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Was tun mit schwierigen Bibelstellen?

Schwierige Bibelstellen überlesen viele Christen einfach. Sollte man aber nicht, meint der Theologe Peter Zimmerling. Denn das sei gefährlich.

Viele Bibelstellen lösen in uns sofort Widerstand aus. Ein Beispiel: Gott beauftragt sein Volk, bei der Einnahme Kanaans den „Bann“ an den Einwohnern des eroberten Gebiets zu vollstrecken. Das heißt: Sie sollen sämtliche Erwachsene, aber auch die Kinder und das Vieh töten. Kein Stein soll auf dem anderen bleiben (z. B. bei der Eroberung von Jericho in Josua 6,17-21).

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Solche Aussagen sind für den gesunden Menschenverstand unbegreiflich, haben aber dennoch das Potenzial, uns beim Bibellesen weiterzubringen. Denn an vielen anderen Stellen kennen wir die biblischen Geschichten schon so gut, dass wir gar nicht mehr ihre Provokation wahrnehmen.

Wir meinen, dass wir ihre Aussagen einmal und für immer verstanden haben und nehmen der Bibel damit ihre Macht und Weisheit. Dabei wollen die biblischen Erzählungen unsere gewohnten Gedanken über Gott und den Glauben immer wieder stören und uns Neues zeigen.

Wie gehst du an die Bibel ran?

Unser Ausgangspunkt beim Bibellesen sollte eine Art Vertrauensvorschuss sein: Wir dürfen davon ausgehen, dass Gott durch die Bibel tatsächlich zu uns reden möchte. Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard forderte einmal dazu auf, die Bibel wie einen Liebesbrief Gottes an die Menschen zu lesen.

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Gerade bei einer unverständlichen Stelle ist deshalb wichtig, sie dennoch als Gottes Wort wahrzunehmen. Sonst besteht die Gefahr, die Bibel immer nur so auszulegen, wie es mir persönlich gefällt.

Die Bibel ist aber das „fremde Wort Gottes“ (Dietrich Bonhoeffer), mit einer Botschaft, die wir uns nicht selbst ausdenken können. Wir sollten sie mit der Erwartung lesen, dass Gott durch sie unsere ganz großen Fragen beantwortet.

Was kann dir dabei helfen?

Nimm dir Zeit. Manchmal verstehen wir Verse nicht sofort. Das ist okay. Lies die Stelle noch mal ein paar Wochen später. Sprich mit anderen über deine Fragen. Wenn du die Stelle dann ein Jahr später noch mal liest, ist sie für dich vielleicht inzwischen klarer und du erinnerst dich gar nicht mehr daran, was du damals nicht verstanden hast.

Erkläre dunkle Bibelstellen durch helle. Schon Martin Luther hatte diese Überzeugung. Suche Verse zum gleichen Thema und stelle sie einander gegenüber.

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Lies im Zusammenhang der gesamten Bibel. Das gilt auch für die anfangs genannte Bibelstelle aus Josua: Jesus gibt seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern in der Bergpredigt den Auftrag, ihre Feinde zu lieben (Matthäus 5,44). Bibelstellen, die den Bann befehlen, haben also ihre Bedeutung für uns verloren.

Do it. Wenn du etwas neu verstanden hast, dann schau, wie du es möglichst unmittelbar in die Tat umsetzen kannst, damit das Gelernte direkt deinen Alltag verändert.

Übrigens: In Jakobus 1,5 werden wir ermutigt, Gott um Weisheit zu bitten, wenn wir etwas nicht verstehen. Auch kein schlechter Tipp!

Peter Zimmerling lehrt Praktische Theologie mit Schwerpunkt Seelsorge an der Universität Leipzig.


Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Teensmag erschienen. Teensmag gehört zum SCM Bundes-Verlag, zu dem auch Jesus.de gehört.

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