rückblende aus dem März 2001.

Nächstenliebe geht anders

Die Gegenwart. Die Corona-Pandemie. Die Kommentare, Fernsehaufnahmen und Berichte von vollen Intensivstationen rufen alte Traumata hervor. Wer solches durchlebt, muss zwangsläufig ein völlig gestörtes Verhältnis haben zur Marginalisierung der Pandemie – oder gar zu ihrer Leugnung. Es fällt mir schwer, Freiheitsrechte angemessen aufwiegen zu können gegen eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung. Daher mein Credo: Impfen, impfen und nochmals impfen. Alle andere Maßnahmen sind sinnvoll, aber haben nur flankierenden Charakter. Gott trug mich 2001 durch ein tiefes Tal. Ich möchte nicht, dass meine Mitmenschen in dieser Coronapandemie infiziert werden und womöglich selbst auf der Intensivstation landen. Denn: das höchste irdische Gut ist die Gesundheit.

Denjenigen, die sich über geltende Regeln zur Eindämmung der Pandemie hinwegsetzen, weil sie zum Beispiel endlich mal wieder feiern möchten, rufe ich daher mit voller Überzeugung zu: „Was macht ihr da nur“? Nächstenliebe geht anders! Es ist der Verzicht auf ein normales Leben – um Leben zu erhalten. Leben ist auch möglich, wenn ich auf Kontakte verzichte. Ja, dies fällt auch mir sehr schwer. Aber Jesus hat für unser Heil auf alles verzichtet, nämlich auf sein Leben.

Meine zweite Impfung steht an, dafür bin ich sehr dankbar.

Bernd Hehner war 40 Jahre lang Verwaltungsmitarbeiter in der Diakonie in Bad Ems und fast ebenso lange ehrenamtlich im Kirchenvorstand seiner Kirchengemeinde tätig.


Kommentare auf unserer Webseite Jesus.de geben grundsätzlich die Meinung des/der jeweiligen Autors/in wieder, nicht zwangsläufig die der gesamten Redaktion oder des SCM Bundes-Verlags.

2 Kommentare

  1. Lieber Bernd, ich möchte dein Erlebnis nicht schönreden und für Coronaleugner habe ich auch kein Verständnis, aber ich rate dir aus eigener Erfahrung, reite nicht auf deinem Erlebnis rum.

    Ich erzähle auch keinem dass ich als Mann vergewaltigt wurde, sondern setze mich damit auseinander.

    Denn ich habe oftmals zu hören bekommen ja der will ja nur Aufmerksamkeit, ich weiß, dein Trip in die Klinik war Scheiße und ich bin bei dir.
    Aber vergiß nicht, dass Gott es war der dir Beistand und der dich bewahrte.

    Also bitte geh nicht damit hausieren, sondern danke dem HERRN und erfreue dich an dem was du gewonnen hast. Ich weiß,dass du es gut meinst, aber lass die Leute ihre eigenen Erfahrungen machen, sonst lernen die es nicht.

    Mich haben die Erlebnisse mit Mißbrauch und Gewalt stark gemacht und ich gehe mit dem was ich erlebt anders um. Weil ich stark bin trotz meiner Spastischen Lähmung und des Rollstuhls.
    Ich habe Gottes Gnade gespürt und dies kann mir keiner nehmen.

    Und auch du solltest Christus nicht nur mit dem Mund bekennen. Denn Christus war bei dir im Krankenhaus und bewahrte dich. Also lass IHN in dein Herz und denk nicht an die Corona-Leugner, sondern an den VATER, den SOHN und den HEILIGEN GEIST. Sowie die Stärke die ER dir gegeben hat.

    • Sicher braucht Bernd keinen Verteidiger, dennoch möchte ich mich zu seinem Beitrag hier positionieren, denn ich empfinde ihn nicht als Mundbekenntnis, sondern als konkreten Erfahrungswert, der ihm dabei hilft mit Corona umzugehen. Ich denke, jeder Mensch ist im Besitz von Erfahrungswerten, die aus einer oder auch mehreren Lebenssituationen heraus entstanden sind und einen bleibenden Eindruck in ihm hinterlassen haben. Das macht unsere Differenziertheit aus, sie wird durch ihre Erfahrungswerte erkennbar und kann erst dadurch überhaupt kommuniziert werden. Die Menschheit hat ihre Erfahrungswerte durch das Leben gewonnen und sie kann auch nur durch das ihnen nachfolgende Leben daraus lernen. In diesem Zusammenhang danke ich jedem Menschen für seine Offenheit, Erfahrungswerte auch mit mir zu teilen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer das sein kann, gerade für Menschen, die einem Missbrauch ausgesetzt waren, der sie in ihrer Würde infrage stellte.

Die Kommentarspalte wurde geschlossen.

Zuletzt veröffentlicht