Christliches Medienmagazin PRO

Theologe Faix: Freikirchen müssen Hürden senken, um zu wachsen

Trotz sinkender Zahlen kann die Mehrheit der deutschen Bevölkerung zumindest als „teilweise religiös“ eingestuft werden. Freikirchen erreichen diese Menschen selten – warum?

Laut Religionsmonitor 2023 der Bertelsmann Stiftung sinkt die Zahl der religiösen Menschen in Deutschland kontinuierlich. Immerhin: Drei Viertel glauben an einen Gott, „auch wenn der Glaube gering ausgeprägt ist“, heißt es. Was müssen Freikirchen tun, um diese Menschen zu erreichen?

„Die Freikirchen sind ein oft in sich geschlossenes System mit hohen Hürden für Leute, die neu dazukommen“, sagt der Theologe Tobias Faix in einem Interview mit dem Christlichen Medienmagazin PRO. Die Form, also Popmusik und moderne Räumlichkeiten, seien leichter zugänglich. Aber: In Freikirchen kenne man sich und die Rituale. Das führe für neue Besucherinnen und Besucher zu „Fremdheitserfahrungen“.

Um neue Mitglieder zu gewinnen, müssten die Hürden laut Faix niedriger werden. Das heißt: offene Angebote, wie zum Beispiel Alpha-Kurse. Erst Essen, dann über den Glauben sprechen. Wichtig sei: „Persönliche Beziehung, offene Gespräche über den Glauben, Dialog auf Augenhöhe.“

Tobias Faix ist Professor für Praktische Theologie an der CVJM Hochschule Kassel.

Link: „Die Freikirchen sind stabil“ (Christliches Medienmagazin PRO)

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5 Kommentare

  1. Das ist mir dann doch zu holzschnittartig. Letztlich gibt es ja gerade bei Freikirchen die ganze Bandbreite, vom „Exklusivklub“ bis zur durchgestylten Willkommenskultur. Da jetzt mit dem durchaus sinnvollen Alphakurs als barrierefreiem Beispiel zu kommen, erscheint mir dann doch zu engführend.

  2. Mit dem „geschlossenen System“ mag er recht haben, Freikirchen sind manchmal wie Wagenburgen, wehe dem der da eindringen möchte.
    Das ist ein Stück weit auch der DNA mancher Gemeindebewegung geschuldet, sind diese Gruppen doch oft als „Glaubens-Avantgarde entstanden, sozusagen das Kontrastprogramm zur verweltlichten Kirche. Dieses Erbe ist Segen und Fluch zugleich, die Gefahr liegt im Sektierertum, die Hoffnung auf der Bewahrung des Glaubens, einschließlich der gebotenen Ernsthaftigkeit und Leidenschaft !
    Grundsätzlich lässt sich sagen, weder die Zugehörigkeit zu einer Kirche noch zu einer Freikirche ist alleinstehend ein Wert.
    Gott hat überall seine Kinder verstreut, der Leib Jesu ist keine Organisation , sondern ein „unsichtbares Netzwerk“ von Nachfolgern Jesu.
    Freikirchen mögen einen Vorteil haben, da sie auch als Organisationsform dem biblischen Modell am ehesten entsprechen.
    Leider ist auch hier ein negativer Trend sichtbar, mit jeder weiteren Generation verblasst das scharf geschnittene Profil einer Bewegung, der Zeitgeist hält erfolgreich Einzug, verkauft wird das dann als Weiterentwicklung und Abschneiden von alten Zöpfen.
    Aber die Zusage Gottes steht, die Pforten der Hölle werden die Gemeinde nicht überwinden, also bleiben wir dran !

  3. Das stimmt.
    Ein Dialog auf Augenhöhe.
    Es ist doch oft so, dass ein Interesse am Glauben besteht…aber…..
    Ich habe Mal eine Frau im Gottesdienst neben mir sitzen gehabt, die fragte mich zu wem sie eigentlich beten soll.
    (In der Freikirche)
    Zu Gott oder zu Jesus?
    Und was der heilige Geist bedeutet.
    Und warum man nach Vorne geht…und was ein Zehnter ist….etc.
    Diese Frau ist neu gewesen, sah unglaublich verloren aus und wenn ich ehrlich bin, ist man häufig auch verloren und recht einsam, in einer größeren Gemeinde(Freikirche).
    Alle kennen sich…es gibt Gruppen…und und.
    Da geht oft Jemand unter, der Hilfe im Glauben oder Hilfe bei Gläubigen sucht.
    Da sollte man echt Mal nach schauen….
    das ist wie gesagt, nicht in jeder Gemeinde gegeben…ein herzliches Willkommen.

    Außerdem sind ja auch Gemeinden unterschiedlich.
    Nicht jeder kann und versteht Englisch.
    Dann kommen viele englische Lobpreislieder, die ich zum Beispiel auch kaum verstehe und schlecht mitsingen kann, weil ich ganz wenig Englisch kann.
    Es wird in Freikirchen davon ausgegangen….ein großer Irrtum.
    Ich finde, es sollte tatsächlich so sein…dass man von sich weg sieht…und da hin schaut, wo diese Leute sitzen.
    Vielleicht In der letzten Reihe….ganz unscheinbar?
    Authentisch sein, wahrhaftig im Glauben, ehrlich zu sich selbst und Anderen…keine „heilige“ Maske aufsetzen…sondern menschliche Begegnungen wie auf der Straße.
    In einer Freikirche zum Beispiel Menschen da abholen, wo sie stehen.
    Und nicht davon ausgehen, dass jeder das Sprachen oder Zungengeber kennt-wie es in einer Pfingstgemeinde üblich ist.
    Das verunsichert….
    Alpha Kurse sind eine gute Idee und gemeinsames Essen kann wirklich etwas sehr schönes sein…bevor man versucht zu“missionieren“.
    Ich als Mensch-begegne meinem Gegenüber auf Augenhöhe…..und Frage einfach Mal…wie geht es dir?
    Was hat dich hierhergebracht?
    Brauchst du Hilfe?
    Ich bin….mein Name ist….

    ich weiß es nicht…..
    vielleicht so?
    Liebe Grüße
    Meike

  4. bei den Freikirchen geht es oft eher Glaube Beziehung zu Gott das ist etwas anderes als Religion

    • Ohne gute Praxis keine gute Theorie

      Lieber Johannes Körner, dies ist mir ein wenig zu einfach. Etwa hier: „Bei den Freikirchen geht es oft eher um Beziehung zu Gott, dies ist etwas anderes als Religion“! Etwas anderes als praktische Nächstenliebe ? Mag sein, aber erstaunlicherweise hat Jesus vom Barmherzigen Samariter erzählt. Der Samariter selbst gehörte eher eine Sekte ein, vielleicht aus Sicht damaliger Strengreligiöser war er auch eher bereits ein Ungläubiger. Den ausgerechnet wählt Jesus aus um zu erzählen, dass es nicht (nur) um den Glauben geht, also die Theorie, sondern auch und vor allem essentiell um die Praxis. Vom Hilfsbedürftigen wird überhaupt nicht geschildert, ob er etwas oder ob er nichts glaubte. Warum hilft Jesus, ohne immer vorher zu fragen, wie die Beziehung des/der Hilfsbedürftigen zu Gott ist ? Auch die Bergpredigt ist komprimierte Ethik und gewissermaßen das passende Gegenstück zu den 10 Gebote. Letzteres beschreiben eher was wir nicht tun sollten, während die Bergrede Menschen all jene selig preist, die für Frieden sind und Barmherzigkeit stark machen, oder welche sich zuerst mit dem Balken im eigenen Auge befassen, und danach frühestens mit den Defiziten des Mitmenschen. Daraus ergibt sich auch nicht zu richten, denn wie wir andere einschätzen und dann vielleicht ungerecht kritisieren, so sehr (könnte Gott, oder) legt Gott die gleichen Maßstäbe an uns an, wie wir es an einen anderen anlegen. Auch wenn dies vielleicht wieder nicht gerecht und immer zutreffend ist: Möglicherweise sind manche Evangelikale geneigt, eher die Theorie, also die reine Lehre des Glaubens, in den Focus zu nehmen. Liberalere Christen setzen da auch auf eine Ausgewogenheit: Vertrauen auf Gott, Gebet und Bibellesen ist genauso wichtig wie den Nächsten zu lieben und ihm ganz praktisch beizustehen. Glauben und Tun sind die Forder- und Rückseite der Medaille, auch meines Lebens. Der Vorschlag von Herrn Feix ist, jemand – vereinfacht gesagt – erst einmal zum Essen einzuladen – und ihm danach auch vom Evangelium zu erzählen. Oder: Schöne Musik, oder eine andere inhaltliche Veranstaltung stattfinden zu lassen, und sodann über den Glauben zu reden. Es geht um die komplimentäre Ergänzung. Da sind wir dann sogar ganz bei Jesus. Denn was er sagte, und wie er Menschen half, führte zu den Einsetzung der erste Diakone. Der welcher forderte, sogar die Feinde zu lieben, hat es selbst getan und daher keinerlei Gewalt gegen sie gepredigt. Im Gegenteil: Er hat sich am Kreuz nicht gegen die Ungerechtigkeit seiner Hinrichtung gewehrt. Den Schwerverbrecher hat er am Kreuz noch das Paradies zu versprochen. Dieser war vor dem plötzlichen Lebensende ohne Hoffnung und bat um Hilfe. Wir selbst sind die beste Bibel die es gibt. Man wird uns eher nicht so sehr an unseren frommen Worten messen, sondern ob und wie wir mit nicht immer liebenswürdigen Menschen umgehen. Übrigens: Wenn ich einem anderen Menschen vergebe, weil er z. B. die Hand gegen mich erhoben hat, wird Gott diesem Menschen auch vergeben. Im übrigen ist was Feix vorschlägt, schon lange eingängige Praxis. Wir haben mit Menschen Gemeinschaft, und wenn sie dann wirklich überzeugt sind dass unsere Art zu leben einen Mehrwert hat, werden sie vielleicht gerne Christen, mit allem was uns allen wichtig erscheint. Oder Hilfe ohne Dank zu leisten, weil Liebe immer unbezahlt sein muss. Mission hat und wird weltweit immer in dieser Art stattfinden. Viele Menschen in Indien, Afrika und sonstwo auf der Welt werden Christinnen und Christen, weil sie selbst erlebten wie Missionsschwestern und Missionare viele Menschen unterstützen. In den 1980er Jahren habe ich in Guatemala die riesigen Einschusslöcher in einer großen Kirche gesehen. Sie waren der Versuch, den katholischen Bischof mit panzerbrechenden Waffen zu töten, weil der die Indios schützte und seine Kirche sehr mutige Aufbauprogramme durchführte, die den Urwald-Abrodern ein Dorn im Auge waren. So sind Kaffeegenossenschaften entstanden und Menschen konnten ohne Versklavung ihre Bohnen über Verteilorganisationen auf dem Weltmarkt verkaufen. Wer diese armen Indios erlebte, bekam ihre Herzensfrömmigkeit immer mit. Während die Katholiken dort die Bergpredigt im Herzen hatten, haben christliche Sekten auf Frömmigkeit gesetzt (die dann keine war) und dem Unrecht interesselos zugesehen. Jesus war der König der Armen. Deswegen teilen Christen mit armen Menschen ihr Leben, wenigstens auf Zeit.

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