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Papst Franziskus: Mittelmeer wird zum „Grab der Menschenwürde“

Papst Franziskus kritisierte in einer Rede beim „Mittelmeer-Treffen“ die Flüchtlingspolitik der EU scharf. Er ermutigte dazu, die Sichtweise auf Migranten zu ändern.

Im Palais du Pharo in Marseille kritisierte der Papst am Wochenende die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union und den gesellschaftlichen Umgang mit Migrantinnen und Migranten. Seine Rede bildete den Abschluss des sogenannten Mittelmeer-Treffens, das in diesem Jahr unter dem Motto «Mittelmeer – Mosaik der Hoffnung» stattfand. Bei der Begegnung von Vertretern verschiedener Religionen und Konfessionen, Politikern, Akteuren der Zivilgesellschaft und jungen Menschen aus den Ländern des Mittelmeerraums machte Papst Franziskus auf die prekäre Situation von Geflüchteten aufmerksam.

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„Erstickter Schrei unserer Brüder und Schwestern“

In früheren Reden hatte der Papst das Mittelmeer öfter bereits als «größten Friedhof Europas» bezeichnet. In Anwesenheit des französischen Präsidenten sprach er jetzt von einer „wahren Epidemie“. Ein Schmerzensschrei erklinge lauter als alles andere, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche. Das Mittelmeer, die Wiege der Zivilisation, werde zum «Grab der Menschenwürde». „Es ist der erstickte Schrei unserer Brüder und Schwestern Migranten, dem ich meine Aufmerksamkeit widmen möchte[…] Migranten müssen aufgenommen, geschützt oder begleitet, gefördert und integriert werden.“ Außerdem ermutigte der Papst dazu, die Sichtweise auf Geflüchtete zu ändern: „Diejenigen, die bei uns Zuflucht suchen, sollten nicht als eine Last angesehen werden, die wir zu tragen haben: Wenn wir sie als Brüder und Schwestern ansehen, werden sie uns vor allem als Geschenk erscheinen.“ Die Zukunft liege nicht in der Abschottung.

Marseille sei seit Jahrhunderten ein offener Hafen, andere Häfen hingegen hätten geschlossen, sagte Franziskus mit Bezug auf die aktuellen Diskussionen um Migration und Flüchtlinge. Worte wie «Invasion» schürten die Ängste der Menschen, erklärte er. «Aber diejenigen, die ihr Leben auf dem Meer riskieren, sind keine Invasoren, sie suchen Aufnahme.» Es brauche eine «europäische Verantwortung». Der Papst kündigte an, er ziehe eine Bischofskonferenz für den Mittelmeerraum in Betracht.

Papst Franziskus war am Freitag extra für das Treffen nach Marseille gereist. Bereits am Abend nach seiner Ankunft verurteilte er bei einem Termin in Sichtweite eines Denkmals für Ertrunkene den Tod Tausender Menschen im Mittelmeer und dankte privaten Seenotrettern für ihren Einsatz.

In seiner Botschaft zum 109. Welttag der Migranten und Flüchtlinge am Sonntag betonte der Papst die Wichtigkeit von Freiheit. Sie solle die Entscheidung, das eigene Land zu verlassen, immer kennzeichnen.

Link: Die gesamte Rede des Papstes finden Sie hier.

21 Kommentare

  1. Tabubruch

    Bleibt nur zu hoffen, dass unsere Bundesregierung sich wirklich nur irrte als sie vergessen hatte, in den Teilhaushalt für 2024 auch die Gelder für die private Seerettung zu schreiben. Sonst geschieht oder geschähe ein unverzeihbarer Tabubruch. Bei dem derzeitigen Wettbewerb, Flüchtlinge zu hindern am Kommen würde mich dies aber leider nicht wundern – vorallem wenn die politische Opposition dies wünschte um die liebe AfD zu toppen.

    • Ein unglaublicher Tabu- und Rechtsbruch

      Nun hat die Bundesregierung spontan geantwortet – ich bin nicht so vermessen zu behaupten n u r auf meinen Einsprung auf Facebook. Also immerhin gesagt, man habe schlicht vergessen die Gelder für die private Seenotrettung in den Haushalt 2024 einzustellen – also ein erkannter handwerklicher Fehler, der noch ausgebügelt werden soll. An anderer Stelle in Nachrichten oder im Netz höre ich das Gegenteil, auch bei einer Sendung mit Politikern im 1. Fernsehprogramm von üblicherweise gut informierten Leuten: Die Bundesregierung wolle nicht mehr unterstützen, Flüchtlinge aus Seenot ggfls. zu retten. Ich glaube da tut sich ein Abgrund auf – ein unglaublicher. Dass damit das Seerecht verletzt wird ist das Eine, das Andere ist einfach, dass man Menschen absaufen lässt. Anders und freundlicher bin ich nicht in der Lage dies zu formulieren. Dass man – gewissermaßen als Nebeneffekt – auch für die AfD Punkte sammelt, die dann vom Wähler zukünftig an diese verliehen werden – ist das Andere. Hochgelobt sei (nicht!!!) der Populismus, der Menschen durch die Ausschaltung privater Seenotrettungsdienste hilflos im Mittelmeer ertrinken lässt

      • Herr Hehner,

        1) Es geht um einen kleinen Betrag.
        SIE koennten doch selber spenden (mit gutem Bsp vorangehen?) und andere dazu aufrufen?
        Die paar hunderttausend EUR Zuschuss pro Jahr der Bundesregierung sind doch eher symbolisch, oder? Ihr Verein, das EKD-Kollektiv? kann das doch leicht ausgleichen?

        2) Blick hinter den Vorhang.
        Ich kenne mich mit Seerecht nicht so aus, aber weshalb soll ueberhaupt D in auslaendischen Gewaessern, den Transfer von ueberwiegend maennlichen Wirtschaftsfluechtlingen nach Italien finanziell unterstuetzen (die dann ueberwiegend mit Zug/Bus zu uns weiterreisen)? Wieso sollte das eine orginaer dtsch Aufgabe sein? Wenn es sie waere, weshalb nicht weltweit? Weshalb nicht Mittelamerikaner auf der Flucht nach USA unterstuetzen, weshalb nicht West-Afrikaner auf die Kanaren, weshalb nicht Indonesen nach Australien? Etc.

        Mir scheint, das ist hier va eine moralische Feigenblatt-Aktion? Geht es hier um eine besonders gut-sichtbare Feder im Gut-Menschen-Kopfschmuck?
        Sind Sie hier ein irrgeleitetes Propaganda-Opfer geworden? bei dem es darum geht, davon abzulenken, dass viele Frauen und Kinder, die nicht fluechten koennen, irgendwo in Afrika in Armut zu Grunde gehen?
        Der Fluechtlingstransfer von den Schlepperbooten ins gelobte Europa per sogenannten „Seenotrettung“ ist doch nur eine Ablenkungs-Nebelkerze fuer andere politische Aufgaben, die auf die lange Bank geschoben werden. Das Werk von politischen Illusionisten?

        Oder vielleicht schlimmer: Wuerden Sie leugnen, dass Massen-Einwanderung als politisches Mittel zur Destabilisierung von Gesellschaften eingesetzt wird? Welche Rolle koennten hier Fluechtlingsshuttles haben? Welche Gruppierungen moechten von gesellsch. Destabilisierung bei uns profitieren?

        LG Joerg

  2. Wann hat Bergoglio jemals etwas über die Menschenwürde der abgestochenen (Ludwigshafen) , der ermordeten (Wiesloch)Menschen in Deutschland gesagt, bei denen die Täter „Migranten“ waren?
    Für die gibt es wohl keine Menschenwürde.
    Bei Bergoglio gibt es nur Unterwerfungsgesten gegenüber Muslimen, seine peinliche Fusswaschung….und vor allem: der Typ ist Jesuit, und die machen nie etwas ohne konkretes Herrschaftsziel. Nach Insiderberichten aus dem Vatikan herrscht Bergoglio dort wie ein Tyrann. Kein Wunder, dass der intellektuell und menschlich weit über ihm stehende Benedikt resignierte und sich in die Stille zurück zog……

    • Guten Tag T.Gygax. Ich bin kein Katholik und stehe der Katholischen Kirche skeptisch gegenüber und hege keine besonderen Sympathien oder Antipathien gegenüber Franziskus. Trotzdem kann ich Ihren Kommentar hier so nicht unkommentiert stehenlassen.

      Sie implizieren, dass der Papst sich bei Anschlägen auf Christen nicht äußern würde. Es mag sein, dass er es bei bei den von Ihnen genannten Anschlägen tatsächlich nicht getan hat (kein Politiker oder Würdenträger äußert sich zu jedem Anschlag in einem anderen Staat). Aber eine einfache Suche bei Google und Google-News zeigt:
      Franziskus hat sich wiederholt und sehr nachdrücklich geäußert (Barcelona, Burkina Faso, Kongo, Irak, Sri Lanka, Nizza …) und sich teils auch mit Überlebenden getroffen. Wie gesagt, einmal googlen genügt.

      Ich weiß nicht, was Sie mit Ihrem Kommentar bezwecken. Sie unterstellen dem Papst pauschal „Unterwerfung“ unter den Islam und konstruieren dazu ein Szenario, dass von den Fakten nicht unterstützt wird. Da werden Sie schon andere Belege finden müssen. Ihre sindjedenfalls – keine.

  3. Ich fände es gut, wenn sich die EU wieder mit eigenen Schiffen an der Seenotrettung beteiligen würde. Menschenleben sind unbedingt zu retten!! Und auch sonst sollten wir vielleicht stärker sehen, dass diese Menschen einfach eine Zukunft suchen…

  4. „Migranten müssen aufgenommen, geschützt oder begleitet, gefördert und integriert werden.“ Ja wunderbar! Dann soll der Papst sofort seine diversen Liegenschaften zur Verfügung stellen und die Migranten aufnehmen, Mitarbeiter zur Verfügung stellen, die begleiten und fördern und dann wollen wir mal hoffen. dass sich seine Schützlinge integrieren lassen.
    Ach ja, die jungen Männer sind nur die Vorhut, ihre Familien haben sie vorausgeschickt, damit sie anschließend gefahrlos nachkommen können.
    Also lieber Papst, mit gutem Beispiel voran und nicht nur schön reden.

  5. Es gibt einen ganz einfachen Grundsatz, der übrigens so auch Bestandteil des internationalen Seerechts ist:

    Wer in Seenot ist (und dazu zählt auch selbstverschuldete Seenot) ist zwingend zu retten.

    Über alles andere kann man diskutieren. Darüber jedoch nicht.

    Der Papst hat in diesem Punkt recht, dass die EU damit, dass sie diesem einfachen Grundsatz nicht vollumfänglich folgt, die Menschenwürde aufgibt.

    Ich denke allerdings nicht, dass man anschließend jeden aufnehmen muss.

    • Schwierige aber theoretisch einfach lösbare Probleme

      Lieber Anderer Jörg: Was der Papst zur Rettung im Mittelmeer sagt, halte ich auch für immer zutreffend. Selbstverständlich muss man auch nicht jeden (letztendlich) aufnehmen. Leider gehört zur wirklichen Wahrheit, dass j e d e r entsprechend auch den Menschenrechten einen Anspruch besitzt, seinen Antrag zu stellen. Und daher kann und darf man niemand einfach abweisen. Oder in Schnellverfahren an irgendwelchen Grenzen abweisen. Dadurch dass dies u.U. andere Länder tun – oder es auch tun möchten – macht es nicht besser. Die meisten Flüchtlinge kommen aus Afghanistan, Syrien oder dem Iran,und dahin kann man niemand abschieben, es sei denn man verletzte widerum internationales Recht. Auch die Möglichkeit Menschen abzuschieben – wobei schon dieses Unwort „abschieben“ kein unfriedliches und sehr unchristliches ist – bleibt dann aber
      letztlich quantitativ extrem klein. Hier so zu tun, dies würde nicht zutreffen, ist eine glatte Lüge. Das Narrativ einer diesbezüglich unfähigen Ampel-Regierung ist unfair, die gleichen Probleme würde jede andere Koalition auch haben. Denn die meisten Länder wollen leider ihre Flüchtlinge nicht zurück. Sie handeln dadurch aus ihrer Sicht logisch und zugleich unmenschlich nach dem Motto: „Weniger Flüchtlinge, weniger Probleme“! Ich aber erspare mir die Mühe, diesen Sachverhalt christlich zu begründen, er ist leider zu zutiefst auch eine Frage der sogenannten ethischen Werte. Selbstverständlich müsste man die Probleme vor Ort lösen, damit die Menschen gar nicht erst kommen müssen. Aber dies sind leider auch nur Langzeitmaßnahmen, von denen ich fast vermute, dass sie im Hinblick auf die internationalen Verwerfungen viel zu lange Anlaufzeit kosten, auch immens teuer sind und möglicherweise (leider) oft im Sand verlaufen können. Dazu müssen wir dann auch unseren Obulos leisten. Unsere liebe AfD freut dies sehr, auch wenn unsere Haushalte in Bund und Ländern wegen der magischen schwarzen Null kaum noch abzumelken sind.

      So gut wie die einzige mögliche Lösung wäre immer noch (aber ist völlig unerreichbar), dass jeder EU-Staat entsprechend seiner Größe Flüchtlinge und Asylanten aufnimmt. Hierdurch würde sich das jeweils nationale Problem auch völlig marginalisieren, vorallem was die Integration betrifft. Aber Entscheidungen mit Mehrheit zu treffen ist einfach in der EU nicht möglich und ein völliger Konstruktionsfehler, führt also unweigerlich eben bei schwierigen Problemen immer dazu dass überhaupt nichts entschieden wird. Die derzeitige Regelung wie Entscheidungen nicht möglich sind, macht es beispielsweise Ländern wie Ungarn und Polen leicht, sich einen schlanken Fuß zu machen. Zwischenmenschlich würde man es lediglich unsolidarisch nennen – allerdings besteht es auch aus einer gewissen Verdrängung der Absicht, rechtsradikale Populisten nicht noch zu versorgen. Im übrigen bin ich der Meinung, dass – auch wenn dies nicht völlig komplikationslos wäre – eine wenn dann bewiesen wirklich rechtsradikale Partei, auch wirklich zu verbieten. Denn so sitzen sie überall in den Parlamenten und Räten und jeder/jede kann sich bei Bedarf im Netz ansehen, wie sie Sand, Häme, Hass und Unsachlichkeit in die Mühlen der Demokratie streuen und sich freuen, wenn man sich wegen ihnen streitet. Nach dem guten Motto: „Viel Feinde, viel Ehr“!

      • Deutschland kann das internationale Flüchtlingsproblem nicht lösen. Es kann nur seinen Beitrag leisten.

        Und die Sachlage ist etwas komplizierter:

        Ich habe gestern mal in unserer Verfassung nachgelesen. Es steht mitnichten jedem zu, in Deutschland Asyl zu beantragen. Ja es ist, laut dem Wortlaut unserer Verfassung, sogar den allermeisten Flüchtlingen unmöglich. Sobald nämlich jemand ein Land erreicht hat, indem ihm keine Verfolgung mehr droht, entfällt der Asylanspruch in Deutschland. Schaut man sich die deutschen Außengrenzen an, gibt es da kein Land mit Verfolgung. Diese später eingefügte Formulierung hat das Asylrecht quasi ausgehebelt.
        Es gibt auch nicht nur den Asylanspruch unserer Verfassung. Auf Grund internationaler Abkommen gibt es mindestens 3 Anspruchsgrundlagen für ein Bleiberecht, die sich alle etwas unterscheiden. Wie gesagt, ist kompliziert.

        Du kritisierst Polen. Polen hat ca. 1 Mio. Ukrainer aufgenommen und damit fast so viele wie das deutlich größere und reichere Deutschland. Polen will nur keine Mittelmeerflüchtlinge o.ä.. Polen unterscheidet zwischen guten und schlechten Flüchtlingen und handelt damit EU-widrig. Aber sie nehmen durchaus reichlich Flüchtlinge auf.

        Auch vermischen wir gerne Flüchtlinge und Migration. Zwar gibt es da eine Schnittmenge, jedoch sind das eigentlich 2 ganz verschiedene Punkte. Bei Flüchtlingen geht es um Rettung. Woher und wer oder Nützlichkeit und Kosten spielen da erst mal überhaupt keine Rolle.
        Bei Migration und Einwanderung geht es hingegen allein um die Interessen Deutschlands. Wen brauchen wir und wie werden wir genau für diese Menschen im internationalen Wettbewerb auch attraktiv. Da machen wir, insbesondere die Konservativen (die Populisten eh) sehr viel falsch.

        Aber um all das, über das man lange und kontrovers streiten kann, geht es mir nicht.

        Mir geht es darum, dass wir als Deutschland und damit Teil der EU Menschen im Mittelmeer ertrinken lassen. Und das manche das sogar richtig finden. Wenn 5 Multimillionäre in einem U-Boot auf Vergnügungstour vermisst werden, rücken ganze Marineteile aus zum Suchen, bei tausenden von Bootsflüchtlingen im Mittelmeer will man sogar privaten Hilfskräften am liebsten das Retten verbieten. Offensichtlich hat menschliches Leben für manche einen unterschiedlichen Wert.

        Es kann übrigens jeder dagegen etwas tun: Z.B. den Rettungsorganisationen spenden.

      • Hallo Hr. Hehner,

        zu „Die meisten Flüchtlinge kommen aus Afghanistan, Syrien oder dem Iran,“

        Hier ein bisschen ZDF (Zahlen, Daten, Fakten) [Gestrichen. Sarkasmus ist hier nicht nötig / MfG, das JDE-Team]

        https://commission.europa.eu/strategy-and-policy/priorities-2019-2024/promoting-our-european-way-life/statistics-migration-europe_de#asylantr%C3%A4ge-in-europa

        Staatsangehörige dieser 15 Länder stellten 2022 die meisten Erstasylanträge in der EU
        Kategorie Number of applications
        Syrian 131.970
        Afghan 113.495
        Ukrainian 24.720
        Kriegsgebiet 270.185

        Venezuelan 50.050
        Turkish 49.720
        Colombian 42.420
        Pakistani 32.645
        Bangladeshi 31.955
        Georgian 25.935
        Iraqi 25.415
        Indian 25.400
        Tunisian 20.810
        Moroccan 20.700
        Somali 16.160
        Russian 15.105
        „besseres Leben“ 356.315

        FAZIT: Keinesfalls kommt die Mehrheit aus „Kriegsgebieten“ sondern die Mehrheit sucht hier ein besseres Leben. Das sollte man nicht generell unmoeglich machen, aber mit Fordern und Foerdern einen Ausgleich herbeifuehren. Das wird auch bei uns in D kommen, spaetestens 1-2 BuTa-Wahlen spaeter …

        LG Joerg

        • Interessanter Link. Ca. 50 % der erstinstanzlichen Asylanträge werden anerkannt. Hätte gar nicht gedacht, dass die Zahl so hoch ist. Da geht es wohl doch nicht immer zuerst um ein besseres Leben. Denn das ist kein Asylgrund. Du solltest deine Links lieber immer erst mal selbst genau lesen.

          Die Zahl der Kriegsflüchtlinge ist übrigens deutlich größer. Es sind ca. 1 Mio. Ukrainer derzeit in Deutschland. Hier haben sie nach §24 AufenthG ein direktes Aufenthaltsrecht, müssen also nicht ins Asylverfahren.

          • zu „Ca. 50 % der erstinstanzlichen Asylanträge werden anerkannt.“

            Ja, kann man niemandem verdenken, ich wuerde vermutlich auch einen Asylgrund nachzuweisen versuchen … Sie nicht?

            zu „Die Zahl der Kriegsflüchtlinge ist übrigens deutlich größer. Es sind ca. 1 Mio. Ukrainer derzeit in Deutschland.“

            Ja, klar (1,1 Mio in D). Hr. Hehner sprach aber von Syrern, Afghanen, Iranern, darum gings …

            LG Joerg

            • Nur hättest du wohl keinen Asylgrund. Im Gegensatz zu 50 % der Migranten.
              Zusätzlich kommen aber wohl zu den 50 % noch diejenigen, die nach anderem Recht ein Bleiberecht (z.B. Schutzrecht) bekommen.

              Syrer werden übrigens zu 93 % anerkannt.
              Afghanen zu 51 %
              Iraner zu 30 %

              Bei allen kommt noch die Schutzquote dazu (dann liegen z.B. die Iraner schon bei 50 %)

              Mich wundert übrigens, dass die Anerkennungsquote z.B. bei Afghanen so niedrig ist. Bei dem, was man so von den Taliban hört, hätte ich hier eher auf 100 % getippt. Scheinen ziemlich strenge Maßstäbe zu sein. Ich finde nicht, dass man bei dieses Regime überhaupt jemand nicht anerkennen kann. Wie siehst Du das? Menschen zurück nach Afghanistan schicken? Oder zu Assad? Oder zu den iranischen Mullahs?

            • @D.A.Jörg
              zu „Wie siehst Du das? Menschen zurück nach Afghanistan schicken? Oder zu Assad? Oder zu den iranischen Mullahs?“

              Nein, wer es hier her schafft: intergrieren. Straftaeter einsperren.
              Die wenigsten kann/sollte man zurueckschicken.

              Wenn es mal zu viele werden (was machen wir mit unbeschul-/unqualifizierbaren Menschen?):
              Stufe_1: Pull-Gruende vermindern
              a) Versorgung mit Sachguetern und Bezugsscheinen, nicht Geld?
              b) Unterbringung in kasernenartigen Lagern (da zuwenig Wohnraum)?
              c) Gesundheitsversorgung zweiter Klasse (nur aller Notwendigstes, zB keine hightech-OPs etc)?

              Stufe_2: Durchlaessigkeit begrenzen
              a) Grenzen schliessen (am Besten Frontex/EU-Loesungen, zur Not selber)?
              b) Reisefreiheit einengen?

              Stufe_3: Bei Eskalation / drohendem Buergerkrieg; Mehrheiten extremer Parteien
              a) Schlimmstenfalls wie Australien Fluechtlinge ausserhalb von D „aufbewahren“ (EU-Loesung)?
              Dann suchen sie wo anders ihr Glueck …

              Jedenfalls offene Grenzen und ueppiges Sozialsystem geht nur, solange die Gesellschaft das zahlen will/kann.
              Da es aber draussen viel mehr Menschen gibt, als zu verteilenden Wohlstand hier, ist es – wie es jetzt laeuft – sicher nur voruebergehend.

              Nicht schoen, aber realistisch, oder welche Vorschlaege hast Du?

              LG Joerg

              Alternative, christliche Version:
              Hr Hehner, Du und ich leben auf Sozialhilfeniveau zusammen in einer WG und geben dafuer alles andere ab an viele afghanische Fluechtlinge 😜. Einverstanden?

            • > a) Versorgung mit Sachguetern und Bezugsscheinen, nicht Geld?

              Das derzeitige Söderthema. Wurde schon versucht in den 90ern. Hatte keinen Einfluss auf die Migrantenzahlen, kostet aber enorme Summen an Verwaltungsaufwand.

              > b) Unterbringung in kasernenartigen Lagern (da zuwenig Wohnraum)?

              geht nicht auf Dauer und steht auch der von Dir geforderten Integration entgegen. Und die Anwohner der Gemeinden werden sich bedanken über die Probleme, die das mit sich bringt.

              > c) Gesundheitsversorgung zweiter Klasse (nur aller Notwendigstes, zB keine hightech-OPs etc)?

              Es reicht doch schon, Ihnen nur die Kassenleistungen zu geben. Da gibt es eh keine High-Tech-OP’s oder zeitnahe Psychotherapie. Lebst Du in einem anderen Land als ich?

              > a) Grenzen schliessen (am Besten Frontex/EU-Loesungen, zur Not selber)?
              > b) Reisefreiheit einengen?

              Wieso Stufe 2? Beides wird doch jetzt schon gemacht.

              > Nein, wer es hier her schafft: intergrieren. Straftaeter einsperren.
              > Die wenigsten kann/sollte man zurueckschicken.

              Das mit den Integrieren ist so eine Sache. Unser derzeitiges System sorgt nicht gerade für gute Integrationsbedingungen. Lange Unterbringung in Sammelunterkünften, zu wenig/zu späte Sprachkurse usw. Und die Schwierigkeiten des ‚Systemwechsels (von Flüchtling zu Einwandererstatus)

              In einem Punkt ist hier meine Meinung übrigens härter als Deine: Bei schweren Straftaten (Anschlägen, Totschlag, Mord, schwerer Drogenhandel, usw.) würde ich zurück schicken. Meiner Ansicht nach vollbringt ein aufnehmendes Land einiges für einen Flüchtling. Wir geben Schutz, Geld, Unterkunft und das ohne Gegenleistung. Dafür erwarte ich, dass man sich zumindest halbwegs an unsere Gesetze hält (ich würde niemanden ausweisen wegen Schwarzfahrens oder einem Ladendiebstahl). Und auch die Regeln unserer Gesellschaft beachtet, z.B. das Frauen keine Menschen 2. Klasse sind. Wer das nicht kann, nun die Welt ist groß.

              > Nicht schoen, aber realistisch, oder welche Vorschlaege hast Du?

              Nicht sehr überraschend: Auch ich habe keine Patentlösung. Wie ich oben schon geschrieben habe: Bei der Seenotrettung bin ich kompromisslos für Rettung, über alles weitere muss man diskutieren.

              Zunächst würde ich Asylrecht/Flüchtlinge und Migration thematisch trennen. Wir brauchen Migration. Wie viele EU-Länder. Aber dazu müssen wir uns erstens endlich mal gesamtgesellschaftlich bekennen, den Migranten eine dauerhafte Perspektive mit einer Willkommenskultur bieten, dann aber eben auch definieren, wen wir aufnehmen wollen (vergleichbar Kanada oder USA). Da stehen wir auch im Wettbewerb mit anderen Industrieländern. Und sind so schlecht aufgestellt, dass die besten Arbeitskräfte lieber in andere Länder gehen.

              Das andere sind die Flüchtlinge/Asylanten: Wenn auch nicht rechtlich, aber faktisch gibt es eine Obergrenze. Die Zahl ist relativ leicht zu bestimmen, das die Anzahl, die wir derzeit gerade haben. Wollen wir diese noch erhöhen, müssten wir die Infrastruktur (z.B. Schulen, Wohnungen, etc.) dafür schaffen. Da sehe ich kaum gesellschaftliche Zustimmung. Ich denke, wir sollten von dem System weg, dass nur die Stärksten in den Genuss von Asyl bei uns kommen: junge Männer, die sich durchgekämpft haben. Ich würde es lieber sehen, wenn wir statt dessen mehr Familien, Frauen, Kinder aufnehmen. Diese wären auch leichter zu integrieren. Die schaffen aber den Weg nicht zu uns. Wir bräuchten da Flüchtlingskorridore, sprich wir müssten ihnen entgegen kommen.

              Und wir brauchen eine andere Außenpolitik. Als in Tunesien der arabische Frühling herrschte, hat es uns überhaupt nicht interessiert. Wir haben kaum die Demokratiebewegung unterstützt. Jetzt wird es wieder eine Diktatur und die finanziellen Mittel fließen wieder, z.B. gerade beim Thema Flüchtlinge. Das ist doch pervers, mindestens aber strohdumm.

            • > Alternative, christliche Version:
              > Hr Hehner, Du und ich leben auf Sozialhilfeniveau zusammen in einer WG und geben dafuer alles andere ab an viele afghanische Fluechtlinge 😜. Einverstanden?

              Du hast das so formuliert, dass das eine absolut irreale Vision ist.

              Aber wäre das nicht, wenn man es genau betrachtet, tatsächlich der Weg, den Euch Euer Glaube empfiehlt? Zumindest wenn man wirklich nur die christliche Bibel mit den Aussagen Jesus zugrunde legt und nicht das nimmt, was die Kirchen aus dem Glauben gemacht haben?

              Ihr tragt den Namen Jesus gern auf der Zunge. Insbesondere gegenüber anderen.

              Vielleicht solltest Du über Deinen ‚Rhetorischen‘ Vorschlag doch mal nachdenken, warum so etwas so unrealistisch für Dich ist. Dabei geht es mir nicht um den konkreten Vorschlag sondern die Idee dahinter.

              Sagt ein Christ zum anderen ‚He, lass uns Nächstenliebe leben, wie Jesus es gefallen würde‘. Antwortet der ‚weltfremder Spinner‘ 😉

            • zu „Aber wäre das nicht, wenn man es genau betrachtet, tatsächlich der Weg, den Euch Euer Glaube empfiehlt? Zumindest wenn man wirklich nur die christliche Bibel mit den Aussagen Jesus zugrunde legt“

              Es kommt darauf an. Wenn es einem aus seiner pers. Beziehung zu Jesus Christus (bedenke, ER ist auferstanden und redet zu uns) als Auftrag/Berufung aufs Herz gelegt wird, kann man in diverse Kommunitaeten eintreten und so enge Gemeinschaft leben. Da gibt es alle Uebergaenge.

              Allerdings gilt das vermutlich stets nur fuer Wenige. Die Mehrheit soll gefaelligst „in der Welt“ das Evangelium treiben, auch im Golf/Segel-Club, auch unter Obdachlosen/Fluechtlingen, etc

              Unser HERR hat viele verschiedene Auftraege fuer uns bereit, je nach Gaben/Faehigkeiten/Berufung. Keine ist heiliger oder unheiliger. ER schaut auf unser Herz.

              LG Joerg

            • Nun, der Vorschlag kam ja von Dir an Bernd, nicht von mir. Ich habe ihn nur mal aufgegriffen.

              So einen Vorschlag machst Du ja nur vordergründig als Scherz. Denn Du ahnst ja zumindest, dass diesem ein wahrer Kern zugrunde liegt. Nur deshalb funktioniert er ja.

              Jetzt ruderst Du kräftig zurück.

              Viele Christen gerade aus fundamentaleren Kreisen haben gern Sprüche auf den Lippen, dass man nur ganz oder gar nicht glauben kann, sich voll hingeben soll, dass Christentum kompromisslos ist usw.

              Deine kleine Scherzfrage an Bernd zeigt gut auf, wie oberflächlich und unglaubwürdig das bei den meisten in Wirklichkeit ist.

              Denn nein, Jesus radikale Forderungen gelten natürlich nicht nur für wenige, wenn man die Texte in den Evangelien mal genau liest.

              Aber dann wird es ja unbequem. Da bleibt man doch lieber bei radikalen Forderungen nur an andere. 🙂

            • @D.A.Jörg
              zu „Nun, der Vorschlag[in Armut leben um max. zu geben] kam ja von Dir an Bernd,“

              Nee, an Dich und mich auch (bitte genau lesen)!

              Wenn Jesus Christus von uns allen ein Armutsgeluebde verlangen wuerde, waere das Seine zentrale Lehre.
              Seine zentrale Lehre ist aber: dass ER (Gott) ans Kreuz ging, um den verschuetteten Zugang einer Beziehung zu IHM dadurch wiederherzustellen. Es geht nur um unser Herz und Gott. Es ist richtig, dass durch die Beziehung zu Gott wir staendig unser Denken/Reden/Handeln entsprechend reflektieren lassen.

              Fuer EINZELNE kann ein Armutsauftrag bestehen. Dem stelle ich mich auch. Habe aber (noch?) nicht die Sicht, dass ich alles Weggeben sollte 💋.

              Als Christen leben wir nicht in der Angst, Regeln zu verletzen (wie als B´nei Noach? 😉) sondern in der Freiheit und Gewissheit, dass Christus uns vergibt, wenn wir es ehrlich meinen.

              LG Joerg

              PS: Nett, dass du dich hier diesem Problem widmest: „viele Christen gerade aus fundamentaleren Kreisen haben gern Sprüche auf den Lippen“. Das schaerft die Reflektion und ggfs Apologetik 👏

            • Die Tücken der deutschen Sprache:

              Zitat von Dir:
              „Hr Hehner, Du und ich leben auf Sozialhilfeniveau zusammen in einer WG und geben dafuer alles andere ab an viele afghanische Fluechtlinge 😜. Einverstanden?“

              Du meinstest uns 3 und hast das mit Komma getrennt.
              Gelesen habe ich: Hr Hehner (als Anrede), Du und ich (also ihr beide) …

              Man liest halt immer eine Betonung mit und das kann dann zu ganz anderer Bedeutung führen bei gleicher Schreibweise. Insofern sorry, ich hatte es in der Tat anders verstanden.

              Eine WG mit Dir und Bernd? Okay, überredet. Wird sicher lustig. Mit wenig Kohle komme ich aus. Wir sollten uns dann mal zur weiteren Planung treffen.

              > Wenn Jesus Christus von uns allen ein Armutsgeluebde verlangen wuerde, waere das Seine zentrale Lehre.
              Seine zentrale Lehre ist aber: dass ER (Gott) ans Kreuz ging, um den verschuetteten Zugang einer Beziehung zu IHM dadurch wiederherzustellen.

              Ich glaube ja, eher, das, was für dich die zentrale Lehre scheint, ist das, was erst später daraus gemacht wurde. Ich denke, seine Botschaft damals war eher jüdisch geprägt und nicht christlich, wie sie heute verstanden wird. Aber das wäre ein weites Thema (das diskutieren wir dann mal in unserer WG ausführlich)

              > Als Christen leben wir nicht in der Angst, Regeln zu verletzen (wie als B´nei Noach? 😉) sondern in der Freiheit und Gewissheit, dass Christus uns vergibt, wenn wir es ehrlich meinen.

              Ja, da liegt einer der wesentlichen Unterschiede. Obwohl ich nicht in Angst lebe. Aber ich bin für meine guten wie schlechten Taten vor Gott verantwortlich. Allerdings nicht für Gedanken (solche Sünden wie im Christentum kennt das Judentum nicht) und es führt nicht schon eine schlechte Tat zur Verdamnis wie im Christentum sondern es gibt eine Abwägung aller Taten. Aber viel Schlechtes tun, beichten und alles ist gut gibt es eben auch nicht. Es ist wirklich ein anderes Konzept.

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