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Geist Gottes wirkt besonders stark im kontemplativen Gebet

Kontemplatives Gebet? Klingt irgendwie esoterisch. Dabei gibt es schon in der Bibel Beispiele dafür.

Teil 4 der Serie „Wir beten, weil wir lieben“. Hier geht es zum ersten Teil.

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Von Rainer Harter

Für viele von euch ist die gemeinsame Kontemplation vielleicht noch eine unvertraute Form des Gebets. Das deutsche Wort Kontemplation stammt vom lateinischen contemplare ab, was so viel bedeutet wie „aufschauen“ oder „betrachten“. Gerade Christen aus dem freikirchlichen Spektrum ist das kontemplative Gebet eher nicht bekannt oder sogar suspekt, obwohl es tief in der christlichen Tradition verwurzelt ist.

Das liegt daran, dass der Begriff der Kontemplation auch in der Esoterik und in östlichen Religionen oft verwendet wird und dort eine bestimmte Meditationsform beschreibt. Christliche Kontemplation unterscheidet sich jedoch in einem ganz wesentlichen Punkt von der Kontemplation anderer Religionen: Während es dort oft um die „Entleerung“ seiner selbst und um das Aufgehen im Nichts geht, zielt die christliche Kontemplation darauf ab, auf Jesus Christus zu schauen und von ihm geprägt und erfüllt zu werden.

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Geist Gottes wirkt besonders stark

Im Gebetshaus gibt es neben den vielen anderen Formen des Gebets und der Anbetung auch einige Stunden des kontemplativen Gebets. Ich mag diese Gebetsform sehr, denn auf geheimnisvolle Weise wirkt der Geist Gottes in dieser Zeit besonders stark. Ob ich das dabei empfinde oder auch nicht, spielt keine große Rolle, wichtig ist, was die Bibel dazu sagt – und die ist ganz eindeutig und gibt uns spannende Beispiele für das kontemplative Gebet.

Da ist zum einen König David. In Psalm 27,4 beschreibt dieser erfolgreiche Kriegsmann, Regent, Sänger und Dichter das, was ihm viel wichtiger ist als alle seine Erfolge oder Stellungen. Er sagt: „Eins habe ich vom HERRN erbeten, danach trachte ich: zu wohnen im Haus des HERRN alle Tage meines Lebens, um anzuschauen die Freundlichkeit des HERRN und nachzudenken in seinem Tempel.“ (Elb).

Gott nahe sein

Deutlicher wird Davids Gebet, wenn man sich das Wort „EINS“ einmal in Großbuchstaben vorstellt und den Satz noch einmal laut liest. Dann erkennt man, wie wichtig es David war, Gott nahe zu sein und ihn mit den Augen seines Herzens zu betrachten (= contemplare).

Die zweite biblische Aussage ist sogar noch faszinierender. Wir finden sie im zweiten Brief des Paulus an die Korinther. Dort heißt es: „Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht.“ (2. Korinther 3,18/ Elb.).

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Der Heilige Geist verändert

Hier beschreibt Paulus das geheimnisvolle Wirken des Heiligen Geistes, welches ich oben schon erwähnt habe: Durch den ruhigen Blick auf Jesus werden wir Stück um Stück verändert. Es ist völlig unanstrengend und wunderschön.

Das Einzige, was wir zu bringen haben, ist unsere Zeit. Ansonsten ist das kontemplative Gebet fast wie ein Solarium: Auch dort tut man nichts anderes als zu sein, die wundersame Veränderung (oder auch: Bräunung) vollzieht sich ohne unser Zutun. Ok, einen Unterschied gibt es: Das Solarium ist unbequem und kostet Geld …

„Regieanweisungen“ fürs kontemplative Gebet

Genug der einführenden Worte, jetzt wird es praktisch! Natürlich gibt es unterschiedliche Formen des kontemplativen Betens, ich möchte euch heute eine Form vorschlagen, die ich besonders schön finde. Andere Formen findet ihr in meinen Büchern, zum Beispiel in „Brannte nicht unser Herz“. Hier also meine „Regieanweisungen“:

Nehmt euch an einem Hauskreisabend etwas mehr Zeit für den Gebetsteil. Ihr setzt euch alle bequem hin und schließt die Augen. Eine von euch im Voraus bestimmte Person mit guter Vorlesegabe liest euch dann langsam die wunderbaren Worte aus dem Buch der Offenbarung (4,1-11) vor. Ihr als Zuhörer vergegenwärtigt euch das Vorgelesene bildlich, taucht also quasi in die Szene ein.

Jeder von euch „ist“ jetzt Johannes

In meinem Beispiel geht es darum, Jesus zu betrachten. Ihr schlüpft sozusagen in die „Haut“ des Apostels Johannes, der zu der Zeit, in der das untenstehende Ereignis stattgefunden hat, in der Verbannung auf der Insel Patmos leben musste. Während des Vorlesens vollzieht ihr dessen Erleben still nach.

Das Ganze soll ohne Hektik oder frommen Druck ablaufen. Den biblischen Text habe ich etwas geändert, um ihn fassbarer für euch zu machen. Ihr könnt auch das Original verwenden. Meine Version hilft aber, sich die Szene gut zu vergegenwärtigen.

Lasst uns anfangen: Jeder von euch „ist“ jetzt Johannes (auch wenn der nicht bequem auf dem Sofa saß, als ihm Folgendes widerfahren ist):

Bibeltext zum Vorlesen

Vorleser/-in: Ganz unvermittelt geschieht etwas mit dir, das du noch niemals zuvor erlebt hast. Du tauchst in eine Realität ein, die dir bis jetzt verborgen geblieben ist. Was du vor dir siehst, ist jedoch keine Einbildung, der Heilige Geist hat dich an diesen Ort geführt.

Langsam hebst du deinen Blick und siehst etwas, wofür dein Verstand keine Referenz hat und keinen Vergleich findet. Die Szene ist unfassbar anziehend und erschreckend zugleich. Sie ist geheimnisvoll und im selben Augenblick wunderschön. Du schaust genauer hin:

Auf einer unendlichen, grenzenlos scheinenden Fläche steht inmitten des hellsten Lichtes, das du dir vorstellen kannst, ein Thron. Es ist kein hölzerner Thronstuhl, sondern ein mächtiges Gebilde aus Stein, gearbeitet aus etwas, das vielleicht Alabaster sein könnte.

Besuch im Himmel

Du kannst nicht mit Sicherheit sagen, ob der Thron auf einem festen Boden steht oder ob er mitten in dem reinen Weiß des alles ausfüllenden Lichtes schwebt. Doch wird dir beim Anblick dieser Szene deutlich: Er befindet sich in einer anderen Dimension – dem Himmel.

Du stehst etwas von dem gewaltigen Thron entfernt und erkennst, dass jemand darauf sitzt. Du weißt, dass es Gott ist, doch kannst du ihn zwar sehen, aber nicht wirklich erfassen oder beschreiben. Er ist da, aber du hast keine Worte, um zu schildern, was du wahrnimmst.

Gott ist wunderschön und strahlt etwas aus, das dich denken lässt: „Ich schaue gerade auf die perfekte, vollendete Schönheit.“ Am ehesten würdest du ihn mit einem unbezahlbaren, überaus wertvollen, kristall-hellen und zugleich lebendigen Edelstein vergleichen, obwohl du spürst, dass der Vergleich mit einem toten Objekt unvollkommen ist. Er, der auf dem Thron sitzt, ist das Leben selbst.

Neue Perspektiven eröffnen

Der gleißend hell strahlende Thron ist umgeben von einem gewaltigen Regenbogen, der in allen Spektralfarben und in einer Klarheit leuchtet, wie du es auf der Erde noch nie gesehen hast. Mit dem Thron im Zentrum eröffnen sich deinen Augen weitere erstaunliche Perspektiven. Nach und nach erkennst du, dass rundherum insgesamt vierundzwanzig weitere kleinere Throne stehen, auf denen die vierundzwanzig Ältesten sitzen.

Ihre Schönheit reicht bei Weitem nicht an die Gottes heran, dennoch sind auch sie umgeben von einer Atmosphäre der Reinheit, Würde und des Friedens. Sie sind mit einer Art weißem Gewand bekleidet und jeder von ihnen trägt einen goldenen Kranz auf dem Kopf, wie sie früher den Siegern großer Wettkämpfe verliehen wurden. Du erkennst, dass dort Menschen sitzen, die etwas Unfassbares erreicht haben und zum Lohn dafür in der Nähe dessen sein dürfen, der auf dem Thron sitzt.

Donner grollt

In die Ruhe der vor dir liegenden Szene hinein bricht plötzlich eine Art Unwetter: Direkt aus dem gewaltigen Steinthron werden Blitze in die Atmosphäre geschleudert. Unfassbar lauter Donner grollt durch den Himmel und du hörst etwas wie laute Stimmen, die scheinbar mit den Blitzen und dem Donner verbunden sind und ebenfalls vom Thron ausgehen.

Davor tauchen sieben riesige Feuerfackeln auf, lodernd und – wie du mit einem Mal erkennst – lebendig. Im Licht dieser gewaltigen Feuerfackeln fällt dein Blick auf etwas wie ein Meer aus Glas, das weiter reicht, als deine Augen schauen können.

Auf einmal nimmst du eine Bewegung wahr: Vier geheimnisvolle Wesen mit gewaltigen Flügeln, von denen eines einem Löwen, das nächste einem Stier, das dritte einem Adler, das letzte einem Menschen ähnlich ist, schweben um den Thron. Diese Wesen sind über und über und selbst in ihrem durchscheinenden Inneren mit Augen bedeckt.

Herrlichkeit Gottes erleben

Doch nicht nur das, sie bewegen sich sogar durch den Thron hindurch. Die Grenzen der uns Menschen bekannten Physik sind aufgehoben, nichts von dem, was du siehst, kann von deinem Verstand wirklich analysiert oder kategorisiert werden.

Du schaust weiter hin und dir wird klar, dass jedes einzelne der unzählbaren Augen der vier himmlischen Wesen auf den gerichtet ist, der auf dem Thron sitzt: Gott. Du verstehst plötzlich, dass diese Wesen deshalb so viele Augen haben, weil die Schönheit und Herrlichkeit Gottes zu groß ist, als dass man sie mit nur zwei Augen überhaupt erfassen könnte. Diese vier Gestalten sind offenbar dafür geschaffen, Gott zu bestaunen.

Doch sie tun auf ihrem Weg durch und um den Thron herum noch etwas anderes, als nur zu schauen: Sie rufen! Als Reaktion auf Gottes Schönheit können sie ganz deutlich erkennbar nicht anders, als immer wieder und ohne Unterbrechung, bei Tag und Nacht, auszurufen: „Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott, Allmächtiger, der war und der ist und der kommt!“

Vor Gott niederwerfen

Bei jedem dieser Ausrufe der Ehrerbietung und Anbetung der geheimnisvollen Wesen reagieren die würdevollen Ältesten: Sie erheben sich von ihren Thronen, werfen ihre Siegeskränze vor Gott nieder und fallen vor ihm auf die Knie. Dir wird deutlich: Die Ältesten haben angesichts der Gewalt des Geschehens gar keine andere Wahl, als auch das noch vor Gott hinzuwerfen, was er selbst ihnen verliehen hat. Sie werfen nicht nur ihre Kronen nieder, sondern ihr ganzes Sein.

Zu schön, zu schrecklich, zu erhaben ist Gott auf seinem Thron, als dass irgendjemand vor ihm gelassen bleiben und sich nicht vor ihm niederwerfen könnte. Aus dem Mund der vor dem Thron Gottes liegenden Ältesten hörst du Worte der Anbetung: „Du bist würdig, unser Herr und Gott, die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht zu nehmen, denn du hast alle Dinge erschaffen, und deines Willens wegen waren sie und sind sie erschaffen worden.“

Was willst du Gott jetzt sagen?

Gott mit den Augen des Herzens betrachten

Nachdem der Text zu Ende gelesen ist, nehmt ihr euch noch ein, zwei Minuten der Stille, in der ihr noch immer die Augen geschlossen haltet. Danach tauscht ihr euch darüber aus, wie die Erfahrung für euch war: seltsam, friedvoll, schön oder erschreckend? Was habt ihr bei der „Begegnung“ mit Gott und dem Geschehen um seinen Thron herum empfunden und gedacht? Wie würdet ihr reagieren, wenn ihr ihm plötzlich so begegnen würdet?

Das sind Fragen, die ihr euch stellen könnt. Und denkt daran: Selbst wenn ihr euch komisch vorgekommen seid, wirkt Gott dennoch an denen, die ihn mit den Augen des Herzens betrachten. Vielleicht braucht ihr einfach ein wenig Übung. Für mich ist das kontemplative Beten zu einem wichtigen Bestandteil meines Gebetslebens geworden und ich möchte es nicht mehr missen. Viel Freude beim Ausprobieren!

Rainer Harter ist Gründer des Gebetshauses in Freiburg. Er ist Autor der Bücher „Intimität mit Gott“, „Brannte nicht unser Herz?“, „Majestät“, „Die Gebetshausbewegung“ und „Radical Love“.

Serie „Wir beten, weil wir lieben“:

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Cover Hauskreismagazin 63

Dieser Artikel ist im Hauskreismagazin erschienen. Das Hauskreismagazin ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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1 Kommentar

  1. Gott mit dem Herzen erkennen

    Der hier etwas veränderte und niedergeschriebene Text aus der Offenbarung des Johannes erinnert mich stark an Schilderungen von Menschen, die versuchen eine erlebte Nachtoderfahrung zu versprachlichen. Der Unterschied ist nur, dass dafür Betroffene kaum Worte und Begriffe finden können. Sich Gott nicht nur vorzustellen als eine allumfassende große Liebe, vielleicht ein leuchtendes Licht und viel emotionale Wärme, kann durchaus eine innere Glaubenserfahrung und manchmal auch eine unfassbare Gottesbegegnung in der eigenen Seele sein. Ich denke da an den Saulus vor Damaskus, eigentlich ein Gewaltverbrecher im Namen von Rom und der Christenverfolgung, der plötzlich Jesus begegnet in diesem großen Licht. Ich glaube zuversichtlich, dass wenn Gott einem Menschen so begegnet, dann wird sich dieser Mensch freiwillig und sehr gerne für ihn entscheiden. Dem kommt – so verstehe ich dies auch – die hier beschriebene Gebetsform auch des geistlichen Schauens sehr weit entgegen. Gott und damit Jesus so mit dem Herzen zu sehen muss wunderbar sein. Das erinnert mich stark an meine lange zurückliegende Zeit als junger Erwachsener, wo ich dies in Taize so erlebte. Es war und ist (in anderen Zusammenhängen) immer wieder wie ein „geistliches Vollbad“. Ich bin überzeugt, dass viele Menschen so eine nicht immer bewusste Sehnsucht haben, ganz still zu sitzen, zu schweigen, zu beten und sich von Gott lieben zu lassen. Da bleibt nichts übrig von einem grimmigen Weltenlenker, oder einem Schöpfer eher als Buchhalter unserer Sünden und Verfehlungen, sondern der sich aufmacht uns zu erlösen. Und der Jesus nicht geschickt hat um uns zu bestrafen. Die Liebe, vor allem jene zu Gott, kennt eigentlich keine Angst, aber durchaus eine von der Liebe hergeleitete Ehrfurcht. Um Gott hat uns schon vor der Erschaffung des Universums gekannt und geliebt, völlig voraussetzungslos. So wie Jesus Christus für jede und jeden gestorben ist. Denn wer von uns hätte es sich verdient ???

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