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Reformationsjubiläum: Selbsttäuschung oder historisches Ereignis?

Die Kritik am Reformationsjubiläum reißt nicht ab: zu wenig Besucher, Überangebot an Veranstaltungen und falsche Ortswahl. Prominente Protestanten wie Margot Käßmann und Wolfgang Huber halten dagegen: Selten sei Kirche so präsent gewesen.

Die früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann und Wolfgang Huber, weisen Kritik an den Feiern zum 500. Reformationsjubiläum zurück. Käßmann, bezeichnete die Veranstaltungen in den vergangenen 16 Wochen als ein Aufbruchssignal für die Kirche. Die Weltausstellung zum Reformationsjubiläum habe der Kirche Ansätze für ihre Erneuerung gegeben und für viele Begegnungen gesorgt, so Käßmann beim Open-Air-Gottesdienst zum Abschluss der Weltausstellung in Wittenberg. Angst vor Veränderungen müsse dabei niemand haben. «Dieses Jubiläum wird in die Geschichte eingehen, als wirklich ökumenisch und weltoffen», hatte Käßmann in der Zeit-Beilage «Christ und Welt» geschrieben. Es sei ein «echtes Beteiligungsjubiläum» mit vielen tausend Veranstaltungen in ganz Deutschland und weltweit. Huber bezeichnete den vor zehn Jahren begonnenen Veranstaltungsmarathon zum Reformationsjubiläum trotz einiger Schwächen als gelungen.

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Zuletzt hatten die prominenten Theologen Friedrich Schorlemmer und Christian Wolff eine kritische Vorabbilanz des Gedenkjahres gezogen. Auf dem Weg zum 31. Oktober 2017 sei es versäumt worden, die «Krise der Kirche in der säkularen Gesellschaft offen anzusprechen» und neue Visionen zu entwickeln, heißt es in ihrem Memorandum «Reformation in der Krise – Wider die Selbsttäuschung». Vor allem die schlecht besuchten «Kirchentage auf dem Weg» Ende Mai seien «zum Fanal einer grandiosen Selbsttäuschung» geworden, kritisierten der langjährige Leipziger Thomaskirchen-Pfarrer Wolff und Schorlemmer, der als ehemaliger Leiter der Evangelischen Akademie in Wittenberg und Ex-DDR-Bürgerrechtler in das Jubiläumsprogramm in der Lutherstadt eingebunden war.

Huber erklärte, «gewiss wäre es erfreulich gewesen, es wären noch mehr gekommen». Die Erwartungen an das Jubiläumsjahr 2017 seien unnötig hochgeschraubt worden. Die Entscheidung, das eigentliche Jubiläum in zehn, noch während seiner Amtszeit eingeleiteten Themenjahren vorzubereiten, verteidigte der Altbischof. «Zum ersten Mal hat die evangelische Kirche sich selbst und anderen gezeigt, dass sie überhaupt dazu imstande ist, Themen zu setzen und über lange Zeit durchzuhalten», sagte er am Dienstagabend bei den «Ebernburger Tischgesprächen» auf der Ebernburg im rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach.

Käßmann hält speziell die Kritik an der Weltausstellung zum 500. Reformationsjubiläum in Wittenberg für ungerechtfertigt. «Klar: Am Anfang war es nicht so gut besucht, wie wir es uns erhofft hatten», sagte sie. Ende August sei in der Stadt jedoch kein Hotelzimmer mehr zu bekommen gewesen. «Und wer die Weltausstellung erlebt hat, ist begeistert», fügte die Theologin hinzu. Es sei zum Beispiel «wunderbar», dass 300.000 Menschen das 360-Grad-Panorama «Luther 1517» des Künstlers Yadegar Asisi gesehen hätten, das seit dem Oktober 2016 geöffnet ist.

Die Reformationsbotschafterin Käßmann wandte sich in zudem gegen Einwände, zu viele Veranstaltungen seien im entkirchlichten Ostdeutschland angesiedelt: «Selbstverständlich gehört Wittenberg ins Zentrum. Hätten Sie es lieber vor der EKD-Zentrale in Hannover machen wollen oder auf einer Akademietagung in Tutzing?»

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Huber sieht nach dem Abschluss des Reformationsjubiläums «Zeiten größerer Bescheidenheit» auf die deutschen Protestanten zukommen. Die Kirche müsse sich auf ihre geistliche Kernaufgabe konzentrieren und möglichst vielen Menschen die Gnade Gottes vermitteln, sagte er in Bad Kreuznach.

Falls der Reformationssommer mit einem finanziellen Defizit enden sollte, kündigte Käßmann an, werde das mit den Landeskirchen besprochen. «Eine genaue Auswertung habe ich noch nicht», sagte sie. «Aber wenn die evangelische Kirche das Reformationsjubiläum nicht genutzt hätte, wäre ihr das als ein Riesenfehler vorgeworden worden», betonte die Theologin.

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Quelleepd

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