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Stadtkirche Wittenberg: Schmähplastik „Judensau“ bleibt an Kirche

Der Gemeindekirchenrat entfernt die „Judensau“ nicht von der Fassade der Stadtkirche Wittenberg. Er entscheidet sich damit gegen die Empfehlung eines von ihm selbst beauftragten Expertengremiums. Pfarrer Alexander Garth spricht von einem Dilemma.

Die als „Judensau“ bekannte mittelalterliche Schmähplastik an der Fassade der evangelischen Stadtkirche Wittenberg wird nicht entfernt. Das hat der Gemeindekirchenrat am Dienstagabend in einer Sitzung beschlossen. „Nach einem intensiven Austausch und anfänglich kontroversen Diskussionen sind wir am Ende des Prozesses zu der gemeinsamen Überzeugung gelangt, dass die Stätte der Mahnung als Ganzes erhalten bleiben soll“, sagte der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, Jörg Bielig. Der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, äußerte sich kritisch zu der Entscheidung.

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Das Relief in vier Metern Höhe zeigt ein Schwein, an dessen Zitzen Menschen saugen, die Juden darstellen sollen. Das Spottbild auf die jüdische Religion befindet sich seit etwa 1290 an der Südostecke der Stadtkirche Wittenberg. Eine 1988 vor der Kirche eingelassene Bodenplatte und eine Stele mit Erläuterungen stellen die Plastik in einen distanzierenden Kontext.

Gemeindekirchenrat schließt sich Haltung des Expertenbeirates nicht an

Ein 2020 vom Gemeindekirchenrat einberufener „Beirat zur Weiterentwicklung der Stätte der Mahnung“ hatte Ende Juli noch eine zeitnahe Entfernung der Schmähplastik empfohlen. „Wir wären der Empfehlung gerne gefolgt, wenn wir eine praktikable Lösung gefunden hätten“, sagt Alexander Garth, Pfarrer der evangelischen Stadtkirche Wittenberg.

„Wir haben großen Respekt vor der Haltung des Expertenbeirates, können uns dessen Empfehlungen aber nicht uneingeschränkt anschließen“, erklärte der Gemeindekirchenrat. Die künstlerische Erweiterung durch das 1988 errichtete Bronzedenkmal, der Zeder und dem erklärenden Text auf einer Tafel in unmittelbarer Nähe wandle den beleidigenden und obszönen Charakter der Schmähplastik. Der Ort werde so zu einer Mahnstätte.

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In dieser Auffassung bestätigt sieht sich der Gemeindekirchenrat auch durch eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs im Juni, wonach das Relief trotz des antijüdischen Inhalts an seinem historischen Ort verbleiben kann (AZ: VI ZR 172/20). In der Begründung hieß es, dass die Gemeinde sich durch die 1988 eingelassene Bodenplatte und einem erklärenden, einordnenden Text auf einem Aufsteller ausreichend von dem Relief distanziert habe.

Schuster: Aktuelle Erklärtafel ungeeignet

Zentralratspräsident Schuster sieht das anders. Er erklärte auf Anfrage in Berlin, die derzeitige Erklärtafel in Wittenberg sei nicht dazu geeignet, „die Schmähplastik angemessen einzuordnen und zu erklären“. Klare und deutliche Erklärungen seien zwingend notwendig. „Die Geschichte des kirchlichen Antijudaismus lässt sich nicht ungeschehen machen.“ Daher erwarte er mit Interesse die angekündigte Überarbeitung der Erklärtafel.

Auch müsse abgewartet werden, wie die angekündigte „Weiterentwicklung der Mahnstätte“ aussehen wird. Insgesamt müsse ein angemessener Umgang mit judenfeindlichen Plastiken gefunden werden, „der über die Überarbeitung eines Textes hinausgeht“, verlangte Schuster.

Laut Gemeindekirchenrat wendet sich die „Stätte der Mahnung“ als Anklage an die Verursacher aller Formen von Antisemitismus und Antijudaismus. Die Weiterentwicklung der Mahnstätte solle den Ort direkt mit einbeziehen. In diesem Sinn folge der Gemeindekirchenrat den Empfehlungen des Beirates, „eine bleibende Kontextualisierung durch ein zeitgemäßes pädagogisches Konzept“ zu schaffen. Neben der Überarbeitung der Erklärtafel seien weitere Informationen zu Antijudaismus und Antisemitismus in der Kirche geplant.

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„Schmähwerk verkündet Antisemitismus“

Der „Judensau“-Kläger Miachel Düllmann fordert die Abnahme der Schmähplastik und ihre Überstellung in ein Museum. „Am besten ins Lutherhaus, wo auch die Kanzel, von der Luther Antisemitismus predigte, und Luthers antisemitische Originalschriften sind“, sagte Düllmann dem evangelischen Monatsmagazin „chrismon“. An der Kirche sei die „Judensau“ Teil kirchlicher Verkündigung. „Und es ist doch ganz klar, dass dieses Schmähwerk nur diesen Zweck hat: Antisemitismus zu verkünden. Mit der Kirche als Megafon.“

Garth sieht seine Gemeinde in einem Dilemma. „Es gibt zwei Wahrheiten: Die Schmähplastik ist eine Gotteslästerung und eine Beleidigung der Juden. Sie gehört nicht an eine Kirche“, sagt Garth. „Aber sie ist auch ein Mahnmal. Wir können die Schmähplastik nicht einfach verschwinden lassen. Das könnte den Eindruck erwecken, dass wir unsere Schande ungeschehen machen wollen.“

Aus Israel habe ihn eine Petition von 50 Intellektuellen erreicht, die sich gegen eine Abnahme der „Judensau“ ausgesprochen hätten. In einem Schreiben an die Stadtkirche habe sich die Synagogengemeinde Regensburg ähnlich geäußert. „Sowohl auf christlicher als auch auf jüdischer Seite war es 50:50“, meint Garth. „Egal wie wir uns entschieden hätten, es gibt keine Lösung, mit der alle zufrieden gewesen wären.“

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23 Kommentare

  1. Ich fände es gut, die SCHMÄHkommunikation zwischen Joerg und mir, zu klären.
    Auch die Redaktion beteiligte sich daran, indirekt, denn sie griff nicht ein, bis auf ein spätes Machtwort, das nichts besser machte, im Gegenteil, es schaukelte sich nur noch hoch, denn Joerg fühlte sich offenbar in seiner Art bestätigt, und brüllte immer lauter `Beleidigung `, je deutlicher ich konterte.
    Auf meinen Einwand , sachlich zu sein, war seine deutliche Antwort, auf Sachlichkeit gehe er nicht ein, d.h. also, dass er mich völlig ablehnte. Der Ton war sehr aggressiv.
    Die anderen Teilnehmer schienen unbeteiligt, und die Redaktion auch. Schade.
    Stattdessen palaverten sie ein wenig mit mir herum, so als wollte man mich irgendwie in Sicherheit wiegen. Leider habe ich es tatsächlich missverstanden, und glaubte, dass sich die bedrohliche Atmosphäre vielleicht entspannte. Leider kam dann kurz darauf das unmissverständliche Machtwort .
    Tut mir leid, das ist schlimmer als KGB oder Stasi.
    Wenn es darum geht, in der eigenen Jesus.de Community, und unter sich zu bleiben, also im trauten Jesus.de Wohnzimmer, mit wohlvertrauten Themen und auf die angepasste Art, dann bin ich wohl im falschen Film.

    Zitat aus Wikipedia : “ Sie ( Misogynie ) ist damit die Basis hegemonialer Männlichkeit oder patriarchaler Beziehungsgefüge.
    Das ist nicht nur persönlich, oder / und politisch, sondern absolut BELEIDIGEND. Von Anfang an begegnete mir Joerg auf misogyne Art, durch kleine, scheinbar belanglose Bemerkungen. Nie sachlich.
    Was die übrigen männlichen Teilnehmer angeht, so hielten sie sich bedeckt, um im passenden Moment , unter dem Mäntelchen des Atheismus z.B.
    eine feindselige Bemerkung loszulassen.
    Ich fand diese Diskussion teilweise spannend, weil ich noch nicht merkte, was vor sich ging.
    Selten erhielt ich von ihm eine sachliche Antwort in der Regel waren es blöde verächtliche Bemerkungen, er respektierte weder was ich schrieb, noch meine Person . Blieb aber distanzlos an allem kleben, was ich schrieb, und sich niederschwellig verwerten ließ.
    Bis zum ersten Machtwort der Redaktion. Später kam er wieder selbstsicher zurück. Ich wollte mich zurückhalten, aber es ging von vorne los, wobei er nur noch `Beleidgung , Beleidgung `rief.
    Es scheint ihm nicht zu gefallen, wenn man sich wehrt.
    Irgendwann merkte ich, dass es wohl nicht darum ging, über ein Thema zu diskutieren, sondern seine Aggressionen , mit verstecktem Hass in der Diskussion mit den lieben Christen loszuwerden.
    Grundsätzlich hätte ich dem Ganzen fern bleiben können, aber solche beleidigende Missachtung geht an mir nicht spurlos vorbei.
    Seine Negativität ist so giftig wie Glyphosat, das auf den Acker gestreut wird.
    Das kann ich nicht ignorieren.

    Wenn mir jemand bei einer, wie ich dachte, harmlosen Diskussion so aggressiv begegnet, und die Reaktion sich da noch raushalten will, weil es ihr „ zu viel Mühe macht, sich darum zu kümmern“, dann finde ich, dass es nicht tolerabel ist.
    Auch nicht, wenn sie anschliessend , wieder mal, ein Machtwort spricht, und das Thema sperrt.

    Wenn man sich nicht kümmert, macht man keinen guten Job.

    Und es ist wirklich nicht in Ordnung, zu fordern, man solle seine persönlichen Ressentiments beiseite schieben . Witzig. Sind wir denn im Kindergarten und bei Mama zuhause ? !
    Sind wir nicht erwachsen ?

    Zitat:
    “ Auf ihren Versuch, diese Beleidigungen auf eine Sachebene zu ziehen, werde ich nicht eingehen. “
    Wie hat man das zu verstehen, wenn es dann im obigen Beitrag heißt:
    “ Ich diskutiere gern sachlich, aber nicht auf diesem Niveau.“
    Welches Niveau ?
    Siehe oben.

    Ich habe kein Interesse an irgendeinem gemeinsamen Niveau mit dieser Person.
    Es gibt keines, nur eine sachliche Diskussionsebene, ohne dümmliche Bemerkungen.

    • Gabrielle, Sie wünschen sich, dass wir die Kommunikation zwischen Jörg und Ihnen klären? So weit, so gut. Ich mag ja trotz 20 Jahren Erfahrung mit Foren naiv und ein unverbesserlicher Optimist sein, denn ich glaube immer noch, dass eine sachliche Diskussion möglich ist. Zurzeit kann ich Sie und Jörg nur bitten, nicht mehr auf die jeweiligen Kommentare des anderen einzugehen.

      „Wenn man sich nicht kümmert, macht man keinen guten Job.“

      Ja, das stimmt. Leider habe ich nicht die Möglichkeit, mich hier so oft zu kümmern, wie das zuletzt nötig war. Andererseits habe ich auch nicht vor, die Kommentarfunktion hier generell zu deaktivieren, nur weil es Probleme mit einer kleinen Minderheit gibt.

      Ich habe noch Fragen:

      „Stattdessen palaverten sie ein wenig mit mir herum, so als wollte man mich irgendwie in Sicherheit wiegen. Leider habe ich es tatsächlich missverstanden, und glaubte, dass sich die bedrohliche Atmosphäre vielleicht entspannte. Leider kam dann kurz darauf das unmissverständliche Machtwort.“

      Was war das „unmissverständliche Machtwort“? Und wo haben wir Sie „in Sicherheit“ gewiegt? Was ist denn nun „unsicher“? Bzw. bedrohlich“? Wittern Sie hier eine Verschwörung gegen sich selbst? Eine Strategie? Gabrielle, wir wünschen uns hier konstruktive Diskussionen über die veröffentlichten Beiträge, sonst nichts. Dabei können abweichende Meinungen gepostet werden. Was übrigens mitnichten bedeutet, dass ich alles gutheißen würde, was andere hier schreiben.

      Da Sie das „Niveau“ angesprochen haben: Welches Niveau (?) soll das sein, wenn Sie uns – mir – unterstellen, wir seien „schlimmer als KGB und Stasi“. Was ist das für ein unsäglicher Vergleich? Kennen Sie Stasi-Opfer? Ich schon.

      Fragende Grüße, Daniel vom JDE-Team

      • Hallo Daniel,

        > Zurzeit kann ich Sie und Jörg nur bitten, nicht mehr auf die jeweiligen Kommentare des anderen einzugehen.

        Wie man hier im Beitrag sehen kann, tue ich genau das. Gleiches beim Lutherthema.

        Hier noch ein Hinweis zum sog. Machtwort: Bei früheren Diskussionen gab es von ihr schon ähnliche Beleidigungen und Vorwürfe. Das endete damit, dass der Redakteur bei mir kein Fehlverhalten erkennen konnte, bei ihr aber einiges gestrichen wurde, allerdings gegen einen anderen User (ich glaube, es war Bernd), den sie auch beleidigte. Auf den Rest mag ich nicht eingehen, ich finde, der spricht für sich selbst.

        Ich kann ja verstehen, dass Ihr um Ausgleich bemüht seid. Und dann immer uns beide oder alle zur Ordnung mahnt. Wie Du aber aus dem obigen Beitrag sehen kannst, der ja wieder von Beleidigungen und Vorwürfen strotzt, diesmal nicht nur gegen mich sondern auch gegen Euch und pauschal männlichen Teilnehmer dieser Diskussionen, so muss ich sagen, dass ich das von Euch nicht mehr okay finde.

        Wenn ich aus Euer Sicht Fehlverhalten zeige, so benennt das gern und direkt. Ich werde das dann beherzigen. Wenn aber kein Fehlverhalten von mir aus Eurer Sicht vorliegt, so bitte ich Euch, dann von Ermahnungen an meine Richtung abzusehen und nur die zu benennen, die das betrifft. Ich habe das Gefühl, dass ihr durch Euer unklares Verhalten eher noch ermuntert.

        Ich bin nicht Gabrielle und ich möchte nicht für Ihr Fehlverhalten in Mithaftung genommen werden. Das wäre kein fairer Umgang Eurerseits. Und so etwas würdet Ihr auch nicht wollen, wenn es Euch beträfe. Was es ja inzwischen mit dem Stasivorwurf sogar tut. Wie würdest Du es finden, wenn ich danach auch Dich um Mäßigung bitten würde, als wenn Du da ebenfalls Schuld an diesem Vorwurf hättest?

        Ich habe hier nicht beleidigt sondern ganz bewusst ihr nicht mehr darauf geantwortet sondern Euch als Redaktion um Eingreifen bei Beleidigungen ihrerseits gebeten (was übrigens immer noch nicht erfolgt ist, alle ihre Beleidigungen gegen mich stehen noch in den beiden Beiträgen).

        Und das war es jetzt auch von mir dazu. Ich fand diese Antwort jetzt aber auch mal nötig.

        • Guten Tag Jörg, wir werden die Kommentarregeln wieder strikter durchsetzen. Bislang haben wir vieles laufen lassen, weil es in 95 Prozent der Fälle funktioniert. Das bedeutet außerdem: „Eine Diskussion über gelöschte Inhalte findet nicht statt.“ Ich habe dort soeben ergänzt: „Ebensowenig werden Beschwerden über andere Nutzerinnen oder Nutzer öffentlich diskutiert.“ Das wäre bzw. ist nämlich weder sinnvoll noch zielführend und wird auch in anderen Foren nicht so gehandhabt, denn dann käme man als Betreiber ständig unter Erklärungs- bzw. Rechtfertigungszwang. „Warum so, warum er/sie usw.“ Beschwerden können an info@jesus.de gesendet werden, auch dies steht in den Kommentarregeln.
          Auch auf unserer Seite sitzen Menschen, die im Einzelfall einmal unterschiedlich reagieren und auch Fehler machen können. MfG, Daniel vom JDE-Team

          • Lieber Daniel,

            das kann ich gut verstehen.

            Ich hoffe, Du verstehst es genauso, wenn ich mich daher hier verabschiede und Euch alles Gute wünsche. Denn das ich hier beleidigt werde und Du jetzt auf mich abzielst mit den Änderungen, das werde ich nicht mitmachen.

            Eine Diskussionsplattform, auf der, wie immer noch zu lesen, derart beleidigt werden kann, ist eben nichts für mich. Das ist mehr so etwas für Menschen wie Gabrielle. Die sich sicher jetzt bestärkt fühlt.

            Eine Bitte aber habe ich: Gabrielle hat sich in der Vergangenheit teilweise klar antisemitisch (nach Maßstab der EKD und der Bundeszentrale für politische Bildung) geäußert. Auch das wurde von Euch so stehen gelassen. Bitte habt zumindest hier ein deutlicheres Auge drauf.

      • Ich fühle mich hilflos, wenn ich lese …

        [gestrichen – Wie an anderer Stelle geschrieben, sind die Kommentare kein Ort für persönliche Auseinandersetzungen. Wir werden entsprechende Passagen künftig konsequenter streichen (siehe Kommentar-Regeln). Beschwerden laufen über die Mailadresse info@jesus.de]

        • Es heißt zwar hilflos, aber nicht ohnmächtig,

          Ich schliesse mit dem berühmten Satz des Götz von Berlichingen,
          und natürlich mit lieben Grüßen.

          Amen.

  2. Glaubt man allen Ernstes, , dass durchschnittliche Antisemiten diese Figuren kennen geschweige denn, dass sie sich durch den Abbau von ihren Antisemitismus abbringen lassen? Eine historische Einordnung vor Ort halte ich für wesentlich Verhältnismäßigerer, gerade auch im Hinblick auf Kirchenkritik, zumal man mit dem Erhält dieser Zeitdokumente die antisemitische Geschichte der Kirche belegen kann und sie nicht aus dieser eben bequem entläßt, frei nach dem Motto „aus dem Auge aus dem Sinn“.

    • Es geht nicht um Antisemiten und wie sie die Skulptur sehen.
      Es geht darum, wie die Opfer dieser christlichen Geisteshaltung sie sehen. Und das sind die Juden.

      Wollen wir das wirklich erneut einfach über sie entscheiden?

      • “ Es geht darum, wie die Opfer dieser christlichen Geisteshaltung sie sehen. Und das sind die Juden. “
        Israelische Wissensschafler gehören deiner Meinung nach nicht zu dieser Gruppe ?

        • Natürlich gehören sie mit dazu. Aber sie sind nur ein Teil davon.

          Es ist aber nicht an den Christen, sich eine jüdische Gruppe auszusuchen, die ihnen vielleicht in den Kram passt, sondern die Meinungsbildung muss innerjüdisch erfolgen.

          Das hatte ich aber alles auch schon in meinem ersten Beitrag geschrieben.

          • Diese Plastik ist hässlich, sie verspottet den jüdischen Glauben, nicht aber die Menschen. Natürlich identifiziert sich ein religiös Glaubender mit seinem Glauben, aber es nehmen nicht alle diese Plastik so ernst.
            Ich würde mir wünschen, dass man sie eher als Kunstwerk , und Zeugnis aus dem 13.Jh. betrachtet, und versucht sie von der Nazivergangenheit und dem traumatischen Erleben zu lösen.
            Statt die Täter – Opfer Rolle neu zu beleben, wäre es wünschenswert, auf Distanz zu gehen, indem die Skulptur als das gesehen wird, was sie ist : ein Relikt aus dem 13. Jh., und ein fester Bestandteil des Bauwerks Kirche, das ebenso ein schützenswertes Objekt darstellt.
            Es liegt mir nicht daran, Gefühle zu missachten, aber andererseits werden Gefühle dauernd verletzt, und keinen kümmerte das bislang.
            Gefühle wahrzunehmen und zu achten, auch bei sich selbst, ist wertvoller, als lediglich in der Gesellschaft die Kultivierung der Täter – Opfer Rolle zu fordern.

            P.S. Ein gelöschter Beitrag ist wie das Streitobjekt, nicht von der Welt. Dadurch wird lediglich das Vergessen gefördert, nicht Gerechtigkeit.
            Wunden heilen nicht, wenn man sie dauernd aufrührt, aber auch dann nicht, wenn man Lüge und Wahrheit vertuscht. Ganz im Gegenteil. [gestrichen – MfG, das JDE-Team]. Bei solchen Konfrontationen gilt nur die Wahrheit.
            Ich gebe dir zurück, was deines ist. Das ist persönlich, aber auch äußerst politisch.

            Ich denke, dass man politischen Streit ausfechten sollte. Ob es jemand “ in den Kram “ passt , oder nicht.
            Und die Verletzlichkeit darf kein Hindernis sein, aber auch kein Grund zur Tabuisierung.
            Meine Kommentare übergehst du einfach,
            [gestrichen – MfG, das JDE-Team]
            Die evangelische Kirche ist ein Meister darin, persönliches und politisches Engagement auf kontroverse Weise miteinander zu vermischen.
            Aber die Christen pauschal als Täter zu bezeichnen, ist schlicht und ergreifend Geschichtsverunglimpfend, also nicht mehr nur wohlfeil oder banal.

          • liebes Jesus.de Team
            Ich bitte auch in diesem neuen Beitrag von Gabrielle die persönlichen und beleidigenden und damit chartawidrigen Passagen zu löschen.

            Auf ihren Versuch, diese Beleidigungen auf eine Sachebene zu ziehen, werde ich nicht eingehen.

  3. Ich denke, dass es wichtig ist, gegen Hass anders vorzugehen, als durch das Entfernen von Zeugnissen, b.z.w, das Verbannen in ein Museum
    Inzwischen weiß sicher jeder , dass es diese Plastik gibt.
    Aber gäbe es nicht so ein Aufsehen darum, wüsste man nicht ohne weiteres, was dieses Relief wirklich darstellen soll.

    Ich würde nicht sagen, dass es in erster Linie ein Naziproblem ist. Es ist vielmehr das Problem einer allgemeinen, oder auch vor allem einer religiösen Radikalisierung.
    Viele israelische Wissenschaftler haben sich gegen die Abnahme und für eine ausführliche Infotafel ausgesprochen.
    In einem offenen Brief an den Wittenberger Gemeindekirchenrat schrieben sie unter anderem :
    “ Würde man sie entfernen, bedeute das auch, die Gräueltaten des Antisemitismus zu beseitigen und die Konsequenzen der Vergangenheit zu leugnen. „

  4. Ich persönlich war in dieser Frage lange für die Haltung, die Sau als Mahnmal da zu lassen, wo sie ist – bis ich neulich selbst in Wittenberg war. Da wurde es mir dann doch etwas anders. Denn dieses Relief hängt weit oben unterhalb der Traufe und schaut von da doch sehr unbehelligt übers Land. Da nützen dann alle Mahntafeln und die Zeder unten am Boden recht wenig. Da oben prangt die Sau und alle Nazis dürfen sich freuen – und von diesen gibt es leider in unserem Land gerade immer mehr. Es wäre wirklich höchste Zeit, das Zeichen zu setzen und die Plastik in ein Museum zu hängen, samt ausführlicher Dokumentation.

  5. Ich denke, hier wird die falsche Frage gestellt.

    Im Augenblick fragt man: Ob oder ob nicht entfernt werden soll.

    Für beides gibt es gute Argumente. Hamburg z.B. hat an zentraler Stelle am Dammtor ein unsägliches ‚Kriegerdenkmal‘. Man entschied sich für das stehen lassen, eine umfangreiche Beschreibung und ein Gegendenkmal daneben. Ich finde, das kann man durchaus so machen.

    Und in meiner früheren Heimatstadt war eine Außenstelle eines KZ. Nichts erinnert noch daran, nur eine ganz kleine Tafel. Man wollte damals wohl nichts mehr davon wissen. Traurig und geschichtsvergessen.

    Aber genauso verständlich ist, wenn sich jemand nicht durch eine solche Skulptur weiterhin beleidigen lassen will.

    Wieso aber ist es die falsche Frage und was wäre die richtige?

    Nun, das Christentum, die christliche Kirche ist hier unstrittig Täterorganisation. Von ihr ging dieser Antisemitismus aus, den diese Skulptur darstellt.

    Und wer entscheidet gerade diesen Streit? Eben der Täter, hier sogar noch gegen die Empfehlung des eigenen dafür gebildeten Beirats.

    Die richtige Frage muss also lauten: Wer soll entscheiden?

    Das können nicht die Angehörigen der Täterorganisation sein sondern nur deren Opfer. Nur Opfer können entscheiden, ob das unerträglich ist für sie oder ob sie hier eine Mahnung wünschen. Das kann doch nicht die Täterorganisation über diese entscheiden.

    Insofern wäre das eine Frage und Entscheidung an die jüdische Gemeinde vor Ort und den Zentralrat der Juden, wie damit umzugehen ist. Hier kann ich mir durchaus beide Lösungen vorstellen, zumal auch dort ja kontrovers darüber diskutiert wird. Aber die Entscheidung darf nur bei diesen liegen.

  6. Wir waren als Gemeindegruppe entsetzt

    Die unsägliche Judensau wäre mit den hier beschriebenen Erklärungen vielleicht noch in einem Museum, und dann auch nur mit Bedenken, gerade noch tolerabel. In bzw. an einer christlichen Kirche ist die Judensau eine Beleidigung eigentlich aller jüdischen Menschen. Und sie tritt die Nächstenliebe mit Füßen. Ich stelle mir die Frage was denn geschehen würde, wenn die Geschichte stattgefunden hätte. An einer Synagoge wäre dann eine Christensau angebracht. Da würden dann vielleicht sogar unsere unsäglichen Verbrechen gar nicht thematisiert, sondern lediglich in Fäkaliensprache als Denkmal kommuniziert. Allerdings die Judensau an der Stadtkirche zu Wittenberg hat uns als Gruppe, in der es gewiss zu allen möglichen Themen unterschiedliche Meinungen gibt, durch die Bank regelrecht entsetzt. Allerdings habe ich mich auch gefragt wie es sein kann, dass man diese Schmähkunst all die Jahrzehnte und Jahrhunderte nicht zu entfernen gedachte. Auch dieser Gedanke sagt nichts Gutes aus.

    Mit den jüdischen Menschen glauben wir Christinnen und Christen an einen barmherzigen und unendlich liebevollen Gott, der ein unendliches Weltall erschuf, Abraham ins Gelobte Land schickte und Moses beauftragte, der unmenschlichen Sklaverei der Ägypter ein Ende zu setzen. Aus letzterem ist abzuleiten, dass unser aller Freiheit in Leib und Leben gottgewollt ist. Schließlich war es der Jude Jesu, der als Menschensohn zugleich Gott war, welcher an einem Kreuz für alle Menschen aller Zeiten zur Vergebung der Schuld gestorben ist. Ein solcher großer Gott wird durch die Judensau unsäglich beleidigt, weil er sein jüdisches Volk genauso liebt wie uns Christen. Mit der Judensau-Darstellung an Stadtkirche zu Wittenberg wird Jesus geistlich noch einmal ans Kreuz gehängt, so wie er in jedem KZ gequält und ermordet wurde. Leider komme ich nicht umhin, dies so drastisch darzustellen. Denn ich als ganz normaler Mensch möchte auch nicht als eine Sau bezeichnet werden.

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