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Vaterunser: Text und Übung zum wichtigsten Gebet der Welt

„Vater unser im Himmel“ – mit diesen Worten beginnt das Gebet, das Christen rund um den Globus verbindet. 2,5 Milliarden Menschen sprechen das Vaterunser als Zeichen ihrer Verbundenheit mit Gott. Das Gebet stammt aus der Bibel und ist von Jesus selbst überliefert.

Woher stammt das Vaterunser?

Das Vaterunser stammt aus der Bibel. In Lukas 11 (Parallelstelle: Matthäus 6) fragen die Jünger ihren Meister Jesus: „Lehre uns zu beten„. Lehre uns, mit dem Vater in Verbindung zu treten, so wie du es tust. Das Gebet, das Jesus lehrte, wurde bekannt als das Vaterunser. Es wird seit inzwischen zwei Jahrtausenden von Christen überall auf der Welt gebetet.

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Vater unser – ein Gebet mit Geschichte

Wenn Jesus betete, hatte das Macht. Ein kurzes Gebet heilte Kranke, erweckte Tote, befreite Besessene und –ganz wichtig – vermehrte Essen! Aus der Verbindung zu seinem Vater gewann Jesus die Energie für seinen Alltag, aber auch die Kraft, in einen qualvollen Tod zu gehen. Mit dem Vaterunser deutet Jesus an, wie eine solche Treue möglich wird: durch das vertrauensvolle, hingegebene, regelmäßige Gespräch mit dem Vater, dessen „Wille geschehen soll“.

Das Vaterunser – bekannt, aber selten verinnerlicht

In Deutschland können mehr Menschen das Vaterunser auswendig, als den Text der Nationalhymne. Vor allem aber gibt uns Jesus mit diesem Gebet einen Wegweiser, wie Gebet aussehen kann. Obwohl es in unseren Breiten jeder und jede aus dem Religionsunterricht oder der Kirche kennt, bleiben die Worte bei vielen unpersönlich und distanziert. Was beten Christen da eigentlich? Und was kann es mir persönlich bedeuten?

***

Wie lautet das Vaterunser?

([Text] mit Erklärungen)

[Vater unser im Himmel]
Im Gebet spreche ich mit meinem Vater, bei ihm darf ich ehrlich und offen reden. Es soll ein vertrautes Gespräch sein, voller Nähe. Aber das muss ich auch zulassen.

[Geheiligt werde dein Name.]
Trotz dieser Nähe redet Jesus nicht gleich über sich. Er richtet den Blick zuerst auf Gott und dessen Ziele für unser Leben: dass sein Name geehrt wird, sein Reich in diese Welt kommt und sein Wille geschieht.
Was heißt es, Gottes Namen zu heiligen? Luther beschreibt das so: „Wir bitten in diesem Gebet, dass Gottes Name auch bei uns heilig werde.“ Was uns heilig ist, bedeutet uns mehr, als alles andere in unserem Leben. Seinen Namen zu heiligen heißt, Gott an erste Stelle zu setzen.

[Dein Reich komme.]
Gottes Reich, das ist eine Welt, in der alles gut sein wird, weil er regiert und damit auch die Liebe. Diese Welt ist noch nicht Realität für uns, das wird sie erst am Ende aller Zeiten sein. Aber Gott hat uns Christen die Macht gegeben, kleine Stücke dieser Welt schon jetzt in unserem Umfeld aufzubauen. Durch Taten der Liebe. Wenn wir diese Worte sprechen, dann beten wir also, dass die Liebe in unserer Welt zunimmt. Ein schöner Gedanke.

[Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden.]
Umso schwieriger sind die folgenden Worte: Dein Wille geschehe. Diese Worte hat auch Jesus kurz vor seiner Festnahme gebetet (Markus 14,36). Setzen wir Gottes Willen über unseren Willen? Nur daraus wächst Nachfolge.

[Unser tägliches Brot gib uns heute.]
Mein tägliches Brot betrifft nicht nur mein Essen. Hier geht es um die alltäglichen Sorgen, die mich umtreiben. Meine Leistungen, Menschen in meinem Leben, Ängste, Annahmekämpfe, Grenzen. Um all das, was meine Gedanken füllt.

[Und vergib uns unsere Schuld,]
Wo bin ich heute schuldig geworden? Klingt komisch. Aber ich glaube, es ist eine wichtige Frage. Sie lässt uns nicht vergessen, wer wir sind. Sünder, die Gott von ihrer Schuld befreit.

[wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.]
Und gerade weil wir von dem befreit werden, was wir getan haben, ist es unsere Aufgabe, anderen das zu vergeben, was sie uns angetan haben. Nur dadurch können Verletzungen wieder zuwachsen. Bei uns und bei anderen.

[Und führe uns nicht in Versuchung sondern erlöse uns von dem Bösen.]
Eine starke Macht in unserem Leben sind unsere Sehnsüchte. Sie sind etwas Gutes, denn sie treiben uns an. Aber es sind auch Punkte, an denen wir empfindlich sind. Versuchung ist da, wo wir mit Sehnsüchten kämpfen und das Vertrauen zu unserem Vater in Frage stellen. Auch das sollen wir im Gebet an ihn abgeben.

[Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit.]
Zuletzt dreht sich das Leben aber nicht um mich. Ich bin nur Schauspieler auf seiner Bühne. Er ist ein mächtiger und herrlicher Gott, der mich staunen lässt. Auf seine Größe zu schauen statt auf die Sorgen meines Lebens, tut mir gut.
[Amen.]

Was bedeutet das Wort amen?

Amen ist hebräisch und bedeutet „So sei es“. Ich stimme den Worten zu – nicht nur mit den Lippen, sondern mit all meinem Sein. Das Vaterunser ist mein persönliches Bekenntnis, mit dem ich Gott als Gott anerkenne – mit allen Konsequenzen. Er wird es gut machen.

Das Vaterunser in der Version der Band DMMK

Das Vaterunser ist ein guter Einstieg ins Gebetsleben – es gibt mir die Worte vor und umfasst jeden Bereich meines Lebens. Gott zeigt sich als Fürsorger meines GANZEN Lebens. Wem darüber hinaus die Worte fehlen, der findet im Netz Gebetsangebote wie amen.de, bei denen Christen stellvertretend mitbeten.

***

Autorin Carolin Schanz ist dankbar für das Vaterunser. Weil es ihr Worte gibt, wenn sie selbst keine mehr findet.


Lesetipps:


Übung: Eine Woche betend unterwegs mit dem Vaterunser

Wie findet man einen neuen Zugang zu diesem altvertrauten Gebet? Zum Beispiel, indem man sich den Worten Jesu als „Häppchen“ nähert.

Tag 1, Sonntag: Vater unser im Himmel

Übung 1: Gott im eigenen Vater entdecken

Ich sammle schöne Erinnerungen an meinen Vater. Was fällt mir ein? Welche schöne Charaktereigenschaft konnte ich an meinem Vater erleben? Ich schreibe oder male sie auf. Was sagt das über Gott aus?

Übung 2: Beten

Immer wieder bete und bewege ich: „Unser Vater im Himmel.“ Was löst das vor diesem Hintergrund in mir aus?

Tag 2, Montag: Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Übung: Den Himmel ins Haus holen

Ich nehme mir heute Zeit und gehe durch meine ganze Wohnung – von Zimmer zu Zimmer und bete: Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch in meinem Schlafzimmer, im Büro, usw. – Was fällt mir auf? Was bewegt mich in den einzelnen Räumen? Was möchte ich festhalten im Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche, Bad, Kinderzimmer, Eingang, Arbeitszimmer, Garage, Keller/Abstellraum, usw.?

Tag 3, Dienstag: Unser tägliches Brot gib uns heute

Übung: Bedürfnisse wahrnehmen

Morgens: Ich mache mir eine Liste mit allen Bedürfnissen, die ich heute habe. Was brauche ich, um heute (gut) zu leben? Ich bete: Unser tägliches Brot gib uns heute.

Abends: Ich gehe diese Liste betend durch. Ich danke für jedes heute gestillte Bedürfnis und bitte weiter, wo etwas offengeblieben ist. Was möchte ich Gott jetzt sagen?

Tag 4, Mittwoch: Und vergib uns unsere Schuld.

Übung: Schuld anschauen und loslassen

Morgens: Ich suche mir einen Stein, der in meine Hosentasche passt. Er steht für die Last der Sünde. Immer wieder erinnere ich mich heute an das Gebet: Vergib mir meine Schuld. Was ist meine Schuld? Wo werde ich schuldig?

Abends: Ich bekenne ganz bewusst vor Gott die konkrete Schuld, die ich heute auf mich geladen habe: Schuld in dem Sinn, dass durch sie die Beziehung zu Gott und meinen Mitmenschen gestört wurde. Mit einem Dankgebet bringe ich den Stein dahin zurück, wo ich ihn hergenommen habe. Jetzt bin ich diese Last los. Befreit und dankbar gehe ich zu Bett.

Tag 5, Donnerstag: Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Übung: Anderen vergeben

Morgens: Ich beginne den Tag mit einem Gebet und bekunde meine Bereitschaft, allen zu vergeben, die mir heute begegnen.

Abends: Welche Menschen sind mir heute begegnet? ich mache eine Liste. Ich geh die Liste durch und spreche über jeden aus: „So wie Gott mir vergeben hat, möchte ich dir heute vergeben.“ Ich schicke einer Person von der Liste noch einen kleinen Gruß per WhatsApp.

Tag 6, Freitag: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Übung: Fastentag

Morgens: Ich verzichte heute auf etwas, das mir merklich wichtig ist (Essen, Medien, Süßigkeiten, etc.) Auf was verzichte ich?

Tagsüber: Ich übe heute ein, treu zu sein, durchzuhalten, auch wenn es schwerfällt. Wie fühlt es sich an, zu verzichten – für Gott etwas einzusetzen? Was macht das mit mir? Ich bete immer wieder: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“

Abends: Ich beende den Tag mit dem Gebet: „Jesus sei du meine Freude, mein Glück, meine Mitte. Mit dir habe ich alles.“

Tag 7, Samstag: Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Übung: Reflektion

Ich nehme mir heute noch einmal Zeit, um über die Woche nachzudenken und meine Unterlagen betend durchzugehen. Was hat Gott mir geschenkt? Wie hat er mich berührt? Mit einem langsamen und bewusst gesprochenen Vaterunser endet die Woche.

Eine Kirchengemeinde am Bodensee hat einen Vaterunser-Weg initiiert. Auch das ist eine Möglichkeit, dieses Gebet neu zu erleben. Wie dieser Weg aussehen kann, und welche Erfahrungen die Gemeinde damit gemacht hat, können Sie hier nachlesen.


Weiterbeten:

Logo Amen.de

1 COMMENT

  1. Ich muss, das Vater unser wieder erlernen, da ich es sehr lange nicht mehr für mich gesprochen habe. Denn es ist wichtig zu erkennen, das es nicht um den Willen des Menschen geht, sondern der sein Wille bedarf ist. Wir sind seine Geschöpfe, die an erster Stelle stehen. Und er ist der Erste, der vor uns und der Welt schon war. Durch in wurden wir. Wir sind sein Eigentum. Nicht nach unser Willen sollen wir leben, wir müssen lernen nach seinem Willen zu leben. Denn wer nicht den Willen des Vaters tut, der kann für den Herrn nicht Bruder oder seine Schwester sein.

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