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Beileid nach Todesfall bekunden: Das geht gar nicht

Der Umgang mit Hinterbliebenen fällt vielen Menschen schwer, meint Trauerexperte Klaus Dirschauer. Er erklärt, wie man richtig kondoliert und welche No-Gos es gibt.

Nach Ansicht des Bremer Trauerexperten Klaus Dirschauer können angemessene Beileidsbekundungen erlernt werden. „Ich muss nach den für mich passenden Worten suchen. Wenn ich mir diese Zeit nehme, entstehen Empathie und Nähe ganz von allein“, sagte der Pastor und Buchautor dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der November stehe für das Gedenken an die Toten, doch der Umgang mit den Hinterbliebenen falle vielen Menschen schwer.

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Grundsätzlich sei es ratsam, empfahl der evangelische Theologe, auf Trauernde zuzugehen und sie nicht aus einem Gefühl der Überforderung heraus zu meiden. Emotionale Reaktionen, Tränen etwa, gelte es auszuhalten. „Treffe ich meinen Nachbarn im Treppenhaus und habe zuvor erfahren, dass seine Frau gestorben ist, könnte ich zum Beispiel sagen: ‚Ich habe gehört, Sie haben einen Todesfall in der Familie, und ich möchte nicht einfach so an Ihnen vorübergehen.'“ Damit sei ein Anfang gemacht.

Experte: Kondolieren macht man nicht mal eben im Vorbeigehen

Für eine angemessene Kondolenz brauche es allerdings mehr als diesen ersten Schritt. „Auch der Satz ‚Es tut mir leid, dass Ihre Frau gestorben ist‘ – wäre mir zu flach. Da muss ich nach mehr suchen.“ Kondolieren sei eine nachdenkliche Kommunikation, eine verbale Intimität auf Abstand, das mache man nicht mal eben so im Vorbeigehen, sagte Dirschauer.

Sich mit dem Verstorbenen zu beschäftigen, die eigenen Verbindungen zu ihm zu reflektieren, könne helfen, Worte zu finden – im Mündlichen wie im Schriftlichen. „Diese Auseinandersetzung hilft dem Trauernden und gibt mir selbst Sicherheit.“

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Sich selbst zurücknehmen

Davon, trauernden Menschen Ratschläge zu erteilen, oder ihnen von eigenen Trauererlebnissen zu berichten, rät Dirschauer ab. „Der Trauernde hat Vorrang, ich selbst muss mich zurücknehmen.“ Beim Kondolieren gehe es darum, zuzuhören, nicht darum, Bescheid zu wissen. „Bescheid wissen hat immer etwa Überlegenes. Das wäre unangemessen in dieser Situation.“

Deswegen sei es auch gar nicht schlimm, dass Menschen beim Kondolieren nach den richtigen Worten suchen. „Suchen ist das Gegenteil von Bescheid wissen“, sagte Dirschauer. „Man sollte sich nur die Zeit nehmen, die richtigen Worte auch zu finden.“

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Quelleepd

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2 Kommentare

  1. Umarmung ist meist richtig

    Ich denke, jede und jeder von uns ist ein Originalgeschöpf. Jeder Mensch kommuniziert anders. Allerding sollte es zu uns passen, was wir sagen. „Herzliches Beileid“ würde ich möglichst so nicht sagen, weil dies einer Kunstsprache entliehen ist. Bea hat vollkommen recht. Wenn dies passend ist, kann eine Umarmung mehr sagen als viele verlegene Worte

  2. Beileid nach Todesfall bekunden: Das geht gar nicht
    Zuerst dachte ich, ach, wieso geht das nicht, das ist doch wichtig, bis ich dann den Text gelesen habe. Nun ja, kurz und knapp.
    Ich habe vor Jahren in einem Amt gearbeitet und das Baby eines Kollegen ist am plötzlichen Kindstod gestorben. Es war für mich vollkommen klar, ihm mein Beileid auszusprechen und auch zu fragen, wie es ihm und seiner Frau geht, ob er erzählen will, was vorgefallen ist und er sagte, dass ich die Einzige war, die ihm kondolierte und nachgefragt hat. Das ist beschämend.
    Also selbst wenn wir denken, nicht die richtigen Worte zu finden, auf Hinterbliebenene zugehen und ihnen zumindest eine Umarmung zu geben und ein „Es tut mir so leid“ zu sagen.

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