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Konzertveranstalter mit ADHS: „Er hat seine Schwäche zur Stärke gemacht“

Fabian Strunk holt christliche Musikprominenz wie PETRA aus den USA in die deutsche Provinz. Wie gelingt ihm das?

Von Pascal Alius

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Erster Eindruck: „Ach du meine Güte, ist der eingebildet!“, denkt sich Tanja Schnell, als sie Fabian Strunk zum ersten Mal begegnet. Fabian organisiert seit über zehn Jahren das Loud and Proud Festival (LAP) – inzwischen eines der größten christlichen Musikfestivals in Deutschland. Tanja kümmert sich unter anderem um das Booking der Bands. Sie hilft seit Dezember 2018 beim Festival mit – nicht ohne Krisen.

In der Anfangsphase ist sie wegen Fabian kurz davor, wieder aus dem Verein auszutreten. Ihrem Mann sagt sie: „Der kriegt kein Geld von mir!“ Und doch: Langjährige Weggefährten sind begeistert von ihm, inzwischen auch Tanja. Jedes Jahr motiviert Fabian dutzende Helferinnen und Helfer. Er ist das beste Beispiel dafür, dass in Menschen mehr steckt, als auf den ersten Blick sichtbar ist. Viel mehr.

Christliche Prominenz in der deutschen Provinz

Ohne Fabian gäbe es das Loud and Proud Festival nicht. Er hat 2008 die Idee, „ein kleines Festival für junge Christen zu machen”. Mit moderner Musik, die junge Leute anspricht. Aus dem kleinen Festival mit ca. 300 Besuchern wird mit den Jahren ein großes: 2022 verkaufen die Veranstalter rund 1.300 Tickets. Davon gehen 30 Prozent ins Ausland.

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Inzwischen kommen sogar legendäre christliche US-Rockbands wie PETRA, Kutless und Disciple in die Stadthalle nach Betzdorf. Noch nie von diesem Ort gehört? Nicht schlimm. Das geht vermutlich den meisten so. Betzdorf liegt in der Nähe von Siegen. Wie nur kommen diese bekannten Bands in die deutsche Provinz? Die Antwort: Fabian Strunk.

„It’s like family” 

Fabian kommt an den Tisch im VIP-Bereich des LAP Festivals. Er begrüßt Josh, den Leadsänger der US-Rockband „The Protest“, mit einem Handschlag, scherzt ein wenig rum und fragt ihn, ob er eine Cola möchte. Kurze Zeit später steht die Flasche auf dem Tisch. „It’s like family”, sagt Josh, als Fabian wieder weg ist.

Die Beziehung zwischen Fabian und den Bands geht weit über das Festival hinaus. Josh verletzt sich vor dem Konzert beim Basketballspielen am Knie. Das hindert ihn jedoch nicht daran, in Betzdorf aufzutreten. Mit Krücke turnt er auf der Bühne herum und heizt dem Publikum ordentlich ein. Einige Tage nach dem Festival erreicht die LAP-Mitglieder eine Nachricht von Karina, Fabians Frau, und Fabian: Joshs Verletzung sei doch schwerwiegender. Er müsse sich einer teuren OP unterziehen. Sie bitten um Spenden. Rund 2.300 Euro kommen zusammen. 

Mittlerweile fliegen jedes Jahr über zehn US-Bands für das Festival ein. Die US-Band „Chaotic Resemblance” veranstaltet sogar extra eine Autowaschaktion, um sich den Flug leisten zu können. Im Gottesdienst am Morgen des zweiten Festivaltages leitet die Band den Lobpreis. Nach der Kollekte nimmt sich Fabian das Mikrofon und entscheidet spontan: Die Hälfte der Spenden geht an „Chaotic Resemblance” – insgesamt 1.500 Euro.

„Zufrieden sein ist der Anfang vom Absturz“

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Niemals zufrieden, aber dankbar

Sich zufrieden zurückzulehnen, kennt Fabian nicht. Dankbar ja, aber zufrieden? Niemals. „Zufrieden sein ist der Anfang vom Absturz”, sagt er. Seine Einstellung: Besser geht immer. Karina sagt über Fabian: „Wenn er was macht, macht er es mit ganzem Herzen.” Dabei kommt ihm sein ADHS zugute.

Mit 13 bekommt Fabian die Diagnose. Einige Jahre lang nimmt er das Medikament Ritalin, um sich besser konzentrieren zu können. „Das hat jedoch meine Stärken beeinträchtigt”, sagt Fabian. Deshalb setzt er es wieder ab: „120 Prozent sind im Dienst für den Herrn genau richtig.” Karina meint: „Fabian hat seine Schwäche zur Stärke gemacht.” 

Alles fürs Festival 

Fabian und seine Familie leben das LAP. Über Jahre hinweg verkaufen Karina und er sowie andere Helfer zu jeder Gelegenheit Burger auf dem Weihnachtsmarkt, dem Herbstfest und auf anderen Veranstaltungen. Was sie immer noch machen: Zweimal im Jahr gibt es eine Pizza-Aktion. Sie verteilen Flyer inklusive Speisekarte in allen umliegenden christlichen Gemeinden. Ehrenamtliche Helfer backen die Pizzen in ihren Öfen und liefern sie aus. So kommen jedes Jahr 3.000 bis 4.000 Euro für das Festival zusammen.  

„Ich muss bereit sein, 100 Prozent zu geben. Auch mal 90 oder 80, wenn andere Dinge anstehen, aber ich muss geben. Ich muss vorangehen – dann segnet Gott”, ist Fabian überzeugt. „Ich habe in meinem Alter keinen Bock mehr, immer beim Auf- und Abbau dabei zu sein. Samstagnacht nach dem Festival sind wir bis vier Uhr wach gewesen und dann ging es um neun Uhr schon wieder mit dem Aufräumen los”, erzählt er. „Aber als Vorsitzender muss ich vorangehen. Nehme ich mich raus, lasse andere machen, dann wird das irgendwann nicht mehr laufen.” Fabians oberstes Bestreben: Jesus bleibt im Mittelpunkt. Und: Das Festival darf keinen Schaden nehmen. 

Alles für Jesus 

Fabian hat schon lange den Wunsch, seine Arbeit beim Loud and Proud Festival hauptberuflich zu machen, aber Karina war das bisher zu unsicher. So arbeitete er 40 Stunden die Woche beim Bauhof. Alles, was das LAP betraf, lief ehrenamtlich nebenher – bis zur Deutschland-Tour mit „Chaotic Resemblance”.  

„Die haben Bibel gelesen, wo ich etwas anderes gemacht hätte”, sagt Fabian. Vor allem ein Satz des Leadsängers bleibt ihm hängen: „Ich war 25 Jahre Christ, als ich bemerkte, dass ich keine lebendige Beziehung zu Jesus habe.” Das motiviert Fabian neu, in seine Beziehung mit Jesus zu investieren.

Kurz vor Redaktionsschluss hat Fabian seine Stelle beim Bauhof zum Dezember 2023 gekündigt. Ab Januar wird er als Musikmissionar bei Calvary Chapel Missions angestellt – rein über Spenden finanziert. Sein Ziel: Mehr Zeit ins LAP investieren und die christliche Musikszene in Deutschland wiederbeleben.

Mehr Infos gibt es unter: www.lap-festival.de 


Dieser Artikel ist in der Zeitschrift MOVO erschienen. MOVO ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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1 Kommentar

  1. Diese Form von Musik ist nicht mein Ding. Aber ich freue mich, wenn wir Werbung in jeder Form machen für das Evangelium und damit für eine Freundschaft mit dem Gottessohn. Zu ADHS wäre anzumerken, dass es sehr positiv ist wenn betroffene Menschen Formen etwa auch in der Musik finden, mit dieser (leider in der Realität nicht) minimalen Disfunktion im Gehirn besser umzugehen. Die Schwäche zur Stärke zu machen scheint hier der richtige Weg zu sein. Aber 120% zu arbeiten ist weder für gesunde noch kranke Leute ein optimaler Weg, dabei kann man auf der Strecke bleiben.

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