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Ich bin durch die Welt gegangen

Hektik und die Suche nach Glück prägen die Welt. Dieses Lied weiß, wo Ruhe und Frieden zu finden sind.

  1. Ich bin durch die Welt gegangen, und die Welt ist schön und groß,
    und doch ziehet mein Verlangen mich weit von der Erde los.
  2. Ich habe die Menschen gesehen, und sie suchen spät und früh,
    sie schaffen, sie kommen und gehen, und ihr Leben ist Arbeit und Müh.
  3. Sie suchen, was sie nicht finden, in Liebe und Ehre und Glück,
    und sie kommen belastet mit Sünden und unbefriedigt zurück.
  4. Es ist eine Ruh vorhanden für das arme müde Herz;
    sagt es laut in allen Landen: Hier ist gestillet der Schmerz.
  5. Es ist eine Ruh gefunden für alle, fern und nah,
    in des Gotteslammes Wunden, am Kreuze auf Golgatha.

Eleonore zu Stolberg-Wernigerode

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Bewegtes Leben

Beim Singen der ersten beiden Zeilen des Liedes „Ich bin durch die Welt gegangen“ könnte man denken: Hier singt ein Weltenbummler. Oder, wie es korrekt heißen müsste: eine Weltenbummlerin. Der Text wurde vor nun schon über 150 Jahren veröffentlicht, in einem Sammelband für Gedichte. Die Autorin Eleonore zu Stolberg-Wernigerode gab, bescheiden, wie sie war, ihren vollen Namen damals nicht preis. Nur die ersten beiden Buchstaben ihres Vornamens tauchen im Titel auf: EL.

In ihrem bewegten Leben erlebte und erlitt sie viel. Daher sollte man ihre Gedichte nicht pauschal der Herz-Schmerz-Lyrik zuordnen, auch wenn genau dieses Reimpaar in unserem Text vorkommt. „Geistliche Lieder“ nannte man früher solche Texte, die nicht voll und ganz den Kategorien „höherer Poesie“ entsprachen.

Weltenbummlerin

Eleonore stammte aus einem Adelsgeschlecht. Als sie zwanzig Jahre alt war, vermählte sich ein Witwer, ebenfalls höheren Standes, mit ihr: Prinz Heinrich LXXIV. Reuß zu Köstritz. An der Seite ihres Mannes hatte sie Gelegenheit, auf Reisen schöne Welten zu sehen. Und sie begegnete vielen Menschen – in der weiten Welt und besonders vor Ort. Denn die meiste Zeit wohnten die Eheleute nicht auf ihrem Schloss, sondern in dem darunterliegenden Dorf.

Was die Menschen umtrieb, ließ die Adlige nicht los. Das bringt sie in den Strophen zwei und drei des Liedes deutlich zur Sprache. In heutiger Sprache formuliert – denn auch hier und jetzt trifft es zu: In allen Facetten des irdischen Lebens dominiert leider die mühsame Hektik des Alltags und die ständige Suche nach Glück. Das ist einer der Gründe, warum die Dichterin bei allem Schönen weltweit doch eine ganz andere Perspektive betont in den Blick nimmt. Wo finde ich Frieden und Ruhe?

Wo ist Ruhe zu finden?

Die Antwort findet sich in den Strophen drei und vier. Dort wird ein Bekenntnis in Worte gefasst, das weltweit verkündet werden soll. Ein Bekenntnis zu dem, der uns die Chance vermittelt hat, zur Ruhe zu kommen, zeitlich und ewig. Ein Bekenntnis zu Christus, der für uns, für alle Menschen gelitten hat. Wo ist er, wo ist die ihm verdankte Ruhe zu finden, heute noch? Die letzte Zeile bringt es auf den Punkt: „in des Gotteslammes Wunden, am Kreuze auf Golgatha“.

Das Lied „Ich bin durch die Welt gegangen“ ist übrigens eng mit einer sehr eingängigen Melodie verknüpft. Die stammt von einem Pastor, Sohn eines Kantors gleichen Namens: Karl Gustav Arnold Kuhlo. Der Vater ging als „Posaunengeneral“ in die Frömmigkeitsgeschichte ein. Und auch sein Sohn gehört dort hinein – dank seiner Vertonung des Gedichtes jener Adelsfrau.

Text: Günter Balders


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Falls du die Liederschätze auch anhören möchtest, dann kannst du im SCM-Shop vorbeischauen. Der SCM-Shop gehört wie Jesus.de zur SCM Verlagsgruppe.

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