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Was müsste dein Bruder tun, damit du glaubst, dass er der Sohn Gottes ist?

Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind

Die zweiwöchentliche Kolumne von Tom Laengner

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Aus Erfahrung kann Tom Laengner sagen: Wahre Geschichten sind nicht immer auch wahrscheinlich. Sprengkraft können sie trotzdem haben.

Mein Bruder Andreas ist ein feiner Kerl. Als Studenten haben wir mal gemeinsam am Neckarufer in Heidelberg Pfandflaschen gesammelt. Es war Sommer, wir hatten wenig Geld und die Flaschen nichts dagegen, mitgenommen zu werden. Von dem Pfandgeld kauften wir Nutella und zwei Dosen Bier. Dann schlenderten wir mit unseren Spezialitäten rauf auf den Philosophenweg. Die Ziegeldächer der Altstadt badeten in warmem Licht, das Bier schäumte so vor sich hin und von der Schokocreme war ausreichend vorhanden. Beim Weg runter war dann alles alle.

Leute, die sich für den Erlöser halten, gehören nicht zu unseren Alltagsbegegnungen.

Im aktuellen Oster-Lockdown ermutigt mich die Erinnerung daran, dass unbegangene Pfade an ein schönes Ziel führen können.
Aber bei aller Liebe: für den Sohn Gottes halte ich meinen Bruder deshalb nicht. Was hätte er tun müssen, damit ich ihn dafür halte? Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Die Frage ist zu absurd!
Dabei ist es gleichgültig, ob es um Schwestern oder Brüder geht. Die allermeisten Menschen werden ähnlich empfinden, selbst wenn Geschwister ihre Helden sind.
Leute, die sich für den Erlöser halten, gehören nicht zu unseren Alltagsbegegnungen. Kein Mensch bringt andere mit dem Hinweis zum Strahlen, dass er der Gottes Sohn sei. Na ja, einer hat es doch getan und ist weltberühmt geworden: sein Name ist Jesus von Nazareth.

Dessen Bruder Jakobus gehörte zu den Menschen, die Jesus deshalb für verrückt gehalten haben. Das ist eine nachvollziehbare Reaktion. Jeder Mensch mit nur ein wenig Resthirn würde heute genauso denken. Doch muss es im Leben dieses Jakobus eine Wende um 180 Grad gegeben haben. Denn ein paar Jahre später ist derselbe Mann nun Leiter der christlichen Bewegung in Jerusalem. Kurz vor dem Eintritt ins Rentenalter wurde er wegen seines Glaubens zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Ich würde in einer solchen Situation meine Überzeugungen auf den Prüfstand stellen. Unstrittig ist, dass das Leben von Jesus spektakulär und schillernd war. Seine Ideen hatten nicht nur Stil sondern auch eine ungeheure Sprengkraft! Dass Menschen für ihre Überzeugungen sterben musste, ist grauenvoll, kommt aber bis heute vor.

Kein Mensch erschien mit einem Glas Sekt zum Grab und eröffnete einen Countdown wie an Silvester.

Jesus hat zu Lebzeiten uralte Menschheitsfragen beantwortet – wie Menschen mit sich, anderen und Gott ihren Frieden finden. Doch dann kam die Nummer mit der Auferstehung. Ich für meinen Teil hätte darauf verzichtet. Zu krass das Ganze! Selbst die besten Freunde von Jesus erwarteten nach der Kreuzigung nichts Übernatürliches. Kein Mensch erschien mit einem Glas Sekt zum Grab und eröffnete einen Countdown wie an Silvester. Im Gegenteil, seine Gefolgsleute hatten Angst und versuchten, sich unsichtbar zu machen.

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Dennoch verständigten sie sich nicht nur auf Beibehaltung einer Lehre von radikaler Liebe. Es war die Auferstehung, die zum ungeheuer unglaublichen Herzstück der Bewegung wurde. Und für diese Mischung aus beidem waren sie sogar bereit, zu sterben. Kaum zu glauben? Kaum zu glauben!

„Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Die Pfandflaschen-Geschichte begleitet mich durch mein Leben. Sie erinnert mich daran, dass wahre Geschichten nicht immer auch wahrscheinlich sind. Ich weiß nicht mehr, wie wir über den Dächern von Heidelberg die Nutella aus dem Glas bekommen haben. Aber ich weiß, dass das Geheimnis der Auferstehung von Jesus mich befreit, im Alltag nach unorthodoxen Möglichkeiten zu suchen.
Und ich freue mich, dass ich am Ostersonntag meinen Bruder anrufen werde und mit Menschen aus aller Welt proklamiere: „Der Herr ist auferstanden.“ Und Andreas wird antworten: „Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Out of the Box – Teil 1: Was gibt mir Energie?
Out of the Box – Teil 2: Was müsste dein Bruder tun, damit du glaubst, dass er der Sohn Gottes ist?
Out of the Box – Teil 3: Was macht mein Herz frei und warm?
Out of the Box – Teil 4: Wie erkläre ich meinen Glauben im Zoom-Meeting?
Out of the Box – Teil 5: Von Pornoweltmeistern und Polenschlüsseln
Out of the Box – Teil 6: Darf ein Christ eigentlich Mikado spielen?
Out of the Box – Teil 7: Was macht die Barmherzigkeit barmherzig?
Out of the Box – Teil 8: Wann wird das Nein zum Geld ein Ja zum Glück?
Out of the Box – Teil 9: Wie viel Gewicht gebe ich meinem Gewicht?
Out of the Box – Teil 10: Betest du auch manchmal für einen Parkplatz?


Tom Laengner ist ein Kind des Ruhrgebiets. Nach 20 Jahren im Schuldienst arbeitet er journalistisch freiberuflich und bereist gerne unterschiedliche afrikanische Länder. Darüber hinaus arbeitet er als Sprecher für Lebensfragen und Globales Lernen. In seiner Kolumne „Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind“ schreibt er regelmäßig über Lebensfragen, die ihn bewegen.

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