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Ein guter Christ ist kein radikaler Pazifist

Müssen Christen immer die andere Wange hinhalten und komplett auf Gewalt verzichten? Keinesfalls, meint der Ethiker Alexander Maßmann.

Keine Waffen an die Ukraine liefern oder noch deutlich mehr? Der Ethiker Alexander Maßmann beschäftigt sich für die Nachrichenseite evangelisch.de mit der Frage, ob Pazifismus die einzige christliche Option ist. Maßmann sieht für einen Radikalpazifismus keinen Platz in der christlichen Ethik in einer Demokratie. Um das Problem zu klären, wirft er einen Blick in die Bibel. Das Neue Testament äußere sich zwar kritisch zur Gewalt, halte den Dienst als Soldat allerdings vereinbar mit dem Glauben.

Außerdem ist Maßmann der Ansicht, dass die Gewaltfreiheit der Bergpredigt nicht 1:1 auf heute angewendet werden könne. In einer Demokratie wie Deutschland können die Bürgerinnen und Bürger – anders als im Römischen Reich oder der DDR – mitbestimmen. Deshalb seien Christinnen und Christen mitverantwortlich für den Schutz der Mitmenschen. „Denn wer Unrecht nicht ahndet, ermuntert zur Gewalt“, schreibt Maßmann. Der Radikalpazifismus dagegen verweigere sich der Mitverantwortung, das Recht durchzusetzen.

Link: „Ist Pazifismus die einzige christliche Option?“ (evangelisch.de)

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7 Kommentare

  1. Man muss als Christ sicherlich kein radikaler Pazifist sein.

    Aber die Umkehrung ‚Ein guter Christ ist kein radikaler Pazifist‘ stößt mir sauer auf.

    D.h. Mitglieder der sogenannten Friedenskirchen wie die Quäker, Mennoniten und der Church of Brethren sind keine guten Christen?

    Eine ziemlich gewagte These.

    • Niemand ist vollkommen

      Lieber Joerg, das habe ich aber nicht gemeint und geschrieben. Es gibt keine vollkommenen Christen, selbst wenn sie das glauben. Christen glauben erlösungsbedürftig zu sein. Und es gibt auch sonst keine anderen vollkommenen Menschen, auch nicht als Pazifisten. Ich bin aber davon überzeugt, dass die Quäker, Mennoniten und die mir unbekannte dritte Kirche Pazifisten sind (oder sein können), halte ich doch sehr wahrscheinlich und gut. Ich bin auch ein Pazifist, aber jemand der daraus wegen der Schwierigkeit ethischer Fragen soft umgeht. Wenn man aber beispielsweise in den USA bei den Evangelikalen oft für die Todesstrafe ist, keinesfalls Pazifist und dazu noch stockkonservativ sowie ein glühender Trumpanhänger, spricht dies nicht für unsere christliche Glaubwürdigkeit. Man darf auch glauben dass die Welt in 6 Kalendertagen erschaffen wurde, aber das trägt nicht dazu bei, den zum Glauben gehörenden Zweifel durch so eine unsinnige Denkweise auszumerzen. Christen die sich sonntags gute oder schlechte Predigten anhören, haben das gültige Weltbild von 2022 und das Denken nicht an der Garderobe abgegeben.

      • Ich bezog mich nicht auf Dich sondern auf den Titel des Artikels. Den finde ich schlicht ungehörig.

        • Leider lese ich manches nur oberflächlich, aber es war ja auch keine böse gemeinte Bemerkung

  2. Jesus hat Gewalt abgelehnt

    Selbstverständlich konnten auch die Menschen in der Urgemeinde keine Superchristen sein. Schon vorher war Jesu Reaktion auf eine gezielte entsprechende Suggestivfrage seine Antwort: „Gib Gott was Gottes ist und dem Kaiser was des Kaisers ist“! Wenn ich das richtig sehe, ging es aber um die – wie wir es heute bezeichnen – „Steuer“. Wir können nicht, selbst wenn wir es wollten, Superchristen sein. Dann wäre unsere Erlösung im Prinzip nicht erforderlich und die Gebote wie ein Gesetz zu betrachten sowie einzuhalten, auch entsprechend einfach. Heute geht es darum aus der Vergebung Gottes zu leben und auch dem Mitmenschen – nicht nur dem Mitchristen – zu vergeben. Frieden zu suchen ist immer geboten.

    Es dürfte nicht widerspruchsfrei sein, dass viele Christen damals Legionäre waren, aber dennoch bleibt wahr, dass Jesus Christus selbst sich nicht verteidigte, nicht die Legionen Engel wie Soldaten zur Hilfe gerufen hat, um seine Kreuzigung abzuwehren. Und ich glaube auch nicht an die (kriegerischen !!) Engel. Christi Liebe hatte eben jene Tiefe, die alle Gewalt ausschloss. Mit Gewalt kann niemand Gerechtigkeit erreichen und nachhaltig einrichten. Die Evangelische Kirche hat in Deutschland nach den unsäglichen Untaten, nicht nur an unseren jüdischen Mitbürgern und anderen nicht normgerechten bzw. nazigeneigten Menschen, sondern auch wegen großem Unrecht durch und mit dem Zweiten Weltkrieg, (Herr P. lässt grüßen) ein wichtiges Bekenntnis abgelegt: Der Krieg ist gegen den Willen Gottes. Neutestamentlich kann davon nicht mehr zurück.

    Gewalt ist ein sehr schwieriges christliches und daher auch ethisches Problem. Niemand muss sich – siehe die Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Gefangenschaft – versklaven lassen. In moderner Hinsicht korrespondiert damit die Frage eines Erlaubtseins des Tyrannenmordes. Ich glaube auch dass Notwehr, auch eines zu Unrecht überfallenen Staates, jedenfalls erlaubt ist. Das Ziel aber muss allerdings der Frieden sein. Als Christ glaube ich ebenso an die alttestamentliche Prophetie eines Friedensreiches, in der das Kriegführen geächtet ist. Aber dass die Waffen zu Pflugscharen werden, also aus der Gewalt eine Energie entsteht für positive gemeinsame Ziele, dürfte in Zukunft auch nicht in erster Linie unserer menschlicher Diplomatie entspringen. Hier geht es darum, dass alle Menschen auf Erden, die ja alle auch Kinder Gottes sind, auf ihren Schöpfer hören (und damit auch auf Christus). Davon kann heute nicht die Rede sein. Die 10 Gebote, die nicht präzise und damit auch nicht juristisch gemeint sind, werden noch nicht einmal außer Kraft gesetzt, wenn man sich gegenseitig möglichst brutal und unmenschlich, mit Hilfe moderner Technik, vom Leben zum Tode befördert. Jenes Friedensreich grenzt wahrscheinlich eng an den dann entstehenden Neuen Himmel und die Neue Erde an, also eines ganz anderen Universum: Dem „Neuen Jerusalem“ auf Erden, in dem Gott bei den Menschen wohnt (zeltet). Das alte Universum wird wahrscheinlich – meinen die Wissenschaftlicher – noch 1 hoch 27 Jahre existieren, oder vielleicht (fast !!) ewig. Aber danach kommt das, was wir alle glauben, nämlich dass Gott und die Welt wieder eins werden (als Paradies) Für uns ist dies in jenem Augenblick, in dem wir wie durch eine Tür augenblicklich diesen Bereich Gottes kommen. Dort ist nur Friede und Liebe, weil Gott alles in allem sein wird. Menschen mit Nahtoderfahrung haben oft schon an jener Grenze gestanden und unglaubliche Erfahrungen gemacht. Ich glaube auch, dass sie dann viel liebevoller und friedlicher wurden. Aber hier sind wir nie vollkommen, aber Gottes vollkommene Liebe, für die Jesus Zeugnis ablegte, gilt überall allen. Deshalb würde ich auch wieder den Wehrdienst verweigern Dann ist aber der Soldat für mich kein potentieller Mörder. Ich halte das selbst nicht widerspruchsfrei, aber so ist es auch mit jeder Ethik.

  3. Auch, wen ich dafür immer wieder heftigen Widerspruch ernte: zu den erst römischen Christen gehörten viele Legionäre. Und die haben nicht etwa ihren Beruf an den Nagel gehängt.

    • Ja, so war’s. Die vielen Versetzungen in der römischen Armee haben dann auch erheblich zur Ausbreitung des Christentums beigetragen.
      Erst als die staatlichen Christenverfolgungen kamen und die Legionäre zu Verfolgern wurden, da konnte man als Christ nicht mehr Legionär sein.

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