Die EKD und die Katholische Bischofskonferenz wollen das Reformationsjubiläum als gemeinsames „Christusfest“ feiern. Und wo bleiben die Freikirchen? Feiern sie mit? Jesus.de hat darüber mit Ansgar Hörsting gesprochen, dem Präsidenten der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF).
Präses Hörsting, was verbinden Sie persönlich mit Martin Luther?
Ansgar Hörsting: Ich bin römisch-katholisch aufgewachsen. Für mich wurde dann später in meinem Leben die reformatorische Erkenntnis sehr wichtig, dass alleine Jesus Christus Heil ist und in ihm alles ist, was ich brauche. Er ist der größte Schatz der Kirche.
Haben Sie diese Erkenntnis als einen Widerspruch zu ihrer katholischen Glaubenserfahrung empfunden?
Ja, auf jeden Fall. Damals war diese Christus-Konzentration neu für mich.
Wie haben Sie es vorher erlebt?
Ich habe die Kirche als eine Institution wahrgenommen, die Gnade und Heil verwaltet. Als solche versteht sie sich auch heute noch.
Was bedeutet das Reformationsjubiläum für die Freikirchen in Deutschland?
Das Entscheidende für uns ist die Betonung des Glaubens an Christus und dass dieser Glaube befreit, dass er von Gott selbst geschenkt wurde, aber trotzdem auch eine Antwort von Menschen ist. Diese Glaubensdimension ist uns besonders wichtig. Unser Wunsch ist, dass im Reformationsjubiläum Glaube wächst und dass es im Glauben stärkt. Im Ausland ist das Interesse am Reformationsjubiläum und den historischen Stätten relativ groß und das betrachte ich als eine tolle Chance über die Dinge zu sprechen, die im Zentrum stehen, nämlich Jesus Christus und der Glaube.
Fühlen Sie sich als Freikirchler ausreichend mit einbezogen in das Reformationsjubiläum?
Ich möchte betonen, dass die Freikirchen im Rheinland sehr gut in das Jubiläum eingebunden werden und auch auf regionaler und lokaler Ebene läuft vieles zufriedenstellend. Auf Bundesebene ist es eher mühsam. Es gab kürzlich die berechtigte Kritik des Theologen Fleischmann-Bisten, die sich auf eine spezielle Schrift der Bischofskonferenz und der EKD bezog – da wundert man sich dann schon zum Teil. Wir sind klein und so werden wir manchmal auch behandelt.
Wie feiern die Freikirchen Reformation? Woran wirken Sie persönlich mit?
Zum Beispiel jetzt an diesem Sonntag mit dem rheinischen Präses Manfred Rekowski in Saarbrücken, da feiern wir gemeinsam einen Gottesdienst. Wie gesagt, ins Rheinland haben wir sehr gute Beziehungen. Es gibt auch andere regionale Veranstaltungen, die ich nicht alle kenne. Auf Bundesebene engagieren wir uns als Vereinigung Evangelischer Freikirchen in Wittenberg auf der Weltausstellung im Sommer 2017. Das sind Möglichkeiten, die wir wahrnehmen.
Was kann das Jubiläum für die Zukunft bewirken – etwa in der Ökumene?
Ich glaube, dass die Beschäftigung mit Martin Luther und der Geschichte zwar mühsam ist, aber dennoch eine bessere Verständigung bewirkt hat. Wir nennen das Jubiläum „Christusfest“. Natürlich ist das ein unpräziser Begriff, aber dennoch kann ich darin eine Bewegung aufeinander zu sehen. Es ist schön, dass man diesen Anlass in der Form miteinander feiern kann und nicht nur gegeneinander feiert. Das hat aber keine Konsequenz für grundlegende Fragen, die werden woanders bearbeitet und das wird auch in Zukunft so sein.
___
Die Fragen stellte Laura Schönwies
Ansgar Hörsting (51) ist seit 2008 Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland (FeG). Seit Juli 2011 steht er außerdem als Präsident der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) vor.
Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen hat zum reformationsjubiläum eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht.
(Quelle: jesus.de)