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Morgenglanz der Ewigkeit

Die Bildersprache dieses Liedes ist ungemein kräftig und anschaulich. Text und Melodie passen so gut zusammen „wie Frau und Mann in einer guten Ehe“.

  1. Morgenglanz der Ewigkeit,
    Licht vom unerschöpften Lichte,
    schick uns diese Morgenzeit,
    deine Strahlen zu Gesichte
    und vertreib durch deine Macht
    unsre Nacht!
  2. Deiner Güte Morgentau
    fall auf unser matt gewissen,
    laß die dürre Lebensau
    lauter süßen Trost genießen
    und erquick uns, deine Schar,
    immerdar!
  3. Gib, daß deiner Liebe Glut
    unsre kalten Werke töte
    und erweck uns Herz und Mut
    bei erstandner Morgenröte,
    daß wir, eh wir gar vergehn,
    recht aufstehn!
  4. Ach du Aufgang aus der Höh,
    gib, daß auch am jüngsten tage
    unser Leib verklärt ersteh
    und, entfernt von aller Plage,
    sich auf jener Freudenbahn
    freuen kann.
  5. Leucht uns selbst in dieser Welt,
    du verklärte Gnadensonne;
    führ uns durch das Tränenfeld
    in das Land der süßen Wonne,
    da die Lust, die uns erhöht,
    nie vergeht.

Christian Knorr von Rosenroth

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Morgenlied als Gleichnis

„Morgenglanz der Ewigkeit“ ist ein Morgenlied. In unseren Liederbüchern hat es in der Regel fünf Strophen. Alle diese Strophen sind Gebetsstrophen.

Die alten Morgenlieder sprechen von der Morgenstunde eigentlich immer unter zwei Gesichtspunkten. Da ist einmal die wortwörtliche Ebene, die von der natürlichen Nacht, dem Tagesanbruch und dem Sonnenlicht spricht.

Aber alle diese Aussagen werden dann auch zum Gleichnis: Die dunkle Nacht steht für Bedrohung durch spirituelle Schläfrigkeit und Blindheit; der Tag und die Sonne stehen für den Schöpfer des Lichtes, für Jesus, der das Licht der Welt ist. Und der Morgen kann ein Bild für den ewigen Morgen sein. So ist es auch bei dem Lied „Morgenglanz der Ewigkeit“.

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Anschauliche Sprache

Dem entspricht die kräftige, anschauliche Bildersprache des Liedes. So spricht es von der Nacht, von der Sonne, vom „Morgentau“, vom Feuer, vom Wachwerden als einer Erweckung, und der Tagesanbruch lenkt den Blick auf den „jüngsten Tag“.

Diese bildhaft-anschauliche Sprache findet ihren Ausdruck vor allem in den zahlreichen zusammengesetzten Hauptwörtern, von denen der Dichter Christian Knorr von Rosenroth einige ganz neu geschaffen hat. Nicht weniger als vier dieser Zusammenfügungen haben in ihrem ersten Teil das Wort Morgen: „Morgenglanz“, „Morgenzeit“, „Morgentau“ und „Morgenröte“. Daneben ist von der „Lebensau“ die Rede, von der „Freudenbahn“, der „Gnadensonne“ und in Anlehnung an Psalm 84,7 vom „Tränental“.

Ungewöhnlich stimmig

Der Dichter Christian Knorr von Rosenroth wurde zwölf Jahre vor dem Ende des dreißigjährigen Krieges geboren. Als er starb, lag der Tod des „Großen Kurfürsten“, des Preußenherrschers Friedrich Wilhelm, gerade ein Jahr zurück.

Knorr von Rosenroth hatte einen politischen Beruf: Er wirkte als Hof- und Kanzleirat eines Fürsten in der heute bayrischen Oberpfalz. Ein besonderes Wort verdient die wunderbare Melodie. Man könnte sie in ihrem Stimmungsgehalt als „sonnenwarm“ bezeichnen.

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Allgemein gilt: Text und Melodie eines Liedes sollten so gut zusammenpassen wie Frau und Mann in einer guten Ehe. Von diesem Lied lässt sich sagen: Melodie und Text sind in einer ganz ungewöhnlichen Weise miteinander stimmig, und die große Beliebtheit des Liedes „Morgenglanz der Ewigkeit“ beruht nicht zuletzt auf dieser Stimmigkeit.

Text: Reinhard Deichgräber


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