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Orden soll Mut zeigen: Jesuiten-Opfer fordern Entschädigung

Die Missbrauchsopfer an Schulen des katholischen Jesuitenordens haben von den Verantwortlichen ein «signifikantes Zeichen» der Hilfe und Entschädigung gefordert.

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Dazu gehörten neben opfergerechten Therapieangeboten eine baldige «substanzielle, finanzielle Genugtuung», sagte der Vertreter der Betroffeneninitiative «Eckiger Tisch», Matthias Katsch, am Montag in Berlin.

 Der Orden solle jetzt «Mut» zeigen und mit einem Vorschlag an die Öffentlichkeit gehen und nicht bis zu einer einvernehmlichen Entschädigungsregelung durch den von der Bundesregierung einberufenen Runden Tisch Missbrauch warten. Dabei sprach sich Katsch ausdrücklich gegen eine Auszahlung gestaffelter Geldbeträge je nach Schwere des Missbrauchs aus.

 Unterstützt wurde er in seiner Forderung vom Experten für sexuellen Missbrauch, dem Psychotherapeuten Jürgen Lemke von der Berliner Einrichtung «Kind im Zentrum». Lemke lehnte es auch ab, dass Hausärzte von Missbrauchsopfern über die Höhe der Entschädigung befinden sollten.

 Auch die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne) empfahl dem Jesuitenorden, wie bei der Aufklärung über die Missbrauchsfälle auch «in Sachen Entschädigung» vorauszugehen und nicht auf den Runden Tisch zu warten. Fischer hatte im Auftrag des Ordens ein Sondergutachten über die Missbrauchsfälle am Berliner Canisius-Kolleg erstellt, das vor zwei Wochen in München vorgestellt wurde. Darin bestätigte sie im Wesentlichen die Ergebnisse des Berichts der Missbrauchsbeauftragten des Ordens, der Berliner Rechtsanwältin Ursula Raue.

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 Allerdings habe sie teilweise andere Schlussfolgerungen als Raue gezogen, betonte Fischer. So wirft sie dem Orden unter anderem vor «als pädagogische Institution und als moralische Instanz» versagt zu haben. Sie empfahl den Verantwortlichen, Konsequenzen zu ziehen, etwa im Umgang mit neuen Verdachtsfällen.

 Dagegen sei die Versetzung von Lehrern, die des Missbrauchs überführt wurden, an andere Einrichtungen, wie im Einzelfall geschehen, eine «Verharmlosung der Taten». Als Beispiel nannte sie den Fall eines Paters, der sich selber des hundertfachen Missbrauchs über Jahrzehnte beschuldigte habe und dennoch weiter in kirchlichen Diensten eingesetzt worden sein soll.

 Katsch sprach am Montag der seit 2007 tätigen Missbrauchsbeauftragten des Ordens, Raue, sein Misstrauen aus und zweifelte ihre Unabhängigkeit an. Dabei warf er ihr unter anderem ein «unglückliches» Kommunikationsverhalten gegenüber Betroffenen vor.

 Die Missbrauchsdebatte in der katholischen Kirche war Anfang des Jahres durch den Leiter des Berliner Canisius-Kollegs, Klaus Mertes, entfacht worden, in dem er über zahlreiche Fälle sexuellen Missbrauchs innerhalb der renommierten Jesuiten-Einrichtung berichtete.

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 Der voraussichtlich Ende September wieder zusammenkommende Runde Tisch Missbrauch mit 60 Teilnehmern wird von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU), Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) geleitet.

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