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Aller Augen warten auf dich

Der Barock-Komponist Heinrich Schütz schrieb diese Motette für einen Knabenchor. Gott als Geber aller guten Gaben steht im Mittelpunkt.

Aller Augen warten auf Dich, Herre,
und Du gibest ihnen ihre Speise zu seiner Zeit.
Du tust Deine milde Hand auf und sättigest alles,
was da lebet, mit Wohlgefallen.

Heinrich Schütz (1585 – 1672)


Der Tisch ist gedeckt. Die Gäste sind pünktlich eingetroffen und bedanken sich für die Einladung. „Bitte Platz nehmen, das Essen wird jetzt aufgetragen!“ Und dann? Wer spricht heute das Tischgebet? Keiner! Es wird gesungen, mehrstimmig! Aha, also ein Kanon, vielleicht: „Segne, Herr, was deine Hand uns in Gnaden zugewandt. Amen.“ „Nein – wir singen jetzt nicht dreistimmig, sondern vierstimmig!“ Also dann: „Alle guten Gaben, alles was wir haben …“ Noch ein Nein! „Wir singen jetzt keinen Kanon, sondern ein Chorlied: Aller Augen warten auf dich.“

Wer hätte das gedacht? Da muss man ja noch einmal aufstehen, im Chor sitzt man ja nicht beim Singen. Und nun wird das Lied angestimmt. Alle singen den gleichen Text, einige auf die Melodie, andere dazu den Alt, Tenor oder Bass. Dieses Lied wird gelegentlich auch im Gottesdienst gemeinsam gesungen oder vom Chor vorgetragen, zum Beispiel am Erntedankfest. Es ist ein Meisterstück aus dem Barock, eigentlich eine Motette. Der Komponist hat sie wohl für einen Knabenchor geschaffen, dessen Mitglieder ja auch versorgt wurden und täglich gemeinsam gegessen haben.

Heute findet man „Aller Augen warten auf dich“ in vielen Gesangbüchern. Ältere Leserinnen und Leser werden es schon seit frühen Jahren kennen, denn es stand im „Jugendpsalter“ und in der Parallelausgabe „So singen wir“. Ja, so singen wir es heute noch. Der Text der Motette kommt ohne Reime aus. Es sind zwei Verse aus einem recht langen Psalm in der Übersetzung Martin Luthers. Heinrich Schütz hat ein paar Wörter hinzugefügt, damit zum Beispiel Gott nicht nur „geduzt“ wird, sondern auch mit dem Ehrentitel „HERR“ angeredet wird.

Der gesungene Bibeltext hat inhaltlich keineswegs nur uns Menschen im Blick. Alle Lebewesen verdanken Gott ihre Nahrung. Ja, der Schöpfer aller Kreatur hat alle im Blick. Und alle Geschöpfe warten sehnsüchtig darauf, dass er seine wohltätige Hand öffnet. Der Tisch ist gedeckt. Ob wir singen oder sprechen: Wir danken Gott für das tägliche Brot. Und denken hoffentlich daran, selbst auch anderen gegenüber mildtätig zu sein und hilfsbereit zu handeln, zur rechten Zeit.

Text: Günter Balders


Hier findest du gute Gedanken zu weiteren altbekannten Chorälen und christlichen Liedern.

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