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Nach früherer Verfolgung: Lutheraner bitten Mennoniten um Vergebung

In einer bewegenden Zeremonie hat der Lutherische Weltbund (LWB) die Mennoniten um Vergebung für die grausame und blutige Verfolgung im 16. Jahrhundert gebeten. Die kleine Freikirche der Mennoniten ist der Hauptzweig der Nachfahren der christlichen Täuferbewegung.

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 Diese waren auch mit Hilfe theologischer Argumente der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon von Lutheranern verfolgt und getötet worden. Dafür empfinde man nun «tiefes Bedauern und Schmerz», heißt es in einer am Donnerstag in Stuttgart auf der 11. LWB-Vollversammlung einstimmig verabschiedeten Erklärung. Der mennonitische Weltverband nahm das Versöhnungsangebot an. Der Beschluss gilt als kirchenhistorisches Ereignis.

 Der scheidende LWB-Präsident und US-amerikanische Bischof Mark Hanson würdigte die Mennoniten als Vorbild für Gewaltlosigkeit: «Wir können viel von ihnen lernen.» Larry Miller vom Weltverband der mennonitischen Christen bedankte sich für die Geste der Lutheraner. Die Abstimmung war mit einem Gebet eingeleitet worden. Der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, hatte zuvor die europäischen Christen zu einer kritischen Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Geschichte aufgerufen. Vorbild hierfür sei die Vergebungsbitte der Lutheraner gegenüber den Mennoniten, so das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft.

 In der Erklärung bitten die Lutheraner «Gott und unsere mennonitischen Schwestern und Brüder um Vergebung für das Leiden, das unsere Vorfahren im 16. Jahrhundert den Täufern zugefügt haben». Die weltweite lutherische Konfessionsfamilie äußerte zugleich ihr Bedauern darüber, dass diese Verfolgungen in den folgenden Jahrhunderten vergessen und ignoriert wurden. Sie werfen sich zudem selbst vor, das lutherische Autoren bis heute unzutreffende, irreführende und verletzende Darstellungen über die Täufer und Mennoniten in wissenschaftlicher oder nichtwissenschaftlicher Form verbreitet hätten.

 Weltweit hat die Freikirche der Mennoniten nach eigenen Angaben heute weit mehr als eine Million Mitglieder, viele leben in den USA und Kanada. In Europa gibt es rund 62.000 mennonitische Christen, in Deutschland mehr als 30.000. Die Mennoniten erinnern mit ihrem Namen an den niederländisch-friesischen Theologen Menno Simons (um 1496-1561). Der LWB repräsentiert rund 70 Millionen Christen.

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 Der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich warb am Rande der Konferenz um Verständnis für den unterschiedlichen Umgang der weltweiten lutherischen Kirchen mit dem Thema Homosexualität. «Wir müssen sehen, dass in der jeweiligen Gesellschaft die Antwort unterschiedlich sein kann», sagte Friedrich dem Internetportal «evangelisch.de». Das müsse akzeptiert werden. Für die lutherischen Kirchen in Europa und Nordamerika sei gleichgeschlechtliche Liebe keine Sünde. Dagegen hätten fast alle afrikanischen Kirchen große Probleme damit, Homosexualität zu tolerieren. Ihnen sei es «ganz wichtig, gegenüber ihrer muslimischen Umgebung zu sagen: Für uns ist Homosexualität eine Sünde – weil das für die Muslime klar ist.»

 Der Lutherische Weltbund ist die Dachorganisation von 140 Kirchen. Die Vollversammlung des LWB mit und 1.000 Teilnehmern hatte am Dienstag in Stuttgart begonnen und geht am 27. Juli zu Ende.

(Quelle: epd)

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