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Luthers Weggefährten

Martin Luther hatte Freunde und Weggefährten, die eine große Rolle in der Geschichte der Reformation spielten – zum Beispiel bei der Übersetzung der Bibel.

Von Dr. Ulrich Wendel

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Die überragende Gestalt von Martin Luther begegnet heute besonders dem, der unter einem der monumentalen Lutherdenkmäler steht. Doch etliche Denkmäler der Reformation – und auch manche berühmten Gemälde aus dieser Zeit – zeigen nicht nur Luther allein. Vielmehr ist er umgeben von einer Gruppe an Mitstreitern. Die Reformation ist ohne Martin Luther gar nicht denkbar. Doch Luther wäre nicht der geworden, der er ist, wenn er nicht seine Weggefährten gehabt hätte.

Justus Jonas, Johann Bugenhagen, Georg Spalatin, Philipp Melanchthon – das sind Namen, die für wichtige Einflüsse auf die neue evangelische Bewegung stehen. Und ebenso für Einflüsse auf Luther selbst. Einige von ihnen haben die Stellung in Wittenberg gehalten, als Luther nicht persönlich da sein konnte. Ohne sie wäre also manches aus dem Ruder gelaufen.

Die Lutherbibel – ein Gemeinschaftswerk

Zu den überragenden Leistungen Luthers gehört die Übersetzung der Bibel ins Deutsche. Viele kennen die Geschichte: Als Luther „fürsorglich gekidnappt“ wurde, um ihn vor einer echten Entführung und Ermordung zu schützen, da verbachte er die Zeit auf der Wartburg, indem er das Neue Testament in einem Rutsch übersetzte. So richtig dieses Bild ist, so unvollständig ist es auch. Die spätere Arbeit an der Lutherbibel war ein Teamwork. Der bereits erwähnte Philipp Melanchthon hatte maßgeblichen Anteil und neben ihm noch viele andere. Luther erinnert sich:

„Es ist uns wohl oft begegnet, dass wir vierzehn Tage, drei, vier Wochen ein einziges Wort gesucht und danach gefragt haben, haben’s aber dennoch zuweilen nicht gefunden. Beim Buch Hiob mühten wir uns, M[agister] Philippus [Melanchthon], [Matthäus] Aurogallus und ich so, dass wir in vier Tagen zuweilen kaum drei Zeilen fertigbringen konnten.“

Mit dem ersten Wurf seiner Übersetzung gab Luther sich nicht zufrieden, sondern er verbesserte sie ständig. Auch hier setzte er auf seine Mitarbeiter. Man traf sich wöchentlich im Wittenberger Kloster, wo Luther bis an sein Lebensende wohnte, und erörterte verschiedene Übersetzungsvorschläge. Dabei brachte jeder eine besondere Fachkompetenz ein: Der eine war für die griechische Sprache, der andere für die hebräische zuständig, ein weiterer kannte sich mit den rabbinischen Kommentaren zum Alten Testament aus, wieder ein anderer mit der lateinischen Bibel. Aus den einzelnen Beiträgen wurde ein Textvorschlag abgeleitet – und dann diskutiert. „Luther bestimmte zwar, um welche Texte es gehen sollte. Er moderierte dann aber eher das Gespräch, als es autoritär zu leiten. Es geht um eine kollegiale Beratung“, fasste Nikolaus Schneider, der ehemalige Ratsvorsitzende der EKD, einmal zusammen.

Der sanfte Mitstreiter

Philipp Melanchthon war nicht nur für die Bibelübersetzung wichtig. Seine Bedeutung liegt auch nicht nur darin, dass er die reformatorische Lehre später in vielen Einzelheiten ausformuliert hat. Sondern er spielte auch dadurch eine wichtige Rolle, dass er ein charakterliches Gegengewicht zu Luther bildete.

Luther begegnete seinen Zeitgenossen oft als willensstark, durchsetzungsfähig und energisch. Seine Schriften sprühen manchmal von rhetorischem Feuer und Schwefel. (Dass er oft auch durch Krankheit, Niedergeschlagenheit und geistliche Anfechtungen ausgebremst wurde, steht auf einem anderen Blatt.) Der Schriftsteller Stefan Zweig zeichnete das Bild von einem Luther, der abends sein Temperament und seinen Hitzkopf mit einem Krug Wittenbergischem Bier herunterkühlen musste. Melanchthon dagegen war auf Ausgleich bedacht. Er vermittelte und suchte Kompromisse, wo sie möglich waren. „Meister Philippus ist in seiner Friedensliebe und Besonnenheit, in seinem Herzenstakt und seiner Aufgeschlossenheit der geborene Vermittler und Schlichter in aufgeregter Zeit gewesen“, heißt es in einem Porträt dieses Mannes.

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Diese Art von Melanchthon hatte durchaus kirchengeschichtliche Bedeutung. Das Augsburger Bekenntnis ist eins der ganz wichtigen und heute noch maßgeblichen Dokumente der evangelischen Kirche. Es ist so angelegt, dass jede noch vorhandene Gemeinsamkeit der Reformation mit der katholischen Kirche gewürdigt wird. Unterschiede werden nur in dem Maße herausgestellt, wie es für die Identität der evangelischen Bewegung nötig war. Melanchthon war es, der diesen versuchten Brückenschlag auf protestantischer Seite verantwortete. Luther hätte hier sicher stärker auf Spaltung gedrungen.

Luther und sein geistlicher Vater

Es gibt einen weiteren Mann, ohne den der Reformator Luther gar nicht denkbar ist. Er zählt nicht zum Kreis der Mitstreiter Luthers; sein Einfluss war aber noch bedeutender als der aller anderen Reformatoren. Johann von Staupitz war der Ordensvorgesetzte von Luther zu dessen Mönchszeiten. Er brachte Luther an die Universität von Wittenberg, überredete ihn zum Erwerb des Doktortitels und verschaffte ihm die Professur dort. Lange Zeit war Staupitz Luthers Beichtvater.

Und einen Seelsorger hatte Luther auch dringend nötig. Bevor er erkannt hatte, dass Gott den Sünder allein aus Gnaden annimmt, nur durch den Glauben, kämpfte Luther stark mit der Angst, Gott habe ihn verworfen. Staupitz versuchte, Luther aus dieser Sackgasse herauszuführen. Er tat das mit väterlichen Weisungen, die schon die spätere Gnadenlehre und die Christustheologie von Luther vorwegnahmen. „Mann, Gott ist nicht zornig mit dir. Du bist zornig mit Gott. Weißt du nicht, dass Gott dir geboten hat zu hoffen?“ – so zum Beispiel ein seelsorglicher Rat.

Das wichtigste, was Staupitz seinem geistlichen Sohn mitgeben konnte, war der Blick auf Christus: „Es ist nicht Christus, was dich erschreckt hat, weil Christus nicht erschreckt, sondern tröstet.“ Luther hat sich immer zu dem bekannt, was er seinem Lehrer verdankte: „Man muss den Mann ansehen, der da heißt Christus. Staupicius hat die doctrinam [diese Lehre] angefangen.“ Allein durch Christus – das ist der Kern der Lehre Luthers. Diesen Kern zu erfassen, gerade dies war keine einsame Leistung des genialen Theologen Luther. Gerade dies verdankte er einem Wegbegleiter. Die Denkmäler und Gemälde, die Luther inmitten seiner Gefährten zeigen, sagen die Wahrheit.

Dr. Ulrich Wendel ist Redaktionsleiter der Zeitschrift Faszination Bibel, die wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag gehört.


Cover Magazin Martin Luther Reformation

Dieser Artikel erschien anlässlich des Reformationsjubiläums in der Zeitschrift „Luther – eine Entdeckungsreise“. Das Magazin ist hier erhältlich.

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