Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind
Die Kolumne von Tom Laengner

Wo ist er hin, der „Staatsfeind Nummer Eins“ ?

Was hat Jesus mit einem gesuchten Bankräuber gemeinsam? Eine österliche Spurensuche in Ohio und Jerusalem mit Tom Laengner.

Charles Arthur ‚Pretty Boy‘ Floyd wurde wohl in einem Obstgarten in East Liverpool, Ohio erschossen. Es geschah im Herbst 1934 und das FBI war hinter ihm her. Damit war eine US-amerikanische Outlaw-Legende für immer am Boden. Manche sagen, er sei so etwas wie ein Robin Hood der frühen 30er Jahre gewesen. Andere halten ihn für einen gewöhnlichen Verbrecher. Fest steht, dass Charley Floyd jede Menge Banken beraubt hat. Es waren so viele, dass J. Edgar Hoover ihn schließlich zum Staatsfeind Nummer Eins erklärte. Auf diese Art Nominierung hätte Floyd gerne verzichtet.

Dem Mann aus Nazareth wird auch nicht viel daran gelegen gewesen sein, in seinem Heimatland der Staatsfeind Nummer Eins zu sein. Auch ohne jemals eine Bank beraubt zu haben oder einem Menschen etwas Böses getan zu haben, stand der Nazarener ganz oben auf der Liste der Gesuchten in Israel. Doch das waren andere Zeiten. Charles Arthur Floyd aus Oklahoma wurde etwa so alt wie der Mann aus Nazareth. Damit kommt die Ähnlichkeit der beiden Persönlichkeiten allerdings wohl schon beinahe an ihre Grenzen. Ja, beide verstießen gegen das Gesetz. Der Eine raufte am Feiertag Ähren im Kornfeld, der Andere im Akkord Dollarnoten aus Kleinstadtbanken. Den Mann aus Galiläa verhafteten sie dann zu Ostern. Auch bei ihm trug sich also ein folgenschweres Ereignis in einem Garten zu.

Beide hinterließen eine Reihe an traurigen und ratlosen Menschen. Und für beide ging es auch irgendwie weiter. Der junge Mann aus dem Mittleren Westen schaffte es posthum mit Liedern und Filmen in die US-amerikanische Popkultur. Das gelingt nicht jedem. Ansonsten blieb er jedoch auf dem schmucklosen Akins Cemetery in Sequoyah County, Oklahoma bestattet. Niemand hat ihn ausgegraben. Also wird noch vorhanden sein, was nach fast einem Jahrhundert von einem Menschen übrig ist. Vielleicht ein widerstandsfähiger Hosenknopf?

Abgetaucht

Und Jesus? Ich erwähnte ja Ostern. Und da entfaltet sich nun die schier unglaubliche Geschichte des ganz anderen Staatsfeindes Nummer Eins. Von diesem Mann aus dem Nahen Osten gibt es heute einerseits nicht mal mehr den widerstandsfähigen Hosenknopf. Dafür sind weltweit jede Menge der drei Nägel zu sehen, mit denen Jesus ans Kreuz geschlagen wurde. Eher unwahrscheinlich, dass seine Jüngerinnen und Jünger die Eisenteile zur Vermarktung der Bewegung in Umlauf gebracht haben sollen. So waren sie nicht unterwegs. Denn blitzartig nach seiner Hinrichtung sind seine Nachfolgerinnen und Nachfolgern erst einmal untergetaucht. Andere entschlossen sich, den ‚unfollow‘-Knopf zu drücken. Keiner wollte so grauenvoll enden wie ihr Ex-Meister. Das Spiel war für sie aus! Endgültig.

Doch dann platzte die Bombe, von der niemand wusste, dass sie überhaupt existierte. Es sollte zumindest eine würdige Bestattung für einen außergewöhnlich wundervollen Mann geben. In dieser Haltung gehen ein paar seiner Anhängerinnen zum Grab. Sie wollten keinesfalls in Erwartung einer Auferstehung die Sektkorken knallen lassen. Für sie gab es keine provokanten „Rome go home“ Aufnäher. Stattdessen hatten die Frauen beim örtlichen Bestatter eingekauft, was man für ein standesgemäßes Begräbnis damals so brauchte. Ich kenne mich da nicht aus.

Das Grab ist leer

Doch dann stehen sie vor einem leeren Grab. Keine Leiche weit und breit. Die Damen sind erschüttert. Sprachlos. Und sie erzählen niemandem etwas. Kurz darauf trifft eine weitere Frau Jesus persönlich. Sie sieht ihn. Sie redet mit ihm. Und auch hier kann kein Mensch glauben, was sie gesehen haben will. Warum auch? Es heißt, Frauen glaubte man in diesen Zeiten grundsätzlich nicht. Hier stimmte also gar nichts mehr. Zeuginnen, denen die Fachleute, Eliten und die Mitte der Gesellschaft nie und nimmer Vertrauen schenken würden, sollten Pfeiler einer Botschaft sein, die keiner glauben konnte. Das hätte der Anfang vom Ende sein müssen.

Frauen berichten als Erste von einem leeren Grab. Das bezeugen alle vier Schriften, in denen das Leben von Jesus beschrieben wird. Andere Augenzeugen waren nicht zur Stelle. Als wäre die Geschichte nicht an sich schon haarsträubend genug. Diese Menschen hatten zwar keine akademische Ausbildung; aber sie waren nicht blöd. Eine Auferstehung war für sie das aberwitzigste Ereignis aller Zeiten. Das hat sich bis heute nicht geändert. Doch von einem bestimmten Punkt an sagten auch sie: “Wir haben den Herrn gesehen“. Sie waren verwirrt, aber überzeugt. Genau so muss es gewesen sein. Damit wollten sie wahrscheinlich sagen, dass sie Jesus gesehen hatten. Mit ihren eigenen Augen.

Kein Land rühmt sich seiner Staatsfeinde. Es will sie loswerden. Und wo kommen sie hin? Charles Arthur Floyd ruht immer noch auf demselben Friedhof in Akins, Oklahoma. Eine gravierte Platte aus Marmor mit Blumenvase erinnert an ihn.

Den Schreiner, der posthum wertschätzend Christus genannt wurde, findest du bestimmt auch. Aber auf gar keinen Fall in der Grabeskirche in der Altstadt von Jerusalem. Da bin ich mir ziemlich sicher, dass er das Weite gesucht hat! Um IHN zu finden, muss ich ganz woanders suchen.

Out of the box - weil wir wunderbar gemacht sind

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Tom Laengner

Tom Laengner ist ein Kind des Ruhrgebiets. Nach 20 Jahren im Schuldienst arbeitet er journalistisch freiberuflich und bereist gerne afrikanische Länder. Darüber hinaus arbeitet er als Sprecher für Lebensfragen und Globales Lernen.

In seiner Kolumne „Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind" schreibt er alle 14 Tage über Lebensfragen, die ihn bewegen.

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4 Kommentare

  1. Verbrecher:
    Unter der Folter sagte Jesus zu einem: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.
    Barrabas wurde freigelassen. Was hat der eigentlich mit seiner Freiheit gemacht?
    Jesus hat der Ehebrecherin geholfen
    Er war bei einem fiesen kleinen Zöllner zu Besuch.
    Er hat sich mit zwielichtigen, gefährlichen Leuten rumgetrieben und keine Angst gehabt, dass etwas von ihrem Gestank und ihrer Unmoral an ihm kleben bleibt.
    Er hat gesagt, es ist schon Mord wenn ich zu jemandem Arschloch sage (oder so ähnlich).
    Er ist tatsächlich als Feind des Staates und der Religion verurteilt und hingerichtet worden.
    Er hat mir die Last der Verbrechen abgenommen, die ich nie wieder gut machen kann.
    stark,was?
    Frohe Ostern!

  2. Lieber Bernd Hehner,
    ich finde die Kolumne von Tom Laengner sehr gelungen und lesenswert, ebenso wie dein Bekenntnis zum Leben Jesu, zu Auferstehung, Vergebung und Ewiges Leben …
    Der Aussagegehalt der Schlusssätze in Kolumne und Kommentar erscheinen mir doch sehr verschieden bzw. haben unterschiedliche Intentionen:
    Einerseits ‚Um IHN zu finden, muss ich ganz woanders suchen.‘ Uneingeschränktes Ja, ich finde z.B. in der Bibel Johannes 3,16 u.v.a.m.
    Andererseits ‚…im Paradies gibt es eine nie geahnte Freiheit. Es ist die Freiheit, die nur die Liebe zur Voraussetzung hat.‘ Hierzu finde ich allerdings keinen passende Aussage Jesu, … habe ich da etwas verpasst?
    LG

    • Das Paradies ist Freiheit durch völlige Erlösung

      Lieber Rfsk: Nur der von der Sünde befreite Mensch besitzt logischerweise eine wirkliche Freiheit. Wir sind heute schon erlöst und befreit, aber eben doch wiederum nicht vollständig. Noch sehen wir alle Wahrheit wie in einem dunklen Spiegel, aber im Paradies wohnt Gott mit einer völligen Liebe. Nun mag mein Freiheitsbegriff so nicht in der Bibel stehen, aber er ist mit Händen zu greifen. Damit ist aber immer nur gemeint, dass wir in dieser kommenden Nähe Gottes, in dem Neuen Himmel und der Neuen Erde, keinen Zweifel oder Ängste mehr haben müssen wegen einer eigenen Unvollkommenheit. Wir sind dann gewissermaßen vollständig heilig und gut geworden nicht durch uns selbst, sondern durch die Tat am Kreuz. Anders als in dieser neuen Dimension kann man die Freiheit des Erlöstseins nicht beschreiben. Zugleich ist dies biblisch, denn in der völligen Liebe ist keine Angst mehr. In dieser völligen Liebe sind wir nur bei Gott und damit bei unserer Ankunft im Paradies. Im übrigen mag die Schöpfungsgeschichte, als ein antikes Glaubensbekenntnis zu verstehen, dies bestätigen. Adam und Eva war alles erlaubt zu essen im Paradies, nur nicht von der Frucht ,die verboten war. Es gibt nur eine äußere Grenze, und die ist Gott selbst und jene Grenzen die er setzt. Gewissermaßen beschreibt die verbotene Frucht die Autonomie Gottes über die Wahrheit. Hätten – bildlich gesehen – Adam und Eva von der verbotenen Frucht eine Macht wie Gott erhalten, hätte dies faktisch bedeuten können, aber sofort kann jeder alternative Wahrheiten behaupten. Das mag etwas ein doppelter Saltus der Argumentation sein, aber ich halte dies für legitim.

  3. Jesus Staatsfeind Nummer trotz größter Geschichte des Universums

    „Dem Mann aus Nazareth wird auch nicht viel daran gelegen gewesen sein, in seinem Heimatland der Staatsfeind Nummer Eins zu sein. Auch ohne jemals eine Bank beraubt zu haben oder einem Menschen etwas Böses getan zu haben, stand der Nazarener ganz oben auf der Liste der Gesuchten in Israel. Doch das waren andere Zeiten“ !(schreibt Tom Laengner). Da muss man schon darüber nachdenken, wie der Hauptakteur der größten Geschichte der Welt auf unserem schönen (und auch oft nicht schönen) blauen Planeten so unter die Räder der Justiz kommen konnte. Insbesondere über Pontius Pilatus, der Jesus lieber hätte laufen lassen. Denn ihn ängstigen die Mächtigen der Römischen Besatzungsmacht, die wollten, um ihren Kaiser friedlich zu stimmen, Ruhe haben im heutigen Heiligen Land. Kein Aufstand durch die Jesusanhänger. Nicht das weitere Aufkeimen von Weltuntergangsphantasien. Oder jene, denen bekanntlich auch Judas nachlief: Die Frieden, Freude und Freiheit herstellen wollten durch Revolution und einer Vertreibung der Besatzungsmacht. Dazwischen dann die Jünger, die viel – aber nicht alles verstanden hatten – auch nicht das im Reich Gottes nicht geherrscht wird und man nicht Teil einer Regierung sein kann. Und dann noch hatte wohl die größte Geschichte der Welt ihre Gegner in allen Gruppierungen, weil wir auch NICHT unter einer Herrschaft der Liebe, Vergebung und des Dienstes gerne Gott wirklich auch Gott sein lassen wollen. Ich sehe Petrus kopfschütteln vor dem leeren Grab stehen. Ich nehme in meiner Phantasie die Frauen, die eigentlich nun Jesu Auferstehung verkünden wollen, restlos enttäuscht wahr: Sie sind Frauen, denen man nicht glaubt. Und niemand glaubt auch dem besten Menschen der Welt (JESUS), dass das einzige Ziel der Schöpfung, der Endpunkt des Universums und der Grund warum wir überhaupt existieren, nur in der Liebe begründet ist. Daher ist auch die Vergebung aller Schuld am Kreuz, ohne jeglichen Verdienst, und auch für alle Menschen, unumkehrbar. Jesus ist für alle gestorben, war für alle tot an ihrer Stelle und ist der Erste der für alle Menschen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wirklich aufersteht. Deshalb war Jesus enorm störend und destabilisierend. Er hätte auch als freier Abgeordneter im Bundestag keinerlei Chance auf Mehrheiten. Vielleicht würde man über ihn lachen und ihn nicht ernst nehmen. Aber gerade deshalb glaube ich an ihn und an die Auferstehung der Toten, die Vergebung der Sünde und das Ewige Leben. Weil Gottes Idee ein Mensch zu werden, als Baby in einer Notunterkunft geboren und am Kreuz zu sterben, wirklich völlig aussergewöhnlich ist. Das Leben auf Erden ist oft einHaifischbecken, aber im Paradies gibt es eine nie geahnte Freiheit. Es ist die Freiheit, die nur die Liebe zur Voraussetzung hat.

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