Papst Franziskus hat die weltweite Abschaffung der Todesstrafe gefordert. „Jedes Leben ist unantastbar“, sagte er am Donnerstag vor beiden Häusern des US-Kongresses in Washington. Zudem plädierte er u.a. für einen Stopp des Waffenhandels und rief zur Solidarität mit Flüchtlingen auf. Auch beklagte er die zunehmende weltweite Gewalt, die im Namen von Religionen verübt würden. Es war der erste Auftritt eines Papstes vor dem Kongress.
Papst Franziskus sprach sich vor dem US-Kongress dafür aus, jedes menschliche Leben in jeder Phase seiner Entwicklung zu schützen und zu verteidigen. „Diese Überzeugung hat mich seit Beginn meines Pontifikats dazu veranlasst, mich auf verschiedenen Ebenen für die weltweite Abschaffung der Todesstrafe einzusetzen. Ich bin davon überzeugt, dass dieser Weg der beste ist, weil jedes Leben heilig ist.“
Die Gesellschaft könne von der Rehabilitation von Straftätern nur profitieren, so Franziskus. Und er fügte noch hinzu: „Meine Bischofsbrüder hier in den USA haben kürzlich ihre Forderung nach einer Abschaffung der Todesstrafe erneuert. Ich unterstütze sie nicht nur darin, sondern ich ermutige alle, die davon überzeugt sind, dass eine notwendige und gerechte Strafe niemals die Dimension der Hoffnung und das Ziel der Rehabilitation ausschließen muss.“
Die Todesstrafe ist aktuell in 31 von 50 US-Bundesstaaten immer noch legal. Zuletzt wurde sie in Nebraska im Mai 2015 abgeschafft. In mehreren Bundesstaaten wird sie nicht mehr vollstreckt. So wurden 80 % der Hinrichtungen in den USA im Jahr 2014 in drei Bundesstaaten vollstreckt: in Texas, Missouri und Florida. Die von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich zulässigen Hinrichtungsmethoden sind (Anzahl der Anwendungen von 1976 bis 18. November 2011): Injektion (1103), Elektrokution (157), Gaskammer (11), Hängen (3), Erschießen (3) und Ersticken (1, seit 2015). Derzeit sitzen in den USA 3.002 Personen in der Todeszelle. Seit der Wiedereinführung der Todesstrafe 1976 wurden insgesamt 1.414 Menschen hingerichtet. Im letzten Jahr waren es 35 Personen. Laut einer aktuellen Studie befürworten derzeit 56 % der US-Amerikaner die Todesstrafe.
Offenheit gegenüber Flüchtlingen
Angesichts der „größten Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg“ forderte Franziskus die Menschen in aller Welt zu mehr Offenheit auf. Die Menschen in den Zielländern dürften wegen der hohen Zahl der Ankömmlinge „nicht die Fassung verlieren“, sondern müssten diese als Individuen wahrnehmen und nach Lösungen suchen: „Wir müssen eine heute allgemeine Versuchung vermeiden: alles, was stört, auszuschließen.“ Die Kongressmitglieder unterbrachen das Kirchenoberhaupt mehrfach mit tosendem Applaus.
Papst fordert den Stopp des Waffenhandels
Franziskus forderte vor den Politikern im Kongress eine größere Distanz zwischen den US-amerikanischen Volksvertretern und der Wirtschaft. Demokratie sei „tief im Geist des amerikanischen Volks verwurzelt“, betonte das Kirchenoberhaupt. Politisches Handeln müsse sich immer am Allgemeinwohl orientieren. „Wenn die Politik wirklich im Dienst des Menschen stehen soll, folgt daraus, dass sie nicht Sklave von Wirtschaft und Finanzwesen sein kann.“ In diesem Zusammenhang bezeichnete er es als Pflicht, den Waffenhandel zu stoppen. Das Geld, das mit dem Handel von Waffen verdient werde, triefe von „oft unschuldigem Blut“.
Zudem beklagte das Kirchenoberhaupt, dass die Welt zunehmend von Gewalt, Konflikten, Hass und Grausamkeiten geprägt sei, die auch im Namen von Religionen verübt würden. „Wir wissen, dass keine Religionsgemeinschaft gegen Formen individueller Verblendung oder gegen ideologische Extremismen gefeit ist.“ Angesichts von Gewalt im Namen einer Religion, Ideologie oder eines Wirtschaftssystems gelte es jedoch, übermäßig vereinfachende Unterscheidungen in Gute und Böse, in Gerechte und Sünder zu vermeiden. „Den Hass von Tyrannen und Mördern nachzuahmen ist der beste Weg, um ihren Platz einzunehmen“, sagte Papst Franziskus.
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(Quelle: Mit epd-Material)