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Ist mir das Paradies zu wenig?

Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind

Die zweiwöchentliche Kolumne von Tom Laengner

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Der Klimawandel ist da. Und wir alle sind aufgerufen, unser Verhalten auf den Prüfstand zu stellen, meint Tom Laengner. Denn unser westlicher Lebensstil hat Auswirkungen auf unseren gesamten Planeten.

Ich war pitschnass. Das kam nicht nur vom Joggen und es war erst der Anfang. Hochwasser. Als der Kanaldeckel anfing sich rhythmisch zu bewegen, habe ich Angst bekommen. Für viele ging alles gut aus. Für viele andere nicht. Ich habe gebetet. Ich habe Hilfe angeboten und Spenden gesammelt. Und mir fiel ein, dass wir nicht die ersten sind, die ihren Kopf nur für die Haare zu haben scheinen.

Schon als die Erde noch jung war, reichte uns Menschen das Paradies nicht aus. Eine Tragödie. Gott hatte ein Leben konfiguriert, von dem wir Menschen keinen Urlaub brauchten. Das haben wir nie so recht begriffen. Bis heute kriegen wir den Hals nicht voll. Wir wollen immer mehr.

Wenn sich das Konsumverhalten der Menschen nicht ändert, brauchen wir bis 2050 drei Planeten Erde.

Doch irgendwann wird aus „immer mehr“ einfach ein „zuviel“. In Kenias Hauptstadt Nairobi gab es 2019 eine Umweltkonferenz der Vereinten Nationen. Ihren Erkenntnissen nach seien Umweltprobleme mitverantwortlich für bis zu 25 Prozent aller Todesfälle. Auf der Webseite gab es noch eine kleine Ergänzung: „Wenn sich das Konsumverhalten der Menschen nicht ändert, brauchen wir bis 2050 drei Planeten Erde“. Manche Menschen scheinen das nicht zu wissen. Aber ich weiß es jetzt. Und nun?

Es ist gelinde gesagt nicht stilvoll, seinen Rumpel anderen zum Aufräumen zu hinterlassen. Bereits 2019 warnte Klaus Jacob vom Forschungszentrum für Umweltpolitik der FU Berlin: „Man kann die Erde nicht erst ruinieren, reich werden, und dann wieder aufräumen.“

Ich empfinde es als Zynismus, wenn es um das aktuelle Aufräumen in unserem Land geht. Teile unseres Elektroschrotts landen in Westafrika. Etwa 90 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf im Müll. Zu diesen Angaben kam der WWF im Jahre 2018. Und dann der Verpackungsmüll. Nach Angaben des Bundesumweltamtes lag der pro Kopf Verbrauch von Verpackungsmüll im Jahre 2016 bei 220,5 Kilogramm. Europameister!

Mülltrennung ist ja was Feines. Aber muss der Müll nicht erst einmal anfallen? Wir versuchen weniger ihn zu vermeiden. Wir perfektionieren die Wege ihn zu trennen. Manche Menschen waschen sogar den Joghurtbecher noch aus. Das tun sie mit Wasser in Lebensmittelqualität. Putzen bleibt eben in Deutschland ein folkloristisches Stilmittel!

Mein Verhalten hat Auswirkungen!

Das alles ist nicht nur für mein Land wichtig. Mein Verhalten hat Auswirkungen. Da ist zum Beispiel Ruanda. In dem kleinen ostafrikanischen Land scheint die Farbe Grün erfunden worden zu sein. Teeplantagen, Bananenhaine und Reisfelder lösen einander ab. Doch das Wetter wird im Land der tausend Hügel immer weniger vorhersehbar. Das sei dem Klimawandel geschuldet, sagen Mitarbeiter der Vereinten Nationen. Die neue Wetterlage hat Auswirkungen auf die Ernten. Die schrumpften in den vergangenen Jahren um 40 Prozent.

Dabei ist doch der pro Kopf Ausstoß an C0² Gasen in Deutschland 125-mal höher als in dem kleinen Binnenland. Dem Klimawandel ist das gleichgültig. Er ist weder fair noch zur Diskussion aufgelegt.

Seine Ankunft war jedoch zu erwarten. Bereits 1979 hatte der amerikanische Geophysiker Gordon J.F. Mac Donald auf einen möglichen Wandel hingewiesen. Damals tagte in Genf die World Meteorological Organization. Die große Mehrheit der Delegierten aus 53 Ländern war sich über das Eine klar: Es gibt einen Klima-Umschwung, der zu einem Temperaturanstieg führen wird. Szenarien wurden beschrieben und Alternativen dargelegt. Mac Donald war kein Verschwörungstheoretiker oder Endzeitfanatiker. Er hatte nur gerechnet.

Auch wenn Gott eine neue Welt in Aussicht stellt, hebt das meine Verantwortung nicht auf.

Auch wenn Gott eine neue Welt in Aussicht stellt, hebt das meine Verantwortung nicht auf. Denn welcher Vater würde es zu schätzen wissen, dass sein Kind ein Smartphone gegen die Wand knallt und sagt: „Papa, mach mal nicht die Welle. Weihnachten steht doch schon vor der Tür!“ Du weißt, was ich meine!

Als Mensch in Deutschland bin ich gefragt, ganzheitliche Entscheidungen zu treffen. Gott hat uns doch eine Art Lebensaufgabe gegeben. Er sagte, dass wir die Erde verwalten und gestalten sollen. Und er sagte, dass wir Sorge tragen sollen für unsere Schwestern und Brüder. Das war leicht verständlich und gleichzeitig höchst anspruchsvoll. Der Schöpfer allen Seins drückte damit seine Hochachtung vor den Menschen aus. Er verdeutlichte: „Ich glaube an dich. Du hast es drauf.“

Für mich mündet das in die Frage: „What do I choose to lose?“ Mein westlicher Lebensstil lässt sich nicht halten. Es ist wohl kaum die Frage, ob ich lernen will zu verzichten. Nachdem wir das Paradies verzockt haben, steht der Klimawandel vor der Tür. Will ich riskieren, dass er an der Kirchentür stehen bleibt? Ich jedenfalls bete, dass ich auf Firlefanz verzichten kann und mir Gottes Paradies genug ist.

Out of the Box – Teil 1: Was gibt mir Energie?
Out of the Box – Teil 2: Was müsste dein Bruder tun, damit du glaubst, dass er der Sohn Gottes ist?
Out of the Box – Teil 3: Was macht mein Herz frei und warm?
Out of the Box – Teil 4: Wie erkläre ich meinen Glauben im Zoom-Meeting?
Out of the Box – Teil 5: Von Pornoweltmeistern und Polenschlüsseln
Out of the Box – Teil 6: Darf ein Christ eigentlich Mikado spielen?
Out of the Box – Teil 7: Was macht die Barmherzigkeit barmherzig?
Out of the Box – Teil 8: Wann wird das Nein zum Geld ein Ja zum Glück?
Out of the Box – Teil 9: Wie viel Gewicht gebe ich meinem Gewicht?
Out of the Box – Teil 10: Betest du auch manchmal für einen Parkplatz?


Tom Laengner ist ein Kind des Ruhrgebiets. Nach 20 Jahren im Schuldienst arbeitet er journalistisch freiberuflich und bereist gerne unterschiedliche afrikanische Länder. Darüber hinaus arbeitet er als Sprecher für Lebensfragen und Globales Lernen. In seiner Kolumne „Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind“ schreibt er regelmäßig über Lebensfragen, die ihn bewegen.

1 Kommentar

  1. Ich glaube an das Paradies

    Es lohnt sich den Kernsatz vom Tom Laengner nochmals zu zitieren: „Schon als die Erde noch jung war, reichte uns Menschen das Paradies nicht aus. Eine Tragödie. Gott hatte ein Leben konfiguriert, von dem wir Menschen keinen Urlaub brauchten. Das haben wir nie so recht begriffen. Bis heute kriegen wir den Hals nicht voll. Wir wollen immer mehr“!

    Ich verstehe die Paradiesgeschichte – und damit auch die gesamte Schöpfungsgeschichte der Bibel – nicht als einen historischer Bericht eines irdischen Geschehens. Sie ist ein antikes Glaubensbekenntnis. Aber sie steht am Anfang unserer Bibel, gewissermaßen als eine Auftaktgeschichte. Wir müssen diese Geschichte auslegen. Außerdem ist dieser Bericht von Adam und Eva in dem eben beschriebenen Sinne wahr: Erstens weil Gottes Wort Wahrheit ist. Zweitens weil wir dieses Wort Gottes auslegen sollen und Drittens: Wir alle sind Adam und Eva, aber auch die Kains. Wenn wir Pesch haben, wirft uns das Leben manchmal auch in die Rolle Abels als das Opfer. Die Geschehnisse sind bekannt. Die Schöpfung wurde nicht bewahrt. Als Menschen neigen wir dazu, Grenzüberschreitungen unserer von Gott gegebenen Freiheit zu inszenieren. Da denke ich an die Massentierhaltung, in der die armen gequälten Geschöpfe nie den Himmel sehen, niemals im Gras scharren oder wühlen dürfen oder im Gegensatz zu unseren glücklichen Hühner nie im Gartenparadies zuhause Wellness betreiben dürften durch Baden im Gartensand. Die Güter der Erde teilen wir nicht geschwisterlich. Selbst die Schöpfungsgeschichte redet unser Schicksal etwas schön. Wir wurden nämlich eigentlich nicht des Paradieses verwiesen, sondern unsere gesamte menschliche Geschichte, also als wir schon Kulturwesen waren (und uns nach biblischer Sprache eingestehen mussten, dass wir vor Gott nackt dastanden), selbst den Akt unserer menschlichen Flucht aus dem Garten Eden produzierten.

    Es gilt daher in Zeiten des Klimawandels Verantwortung zu übernehmen und die Schuld des Zustandes unseres Planeten uns selbst zuzuweisen. Hatten nicht Adam und Eva auch die Schuld bei anderen gesucht, als man verbotenerweise von der verbotenen Frucht naschte ? Adam schob die Schuld auf Eva und Eva auf die Schlange. Dass wir Gott und unsere Nächsten nicht wirklich und immer zu lieben versuchen, liegt nicht an Gott der uns unendlich liebt. Es liegt alleine an uns. Jesus sagt, dass wenn wir ihn lieben auch seine Gebote halten. Dabei geht es nicht um Perfektion, sondern einfach um Liebe. Denn die Liebe ist langmütig und freundlich, besitzt sie betreibt absolut keinen Perfektionswahn. Leider haben die Politiker bzw. Parteien Angst vor den Wählern und überhaupt nicht vor Gott. Sie wollen uns keine Verteuerungen aufnötigen, denn wenn wir ernst machen mit dem Kampf gegen den Klimawandel, müssen wir uns einschränken und alles wird teurer. Da ist es dann wieder wie bei Adam und Eva, die ihre Eigenverantwortung auf den jeweils anderen schieben. Wir selbst sind es, die auch den Konflikt aushalten müssen, dass der Krieg gegen den Klimawandel, oder auch die Anpassung an die Klimaveränderungen, nicht ohne Opfer möglich sind. Der Markt alleine machts nicht, sondern die viele Hände, Köpfen und Gewissen. Wir alle dürfen ein lebenswertes Leben haben, auch wenn wir uns sehr einschränken müssen.

    Allerdings, und da liege ich wohl zumindest sinnbildlich einigermaßen richtig: Das Paradies ist der Zustand der Schöpfung, also des ganzen Universums, bevor sich die Geschöpfe (und die Abgründe in den Geschöpfen) gegen den Schöpfer gewandt haben. Der Neue Himmel und die Neue Erde ist das völlig neu erschaffene Paradies, in dem wir endlich wieder in Gott und zu Gott zurückkommen. Heute kann im irdischen Alltag aber das Paradies schon vorgeschattet werden durch ein freundliches Wort, oder wenn wir üben jemand anderes zu vergeben. Da entsteht etwas Himmel. Im wahren himmlischen Paradies wird es ganz andere oder gar keine Naturgesetze mehr geben. Dann sind wir wieder vollständig Geist aus Gottes Geist. Oder wie Jesus sagt, (vollständig) die Reben am Weinstock.

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