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Historiker: „Bonhoeffer war kein James Bond“

Bonhoeffer als Actionheld? Diese Vereinnahmung von Christen in den USA lehnt Historiker Johannes Tuchel ab. Er findet, dass der neue Bonhoeffer-Film zu der Instrumentalisierung beiträgt.

Franziska Hein (epd-Gespräch)

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«Bonhoeffer ist kein James Bond gewesen», sagte der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er stehe für einen aufrechten und mutigen Christen in der Zeit der Diktatur. «Man kann ihn aber nicht für irgendetwas vereinnahmen.» Am 9. April 1945, vor 80 Jahren, wurde Bonhoeffer von den Nationalsozialisten ermordet.

Als Theologe habe sich Bonhoeffer schon in den 1920er Jahren für die Schwachen in der Gesellschaft eingesetzt und sich 1933 klar gegen den Antisemitismus der Nationalsozialisten positioniert. Bonhoeffer stehe als Theologe für Freiheit, für Unabhängigkeit und für Toleranz. Er stehe für Verständigung und den Wunsch nach einer starken, friedlichen Welt ohne Diktatoren und ohne autoritäres Denken. «Das ist ein ganz anderes Bild als das, das die fundamentalistischen Christen in den Vereinigten Staaten teilweise über Bonhoeffer entwickeln und was auch der Film, der jetzt in deutschen Kinos angelaufen ist, transportieren will», sagte Tuchel.

Der Film „Bonhoeffer“

In dem Kinofilm „Bonhoeffer„, der in den USA von einem evangelikalen Filmverleih vertrieben wurde, wird er zum Einzelkämpfer gegen das ultimative Böse stilisiert, der ohne Zweifel und Skrupel gegen falsche staatliche Macht agiert. Der Film enthält zudem viele historische Fehler.

Die Instrumentalisierung beobachte er vor allem im nordamerikanischen Raum, weil es in Deutschland diese Form der religiösen Rechten nicht in dieser Stärke gebe, sagte Tuchel. «Man versucht, mit dem Namen Bonhoeffer und mit seinen Aktivitäten im Widerstand gegen Hitler Kapital für die eigene politische Agenda zu gewinnen. Das ist ein klarer Missbrauch der Persönlichkeit und auch des theologischen Denkens von Dietrich Bonhoeffer.»

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Wer seine Schriften und Briefe lese, erkenne einen, der mit sich ringe und der nach dem richtigen Weg suche. «Das Spannende an Bonhoeffer ist, dass er sein theologisches Konzept, weswegen er nach 1945 so stark rezipiert worden ist, erst in seiner Haft ab 1943 entwickelt hat.» Er habe nicht von sich behauptet, im Besitz der klaren und eindeutigen Wahrheit zu sein. Bonhoeffer habe versucht, zu einem christlichen Standpunkt zu kommen, der aber damals nicht von der Amtskirche geteilt worden sei.

Quelleepd

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3 Kommentare

  1. Irgendwann steht uns das Wasser bis zum Hals

    Der Artikel von Franziska Hein kann ich mich gut anschließen. Dietrich Bonhoeffer`s Verständnis eines aufgeklärten, toleranten, frommen und kritischen Christen kann ich so nur vollständig teilen. Die Art wie eine bestimmte Richtung Evangelikaler in den USA ihren Glauben praktiziert und begründet, ist eindeutig ein Irrglaube und Donald Trump in ideologischer Verbrüderung mit diesen falschen Frommen ist fleißiger Rechtsbrecher, der Richter unflätig (immer noch erlaubt) beleidigt. Herr Trump ist somit auch keinerlei Sendboten des Himmels, eher ein bescheiden intelligenter Vorschüler des Antichristen. Tut mir leid, man kann die dick aufgepinselten Fakten nicht einfach ignorieren und niemand würde Trump gerecht, wenn man ihn verharmloste. Die Stimme Bonhoeffer`s heute würde den Kirchen guttun, die aus mehreren nicht ganz klaren Gründen zwar laut protestieren, aber wenig wahrgenommen werden, auch angesichts des Rechtsrutsches aller Parteien der politischen Mitte.Die Art Kommunikation vorallem der Politik über Migration kann keinesfalls mitmenschliches Verständnis für Flüchtlinge erzeugen, der AfD da gerne Formulierungshilfe geben und Zuwanderung und Zuwanderer meist diskriminieren. Auch kommt der globale Klimawandel völlig unter die Räder, es interessiert kaum jemand. Wir brauchen einen frommen Aufstand der Anständigen, gerne mit Gebet, aber auch erforderlichenfalls mit Demonstranten. Sonst sind wir wirklich bald die letzte Generation und irgendwann steht uns das Wasser (nicht nur sprichwörtlich) bis zum Hals nicht nur aus Klimagründen, sondern politisch rechtsruckbedingt. Wir werden uns noch sehr wundern über die festsitzenden Wetterlagen, im Sommer brütend heiß und im Winter eiskalt. Und dann gibt es wegen der Verdampfung des Meerwassers die üblichen Tropenregenfälle. Denn auch der gute alte Golfstrom ist durch die hierzulande bereits 2,5 Grad Erwärmung des durchschnittlichen Wetters schon marode geworden. Es ist schon fast ein Treppenwitz, daß Trump nicht nur die Meterologen, sondern auch die Wissenschaftler, die sich mit Pandemien beschäftigen, fast vollständig in den Ruhestand schickte. Dabei wird die amerikanische Vogelgrippe fast zum Fiasko. Es lässt hier wenig böser Ungeist grüßen, sondern komprimierte Dummheit.

  2. Ich habe den Eindruck, dass Dietrich Bonhoeffer ein sehr weit und gleichzeitig sehr eng glaubender Christ war. Meines Erachtens wird er deshalb sowohl von evangelikalen als auch von evangelischen Christen als Geistesverwandter gesehen und der eigenen Überzeugung entsprechend immer wieder herangezogen. Nicht das schlechteste Erbe, dass man hinterlassen kann, oder?

    • Ich bin nur Christ

      Lieber JahannN: Das würde ich auch denken, obwohl ich mich nicht gerne in Denk- und Glaubensschubladen einordnen lasse. Ich bin weder evangelikal, noch liberal oder anders – sondern nur ein Christ. Die ganze Fülle des Christsein kann man sowieso durch kein Schubladendenken generieren. Zudem hat Jesus das Wesentliche zusammengefasst. Glaube ist demnach ein großes Vertrauen in Gott. Oder Gott zu lieben, den Nächsten und sich selbst. Das hält mich aber nicht davon ab, mich meinen Idealen anzunähern, die Bergpredigt zu lieben und die Notwendigkeit sehe, daß Christsein die ganze Welt einschließt einschließlich unserer Politik.

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