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Politiker und Christ: Wolfgang Schäuble verstorben

Wolfgang Schäuble ist tot. Der 81-Jährige starb am Dienstag im Kreise seiner Familie, wie sein Bundestagsbüro am Mittwoch in Berlin bestätigte.

Schäuble war seit den 80er Jahren Bundesminister in verschiedenen Ressorts, Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag, CDU-Parteichef und von 2017 bis 2021 Bundestagspräsident. Der promovierte Jurist, der neben Rechts- auch Wirtschaftswissenschaften studiert hatte, hatte 1984 als Bundesminister für besondere Aufgaben erstmals ein Regierungsamt übernommen. Als Bundesinnenminister verhandelte er 1990 maßgeblich die Staatsverträge zur deutschen Vereinigung.

In den 90er Jahren war er als Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag eine wichtige Stütze für Kanzler Helmut Kohl, doch nach der Wahlniederlage der Unionsparteien 1998 kam es zum Bruch. Im Zug der CDU-Spendenaffäre gab Schäuble nach nicht einmal anderthalb Jahren im Februar 2000 den Parteivorsitz auf und zog sich auch von der Spitze der Fraktion zurück. Er hatte zuvor eingeräumt, 1994 eine Barspende in Höhe von 100.000 DM vom Waffenhändler Karlheinz Schreiber entgegengenommen zu haben.

2005 berief Angela Merkel Schäuble erneut zum Bundesinnenminister, 2009 wechselt er ins Finanzressort. In der zurückliegenden Wahlperiode von 2017 bis 2021 war Schäuble Bundestagspräsident.

Schäuble war der dienstälteste Abgeordnete der deutschen Parlamentsgeschichte seit 1871. Im November 1972 war der gebürtige Freiburger im Wahlkreis Offenburg erstmals in den Bundestag gewählt worden. Seit fast 50 Jahren hatte er ohne Unterbrechung das dortige Direktmandat inne.

„Jeder sollte die Bibel lesen“

Seit mehr als 30 Jahren war der evangelische Christ Schäuble vom dritten Brustwirbel abwärts gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen, nachdem am 12. Oktober 1990 ein psychisch kranker Attentäter bei einer Wahlkampfveranstaltung in Oppenau nahe Offenburg auf ihn geschossen hatte. Als Redner wirkte er bei mehreren evangelischen Kirchentagen mit. 2022 war er Schirmherr des Christival in Erfurt und hatte in einer Videobotschaft bekannt: „Der Glaube an Jesus kann ein großer Halt und Mutmacher sein.“

Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung hatte Schäuble 2017 gesagt, der christliche Glaube sei für ihn eine „Quelle der Vergewisserung und der Gelassenheit“. Er fühle sich dadurch „für die Widrigkeiten des Lebens besser ausgestattet“. Außerdem sagte der Politiker, die Bibel sollte „zum Handwerkszeug jedes Menschen gehören“, der mit Sprache und Politik zu tun habe. Sie sei „eines der wichtigsten Bücher unseres kulturellen Wissens“. Er sei „manchmal fassungslos“, wenn er feststelle, dass junge Menschen nicht mehr die Bedeutung von Feiertagen wie Karfreitag wüssten.

Die Bibel liefere zwar keine Gebrauchsanleitung für das politische Leben, aber sie gebe Orientierung. So lehre sie zum Beispiel „die Begrenztheit menschlicher Macht und damit die Absage an Fanatismus und Verabsolutierung. Die Bibel helfe auch, gelassen zu bleiben: „Wir treffen nur sehr vorläufige Entscheidungen, die immer wieder durchkreuzt werden. Wir sind zur Freiheit berufen“, sagte Schäuble. Er appellierte daran, dass jeder selbst die Bibel lesen sollte und „selbst darum ringen“ müsste.

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8 Kommentare

  1. Wolfgang Schäuble hat sich um Deutschland 🇩🇪 verdient gemacht und aus seiner christlich-evangelischen Gesinnung nie einen Hehl gemacht!

  2. Dr. Wolfgang Schäuble (* 18.9.1942 † 26.12.2023), 81 Jahre hat sich um Deutschland 🇩🇪 verdient gemacht!

  3. Keine Hoheit über den Stammtischen

    Ich halte den verstorbenen Politiker Wolfgang Schäuble für eine (sogenannte) ehrliche Haut, Konsequent auch in der Überzeugung, dass eine politische Kultur auch Bürgerinnen und Bürger benötigt, die erstens unterschiedliche Meinungen haben und sie dann auch fair oder argumentativ austragen. Anders kann es ja nicht sein. Wenn er sagt „jeder sollte die Bibel lesen“, dann kann ich ihm fest zustimmen. Allerdings im Interview mit ihm, welches einige Jahr alt ist, kommt Schäuble doch zu einer widersprüchlichen Aussage bezüglich des Christseins, wobei er dabei aber in guter Gesellschaft ist. Wenn er nämlich ausführt, die Politik habe bestimmte (harte!!) Sitten und Regeln, denen man sich logischerweise anpasst. Damit war ja gemeint, ggfls. auch hart mit dem politischen Gegner umzugehen. Bei dem schon lange verstorbenen Herbert Wehner wussten viele aber nicht, (kannten ihn aber vom Kirchentag), dass er als einer der ganz wenigen immer in den Gottesdiensten des Bundestages war und niemand würde ihm dabei diesbezüglich unterstellen, dies sei nur Show gewesen. Was schon deshalb völlig ausgeschlossen war, dass diese Seite seiner Persönlichkeit als Christ eher unbekannt war. Aber damals war er nicht nur zum Zorn anderer, sondern auch zum Vergnügen der Zuhörer auch in der Öffentlichkeit, ein sehr großer Polterer. Dabei ist dies jenes, was ich in der Politik hasse. Nicht aber die harte und faire Diskussion. Nicht dass auch die Opposition ihre Arbeit machen darf. Aber das fast schon oft anscheinende Verächtlichmachen anderer Poltiiker und Parteien, haarscharf an der Regelwidrigkeit des Bundestages vorbei, finde ich unter christlichen Aspekten unakzeptabel. Dies alles ist von Schäuble mir nicht geläufig.

    Aber ich würde unseren Volksvertretern und uns als Wähler:innen dringend wünschen: Habt Mut und gebt auch mal Fehler zu. Seid bereit in Krisenzeiten, die wir jetzt haben, an den großen Projekten unseres Überlebens gemeinsam festzuhalten (Kriege in Israel und Ukraine sowie an der Klimakrise, zu deren Bewältigungen). Mir sind solche oft in der Realität nicht wirklich bestehenden feindlichen Motive, sondern eher die großen schauspielerischen Künste gegenwärtig, wenn man sich im Parlament gegemseitig zutiefst verunglimpft, aber im Bundestagsrestaurant friedlich und freundlich zusammensitzt. Wie die Ausschuss-Sitzungen in den Stadträten noch nicht öffentlich waren, kam da nie ein Zeitungsreporter, was ja auch nicht möglich war. Also ging es da immer sehr strigent sachlich zu. Das war sehr gut. In den öffentlichen Stadtratssitzungen gab es dann die manchmal machtvollen Wortgefechte Einzelner, da es nächsten Tag in der Zeitung stehen sollte. Politiker sind dabei sicherlich Menschen, die wiedergewählt werden wollen, was ich ihnen auch nicht verdenke: Die dann aber in einer Gesellschaft mit Medienvielfalt gerne auch dazu neigen, mit deftiger und populistischer Art besondere Aufmerksamkeit zu generieren. Dem Volk kommen dann die Handelden vor wie Kinder, die sich darum streiten, warum man ihnen den Nachtisch vorenthält. Als Zuhörer fühlt sich dies infantil an. Schäuble gehört dort nicht dazu, auch wenn er ebenso Fehler machte. Denn mit Schaum vor dem Mund soll man weder am eigenen Küchentisch agieren noch vor dem Hohen Haus der Politik. Die Hoheit über den Stammtischen zu haben ist allerdings kein Verdienst. Auch nicht manche politischen Ideen – etwa die Abschottung Europas – aus der Mottenkiste der Rechten zu übernehmen. Solche Strategien dienen nur dem Erfolg der Rechtsradikalen: Der Mann und die Frau als gewöhnlicher Wähler entscheiden sich lieber immer für das Original. Wer die AfD überholt, der wird eben von dieser ganz schnell in den Schatten gestellt.

  4. Ich wünschte, mehr populäre Personen würden wie Wolfgang Schäuble oder Jürgen Klopp, frei und offen über ihren christlichen Glauben sprechen und weitergeben.
    Du, Leser, profitiert so sehr davon!

    • Was ist denn am Glauben einer populären Person anders als bei einer nichtpopulären Person?

      Wieso soll mir die Äußerung eines Klopp hier mehr bringen als die eines Unbekannten?

      Denn mal ganz ehrlich: Klopp kennen wir doch eigentlich auch nicht.

      • Leitbilder wohlwollend und kritisch annnähern

        Lieber Anderer Jörg: Selbstverständlich ist der Glaube eines Herrn Klopp nicht anders als der einen Unbekannten. Aber bekannte Christen und Christinnen können – wenn ihre Vita glaubwürdig ist – sowohl in ethischer Hinsicht als auch noch weitergehend aus christlicher Perspektive Leitbilder abgeben. Die Frage bleibt aber immer – bei jeder Person – ob die äußerliche Rolle mit der inneren Haltung übereinstimmt. Dabei ist auch der Frömmste nicht perfekt. Leitbilder sind zwar sehr wichtig, aber man muss sich ihnen daher wohlwollend und zugleich kritisch annähern.

        • 1 Kann aber, siehe z.b. Kayne West, auch ziemlich daneben gehen.

          2 In der Regel gehen diese Promibotschaften nicht über Platitüden hinaus Da finde ich tiefergehende Aussagen von in der Regel Nichtprominenten deutlich interessanter.

          Und bleiben wir mal bei Klopp (Schäuble möchte ich auf Grund seines Todes hier nicht thematisieren). Er ist ein großartiger Fußballtrainer. Aber was wissen wir wirklich über ihn als Mensch und Christ? So gut wie nichts.

          • Zu Jürgen Klopp haben wir mehrere Artikel veröffentlicht, da geht es inhaltlich deutlich über Plattitüden hinaus. Trotzdem maße ich mir kein „Urteil“ an. Aber: Mit David Kadel habe ich einmal über dieses Thema gesprochen. Er meinte, dass er das bei manchen jüngeren Fußballern durchaus auch mit einer gewissen Skepsis betrachte. Da käme leichter mal ein frommer Spruch – ohne viel Tiefgang. Bei Jürgen Klopp, den er schon sehr lange persönlich kennt, sei das allerdings völlig anders. MfG, Daniel vom JDE-Team

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