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Zahl der Theologiestudenten sinkt stark

Zurzeit gibt es etwa 23 Prozent weniger Theologiestudenten als vor fünf Jahren. Dabei sei das Interesse am Thema Religion „hoch“, sagt Studiendekan Gerald Kretzschmar.

An deutschen Universitäten studieren weniger Menschen Theologie als noch vor fünf Jahren. Die Gründe für diesen Rückgang seien sehr verschieden, sagte Gerald Kretzschmar, Studiendekan der Theologischen Fakultät der Universität Tübingen, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im gesamten Bereich der Geisteswissenschaften gebe es einen Rückgang der Studierendenzahlen.

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Vergleiche man die Entwicklung der Erstsemesterzahlen mit denen der Konfirmationen, sehe man laut Kretzschmar eine Korrelation. Der Rückgang der Kirchenbindung führe auch zu einem Rückgang der Zahl von Menschen, die sich für ein Theologiestudium interessierten.

Rückgang von 23 Prozent

Im Wintersemester 2021/2022 waren laut dem Statistischen Bundesamt 9.764 Studierende an deutschen Universitäten eingeschrieben, die als erstes Studienfach evangelische Theologie angegeben haben. Vor fünf Jahren, im Wintersemester 2017/2018, waren es noch 12.536 Studierende. Das entspricht einem Rückgang von rund 23 Prozent.

Auch an Deutschlands größter Fakultät für evangelische Theologie in Tübingen gehen die Zahlen zurück. Im vergangenen Jahr hätten nur 19 Studierende im Pfarramtsstudiengang angefangen, sagte Kretzschmar.

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Im Studienjahr 2015 seien es noch knapp 60 Studierende gewesen. Dabei sei die Ausstattung in Tübingen sehr gut. Es gebe pro theologischem Fach drei Professuren. Das seien insgesamt 15 Stellen.

Im Verhältnis zur Ablehnung gegenüber der Kirche in der Gesellschaft könne man allerdings froh sein, dass die Studierenden überhaupt noch kommen, sagte Kretzschmar. Das Theologiestudium stärker von den Kirchen zu entkoppeln, könne eine Strategie sein, um wieder mehr Studierende zu bekommen, ergänzt der Studiendekan. Das Interesse am Thema Religion sei eigentlich hoch.

Neue Studiengänge

In Tübingen habe man deswegen neue Studiengänge eingeführt, sagte Kretzschmar. Ein Beispiel sei der Studiengang „Interfaith Studies“, in dem die breite in Tübingen vorhandene Expertise in evangelischer und katholischer Theologie, sowie in Judaistik und islamischer Theologie gebündelt würde.

Ein anderer neuer Studiengang sei „Christentum in Kultur und Gesellschaft“, sagte Kretzschmar. Dieser werde sogar als Bachelor und als Master angeboten. Die Kirchen könnten laut dem Studiendekan auch von diesen neuen Studiengängen profitieren. Dafür müssten sie diese neben der klassischen Theologie als Voraussetzung für den Pfarrdienst anerkennen. Das könne ein Mittel gegen die Nachwuchsprobleme im Pfarramt sein.

Quelleepd

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4 Kommentare

  1. Die Kirchen entfernen sich immer mehr vom Glauben, das wirkt sich natürlich auch massiv auf den Nachwuchs aus.
    Und diejenigen die wirklich gläubig sind, werden oftmals von der Glaubensfernheit vieler Professoren abgeschreckt.
    Das sage nicht ich, das sagen Pastoren die schockiert waren vom Studium.

    • Immer diese Behauptungen mit dem langen Bart

      Lieber EinFragender: Selbstverständlich hat jeder Mensch, auch jede Christin und jeder Christ, alles Recht der Welt auf eine eigene Meinung. Aber die eigene Meinung ist nicht immer die Absolute Wahrheit. Wahrscheinlich gibt es einen Traditionsabbruch, unter denen nicht nur die beiden großen Kirchen leiden, sondern auch die Freikirchen. Aber die Kirchen entfernen sich nicht (gewissermaßen flächendeckend) vom Glauben. Dies stimmt nicht. Meine nicht unerheblich lange Erfahrung im kirchlichen Bereich lässt mich mit Sicherheit feststellen: In vielen Gemeinden herrscht Leben, allerdings werden wie in früheren Zeiten NUR ( !!!) 3% der landeskirchlichen und katholischen Kirchensteuerzahler*innen mit dem Glauben erreicht. Ausserdem treten viele Menschen aus den Kirchen aus, weil sie (die meisten wohl immer schon) mit ihrem Glauben einfach nichts anfangen können. (Die Skandale haben nur das Faß zum überlaufen gebracht). Das war auch früher schon so, da blieb man von der Wiege bis zur Bahre dabei. Heute will niemand mehr auch in einen Boxclub gehen, wenn er/sie Gewalt ablehnt. Oder in eine Kirche, wenn er Gott für Fiktion hält. Dies ist zumindest ehrlich und stellt uns insofern die Frage, welche Schlußfolgerungen daraus gezogen werden. Dass nun aber auch noch die Theologieprofessor*innen unisono glaubensfern sind, ist ein sehr beliebes Vorurteil und hat so einen langen Bart, dass er bis in die 1960er Jahren zurück reicht. Da wurde die moderne Theologie aus der Taufe gehoben, die aber als reine Lehre nie Fuß fasste. Welche aber auch nicht Gott infrage stellt, sondern nur unser menschliches Bild von ihm (Gott sitzt nicht wie ein Römischer Gott auf einem Thron und hat Launen). Natürlich sind Studierende immer schockiert und/oder haben das Gefühl, ihnen werde durch die wissenschaftliche Theologie kräftig der Boden unter den Füßen weggezogen. Bei uns Laien war dieses Problem einfacher gestrickt. Früher glaubten wir so an die Bibel, als sei die immer auf Punkt und Komma im Himmel entstanden und daher irrtumsfrei. Weil das aber nicht so ist, hatte uns ein alter Pfarrer damit getröstet und gesagt: „Ihr müsst unbedingt eure Glaubenskrücken wegwerfen und ohne sie laufen“! Heute können Erwachsene Christen im Glauben auch ohne falsche Sicherheiten leben und glauben. Es soll dabei sogar auch Theologieprofessoren geben, die jeden Tag Losung und Lehrtext lesen und die auch ein Gebetsleben haben
      Mein Glaube beruht auf der Erfahrung der unbedingten Wirklichkeit Gottes, auf Glaubenserfahrung also und die vielen kleinen Wunder auch von Gebetserhörungen. Ich brauche nicht unbedingt an jedes Dogma zu glauben was mehr als nur eine bildliche Hilfsstellung ist, weil es darum nicht geht. Und nicht ich habe Gott gefunden, ihn meinen Meinungen und Vorurteilen angepasst und als Besitz in mein Hemd gesteckt. Gott findet mich und andere. Er ist Liebe und Barmherzigkeit und wirft kein Feuer vom Himmel. Frömmigkeit sollte m.E. darin bestehen, die Heilige Geistkraft im eigenen Leben wirken zu lassen. Was problematisch ist, scheint mir das Wegbrechen der Kerngemeinden vor allem in Großstädten zu sein, wo es dann keine Gruppen und Kreise und somit keine Gemeinschaft der Gläubigen mehr gibt. Bei solcher oder ähnlicher Kritik, die auf Fakten fußt, wäre ich bei Ihnen. Gott ist für mich eine unbedingte erfahrbare Wirklichkeit. Aber die Bibel giiltes auszulegen, was nicht (nur) auf die Aufklärung zurückgeht, sondern auf Martin Luther. Auch Evangelike sagen: „Die Bibel ist immer Gottes Wort, durch Menschenwort“.

  2. Ich bin selbst evangelische Theologiestudentin, bin bald am Ende meines Studiums und habe das Theostudium sowohl an einer theologischen Fakultät einer Uni, als auch an einer Hochschule kennengelernt. Deshalb ein paar Gedanken von mir: Ich stimme „Dem anderen Jörg“ von ganzem Herzen zu wenn er anmerkt, dass ein (Theologie)Studium konkret auf einen Beruf vorbereiten sollte – wobei sich im Verlauf der Semester ganz automatisch auch viel Selbstfindung ergibt! 😉
    Was ich im Theolgiestudium an der Uni erlebt habe ist, dass dort Theologinnen und Theologen ausgebildet werden. Das bedeutet, ich lerne die alten Sprachen, lerne theologisch zu denken, lerne Sprach- und Diskussionsfähigkeit und meinen eigenen Glauben zu reflektieren. An einer theologischen Fakultät der Universität wird man in sämtlichen Disziplinen der Theologie geschult – alles sehr wertvolle Lernerfahrungen. Aber leider verläuft das Theologiestudium meiner Meinung nach, nach veralteten Prinzipien.
    Wenn man nun Theologie studiert, um später als PfarrerIn zu arbeiten, sollte man die Fragen stellen: Wie zeitgemäß ist ein Studium, das in Grund- und Hauptstudium aufgebaut ist? Wie sieht es mit Praxiseinsätzen aus? Und ist es wirklich nötig, dass man als angehende Pfarrperson das Latinum ablegen muss?
    Die Universität bildet hervorragende Theologen aus. Die Frage, ob sie damit auch gut auf den Pfarralltag vorbereitet sind, stellen sich die Profs einer Uni (meiner Meinung nach) weniger.
    An der Hochschule hingegen habe ich mehrere Praktika absolviert, bin enger mit der Kirche vernetzt und habe praktische Dinge an die Hand bekommen, die mich wirklich auf meinen Beruf – dem Dienst in der Kirche – vorbereiten.

    Deshalb zusammenfassend: Anstatt neue Studiengänge zu entwickeln, sollten sich die evangelisch-theologischen Fakultäten überlegen, wie man das Theologiestudium in Formen und Inhalten dem Pfarrberuf annähern kann.

  3. > Das Theologiestudium stärker von den Kirchen zu entkoppeln, könne eine Strategie sein, um wieder mehr Studierende zu bekommen, ergänzt der Studiendekan.

    Ich weiß, meine Meinung ist hier unbequem, auch wenn sie viele Fachleute, insbesondere Praktiker und Berater im Bildungsbereich teilen:

    Studium ist nicht für die Selbstfindung sondern sollte dazu dienen, sich konkret auf einen Beruf, einen Werdegang vorzubereiten.

    Wenn im Zuge deutlich knapperer Kassen bei den Kirchen mit drastischen Personalrückgang zu rechnen ist, ja dieser sicher ist, dann ist ein Sinken der Studierendenzahl doch nur folgerichtig und vernünftig.

    Wenn jetzt die Unis und Professoren zur eigenen Jobsicherung einfach andere Studiengänge konstruieren, dann sollen sie doch bitte vorher einmal sagen, in welchen Berufen sie anschließend die Studierenden dann sehen und ob es diesen Bedarf überhaupt gibt.

    PS: Und ja, auch ein Philosophiestudium kann für ein Bundesministeramt qualifizieren, aber ganz ehrlich: Das sind Ausnahmen. In der Regel sollte man dann doch lieber gleich einen Taxischein dazu machen.

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