Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind
Die Kolumne von Tom Laengner

Würde ich mit Jesus gerne Weihnachten feiern?

Jesus als unangekündigter Gast an Weihnachten — diese Vorstellung gefällt Tom Laengner. Er hat jedoch auch Respekt davor.

Ich schlenderte mit meinen Korianderblättern und einer gelbgrünen Limette im Einkaufskorb durch den Supermarkt. Da erspähte ich die ersten Lebkuchen und Dominosteine dieser Saison. Mitten im goldenen Oktober! In mir ploppte eine dieser schlichten Fragen auf, die auf den ersten Blick einfach zu beantworten sind. Vordergründig reicht ein klares Nein oder Ja zur Beantwortung. Fehlt jetzt noch die Frage: „Würde ich mit Jesus gerne Weihnachten feiern?“

Jesus als unerwarteter Gast — was würde er tun?

So wie ich ihn einschätze, käme er ohne Termin, dafür aber wirklich um meinetwillen. Er würde weder Staubmäuse zählen noch die Fenster im Gegenlicht auf Schlieren absuchen. Immerhin eine mögliche Sorge weniger! Das Essen für eine Person mehr sollte auch nicht das Problem sein. Vegan, vegetarisch oder Hauptsache viel? Das ließe sich mit etwas Spontanität regeln. Das Problem könnte ganz woanders liegen. Da kommt mir ein Gebet in den Sinn. Das betete meine Mutter oft vor dem Einschlafen: “Ich bin klein. Mein Herz mach rein. Soll niemand drin wohnen als Jesus allein.“ Ein reines Herz! Ja, das sollte ich mir leisten können.

Manchen treibt vielleicht ein ganz anderer Gedanke Schweißtropfen auf die Stirn. Sie fragen sich, was Jesus alles anstellen könnte. Was für Ideen kämen ihm in den Sinn? Er kommt schließlich ganz nach dem Vater. Und der gab einem Propheten mal die Aufgabe, das Volk Israel auf eine bevorstehende Deportation vorzubereiten. Dazu sollte Hesekiel, so hieß dieser Prophet, ein Loch in seine eigene Hauswand schlagen. In einer symbolischen Handlung sollte er anschließend mit einem Rucksack durch die Öffnung hindurchsteigen. Die Aktion hatte das Zeug, zeitgenössische Performancekunst wegweisend zu beeinflussen. Doch wird sich die Gebäudeversicherung wegen eigenem Verschulden geweigert haben, für den Schaden aufzukommen. Wände spielen auch im Neuen Testament eine beeindruckende Rolle. Allerdings bleiben sie auf jeden Fall heile. Es brauchte kein Loch in der Wand. Jesus stand einfach so im Raum. Wenn ich mir die Situation vorstelle, dann wird es mir gleichzeitig gruselig und flau.

Ich erschrecke ja schon, wenn ein Mäuslein ungefragt hinter einer Wand scharrt. Aber wenn ein Besuch einfach so neben mir in der Küche stünde, während ich Sauce andicke?

Was wäre, wenn er nun in echt ganz nah käme, dass ich ihn riechen könnte. Wie nahe sollte er denn kommen? Könnte ich mir vorstellen, ihm ein Würstchen anzubieten? Würde ich ihn vor Aufregung siezen und mit Hochwürden oder gar Herr von Nazareth ansprechen?

An der Kasse habe ich dann bar bezahlt, die Tüte Mandeln vergessen zu kaufen und mein Wechselgeld eingesteckt. Würde ich also wirklich gerne mit Jesus Weihnachten feiern? Ich wusste es da noch nicht.

Jesus ist willkommen — auch ohne Termin

Um mir etwas Luft zu verschaffen, drehte ich eine Runde auf dem Rad. An der Martener Straße war der Himmel so grau wie der Asphalt und auch die Häuser waren nicht eben von mediterraner Farbigkeit. Ich atmete kräftigen Gummigeruch ein und ließ meinen Gedanken wieder freien Lauf. Meines Erachtens geht eine Begegnung mit dem Einen und Einzigen nicht im Plauderton über die Bühne. Als in den uralten Tagen einer der Architekten des neuen Testamentes diesem Jesus begegnete, konnte er nicht einordnen, was er vor sich sah. Dabei war er einer der führenden Intellektuellen seiner Zeit. Beschrieben würde er es später als Licht vom Himmel. Das war so gewaltig, dass es diesen selbstbewussten und hochgebildeten Mann blitzartig auf den Boden drückte. Hier war eine Macht, die aus einer anderen Dimension kam. Und so fragte er erschüttert: „Herr, wer bist du?“

Zuhause schlackerte ich ein wenig Wasser aus dem Helm und schnitt die gelbgrüne Limette an. Ich erinnerte mich an sektselige Momente unter festlich geschmückten Tannenbäumen, die braunen Pfefferkuchen meiner schlesischen Großmuttel und was es für mich bedeutet, ohne Jesus zu feiern. Nee, denke ich, soll er ruhig kommen. Auch gerne ohne Termin.

Out of the box - weil wir wunderbar gemacht sind

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Tom Laengner

Tom Laengner ist ein Kind des Ruhrgebiets. Nach 20 Jahren im Schuldienst arbeitet er journalistisch freiberuflich und bereist gerne afrikanische Länder. Darüber hinaus arbeitet er als Sprecher für Lebensfragen und Globales Lernen.

In seiner Kolumne „Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind" schreibt er alle 14 Tage über Lebensfragen, die ihn bewegen.

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7 Kommentare

  1. Ich bin bezüglich der Frage etwas erstaunt, diese so an Christen zu stellen.

    In der Regel lädt doch der ein, der Geburtstag hat. Und das tun doch auch die Kirchen an Weihnachten, und zwar reichlich.

    Ist denn das kein Geburtstags/Weihnachtsfeiern-Feiern mit Jesus? Oder anders: Sollte das nicht für jeden Christ eine Normalität sein?

  2. ich denke Jesus ist immer da, wo ihm die Tür geöffnet wird!
    Er ist da, wo zwei oder 3 in seinem Namen versammelt sind….er ist da, wo Gebet ist…er ist an Weihnachten da, sowie jeden anderen Tag des Jahres!
    Er kann in dem Obdachlosen auf der Straße sein…in dem Kind, was weint…in dem älteren Menschen, der einsam ist…in der Kirche, in Gemeinden……auf der Straße….
    Erkennen wir ihn immer?

    Der heilige Geist ist stellvertretend für Jesus hier, hier auf dieser Erde…überall….
    ich denke ich Feier mit Jesus…jeden Tag, nicht nur einen Einzigen Tag!
    Jesus lebt in jedem wiedergeborenen Christen!
    Er ist das Licht!
    Dieses Licht strahlt in der Dunkelheit….
    die Präsens von Jesus kann man spüren-im Geist!
    Jeder hat seine eigenen Vorstellungen von seiner Präsens….seiner Gegenwart….
    ich finde es wichtig für mich zu wissen, dass Er in mir lebt!

    Ich habe eine Freundin, die ein Zeugnis ist für seine Gegenwart…wenn sie den Raum betritt, geht das Licht an…als wenn Jesus selbst zur Tür herein kommt!
    Jesus kann mit dir am Tisch sitzen und Weihnachten feiern….und jeden Tag deines Lebens mit dir teilen, wenn DU ihn einlädst!
    So denke ich…ich bete vor dem Essen, komm lieber Herr Jesus, sei mein Gast und segne was du mir beschert hast! Denn alle guten Gaben und Alles was wir haben, kommt oh Gott von dir und wir danken dir dafür.
    Amen
    Und schon sitzt Jesus direkt neben dir und teilt mit dir das Brot und seine Gegenwart!
    Amen

    ganz liebe Grüße
    Meike

  3. Jesus an seinem Geburtstag zu begegnen wäre bestimmt schön. Aber vielleicht ist es gerade die Idee Gottes, den Menschen durch ein kleines Kind den Zugang zu ihm zu ermöglichen, die sonst vielleicht nicht so den Draht zu Gott haben. Ich denke mir, die biblischen Geschichten sind fein aufeinander abgestimmt. Gott wollte sich an Weihnachten ganz einfach den Menschen nähern, glaube ich.

  4. Ja,dieser unaufdringliche Jesus,….schon die ganze Zeit bei Dir zu Hause ,sieht auf alles Was Du tust und macht keinen ungefragten kommentar,hinterfragt nicht ständig warum machst Du das, was Du tust gerade so wie Du es tust??- Beschämt Dich nicht für Deine offensichtliche
    Hartherzigkeit,fehlende Gottesfurcht,hält uns aus und freut sich über den glimmenden Docht,weil in seinen Augen da noch Hoffnung auf eine lodernde Flamme ist……Vielleicht stimmt es nicht ,aber ich habe so eine Ahnung,das Jesus es schätzt wenn seine besonderen Menschen solche Gedanken bewegen ,damit im positiven Sinne
    die Gottesfurcht ,die Herrlichkeit des Sohnes deutlich macht.
    Danke Tom für Deinen Input!

    • Hallo Peter,

      Du hast richtig gelesen, der Begriff „Großmuttel“ ist altdeutsch und wird von älteren Menschen als „Großmutter“ benutzt!

      LG, anna von Jesus.de

  5. Wie ein Schatten über unserer rechten Hand

    Beschrieben wurde es später als ein Licht vom Himmel, als Saulus vor Damaskus JESUS – und damit Gott – begegnete. Das war so gewaltig, dass es diesen selbstbewussten und hochgebildeten Mann blitzartig auf den Boden drückte. Hier war eine Macht, die aus einer anderen Dimension kam. Und so fragte er erschüttert: „Herr, wer bist du?“ Aber dies schließt ja nicht aus, dass wir als Christinnen und Christen eine besondere Art Ehrfrucht vor Gott und vor allem seiner Liebe haben und daher sehr persönlich und intim auch mit ihm sprechen. Denn wenn ich – gewissermaßen wie ein Kind – mit dem Schöpfer aller Dinge rede, dann doch mit einem Gegenüber: Der eine allesumfassende Wirklichkeit ist. Der noch größere ist als das unendliche Universum, welches er schuf. Der alle meine auch geheimsten Gedanken kennt. Dem ich nichts verheimlichen kann, also auch nicht die eher versteckten Ecken und Winkel meines Lebens. Dazu würde ich andere auch einladen. Aber zugegeben ist niemand (schon gar nicht ich), immer perfekt im Umgang mit Gott und auch nicht mit meiner Liebe zu ihm. Aber nichts ist einfacher und zugleich ungeheuer schwierig: Nämlich mit Gott ehrlich zu reden. Denn wenn Gott absolute Liebe ist, aber auch alle daraus abzuleitende Ethik, gibt es nichts, niemand keinen Ort in uns oder in der Schöpfung, wo er nicht zugegeben ist. Wie ein Schatten über unserer rechten Hand. Niemand kann tiefer fallen als in seine Hand. So gesehen kann Glaube auch sein, sich in wichtigen Momenten des Lebens – gewissermaßen in einem „Existenziellen Akt“ – eine seine Arme zu werfen. Dazu gehört vielleicht in diesem Moment der Mut, bedingungslos dem zu glauben den man nicht sieht, hört und oft nicht fühlen kann. Oder wie wir im Vertrauen mit verbundenen Augen von einem hohen Bock sprangen, zu wissen dass unten jemand uns auffängt. Wie Gott es tut.

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